Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
RCA Mark II Sound Synthesizer
erster programmierbarer Musiksynthesizer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Der RCA Mark II Sound Synthesizer (Spitzname Victor) war der erste programmierbare elektronische Synthesizer und die Hauptattraktion im Columbia-Princeton Electronic Music Center. Entworfen von Herbert Belar und Harry Olson bei RCA, wurde er 1957 an der Columbia University installiert. Er bestand aus einer raumfüllenden Anzahl untereinander verbundener Komponenten zur Klangsynthese. Ein Großteil des Systems wurde von Vladimir Ussachevski und Peter Mauzey beigesteuert. Der Mark II gab dem Benutzer mehr Flexibilität und hatte doppelt so viele Oszillatoren wie sein Vorgänger, der Mark I Synthesizer.[1] Ähnlich wie der erste Buchla-Synthesizer wurde er durch ein großzügiges Stipendium der Rockefeller Foundation über 5 Jahre finanziert.[2]

Remove ads
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext



Vorausgegangene elektronische Instrumente des 20. Jahrhunderts, wie das Telharmonium oder das Theremin, waren rein manuell bedient worden. Der RCA Mark II kombinierte verschiedene elektronische Klangerzeugungskomponenten mit einem Musiksequenzer, der eine große Anziehungskraft für Komponisten der damaligen Zeit darstellte, von denen es viele leid waren, zum Erstellen elektronischer Werke einzelne Klänge auf Magnetbandabschnitten aufzuzeichnen und zusammenzufügen, wie es bei der „musique concrète“ genannten Technik üblich war. Der RCA Mark II verfügte über einen vollautomatischen binären Sequenzer mit einem Papierbandleser ähnlich einer Notenrolle, der Anweisungen an den Synthesizer sendete und so die Wiedergabe des Geräts automatisierte.[3] Der Synthesizer konnte dann den Ton an eine benachbarte, synchronisierte Schellack-Drehmaschine ausgeben.[4]
Die Sequenzerfunktionen des RCA waren besonders für die Komponisten jener Zeit interessant, welche daran interessiert waren, dodekaphonische Musik mit einem hohen Maß an Präzision zu erschaffen. Tatsächlich wird der RCA von den damaligen Komponisten als ein Faktor angeführt, der zur Zunahme der musikalischen Komplexität beitrug, da er den Komponisten die Freiheit gab, Musik mit Rhythmen und Tempi zu schreiben, die auf akustischen Instrumenten unpraktisch, wenn nicht gar unmöglich zu realisieren waren. Diese Präzision wurde als Zeichen des ästhetischen Fortschritts verstanden; sie weckte hohe Erwartungen an den Mark II und trug dazu bei, das Bewusstsein für elektronische Musik als tragfähige neue Kunstform zu stärken. Ein Schallplattenalbum, das das Instrument und seine Fähigkeiten vorstellte, wurde 1955 von RCA (LM-1922) herausgegeben.[5]
Der Synthesizer bot eine bis zu vierstimmige Polyphonie, dazu zwölf Festtonoszillatoren und eine Quelle für weißes Rauschen. Das Instrument war sehr schwierig einzurichten und erforderte ein umfangreiches Patchen der analogen Schaltkreise, bevor eine Partitur ausgeführt werden konnte. Es gab keinen formalen Unterricht auf dem Synthesizer, und so waren die Konstrukteure von RCA und die Wartungsingenieure von Columbia praktisch die einzigen, die mit der Maschine ausreichend vertraut waren.
Der Komponist der Princeton University, Milton Babbitt,[6] war zwar nicht der einzige, der die Mark II einsetzte, wird aber heute am häufigsten mit ihr in Verbindung gebracht und war wohl ihr größter Befürworter.[7][8]
Eine Reihe wichtiger Stücke im Bereich der elektronischen Musik wurden auf der RCA Mark II komponiert und realisiert. Babbitts Vision and Prayer und Philomel wurden darauf ebenso realisiert ebenso wie Charles Wuorinens Werk Time's Encomium,[9][10] wofür er 1970 den Pulitzer-Preis für Musik erhielt. Im Laufe der Zeit verfiel das Gerät und blieb nur teilweise funktionsfähig. Der letzte Komponist, der damit einen Klang erzeugt haben soll, war R. Luke DuBois, der ihn 1997 für ein 32-Sekunden-Stück auf dem Album Jungle des Freight Elevator Quartetts verwendete.
Obwohl wesentlicher Teil der Geschichte der elektronischen Musik, wurde der RCA letztlich wenig verwendet. Die Elektronik wurde gemäß den Konstruktionsspezifikationen der US-Luftwaffe (und sogar mit einem USAF-Oszilloskop) hergestellt und bestand vollständig aus Vakuumröhren, wodurch das System bereits bei seinem zehnten Geburtstag veraltet war und von den zuverlässigeren (und erschwinglicheren) Synthesizern auf Basis von Halbleitern übertroffen wurde, wie etwa den modularen Synthesizersysteme von Buchla und Moog. Mögliche Replikationen wären unerschwinglich teuer gewesen, und die von Belar und Olsen konzipierte RCA Mark III wurde folglich nie gebaut. RCA war zudem nicht lange im Synthesizer-Geschäft aktiv, und Columbia sah keinen Bedarf, Synthesizer-Bauteile oder -Ersatzteile zu erwerben.[10]
Ein Großteil des historischen Interesses an der RCA, abgesehen von ihrer Verbindung mit dem Electronic Music Center, beruht auf einer Reihe amüsanter (und möglicherweise apokrypher) Geschichten. So soll die RCA Ussachevski und Otto Luening angeblich durch die Behauptung interessiert haben, ein nach ihren Spezifikationen gebauter Synthesizer könne klassische Sinfonieorchester ersetzen, was bei den RCA-Führungskräften die Hoffnung weckte, sich ihres gewerkschaftlich organisierten Radioorchesters zu entledigen.[11]
Im Jahr 1959 erwarb das Columbia-Princeton Electronic Music Center das Gerät von RCA.[2] Dort wurde es von Milton Babbitt ausgiebig genutzt. Seine Tonband- und Tonband-Instrumentenwerke wurden mit dem RCA Mark II realisiert, darunter sein Meisterwerk Philomel für synthetischen Klang und Sopran.[12]
Das RCA-System stand 2016 im Columbia Computer Music Center in der 125th Street in New York City im Büro von Professor Brad Garton,[13] fest mit dem Boden verschraubt.
Remove ads
Literatur
- Harry Ferdinand Olson: Music, Physics and Engineering. Courier Corporation, 1967, ISBN 0-486-21769-8, 10: Electronic Music, S. 408–448 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Siehe auch D. Description of an Electronic Music Composing Machine Employing a Random Probability System for Olson-Belar composing machine (c.1950), and 10.4.RCA ELECTRONIC MUSIC SYNTHESIZER for RCA Mark I (c.1955) & Mark II (c.1958).
- Thom Holmes: Electronic and Experimental Music: Technology, Music, and Culture. 4. Auflage. Routledge, 2012, ISBN 978-1-136-46895-7, Early Synthesizers and Experimenters, S. 176–190 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). siehe auch Auszug 142–157 aus der dritten Edition 3rd ed. in 2008, ISBN 978-0-415-95781-6.
- Patent DE1108051B: Einrichtung zur synthetischen Klangerzeugung. Angemeldet am 18. Dezember 1952, veröffentlicht am 31. Mai 1961, Anmelder: RCA Corp, Erfinder: Harry Ferdinand Olson, Herbert Belar.
- Harry F. Olson: Musical Engineering. McGraw-Hill, New York 1952, ISBN 978-0-415-89646-7 – Figure 6.1 Schematic for the Olson-Belar composing machine ...[14]
- Harry F. Herbert – Radio Corporation of America RCA Laboratories Division – 1955[15]
- Ein weiteres paper über den RCA Electronic Music Synthesizer, den Mark I von 1995 und ebenfalls in der Princeton University untergebracht.[16]
- Aid to Music Composition Employing a Random Probability System[17]
- LeJaren Hiller, Harry B. Lincoln: Music composed with computers Cornell University Press, New York, 1970[18]
- Zusammenfassung des Werks von Olson und Belar: ISBN 978-0-08-056644-3[19]
- Harry B. Lincoln: Advances in Computers. Hrsg.: Morris Rubinoff. Band 12. Academic Press, 1972, ISBN 0-08-056644-8, Uses of the Computer in Music Composition and Research, S. 73–114 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Remove ads
Weblinks
Commons: RCA Mark II Sound Synthesizer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads