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Parlamentswahl in Albanien 2013

albanische Parlamentswahl am 23. Juni 2013 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Parlamentswahl in Albanien 2013
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Am 23. Juni 2013 fanden Parlamentswahlen in Albanien statt. Es waren die siebten Wahlen zum Kuvendi i Shqipërisë, dem albanischen Parlament, seit dem Sturz des kommunistischen Regimes 1990/91. Trotz eines Toten und zweier Schwerverletzter am Wahltag galt der Ablauf der Wahl als „ruhig“ und geordneter als die letzte landesweite Wahl.[1] Edi Rama von der Partia Socialiste (PS) ging als Sieger aus der Wahl hervor. Sali Berisha von der Partia Demokratike (PD) trat als Ministerpräsident Albaniens zurück.

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Die Wahlen zum Kuvendi i Shqipërisë am 23. Juni 2013 waren die siebten seit dem Sturz der Diktatur 1990/91
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Ausgangssituation

Zusammenfassung
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Vorgeschichte

Seit 2005 bildete Sali Berisha mit seiner Partia Demokratike die Regierung des Landes. Bei den letzten Wahlen im Jahr 2009 kamen die Demokraten auf 68 der 140 Parlamentssitze, während ihre Hauptgegnerin, die Partia Socialiste, 66 Sitze erhielt. Um eine Regierung erneut bilden zu können, war die PD auf Koalitionspartner angewiesen, da sie im Parlament die Mehrheit von über 70 Sitzen nicht besaß. Zusammen mit ihren langjährigen Partnern, den Republikanern und der Partia për Drejtësi, Integrim dhe Unitet, konnten sie genau die Hälfte der Sitze auf sich vereinigen, benötigten für eine Regierungsbildung jedoch die einfache Mehrheit. Deshalb wurde auch die Sozialistische Bewegung für Integration (LSI) – eine Splitterpartei der Sozialisten – für eine Koalition ersucht, welche schließlich zusagte und bis April 2013 im Kabinett Berisha II ein Regierungspartner war.[2] Am 2. April 2013 brach die LSI jedoch mit den Demokraten, um eine Wahlkoalition mit der ideologisch gleich gesinnten PS einzugehen.[3]

Den Parlamentswahlen folgte jedoch eine lange, praktisch bis heute andauernde politische Krise, welche die ohnehin schon sehr belasteten Beziehungen zwischen Demokraten und Sozialisten weiter strapazierte. Die Krise führte zu einem monatelangen Parlamentsboykott und zu blutigen Anti-Regierungsprotesten im Januar 2011, die beide von den Sozialisten organisiert und durchgeführt wurden. Grund der Krise ist die Unzufriedenheit der Sozialisten mit PD und Regierung. Sie wirft ihr vor, die Parlamentswahlen 2009 gefälscht zu haben. Auch schlechte Regierungsführung, Vetternwirtschaft, Korruption und Rechtsmissbrauch werden ihnen unterstellt. PD und Regierung kontern jedoch fortlaufend mit Gegenvorwürfen, welche zusammen mit den Vorhaltungen der Sozialisten seitdem das ohnehin angespannte, politische Klima in Albanien prägen.

Präsident Bujar Nishani erließ am 3. Dezember 2012 ein Dekret, durch das die Parlamentswahl auf den 23. Juni 2013 festgelegt wurde. Dem waren einen Monat zuvor Treffen zwischen Nishani und den Vorsitzenden der verschiedenen politischen Parteien vorausgegangen.[4]

Am 15. April 2013 wählte die Regierungsfraktion unter den Demokraten und ihren Verbündeten im Parlament einstimmig für die Ersetzung von Ilirjan Muho, einem Mitglied in der Zentralen Wahlkommission (KQZ), durch Klement Zguri. Muho war Kandidat der Sozialistischen Bewegung für Integration, die vor einigen Tagen die von den Demokraten geführte Regierungskoalition verließ. Zguri seinerseits wurde von den Republikanern vorgeschlagen, die ein Koalitionspartner der Demokraten sind.[5] Am nächsten Tag trat Denar Biba aus Protest von all seinen Funktionen in der Zentralen Wahlkommission zurück.[6] Am 17. April trat auch Albana Shtylla von ihrem Posten als Kommissionsmitglied zurück. Daraufhin ersuchte die Parlamentspräsidentin, Jozefina Topalli, den oppositionellen Sozialisten dem Parlament zwei neue Kandidaten vorzulegen, da die Sozialisten nicht mehr in der Kommission vertreten sind.[7] Am 18. April fror Jani seine Kommissionsarbeit ein mit dem Grund, dass die Regierung offen die Unabhängigkeit der KQZ untergraben habe. Jani seinerseits war 2012 von der Partia Bashkimi për të Drejtat e Njeriut vorgeschlagen worden.[8]

Vor dem Wahltag hatte das Außenministerium der Vereinigten Staaten Besorgnis über die neuste Entwicklung ausgedrückt, denn eine Zentrale Wahlkommission ausschließlich mit Kandidaten der Regierung und boykottiert durch die Opposition hätte die Durchführung der Wahlhandlung am 23. Juni 2013 gefährden können.[9]

Umfragen

Es gab Umfragen, die bereits um den Jahreswechsel 2012/2013 den Trend zur Stärkung der Partia Socialiste erkennen ließen. Die Umfrage der SOROS kam zu dem Schluss, dass bis zum Februar 2013 eine Mehrheit der Wahlberechtigten noch unentschlossen war.

Weitere Informationen Institution, Zeitraum ...
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Registrierte Parteien und Koalitionen

Zusammenfassung
Kontext

Am 19. April 2013 veröffentlichte die Zentrale Wahlkommission (KQZ) die Liste mit allen zur Wahl registrierten Parteien. Insgesamt reichten 72 politische Parteien ihre Anmeldung zur Wahl ein, sechs davon wurde der Antrag abgelehnt, weil sie die Anmeldefrist nicht berücksichtigt hatten. Somit treten 66 Parteien zur Parlamentswahl 2013 an.[13]

Koalitionen

„Allianz für Arbeit, Wohlfahrt und Integration“

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Sali Berisha, Parteivorsitzender der Demokraten und gleichzeitig seit 2005 Ministerpräsident Albaniens. 2009 wurde er wiedergewählt.
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Die Demokraten führen die „Allianz für Arbeit, Wohlfahrt und Integration“ an.

Die „Allianz für Arbeit, Wohlfahrt und Integration“ (Aleanca për Punësim, Mirëqenie dhe Integrim) unter der Führung der Partia Demokratike e Shqipërisë hatte insgesamt folgende 24 Koalitionsmitglieder:[14]

  1. Partia Demokratike e Shqipërisë
  2. Partia Republikane Shqiptare
  3. Partia Lëvizja e Legalitetit
  4. Partia për Drejtësi, Integrim dhe Unitet
  5. Lëvizja për Zhvillim Kombëtar
  6. Partia Demokristiane e Shqipërisë
  7. Lidhja Demokristiane e Shqipërisë
  8. Partia Lëvizja Shqipëria e Re
  9. Partia Bashkimi Demokrat Shqiptar
  10. Aleanca Demokratike
  11. Partia Agrare Ambientaliste e Shqipërisë
  12. Partia Balli Kombëtar
  13. Partia Balli Kombëtar Demokrat
  14. Partia Ora e Shqipërisë
  15. Partia Aleanca e Maqedonasve për Integrim Evropian
  16. Partia Demokracia e Re Evropiane
  17. Partia e të Drejtave të Mohuara e Re
  18. Partia Forca Albania
  19. Partia Aleanca për Demokraci dhe Solidaritet
  20. Partia e Reformave Demokratike Shqiptare
  21. Partia Konservatore Shqiptare
  22. Partia Minoriteti Etnik Grek për të Ardhmen
  23. Partia Bashkimi Popullor i Pensionistëve Shqiptarë
  24. Partia Rruga e Vërtetë Shqiptare

„Allianz für ein europäisches Albanien“

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Edi Rama, Parteivorsitzender der Sozialisten
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Die Sozialisten führen die „Allianz für ein europäisches Albanien“ an.

Die „Allianz für ein europäisches Albanien“ (Aleanca për Shqipërinë Europiane) unter der Führung der Partia Socialiste e Shqipërisë hatte insgesamt folgende 37 Koalitionsmitglieder:[15]

  1. Partia Socialiste e Shqipërisë
  2. Lëvizja Socialiste për Integrim
  3. Partia Komuniste Shqiptare
  4. Partia e Punës Shqiptare e Reformuar
  5. Partia Komuniste Shqiptare e Reformuar
  6. Partia e Bashkimit Republikan Shqiptar
  7. Partia për Prosperitet dhe Demokraci
  8. Partia Socialiste e Vërtetë 91 (fusionierte am 23. April 2013 mit der PS)[16]
  9. Partia Socialiste e Moderuar
  10. Partia Aleanca Arbnore Kombëtare
  11. Partia për Unitet Kombëtar
  12. Lëvizja për Drejtësi e Shqiptarëve
  13. Partia e Gjelbër
  14. Partia e Çështjeve Shqiptare
  15. Partia G99
  16. Partia Ardhmëria Shqiptare
  17. Partia Demokracia Sociale
  18. Partia për të Drejtat e Emigrantëve
  19. Partia Ligj dhe Drejtësi
  20. Partia Rruga e Lirisë
  21. Partia Kristiandemokrate
  22. Partia për Mbrojtjen e Punëtorëve
  23. Partia Reformatore Demokratike
  24. Partia Toleranca e Re e Shqipërisë
  25. Partia Demokratike e Bashkimit Mysliman
  26. Partia Demokratike për Integrim e Prosperitet
  27. Partia Socialdemokrate e Shqipërisë
  28. Partia e Punës së Shqipërisë
  29. Partia Aleanca për Demokraci e Solidaritet
  30. Partia Social Punëtore e Shqipërisë
  31. Partia e Pajtimit Kombëtar Shqiptar
  32. Partia e Personave me Aftësi të Kufizuara
  33. Partia Aleanca për Barazi e Drejtësi Europiane
  34. Aleanca Popullore
  35. Partia Mendimi i Djathtë Liberal
  36. Partia Aleanca Demokristiane
  37. Partia Komuniste e Shqipërisë 8 Nëntori

Unabhängige

Bei den Parlamentswahlen traten die zwei jüngsten Parteien, Fryma e Re Demokratike (FRD) (unter Ex-Präsident Bamir Topi) und Aleanca Kuq e Zi (AK) (unter Kreshnik Spahiu), alleine an und waren in keiner Koalition vertreten.[17][18]

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Wahlkreise

Die zwölf Qarks bilden bei den Parlamentswahlen gleichzeitig die Wahlkreise. Am 31. Januar 2013 legte das Kuvendi die Verteilung der 140 Parlamentsmandate auf die zwölf Wahlkreise wie folgt fest:[19]

Weitere Informationen Qark, Anzahl zu wählende Parlamentsmandate ...

Ergebnisse

Zusammenfassung
Kontext
Anhänger der Sozialistischen Partei feiern am Skanderbeg-Platz den Sieg von Edi Rama

Bei dieser Wahl waren insgesamt knapp 3,3 Millionen Albaner wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 53,5 %. Dies stellte einen leichten Anstieg von etwa 2 % gegenüber der letzten Parlamentswahl 2009 dar.

Die Allianz für ein europäisches Albanien erhielt 991.118 Stimmen und damit 57,7 % der abgegebenen Stimmen. Sie war daher die klare Siegerin der Wahl und erhielt 84 Sitze im albanischen Parlament. Die Allianz für Arbeit, Wohlfahrt und Integration schaffte es auf 676.433 Stimmen, was einem Anteil von 39,4 % entspricht und ihr 56 Sitze im Parlament einbrachte.[20]

Als Reaktion auf diesen Ausgang trat Sali Berisha als Ministerpräsident Albaniens und Vorsitzender der Partia Demokratike zurück. Neuer Regierungschef wird Edi Rama.[21] Dass die Partia Demokratike das offizielle Wahlergebnis der Wahlkommission und damit ihre Niederlage anerkannte, wurde als Zeichen der demokratischen Reife des Landes angesehen. In dieser Hinsicht stand die Wahl unter besonderer Beobachtung, da Albanien versucht, in absehbarer Zeit den Kandidatenstatus für die EU-Mitgliedschaft zu erhalten.[22]

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Insgesamt 140 Sitze
Weitere Informationen Koalition, Partei ...
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Commons: Parlamentswahl in Albanien 2013 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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