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Oxy-Vanadium-Dravit

Mineral, Ringsilikat aus der Turmalingruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das Mineral Oxy-Vanadium-Dravit ist ein sehr seltenes Ringsilikat aus der Turmalingruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Na(V3+3)(V3+4Mg2)(Si6O18)(BO3)3(OH)3O.[3]

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Oxy-Vanadium-Dravit ist anhand äußerer Kennzeichen nicht von anderen Chrom- oder Vanadium-haltigen Turmalinen zu unterscheiden. Er kristallisiert mit trigonaler Symmetrie und bildet schwarze bis dunkelgrüne, prismatische Kristalle von unter einem Millimeter Größe. Im Dünnschliff erscheinen sie bräunlich-grün bis gelbgrün.[4] Wie alle Minerale der Turmalingruppe ist Oxy-Vanadium-Dravit pyroelektrisch und piezoelektrisch.

Die Typlokalität sind chrom- und vanadiumreiche Metasedimente (z. B. Quarzite, Marmore) in der Umgebung von Sljudjanka am Südende des Baikalsees in der Oblast Irkutsk, Russland.[4][3][5]

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Etymologie und Geschichte

Vanadiumhaltige Dravite kennt man seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus graphitführenden, quarzreichen metamorphen Gesteinen z. B. aus Usbekistan oder Tansania. Die erste Beschreibung des Vanadium-Analogs von Dravit unter dem Namen Vanadiumdravit gaben Reznitsky und Mitarbeiter im Jahr 2001.[4]

Eine erneute Untersuchung des Typmaterials aus Sljudjanka 12 Jahre später ergab eine OH-ärmere Zusammensetzung und führte zu einer Neudefinition des Turmalins als Oxy-Vanadium-Turmalin. Der Name wurde nach der Zusammensetzung vergeben, das Vanadium-Analog von Oxy-Dravit.[3]

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Klassifikation

Zusammenfassung
Kontext

In der strukturellen Klassifikation der IMA gehört Oxy-Vanadium-Dravit zusammen mit Bosiit, Oxy-Schörl, Oxy-Dravit, Maruyamait, Povondrait, Chromo-Alumino-Povondrait, Oxy-Chrom-Dravit, Princivalleit, Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit und Vanadio-Oxy-Dravit zur Alkali-Untergruppe 3 in der Turmalinobergruppe.[6]

Da Oxy-Vanadium-Dravit erst 2013 beschrieben worden ist, ist er in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz nicht verzeichnet. Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik kennt den Oxy-Vanadium-Dravit ebenfalls noch nicht.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral als Oxy-Vanadiumdravit die System- und Mineralnummer VIII/E.19-035. In der Lapis-Systematik entspricht dies der Abteilung „Ringsilikate“, wo Oxy-Vanadium-Dravit zusammen mit Adachiit, Bosiit, Chrom-Dravit, Chromo-Alumino-Povondrait, Darrellhenryit, Dravit, Elbait, Feruvit, Fluor-Buergerit, Fluor-Dravit, Fluor-Elbait, Fluor-Liddicoatit (ehemals Liddicoatit), Fluor-Schörl, Fluor-Tsilaisit, Fluor-Uvit, Foitit, Lucchesiit, Luinait-(OH), Magnesio-Foitit, Maruyamait, Olenit, Oxy-Chrom-Dravit, Oxy-Dravit, Oxy-Foitit, Oxy-Schörl, Povondrait, Rossmanit, Schörl, Tsilaisit, Uvit, Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit und Vanadio-Oxy-Dravit die „Turmalin-Gruppe“ mit der Systemnummer VIII/E.19 bildet (Stand 2018).[8]

Die von der Mineraldatenbank „Mindat.org“ weitergeführte Strunz-Klassifikation ordnet den Oxy-Vanadium-Dravit in die Abteilung der „Ringsilikate“ (englisch Cyclosilicates), genauer in die Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Einfachringe mit inselartigen, komplexen Anionen“ (englisch [Si6O18]12− 6-membered single rings, with insular complex anions), wo er zusammen mit Chrom-Dravit, Chromo-Alumino-Povondrait, Dravit, Elbait, Feruvit, Fluor-Buergerit, Fluor-Dravit, Fluor-Elbait, Fluor-Liddicoatit, Fluor-Tsilaisit, Fluor-Uvit, Foitit, Liddicoatit, Lucchesiit, Luinait-(OH), Fluor-Rossmanit, Magnesio-Foitit, Magnesio-Lucchesiit, Maruyamait, Olenit, Oxy-Chrom-Dravit, Oxy-Dravit, Oxy-Foitit, Oxy-Rossmanit, Oxy-Schörl, Oxy-Uvit, Oxy-Vanadium-Dravit, Povondrait, Rossmanit, Schörl, Tsilaisit, Uvit, Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit und Vanadio-Oxy-Dravit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 9.CK.05 bildet (vergleiche dazu „Turmalingruppe“ in der gleichnamigen Unterabteilung der Klassifikation nach Strunz (9. Auflage)).[9]

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Oxy-Vanadium-Dravit die System- und Mineralnummer 61.03e.01.12. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung der „Ringsilikate: Sechserringe“. Hier ist er zusammen mit Dravit, Schörl, Fluor-Schörl und Chrom-Dravit in der „Schörl-Untergruppe“ mit der Systemnummer 61.03e.01 innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Sechserringe mit Boratgruppen (Natriumhaltige Turmalin-Untergruppe)“ zu finden.

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Chemismus

Oxy-Vanadium-Dravit ist das Vanadium-Analog von Oxy-Dravit und Oxy-Chrom-Dravit und hat die idealisierte Zusammensetzung [X]Na[Y]V3+3[Z](V3+4Mg2)([T]Si6O18)(BO3)3[V](OH)3[W]O,[3] wobei [X], [Y], [Z], [T], [V] und [W] die Positionen in der Turmalinstruktur sind.

Für den Oxy-Vanadium-Dravit aus der Typlokalität wurde folgende Zusammensetzung bestimmt:

  • [X](Na0,88K0,070,05)[Y](V3+2,46Mg2+0,48Ti4+0,06)[Z](V3+3,14Mg2+1,74Al0,91Cr3+0,21)[[T](Si5,99Al0,01)O18](BO3)3[V](OH)3[W][O0,78(OH)0,14F0,08][3]

Zwischen den Vanadium-Chrom-Aluminium-Oxy-Turmalinen besteht vollkommene Mischbarkeit entsprechend der Austauschreaktionen:[10]

Die Eisengehalte aller Vanadium-Chrom-Oxy-Turmaline sind vernachlässigbar gering.[10]

Kristallstruktur

Oxy-Vanadium-Dravit kristallisiert mit trigonaler Symmetrie in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 160)Vorlage:Raumgruppe/160 mit 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Die Gitterparameter des natürlichen Mischkristalls aus der Typlokalität sind: a = 16,1908(4) Å, c = 7,4143(2) Å.[3]

Die Kristallstruktur ist die von Turmalin. Natrium (Na+) besetzt die von 9 Sauerstoffen umgebene X-Position, die oktaedrisch koordinierte [Y]-Position ist überwiegend mit Vanadium (V3+) besetzt und die kleinere, ebenfalls oktaedrisch koordinierte [Z]-Position ist gemischt besetzt mit vier Vanadium (V3+) und zwei Magnesium (Mg2+). Die tetraedrisch koordinierte [T]-Position enthält Silizium (Si4+). Die [V]-Anionenposition ist vorwiegend mit (OH) besetzt und die [W]-Anionenposition mit einem Sauerstoffion (O2−).[3]

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Bildung und Fundorte

Die granulitfaziellen Metasedimente in der Umgebung von Sljudjanka am Südende des Baikalsees in der Oblast Irkutsk, Russland, besonders die graphithaltigen Quarzite des Pereval-Marmor-Steinbruchs, sind die Typlokalität von zahlreichen Vanadium- und Chrom-Mineralen, darunter die Turmaline Chromo-Alumino-Povondrait, Oxy-Chrom-Dravit, Vanadio-Oxy-Chrom-Dravit, Vanadio-Oxy-Dravit und Oxy-Vanadium-Dravit. Begleitminerale von Oxy-Vanadium-Dravit sind Quarz, Cr-V-haltiger Diopsid, Calcit und sekundärer Tremolit. Akzessorisch kommen noch Cr-V Glimmer (Chromphyllit), Karelianit, Chromit-Coulsonit- und magnetitreiche Spinelle, Uwarowit- und goldmanitreiche Granate, Natalyit, Pyrit, Baryt, V-haltiger Titanit und Anatas und Cuprokalininit hinzu.[4][3][5]

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Einzelnachweise

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