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Pausenzeichen (Rundfunk)
Signal zum Füllen von Sendepausen und zur Senderkennung im Hörfunk Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Pausenzeichen (englisch interval signal) ist ein akustisches Signal zwischen zwei Hörfunk- oder Fernsehsendungen im Hörfunk und Fernsehen, das die Unterbrechung überbrücken soll und auch der Sendererkennung dient.
Allgemeines
Zwischen dem Ende einer Sendung und dem Beginn der nächsten wurde bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern in Deutschland oder der Schweiz früher kein überbrückender Werbeblock gesendet, sondern ein sich wiederholendes Pausenzeichen. Es diente einerseits als Überbrückung zwischen zwei Sendungen während einer Sendepause, andererseits aber auch als Senderkennung („station identification“). Zudem wurden die – aus technischen Gründen – länger dauernden Umschaltphasen zwischen zwei Sendern mit Pausenzeichen überbrückt. Außerdem wird es als für jeden Sender einzigartiges Erkennungszeichen genutzt.
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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext

Pausenzeichen sind so alt wie das Radio. In den USA wurden Pausenzeichen im privaten Rundfunk überwiegend nicht verwendet, weil man Werbeblöcke und Jingles zur Senderidentifizierung einsetzte. Hingegen verwendete der werbefreie öffentliche Rundfunk meist eigenproduzierte Pausenzeichen. Der Sender MIRAG (Leipzig) sendete seit 1924 das tickende Geräusch eines Weckers, der Deutschlandsender führte 1933 ein neues Pausenzeichen ein, das von einem Pausenzeichengeber erzeugt wurde.[1] Radiofachzeitschriften listeten einzelne charakteristische Pausenzeichen mit Noten auf.[2] Eines der bekanntesten Pausenzeichen ist die Tonfolge B-B-B-C der BBC, die mit dem Morsezeichen · · · − für „V“ (= Victory) übereinstimmt und den Anfangstönen der Beethoven’schen Schicksalssymphonie ähnelt. Beides wurde im Zweiten Weltkrieg propagandistisch genutzt. Wegen der hohen Stationsdichte auf Mittelwelle und insbesondere Kurzwelle haben die auf diesen Radiofrequenzen beheimateten Sender mit Pausenzeichen ihre Identifizierung durch den Radiohörer ermöglicht und ihm Gelegenheit gegeben, die Radiofrequenz korrekt einzustellen.
Mit dem Aufkommen des Privatrundfunks im Januar 1984, der sofort Jingles einsetzte, wurden allmählich auch die Pausenzeichen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk abgeschafft. Sie wurden auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verwendet; permanente visuelle Quellenkennungen wurden dort erst in den 1990er Jahren eingeführt.
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Instrumentation und Inhalt
Zusammenfassung
Kontext
Anfangs diente zuweilen schlicht das Ticken einer Uhr oder eines Metronoms als Pausenzeichen (z. B. Leipzig 1924) oder Morsezeichen gaben den Senderstandort an (z. B. Hamburg · · · · · − "h-a" 1925). Ähnlich den Morsezeichen gab es auch „sprechende“ Tonfolgen (z. B. H/engl.B–D/ital.re–E für BRE bei Radio Bremen, Es–F–B für SFB beim Sender Freies Berlin). Die meisten Pausenzeichen basierten jedoch auf bestehenden Kompositionen, die verkürzt wiedergegeben wurden. Der WDR benutzte ein Motiv aus Beethovens „In allen guten Stunden“ (Opus 122), das seit der Aufspaltung des NWDR in NDR und WDR am 1. Januar 1956 erstmals gespielt wurde.[3] Der Bayerische Rundfunk spielte eine Passage aus dem Volkslied Solang der alte Peter. Selten gab es auch Kompositionen eigens für den Rundfunk (z. B. von Hermann Heiß für den Hessischen Rundfunk 1955).
Pausenzeichen wurden von einem oder mehreren Instrumenten gespielt oder einem so genannten Pausenzeichengeber erzeugt. Mit Aufkommen des Tonbandgeräts benutzte man eine Bandschleife. Nach der Einführung von digitalen Tuningsystemen ging die Nutzung von Pausenzeichen zurück, wurde aber noch nicht ganz aufgegeben. Da die Pausenzeichen weltweit fast vollständig aus dem Radio- und Fernsehalltag verschwunden sind, bemühen sich Sammler um die Komplettierung ganzer Datenbanken mit Pausenzeichen.[4]
Liste von Pausenzeichen
Zusammenfassung
Kontext

Die Tonbespiele sind MIDI-Dateien gemäß der Notation, keine Originalaufnahmen.
Bis 1945
Quelle: Der deutsche Rundfunk
Deutschland
- Deutschlandsender: Weckerticken 210/min;
Mozart, Die Zauberflöte (Ein Mädchen oder Weibchen) / Schubart, Üb’ immer Treu und Redlichkeit (1933)
- Funkstunde Berlin: Weckerticken 210/min; Morsezeichen "b";
- Orag Königsberg:
- Dewischeit, Masurenlied (Wild flutet der See)
- Wo des Haffes Wellen trecken an den Strand
- Norag Hamburg: Morsezeichen "h-a" (1925);
Wagner, Der fliegende Holländer (Steuermann, laß’ die Wacht; 1933)
- Werag Köln:
- Hopsa, mei Lorche, dreh dich mal rum
- Schläge auf Metallplättchen
- Süwrag Frankfurt: Weckerticken 190/min;
Carl Wilhelm, Die Wacht am Rhein (Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein; 1935)
- Sürag Stuttgart: Gongschläge
- Deutsche Stunde in Bayern (München): Morsezeichen "m-ü" (1926);
- Schlesische Funkstunde Breslau: Weckerticken 200/min;
Hohenfriedberger Marsch
Österreich
Schweiz
- 1926 wählte Radio Basel das Ticken einer Uhr zu seinem Pausenzeichen. Ihm folgte 1928 der «klangvollere Schlag der Westminsterglocke».[6]
- Basel: Westminsterschlag
- Im Dezember 1926, übertrug Radio Bern einen Unterhaltungsabend aus Solothurn. Um die Zeit eines technischen Problems zu überbrücken, stimmte eine Sängerin das Solothurner Volkslied «D’Zyt isch do» an. Weil dieses so gut ankam, beschlossen die Berner Radioleute, den Anfang des glücklichen Pausenfüllers gleich auch als Pausenzeichen zu verwenden.[6][7]
- Bern: Casimir Meister, D’ Zyt isch do (1926–66, Musikdose)[8]
- Zürich:
- Landessender Sottens: Johannes Brahms, Morgen früh, wenn Gott will (Wiegenlied Guten Abend, gut’ Nacht)
- Landessender Monte Ceneri: Glockenspiel der Kirche von Pazzalino (Lugano)
Nordeuropa
- Oslo
- Kopenhagen: Drømte mig en drøm i nat
Westeuropa
- Brüssel I: von Grétry
- Brüssel II: Benoit, Beiaardlied
- Poste Parisien: Charpentier, Louise
- Barcelona
- Madrid
Osteuropa
- Helsinki: Nationalhymne Finnlands
- Tallinn: Weckerticken 150/min
- Kaunas
- Riga
- Warschau: Chopin, A-Dur-Polonaise
- Kattowitz: Hammerschläge auf Amboss
- Prag: Smetana, Vyšehrad
- Budapest
- Bukarest
- Belgrad
- Zagreb: Weckerticken 100/min
- Moskau (Gewerkschaftssender)
Nach 1945
Quelle: World Radio TV Handbook (bis 1989)
Bundesrepublik Deutschland
- NWDR Hamburg: Mozart, Die Zauberflöte (Das klinget so herrlich)
- Brahms, 4. Sinfonie (1948)
- NDR Hamburg: Brahms, 2. Sinfonie (1956)
- NDR II: Dominantseptnonakkord
- Sender Freies Berlin: Beethoven, Egmont-Fanfare (1954)
- Noten Es-F-B
- SWF Baden-Baden: Mozart, Die Zauberflöte (Bald prangt, den Morgen zu verkünden; 1946)
- Radio Saarbrücken: Kein schöner Land in dieser Zeit (bis 1956)
- SR Saarbrücken: Steigerlied (Und er hat sein helles Licht bei der Nacht; 1957)[9]
- BR München: Wiesberg, Solang der alte Peter (1948/51)
- HR Frankfurt: Humperdinck, Königskinder (1948)
- Heiß (1955)
- Radio Bremen: Bach, h-Moll-Messe[10] (1960)
Deutsche Demokratische Republik
- Berliner Rundfunk: Lortzing, Regina (1955)
- Deutschlandsender: Wagner, Meistersinger-Motiv (1955)
- Radio DDR: Englert, Wann wir schreiten Seit’ an Seit’ (1955)
- RBI: Eisler, Auferstanden aus Ruinen (ca. 1968)
Österreich
- Österreichischer Rundfunk, erstes Programm: Schubert, Rosamunde (1955)
- zweites Programm: Mozart, Die Zauberflöte (1955)
- drittes Programm: Haydn, Paukenschlagsinfonie (1955)
- Österreich 1: drei Töne (für O-R-F) von Werner Pirchner (1994)[11]
Schweiz
- Basel: Z’ Basel a mym Rhy
- Bern: Casimir Meister, D’ Zyt isch do (1926–66, siehe oben)
- Zürich: Chum Bueb und lueg dis Ländli a
1967 wurden anstelle der bisherigen «föderalistischen» Pausenzeichen neue Signete für das nationale Programm eingesetzt: Einige Takte aus Rossinis Wilhelm-Tell-Ouvertüre als Pausenzeichen für das erste Programm und der Schlussteil des Liedes «Ich bin ein Schweizerknabe» zur Füllung allfälliger Lücken im zweiten Programm.[12] Die bisherigen drei Signete wurden nur noch bei Lokalsendungen verwendet.
- Genf: Quelle fatale journée (Lied der Escalade)
- Lausanne: Voici la mi-été
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Siehe auch
Weblinks
Commons: Pausenzeichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- intervalsignals.org: Pausenzeichen-Datenbank (Bernhard Albicker)
- intervalsignals.net: Interval Signals Online (David Kernick)
- Ludwig Stoffels in: Hymnen und Rundfunksignale (Deutsches Rundfunkarchiv 1989)
- Hans-Ulrich Wagner: Hallo! Hallo! Hier Radio! – Geschichte der Radiosignale (2016)
- rias1.de: Pausenzeichen, Sender-Kennungen
- YouTube: Pausezeichen ARD Regionalprogramme 70er und 80er Jahre
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Einzelnachweise
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