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Ophiuride
algebraische Kurve Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Ophiuride (von altgriechisch ὀφίουρος ophíouros [gesprochen ophíuros] „schlangenschwänzig“[1.1] und εἶδος eidos „Gestalt“)[1.2] – auch Schlangenschwanzlinie genannt – ist eine Kurve. Sie erhielt ihren Namen aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit den Schlangensternen (Ophiuroidea). In impliziter Form lässt sich die kubische Kurve durch folgende Gleichung beschreiben:
- .

Darin sind und die zueinander rechtwinklig stehenden Seiten des sogenannten Rechtwinkelhakens (blau), der die Form und Lage der Ophiuride bestimmt.
Die Kurve wurde 1809 von Diedrich Uhlhorn veröffentlicht. Für ihre zeichnerische Darstellung existieren spezielle Konstruktionsmethoden. Auffällig ist ihre enge Verwandtschaft zu den Rollkurven, insbesondere zu zwei Rollkurven im weiteren Sinne: der Lotfußpunktkurve einer Parabel sowie der Zissoide des Diokles (siehe Abschnitt Erzeugung).
Die Ophiuride ermöglicht das geometrische Lösen zweier zentraler klassischer Probleme der Antike: Zum einen die Würfelverdoppelung, also die Konstruktion eines Würfels mit doppeltem Volumen eines gegebenen Würfels und zum anderen die Dreiteilung eines Winkels, bei der ein beliebiger Winkel in drei gleiche Teile zerlegt wird. Aufgrund dieser Eigenschaften ist gewährleistet, dass sich mit Hilfe der Ophiuride alle kubischen Gleichungen geometrisch lösen lassen (siehe Abschnitt Lösen kubischer Gleichungen). Hierzu genügen jeweils eine Gerade und ihre Schnittpunkte mit der Kurvenschleife.[2]
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Historisches
Zusammenfassung
Kontext

Urheber der Kurve ist der Autodidakt Diedrich Uhlhorn (1764–1837). Als Mathematiker ist er nie hervorgetreten. Im weiteren Leben wurde er allerdings als Pionier des Maschinenbaus berühmt. Der Bau seiner Münzpresse (1817) bahnte dem Kniehebelprinzip den Weg. Im Jahr 1809 brachte Uhlhorn ein Buch heraus mit dem Titel „Entdeckungen in der höhern Geometrie“. Darin stellt er zahlreiche höhere Kurven vor, zusätzlich auch Werkzeuge zu deren Erzeugung. Die Ophiuride bildet den Auftakt. Ihre Bezeichnung leitet er her aus dem Altgriechischen: „Schlangenschwanzlinie“.[3.1]
Erklärtes Ziel bei der Vorstellung dieser Kurve ist es, einen Großteil der antiken Lösungen zu den „Großen Problemen“ (Würfelverdoppelung, Dreiteilung des Winkels) – die berüchtigten Neusis-Konstruktionen – von dem Vorwurf zu befreien, eine Verwirklichung sei hier nur möglich mittels Probieren. Johann Christoph Sturm hatte von „Hin- und Wiederrukken“ eines Lineals gesprochen (1670),[4] Jean-Étienne Montucla erstmals von Herantasten (« une sorte de tâtonnement », 1758).[5] Uhlhorn betont wiederholt: „Ohne Probieren lässt sich das Gesuchte auf folgende Art finden: […]“[3.2][6]
Die Kurve zeichnet sich zunächst einmal dadurch aus, dass sie in das Umfeld der aus der Antike überlieferten Lösungen eingepasst ist: Auch die Lösungen von Nikomedes basieren auf einer Kurve, der Konchoide. Uhlhorn stellt drei Geräte zur Erzeugung seiner Kurve vor,[3.3] ausgehend von unterschiedlichen Lösungsansätzen der Antike (Platon, Apollonius und Philo). Dem im Abschnitt Mittels Doppelgnomon abgebildeten Gerät gibt er den Vorzug.[3.4]
Der Ansatz der Lösung Platon legt einen Rückgriff auf eine Kurve nahe. Das war bereits Thomas Heath aufgefallen. In seiner History of Greek Mathematics (1921) – mehr als 100 Jahre nach Uhlhorn – leitet er die Gleichung einer Ortskurve her. Diese Gleichung stellt die Ophiuride dar. Eine Darstellung der Kurve fehlt hier ebenso wie eine Bezeichnung.[7] Anders bei Wilbur Richard Knorr: Dieser mutmaßt, die Bezeichnung sei erst in der Neuzeit aufgekommen, und er verweist auf das Buch von Uhlhorn. Zu der Kurve selbst meint Knorr, sie könne auf Eudoxus zurückgehen. In der Zissoide des Diokles erkennt er einen Spezialfall der Ophiuride. Eigentlich habe sogar Platon diese Kurve erfinden können. Das Gerät, das diesem zur Lösung des Delischen Problems zugeschrieben wird, lege jedenfalls einen Einsatz als Kurvenplotter nahe: “the method for doing so is evident.”[8] Das erste der Uhlhornschen Zeichengeräte für die Ophiuride wendet eben diesen Ansatz praktisch an.
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Definition
Zusammenfassung
Kontext


Gegeben sei ein Rechtwinkelhaken mit den kartesischen Koordinaten der Punkte und den frei wählbaren und , den Kantenlängen und sowie mit und .
Der Punkt bewege sich auf der Geraden, die durch verläuft. Die Ophiuride zum Rechtwinkelzug ist dann die Ortslinie des Schnittpunktes der Parallelen zu durch mit der Senkrechten zu in .
Eine Gleichung der Ophiuride leitet Uhlhorn allgemein her:[9.1][3.5]
- „Bei Uhlhorn sind x und y vertauscht“[9.1]
- Damit würde die Ophiuride, z. B. mit , im Gegensatz zu den betreffenden Darstellungen in den Tabellen, parallel zur y-Achse verlaufen.[3.6][10.1]
Herleitung der Gleichung
Aufgrund der ähnlichen Dreiecke gilt:
- , oder auch ,
- daraus folgt: .
Darüber hinaus gilt: ,
- oder auch ,
- daraus folgt: .
Nun ist , oder
- und , oder .
Wegen (siehe oben) ist folglich[3.5]
Somit gilt:[9.2]
- ,
schließlich umgeformt:
Im Eingangsbeispiel mit führt das auf die Gleichung
- .
Wählt man andererseits und beliebig, erhält man eine Kurvenschar (siehe Abschnitt Würfelverdoppelung)
- .
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Erzeugung
Zusammenfassung
Kontext
Als Lotfußpunktkurve einer Parabel
Gegeben sei eine Parabel , die zugehörige Leitlinie. sei ein beweglicher Punkt auf der Parabel , die zugehörige Tangente. sei ein beliebiger Punkt auf einer Linie, die parallel zur Leitlinie und durch den Scheitel verläuft. Die Ortslinie des Schnittpunkts von mit dem Lot von auf ist dann eine Ophiuride. Ist der Scheitelpunkt der Parabel , so ergibt sich die Zissoide des Diokles.[11.1]
Konstruktion[9.3]
Es beginnt mit dem Einzeichnen der Parabel mit Scheitelpunkt , dem Ursprung eines kartesischen Koordinatensystems. Der Kreis mit Radius (entspricht des Koeffizienten der Parabelgleichung ) um Punkt schneidet die -Achse im Brennpunkt und im Punkt . Durch wird die Leitlinie parallel zur -Achse gezogen.
Der bewegliche Punkt wird auf die Parabel gesetzt, anschließend die zugehörige Tangente bestimmt. Hierzu dient ein Kreis mit Radius um den Punkt , generiert wird damit der Schnittpunkt auf der -Achse. Nach dem Ziehen der Tangente durch und setzt man den festen Punkt beliebig auf die -Achse. Eine Senkrechte durch schneidet die Leitlinie in . Im dargestellten Beispiel hat der Rechtwinkelhaken die Längen und . Abschließend zieht man eine, auf die Tangente senkrecht stehende Gerade durch . Schnittpunkt ist , der liegt auf der Ortslinie der Ophiuride.
Wird der Punkt auf der Parabel bewegt (siehe Animation), generiert Punkt den Graphen der Ophiuride mit deren Berührpunkt auf der Parabel. Für den so erzeugten Graphen der Ophiuride gilt die kubische Gleichung:
Als Medianlinie von Kreis und Gerade
Gegeben sei ein Kreis und eine Gerade außerhalb. sei ein fester Punkt auf dem Kreis . sei ein beliebiger Punkt auf . Die Strecke sei verlängert bis zum Schnittpunkt mit der Geraden . Die Ortslinie der Mittelpunkte der Strecke ist dann eine Ophiuride. Die Zissoide des Diokles – ein Spezialfall der Ophiuride – ergibt sich hier, wenn der Punkt auf dem Lot vom Zentrum des Kreises auf die Gerade liegt.[9.4]
Konstruktion[9.5]
- Für die nebenstehende Darstellung „Ophiuride gleich Zissoide des Diokles …“ setzt man beispielsweise den Kreis mit Radius auf die Koordinaten eines kartesischen Koordinatensystems. Schnittpunkt ist . Nach dem Bestimmen des Punktes wird die zur -Achse parallele Gerade gezogen. Nun wird der Punkt beliebig auf den Kreis gesetzt. Es folgt eine Gerade, die durch und verläuft und dabei den Schnittpunkt generiert. Abschließend wird die Strecke in halbiert. Der so erzeugte Punkt liegt auf der Ortslinie der Ophiuride.
- Wird der Punkt auf der Geraden bewegt, generiert Punkt den gesuchten Graphen der Ophiuride gleich einer Zissoide des Diokles, darin ist :
- [10.3]
- Für die darunter stehende Darstellung „Ophiuride von Kreis und Gerade“ setzt man den Kreis beispielsweise auf den Mittelpunkt , damit ist und sowie der Radius . Der Punkt wird mittels Kreisbogen und dem Radius bestimmt und anschließend die zur -Achse parallele Gerade gezogen. Die nächste Gerade verläuft durch und ; sie erzeugt dabei den Schnittpunkt . Abschließend wird die Strecke in halbiert. Der so erzeugte Punkt liegt auf der Ortslinie der Ophiuride.
- Wird der Punkt auf der Geraden bewegt, generiert Punkt den gesuchten Graphen der Ophiuride von Kreis und Gerade:
- [10.4]
Mittels Doppelgnomon
Das Gerät besteht aus zwei rechtwinkligen U-förmigen Holzgestellen. Die freien Schenkel des oberen verfügen in Längsrichtung über Aussparungen, in denen die freien Schenkel des unteren beweglich geführt werden. Auf dem Bügel des unteren ist ein Stift angebracht. Ihm genau gegenüber auf dem Bügel des oberen befindet sich ein Schreibstift .
Gegeben sei eine Gerade, die durch verläuft, mit dem Teilpunkt . In sei eine Strecke der Länge abgetragen bis zum Punkt , auf dem Lot in eine Strecke der Länge bis zum Punkt . Das Gerät liegt dann mit seinem Innenbügel im Punkt fest an, gleichzeitig mit dem Außenbügel im Punkt . Der auf dem Außenbügel fixierte Punkt wird über den Stift in der „Rinne“ geführt. Dreht man den Bügel um den Punkt , so bewegt sich der Punkt auf voran. Der Schreibstift zeichnet dann die Kurve auf.[3.7][3.8]

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Anwendungen
Zusammenfassung
Kontext
Würfelverdoppelung
Die Kantenlänge des verdoppelten Einheitswürfels lässt sich mit der Ophiuride als Quadratwurzel aus der Ordinate des Schnittpunkts konstruieren. Setzt man und lässt (siehe Abschnitt Definition) die Werte von bis durchlaufen, so wird die Konstruktion von kubischen Wurzeln noch einfacher: Die Seite für die entsprechende Vervielfachung des Einheitswürfels ergibt sich jeweils direkt als Länge auf der Geraden zu .[9.6]

Ophiuride mit und generiert
Kurvengleichung:
Die Ophiuride als Trisektrix
Abschließend stellt Uhlhorn eine Lösung des zweiten der Großen Probleme der Antike mithilfe der Ophiuride vor, der Dreiteilung eines Winkels (Bild 1 rechts).[3.9] Uhlhorn erklärt: Die zusätzlichen Lösungen zur Dreiteilung des –Winkels gelten für die Winkel und .[3.10]
Konstruktion
(Bild 2, angepasst an Bild 1; animiert in Bild 3)
Auf einer Geraden wird zunächst der Punkt (entspricht dem Nullpunkt eines kartesischen Koordinatensystems) festgelegt und anschließend die Strecke bestimmt. Es folgen der Halbkreis mit Radius um , Schnittpunkt mit der Geraden ist (der zweite Schnittpunkt ist ohne Bezeichnung). Nun wird die Strecke in halbiert. Das Errichten der Senkrechten, auf in , schließt sich an. Der beispielsweise zu drittelnde Winkel wird mit dem Einzeichnen des Winkelschenkels eingetragen. Dabei ergibt sich auch dessen Supplementwinkel . Mit dem Fällen des Lots ab auf den feststehenden Winkelschenkel ergibt sich der Fußpunkt sowie mit der Sinuswert der Winkel und .
Weiter geht es mit dem Einzeichnen der Ophiuride mithilfe der Gleichung:
- .
Dabei schneidet die Ophiuride die Senkrechte über in den Punkten und . Abschließend zieht man eine Parallele zu durch und eine zweite Parallele durch . Die so erzeugten Schnittpunkte und mit dem Halbkreis liefern die gesuchten Winkel bzw. .

Winkeldreiteilung bis , Animation (GIF-Datei)
Lösen kubischer Gleichungen
Die wichtigsten Stationen auf dem Weg zum exakten Lösen von kubischen Gleichungen markieren Omar Chayyām (um 1100) mit seinem Algebra-Buch,[12] François Viète (Vieta) mit seiner Abhandlung „Supplementum Geometriae“ (1593) und René Descartes (Cartesius) mit seiner „Géométrie“ (1637). Chayyam hatte für jede der 19 Typen kubischer Gleichungen eine Lösung „mit Kegelschnitten“ (Parabel und Hyperbel) vorgelegt. Vieta hatte grundsätzlich klargestellt: Mit der Neusis-Option sind alle Fälle abgedeckt. Eine Anwendung in Form eines Beispiels fehlt bei ihm. Isaac Newton setzt diesen Ansatz später konkret um in seinen „Lucasian Lectures on Algebra“.
Descartes hatte gezeigt: Der Schnitt der Normalparabel mit einem Kreis reicht in jedem Fall aus.[3.11] Gleichzeitig hat Descartes die Möglichkeit eröffnet, für derartige Aufgaben neue Kurven einzuführen,[13.1] « […] qui peuvent aussi estres descrites par un mouvement regulier & continu […]. »[13.2] Einfacher gesagt: Eine zulässige Kurve muss durch die stetige Bewegung eines Punktes erzeugbar sein. Seit dieser Zeit sind zur Festlegung von Punkten und Strecken einzig Kurven zulässig. Genau dieses Cartesische Konzept greift Uhlhorn mit seinen Kurven auf. Die Lösungen, die sich speziell auf die Ophiuride gründen, zeichnen sich dabei dadurch aus – so betont Uhlhorn selbst –, dass man in jedem Fall „mit nur einer krummen Linie“ auskommt.[3.12]
Verallgemeinerung
Weitergehend zeigt Uhlhorn im Anschluss: Alle kubischen Gleichungen lassen sich mit der Ophiuride lösen.[3.13] Mit dieser grundlegenden Feststellung setzt Uhlhorn einen Schlusspunkt unter ein Jahrhunderte anhaltendes Bemühen um ein exaktes Lösen von höheren – insbesondere kubischen – Gleichungen. Die Zahlwerte der Lösungen von kubischen Gleichungen lassen sich in der Regel nur näherungsweise angeben.
Bei dem im Abschnitt Konstruktion erläuterten Beispiel liegt der sog. „casus irreducibilis“ der Cardanischen Formeln vor. Diese erfordern das Ziehen von kubischen Wurzeln aus imaginären Zahlen. Im Beispiel ergibt sich für den Hauptwert die Näherung . Die geschlossene Darstellung lautet: .
Eine formal korrekte Einführung dazu – als Rechnen mit gerichteten Strecken – gelang dem Norweger Caspar Wessel (1799). Allgemein bekannt wurde dieser Ansatz erst durch eine Arbeit von Carl Friedrich Gauß (1831).[14]
Methode
Gegeben sei die kubische Gleichung[3.14]
- .
Darin fehlt das noch zu ermittelnde zweite Glied . Sind die Koeffizienten mit und bezeichnet und nutzt man für das Bestimmen von die folgende Gleichung nach Uhlhorn[3.14]
- ,
folgt daraus:
- und .
Aus diesen zwei Gleichungen sind die unbekannten Größen und bestimmbar. Eine von den Dreien kann ausgewählt werden, allerdings ist es vorteilhaft (im Beispiel als ganze Zahl) festzulegen. Somit gilt:
- und .
Konstruktion

Graphische Lösung der kubischen Gleichung .
Es beginnt mit der Berechnung der Werte und , mit , für die Ophiuride.[3.14]
- , darin ist der Koeffizient von aus der kubischen Gleichung,
- ,
- , darin ist die Zahl aus der kubischen Gleichung,
- .
Es geht weiter mit dem Eintragen des Rechtwinkelhakens (blau) mit Kantenlänge ( entspricht dem Nullpunkt eines kartesischen Koordinatensystems) auf der -Achse und der auf senkrecht stehenden Kantenlänge . Nun wird auf der Punkt mit Abstand bestimmt sowie eine auf senkrecht stehende Gerade durch gezogen. Abschließend generiert man die Ophiuride (rot) mit den ermittelten Werten für und anhand der Gleichung:
- .
Die Ophiuride wird dabei dreimal von der Geraden durch geschnitten. Die Schnittpunkte und sind die drei möglichen Lösungen der gegebenen kubischen Gleichung.[10.5] Zwei davon sind irrational und eine entspricht :
- ,
- ,
- ,
- .
Eine Hyperbel als Verwandte

Eine Spiegelung am Einheitskreis führt für die Ophiuride zur Würfelverdoppelung auf eine Hyperbel.[9.7] Uhlhorn zeigt: Auf ebendiese Hyperbel führt der Ansatz der Neusis-Lösung von Sporus.[3.15] Vor allem aber lässt sich damit auch die Neusis-Lösung von Pappus retten. Immerhin hatte dieser erklärt, allein Kegelschnitte seien als Mittel zum Lösen zulässig. Eine Lösung, die sich an seine Vorgabe hält, hatte Pappus aber nie vorgelegt. Im Untertitel seiner „Entdeckungen“ heißt es bei Uhlhorn: „theoretisch und practisch abgehandelt“. So fehlt auch bei dieser speziellen Hyperbel nicht ein Werkzeug zu ihrer praktischen Erzeugung: Die Neusis-Bedingung der Längengleichheit der Abschnitte und wird hier rein mechanisch sichergestellt. Die Kurve wird aufgezeichnet durch einen Stift im Punkt .[3.16][3.17]
Konstruktion
Nach dem Einzeichnen des Einheitskreises (Inversionskreis) mit Radius um den Nullpunkt eines kartesischen Koordinatensystems, wird die Ophiuride mit den Parametern für die Würfelverdoppelung bzw. mithilfe der folgenden Gleichung eingetragen:
Die Ophiuride schneidet dabei den Inverskreis in den Punkten und sowie den Nullpunkt . Es folgt je ein Kreis mit Radius um sowie um den erzeugten Schnittpunkt . Die Gerade , senkrecht stehend zur -Achse und durch den Punkt verlaufend, schneidet die Ophiuride in .
Es folgt das Einzeichnen der Geraden durch und . Die Geraden und sind die Asymptoten der gesuchten Hyperbel. Nun wird der Winkel mithilfe der Winkelhalbierenden geteilt und die zu senkrecht stehende Gerade durch den Punkt gezogen. Um die gesuchte Hyperbel graphisch darstellen zu können, bedarf es bekanntlich außer den auf der Ophiuride liegenden drei Punkten und noch zwei weitere, also fünf auf der Hyperbel liegende Punkte.[15] Die beiden erforderlichen Punkte und erhält man durch Spiegelung der Punkte und an der Geraden .
Abschließend wird die Hyperbel mithilfe dieser fünf bestimmten Punkte eingezeichnet. Die Gleichung der Hyperbel ist bezüglich der irrationalen Koeffizienten noch zu vereinfachen, sodass gilt:

Animation mit 8 Bildern (GIF-Datei)
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Rezeptionsgeschichte
Uhlhorn sagte zutreffend voraus, die Zukunft gelte einer Art von „Construction, wo die Gleichungen durch den Zug krummer Linien abgebildet werden.“[3.18] Die Ophiuride fällt aber in der Folgezeit bald dem Vergessen anheim. Die entscheidende Quelle für eine Rezeption der Uhlhornschen Kurven in der Fachliteratur ist das Werk von Loria (1902). Hier findet sich auch eine weitere seiner Kurven, die „Toxoide“ (Bogenlinie). Die Zuschreibung dieser kubischen Duplikatrix zu Gohierte de Longchamp wird richtiggestellt.[11.2] Sie erweist sich als schlichtere, aber gleichmächtige Schwester der sog. „Kampyle des Eudoxus“.[9.8]
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Literatur
- Diedrich Uhlhorn: Entdeckungen in der höhern Geometrie. Band 1, Oldenburg 1809. Tabelle 1, Tabelle 2, Tabelle 3 und Tabelle 4
- Bodo von Pape: Die Großen Probleme der Antike II (Von Vieta bis Uhlhorn) Wuppertal 2022, ISBN 978-3-7568-3589-8 (Dissertation, bod.de).
- Thomas Little Heath: A History of Greek Mathematics. Volume 1. From Thales to Euclid. Clarendon Press 1921 (Nachdruck Elibron Classics 2006), S. 225–230 (archive.org).
- Wilbur Richard Knorr: The Ancient Tradition of Geometric Problems. Boston, 1986.
- S. Linden: Die Algebra des Omar Chayyam. Springer, Berlin / Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-55346-6.
- G. Loria: Spezielle algebraische und transzendente ebene Kurven. B. G. Teubner, Leipzig 1902 (quod.lib.umich.edu).
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Weblinks
- Ophiuride auf mathcurve
- Eric W. Weisstein: Ophiuride. In: MathWorld (englisch).
Anmerkungen
- Je nachdem, ob die Kantenlänge des Rechtwinkelhakens bzw. die Kurvenschleife unterhalb der x-Achse (-) oder oberhalb (+) liegt, ist der Term oder .
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Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
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