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Röhrda

Ortsteil von Ringgau Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Röhrda ist ein Ortsteil der Gemeinde Ringgau im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Der Ort ist das nach Einwohnerzahl das zweitgrößte Dorf der Gemeinde.

Schnelle Fakten Gemeinde Ringgau ...
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Geographie

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Röhrda ist ein geschlossenes Dorf mit regellosen Grundrissmerkmalen und geringer Siedlungsdichte. Es liegt im westlichen Teil der Hochebene Ringgau, am südlichen Hang des Tals der Netra, wo von Süden kommend, der Aschen- und der Martinsborn münden. Die Kirche befindet sich neben einem Gutshof am Westrand des Dorfes auf einer Anhöhe. Im Norden und Westen und entlang der Ringgaustraße im Osten gibt es Jüngere Besiedlung.[3] Das Gebiet des Ortsteils besteht aus der Gemarkung Röhrda im Norden des Gemeindegebiets mit einer Fläche von 1081 Hektar[1], davon sind 437 Hektar Wald.[3] In der Gemarkung liegen die folgenden aktuellen bzw. historischen Siedlungsplätze:

Die Ortslage befindet sich auf 271 bis 344 m ü. NHN und der höchste Punkt der Gemarkung ist die 488 Meter hohe Schieferstein im Nordosten der Gemarkung. An den Ortsteil Röhrda grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, die Wehretaler Ortsteile Reichensachsen und Langenhain sowie die Gemeinde Weißenborn, im Osten Ringgau-Netra, im Süden Ringgau-Grandenborn und im Westen Ringgau-Datterode. Am nördlichen Ortsrand verläuft die Bundesstraße 7, die nach Nordwesten über Dattenrode zur Anschlussstelle Ringgau der A 44 und nach Südwesten über Netra und Rittmannshausen in die thüringische Stadt Creuzburg an der Werra führt.

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Geschichte

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Blick auf die Wehrkirche

Ortsgeschichte

Röhrda war eine der ersten Siedlungen im Ringgau. Die Siedlungsgründung wurde von zwei Wasserquellen begünstigt. Röhrda wird in einer (gefälschten) Urkunde aus dem Kloster Lippoldsberg von 1089 zum ersten Mal erwähnt. Die Siedlung muss aber älter sein, da früher zwei Kirchen nebeneinander bestanden, die Pfarrkirche Peter und Paul und die Martinskirche, von denen heute nur noch Mauerreste der Martinskirche zu sehen sind.

Der Ort war zweigeteilt. Eine Hälfte gehörte der Familie Herren von Boyneburg, von deren Anteil die Landgrafen von Hessen-Kassel im Jahr 1650 eine Hälfte kauften. Erst 1803 konnte der Kurfürst von Hessen-Kassel auch den restlichen Teil in Besitz nehmen und später in Privatbesitz überführen. Unter dem Namen „Meierei“ ist der Boyneburgische Besitz noch nachweisbar. Die andere Dorfhälfte war ein kurpfälzisches Lehen der Herren von Falken, und so wurde das Dorf bereits um 1350 genannt. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts ging dieser Anteil an die Herren von Herda über. 1654 erwarb Lucas von Siegel das Rittergut für etwa 30 Jahre. Danach ging der Besitz an die Herren von Meysenbug über. 1780 erwarb ein Herr von Castell das Gut, der es wiederum 1836 verkaufte an Johannes Rexerodt, den Großvater des Raiffeisen-Mitbegründers. Seine Nachkommen haben es noch heute in Besitz. 1530 wurde bei einem Dorfbrand der halbe Ort zerstört, während die Wehrkirche mit dem Fachwerkaufsatz sowie Reste des ehemals befestigten Kirchhofs erhalten blieben.[9]
siehe auch Burg Röhrda Als „Mengedorf“, in dem die Landgrafen von Hessen-Kassel und die Herren von Boyneburg Besitzungen hatten, gehörte der Ort seit 1654 zum landgräflichen Amt Bischhausen. Faktisch waren die Ortsherrschaft und Gerichtsbarkeit zwischen einem kurpfälzischen und einem von Hessen an die Boyneburger ausgegebenen Teil geteilt. 1745 stellt sich die Herrschaft im Dorf wie folgt dar: Landgraf von Hessen 2, Landgraf von Rotenburg 22 Untertanen, die von Meysenbug 40, der von Boyneburg-Laudenbach zu Wichmannshausen 32 und die von Boyneburg zu Netra 6 Hintersassen.[3] Seit 1821 gehörte Röhrda zum Kreis Eschwege.

Röhrda nach der Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbstständige Gemeinde Röhrda am 1. April 1972 mit dem Nachbargemeinde Datterode freiwillig zur neuen Gemeinde Netratal. Diese wurde schon zwei Jahre später, am 1. Januar 1974, kraft Landesgesetz mit der Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen und bildete die Großgemeinde Ringgau.[10] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Netra. Für alle nach Ringgau eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke gebildet.[11]

Beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ bekam Röhrda 1989 eine Auszeichnung in Gold.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Röhrda angehört(e):[3][12]

Gerichte

Die Gerichtsbarkeit über Röhrda wurde im Mittelalter durch das Gericht Boyneburg ausgeübt. Nach langen Rechtstreirigkeitden zwischen der Herren von Boyneburg kam es 1449 zu einem Vergleich, und ab 1460 hielten die von Boyneburg die Burg und den dazu gehörigen ehemaligen Reichsbesitz als landgräflich-hessisches Erblehen. Mit dem Aussterben der Herren von Boyneburg-Hohenstein 1792 ging das Gericht an das Kurfürstentum Hessen, die es dem Amt Bischhausen zuschlug.

Die weitere Zuständigkeit entwickelte sich wie folgt:[3]

Mühlen in Röhrda

Von den beiden Quellen Aschenborn und Martinsborn wurden sechs Mühlen betrieben. Insgesamt hatte Röhrda acht Mühlen: Ober-, Loch-, Jost-, Unter-, Wins-, Anger-, Schlag- und Luxmühle.

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Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Röhrda 684 Einwohner. Darunter waren 3 (= 0,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 273 waren zwischen 18 und 49, 168 zwischen 50 und 64 und 132 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 273 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 81 Paare ohne Kinder und 111 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 153 Haushaltungen leben keine Senioren/.[15]

Einwohnerentwicklung

  • 1585: 84 Haushaltungen[3]
  • 1745: 359 Einwohner in 104 Haushaltungen. Gewerbe: ein Schreiner, ein Bender, 2 Wagner, 2 Schmiede, 5 Schneider, 3 Metzger, 2 Zimmerleute, 8 Müller, ein Brauer, 32 Leineweber und Garnhändler, ein Schweinetreiber, 4 Branntweinbrenner und Schenker, 42 Tagelöhner[3]
Röhrda: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
 
625
1840
 
660
1846
 
663
1852
 
638
1858
 
628
1864
 
657
1871
 
581
1875
 
615
1885
 
620
1895
 
611
1905
 
654
1910
 
629
1925
 
699
1939
 
718
1946
 
925
1950
 
943
1956
 
868
1961
 
800
1967
 
793
1970
 
845
1980
 
?
1987
 
727
2000
 
?
2011
 
684
2022
 
639
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Zensus 2011[15]

Historische Religionszugehörigkeit

 1885:619 evangelische (= 99,84 %), ein katholischer (= 0,13 %) Einwohner[3]
 1961:747 evangelische (= 93,38 %), 47 katholische (= 5,88 %) Einwohner[3]

Religion

Kirchengebäude[3]

Um 1089 gibt es eine Pfarrkirche und Kapelle. Die heutige Pfarrkirche ist ein spätgotischer Bau mit dem 1508 erbauten Westturm. Von der ehemaligen Martinskirche ist lediglich westliche Giebelwand erhalten.

Bekenntniswechsel[3]

Der erste evangelische Pfarrer war Johann Uderer, der vor 1526–1545 wirkte. Unter hessen-darmstädtischer Herrschaft von 1627 bis 1628 fand ein Bekenntniswechsel von evangelisch-reformiert nach evangelisch-lutherisch statt; danach wieder reformiert.

Pfarrzugehörigkeit[3]
  • Das Kirchenpatronat hatten ursprünglich hat der Graf Heinrich von Nordheim inne. Um 1090 gelangte es an das Kloster Lippoldsberg. In der Reformationszeit ging es an die Landgrafen über.
  • Im Jahr 1585 gehören die Höfe Harmuthshausen und Lautenbach zum Kirchspiel Röhrda.
  • Mit der Aufhebung der Pfarrstelle 1981 gelangt Röhrda als Vikariatsgemeinde an die Kirchengemeinde Datterode, mit der sie das Kirchspiel Datterode-Röhrda bildete.
  • Heute ist Röhrda Teil der „Evangelischen Kirchengemeinde Datterode-Röhrda“.[16]
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Politik

Für Röhrda besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Röhrda) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[11] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 72,98 %. Alle Kandidaten gehörten der „Freien Wählergemeinschaft Roehrda“ an.[17] Der Ortsbeirat wählte Georg Schädel zum Ortsvorsteher.[18]

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Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Dorfes

  • Heinrich Wiskemann (1810–1875), Philologe, Abgeordneter des Kurhessischen Kommunallandtags Kassel
  • Georg Karl Rexerodt (1851–1928), Gutsbesitzer, Unternehmer, Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
  • Hartmut Holzapfel (1944–2022), hessischer Kultusminister

Literatur

Commons: Röhrda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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