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Qualitative Daten
beschreiben eine der beiden Hauptkategorien (quali- und quantitative) von Datenmaterialien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Unter dem Begriff qualitative Daten oder auch qualitatives Datenmaterial wird in der empirischen Forschung nicht-numerisches Material verstanden;[1] entsprechende Methoden gibt es in der Sozialwissenschaft seit den 1990er Jahren.[2] Im Gegensatz zu numerischen (quantitativen) Daten, welche in Form von Zahlen vorliegen, handelt es sich bei nicht-numerischen Daten um Material, das textuell, verbal, visuell oder in ähnlicher Form gegeben sein oder erhoben werden kann.[3][4][5]
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Datenmaterial
Wie oben beschrieben, können qualitative und quantitative Daten durch ihr Erscheinungsbild getrennt werden. Doch geht mit dieser Trennung kein Gegensatz einher.[6][7] Im Gegenteil kann eine sinnvolle Kombination qualitativer und quantitativer Daten und Methoden (bspw. Mixed-Methods-Ansätze, Triangulation, Grounded Theory) Forschungsprozesse bereichern.[8]
Einen detaillierteren Überblick zu den Formen qualitativer Datenmaterialien bieten die folgenden Beispiele in. Die Abgrenzung ist beispielhaft zu verstehen, da sich viele Datenformate überlappen.
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Datenerhebung und Datengenerierung
Zusammenfassung
Kontext
Datenerhebung und Datengenerierung sind zu trennen, da Daten einerseits erhoben und andererseits generiert werden können.
Weiter beschreibt die Trennung einen weiter gefassten und einen enger gefassten Begriff. Das Generieren von Daten (enger) bezieht sich auf das aktive Herstellen von Daten – beispielsweise durch ein Interview.[9]
Hingegen beschreibt die Erhebung von Daten (breiter) einerseits das Auswählen von existierenden Daten "aus bereits vorhandenem Material” - beispielsweise ein abgedruckter Zeitungsartikel - und andererseits die Erweiterung der vorhandenen Daten durch weitere Herstellung im Forschungsprozess” - beispielsweise das Transkribieren von Interviews.[10]
Einen Überblick über qualitative Verfahren zur Erhebung von Daten bietet die folgende Tabelle.[11]
Verbale Daten
Aus Sicht einer Forschungskultur kann ein Unterschied zwischen den USA und Deutschland ausgemacht werden. In den USA wurde über einen längeren Zeitraum die Beobachtung als Methode der Datenerhebung favorisiert. Dagegen stand in Deutschland das offene Interview im Mittelpunkt. Nichtsdestotrotz sind die Schwerpunkte in den letzten Jahren aufgeweicht und andere Interviewtypen (wie das Leitfaden-Interview) sind in den Fokus gerückt. Zusammenfassend sind Interviews, Erzählungen und Gruppenverfahren zentral für das Generieren und Erheben von Daten.[3]
Interviews als Zugang nach Flick
Interviews beschreiben Befragungen, die durch Fragensteller (genannt Interviewer) mit dem Ziel ausgeführt werden, persönliches oder sachbezogenes von Forschungsteilnehmern zu erfahren.
Es kann kaum von „dem“ qualitativen Interview schlechthin gesprochen werden. Die Zahl und Unterschiedlichkeit der Typen und Verfahren ist dafür zu breit und tief. Zudem kann selbst unterschiedliche Fachliteratur zu verschiedenen Begriffen für eine Form von Interview kommen.[12]
Daher wird - aus einer vielfältigen Anzahl qualitativer Interviews - das Fokussierte, Halbstandardisierte, Problemzentrierte und Ethnographische Interview nach der Zusammenstellung durch Flick (2016) vorgestellt. Die kritische Bewertung des einseitigen Zugangs ist den Lesern überlassen.
Wobei über den Zugang des Interviews hinaus auch Erzählungen und Gruppenverfahren für das Generieren und Erheben qualitativer Daten genutzt werden können.[3]
Fokussiertes Interview
Das fokussierte Interview ist für die Analyse einheitlicher medialer Reize (Film, Radiosendung, Tonaufnahme usf.) entwickelt worden. Durch den einheitlichen Stimulus bzw. Anreiz zum Gespräch und das darauf folgende Interview soll ein Vergleich zwischen „objektiven“ (Tatsachen) und „subjektiven“ (Interpretation) Bestandteilen möglich werden.[3]
Um die Qualität des fokussierten Interviews sicherzustellen, sind folgende Bestandteile vorgesehen:
- Nichtbeeinflussung der Interviewpartner,
- Spezifität der Sichtweise und Situationsdefinition aus deren Sicht,
- Erfassung eines breiten Spektrums der Bedeutung des Stimulus und
- Tiefgründigkeit und personaler Bezugsrahmen aufseiten der Befragten.
Halbstandardisiertes Interview
Das halbstandardisierte Interview kann für die Rekonstruktion subjektiver Theorien eingesetzt werden. Umschrieben wird mit dem Begriff der subjektiven Theorie der Zusammenhang von frei äußerbaren Antworten auf offene Fragen (explizite Wissensbestände) und eher im Verborgenen liegenden Auffassungen (implizite Annahmen) zu einem Untersuchungsgegenstand. Dabei meint Gegenstand keineswegs nur Dinge, sondern bspw. auch Vertrauen in Beziehungen.[3]
Über die Befragung mittels eines Leitfadens wird bei einem zweiten Termin die Struktur der Antworten festgelegt und deren Inhalt validiert. Dieses Vorgehen wird als Validierung mittels der Struktur-Lege-Technik bezeichnet.
Problemzentriertes Interview
Das problemzentrierte Interview wird zumeist dann genutzt, wenn biographische Daten mit Bezug zu einem konkreten Problem erhoben werden sollen. Ähnlich wie das fokussierte Interview gibt es bestimmte Bestandteile, die dieses Format des Interviews kennzeichnen:[3]
- Problem - eine für die Gesellschaft oder die Person relevante Problemstellung wird durch die Forscher fokussiert,
- Gegenstand - die Datenerhebung und Datengenerierung sollte am Gegenstand des Interesses orientiert entwickeln und verändern,
- Prozess - der Dialog zwischen Personen soll durch tiefer führende Nachfragen das Verstehen des Problems ermöglichen
Als Ziel setzt sich das problemzentrierte Interview das „möglichst unvoreingenommene Erfassen individueller Handlungen, subjektiver Haltungen, sowie Verarbeitungsweisen gesellschaftlicher Realität“.[12]
Vergleich der Verfahren zur Erhebung verbaler Daten
Detaillierter können die Verfahren zur Erhebung auch untereinander verglichen werden. Im Folgenden findet sich eine Übersicht der oben vorgestellten Möglichkeiten und Grenzen der Erhebung qualitativer Daten.[3]
Interviews als gute Praxis
Um brauchbares qualitatives Datenmaterial zu erzeugen, braucht es eine gute Praxis. Nachfolgend werden Fragen zur Reflexion vor der Erhebung mit Hilfe von Interviews vorgestellt.[3]
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Dateninterpretation
Über die Erhebung von Daten hinaus können auch die zahlreichen Analyseverfahren unterschieden werden.
Eine Unterteilung und Auswahl wird in nachfolgender Übersicht vorgenommen, indem zwischen spezialisierten und allgemeinen Verfahren zur Datenanalyse unterschieden wird.
Weiterführende Literatur, Software, Links, Podcasts und Videos
Literatur
- Rosaline Barbour: Doing Focus Groups. In: Book 4 of The SAGE Qualitative Research Kit. Thousand Oaks, London; Sage, New Delhi 2007.
- Heinz Blaumeiser: Einführung in die Qualitative Sozialforschung. In: Einführung in die Methodologie der Sozial- und Kulturwissenschaften. Schneider-Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2001, S. 31–51.
- Alexander Bogner, Beate Littig, Wolfgang Menz: Das Experteninterview - Theorie, Methode, Anwendung. Leske + Budrich, Opladen 2002.
- Ralf Bohnsack: Gruppendiskussion. In: Qualitative Forschung - ein Handbuch. Rowohlt, Reinbek 2015, S. 369–384.
- Uwe Flick: Psychologie des technisierten Alltags. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996.
- Uwe Flick: Das Episodische Interview. In: Empirische Forschung und Soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, S. 273–280.
- Uwe Flick: The SAGE Handbook of Qualitative Data Analysis. Sage Publications 2013.
- Uwe Flick: The SAGE Handbook of Qualitative Data Collection. Sage Publications 2017.
- Uwe Flick: The SAGE Qualitative Research Kit: Collection. 2., überarb. Auflage. Sage Publications 2017.
- Barbara Friebertshäuser, Antje Langer, Annedore Prengel: Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft. Beltz Juventa, 2013, S. 437–456, S. 501–514.
- Harry Hermanns: Narratives Interview. In: Handbuch Qualitative Sozialforschung. Psychologie Verlags Union, München 1995, S. 182–185.
- Barbara S. Heyl: Ethnographic Interviewing. In: Handbook of Ethnography. Sage, London 2001, S. 369–383.
- Bruno Hildenbrand, Walther Jahn: Gemeinsames Erzählen und Prozesse der Wirklichkeitskonstruktion in familiengeschichtlichen Gesprächen. In: Zeitschrift für Soziologie. Band 17, 1988, S. 203–217.
- Walter Hussy, Margrit Schreier, Gerald Echterhoff: Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften für Bachelor. (= Springer-Lehrbuch). 2., überarbeitete Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2013.
- Ivonne Küsters: Narrative Interviews - Grundlagen und Anwendungen. 2. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009.
- Siegfried Lamnek, Claudia Krell: Qualitative Sozialforschung. 6. Auflage. Beltz Juventa 2016.
- Peter Loos, Burkhard Schäffer: Das Gruppendiskussionsverfahren. Leske + Budrich, Opladen 2001.
- Peter Lunt, Sonia Livingstone: Rethinking the Focus Group in Media and Communications Research. In: Journal of Communication. Band 46, 1996, S. 79–98.
- Philipp Mayring: Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. (= Beltz Pädagogik). 12., überarb. Auflage. Beltz, Weinheim 2015.
- Robert K. Merton, Patricia L. Kendall: Das fokussierte Interview. In: Qualitative Sozialforschung. Klett-Cotta, Stuttgart 1979, S. 171–204.
- Günter Mey, Katja Mruck (Hg.): Grounded Theory Reader. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011.
- Ingrid Miethe, Hans-Rüdiger Müller (Hrsg.): Qualitative Bildungsforschung und Bildungstheorie. Budrich, Opladen 2012.
- Patrick Rössler: Inhaltsanalyse. (= UTB Basics. 2671). 3., völlig überarbeitete Auflage. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz / München 2017.
- Frank M. Ruff: Gesundheitsgefährdungen durch Umweltbelastungen - Ein neues Deutungsmuster. In: Wann fühlen wir uns gesund. Juventa, Weinheim 1998, S. 285–300.
- Brigitte Scheele, Norbert Groeben: Dialog-Konsens-Methoden zur Rekonstruktion Subjektiver Theorien. Francke, Tübingen 1988.
- Fritz Schütze: Biographieforschung und narratives Interview. In: Neue Praxis. Band 3, 1983, S. 283–293.
- James P. Spradley: The ethnographic Interview. Rinehart & Winston, New York 1979.
- Armin Scholl: Die Befragung. (= UTB. 2413). 4., bearbeitete Auflage. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz / München 2018.
- Andreas Witzel: Das problemzentrierte Interview. In: Qualitative Forschung in der Psychologie. Beltz, Weinheim 1985, S. 227–255.
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