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Russische Eroberung Turkestans
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Die russische Eroberung Turkestans, auch bekannt als die russische Eroberung Zentralasiens, war eine Reihe von Invasionen in Turkestan (ein Sammelname für Zentralasien und Xinjiang) durch das Russische Kaiserreich im 19. Jahrhundert im Rahmen der russischen Expansionskriege (ein allgemeiner Begriff für die zaristischen Invasionen des Kaukasus, Zentralasiens und Sibiriens).

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Einleitung
Die russische Eroberung Zentralasiens, d. h. die russischen Kriege gegen Khokhand, Buchara und Chiwa, die Einnahme von Taschkent und Samarkand und die Unterwerfung der Turkmenen sowie die diplomatischen Beziehungen Russlands zu China, Persien und dem Britischen Empire, erweiterte den Herrschaftsbereich Russlands um 1,5 Millionen Quadratmeilen und mindestens 6 Millionen Menschen – die meisten von ihnen Muslime.[2]
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Hintergrund

Russlands Bestreben, Zentralasien zu beherrschen, geht auf die Zeit Peters des Großen zurück. 1717[3] waren die Russen in das Khanat Chiwa eingefallen und wurden zurückgeschlagen. In den 1830ern fanden erste Konflikte an der Steppengrenze statt, und die Eroberungen reichten bis zur Annexion des Pamir in den frühen 1900er Jahren.
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Übersicht
Zusammenfassung
Kontext
Als einer der Hauptaggressoren des Neoimperialismus wuchsen Russlands Ambitionen auf Turkestan seit dem 19. Jahrhundert.
Invasion in Zentralasien
1839 marschierten die Russen erneut in das Khanat Chiwa ein,[4] doch das kalte Wetter zwang die Russen, deren Kamele größtenteils erfroren, zum Rückzug.
1842 marschierte Russland in das Emirat von Buchara ein, das 1868 kapitulierte und russisches Protektorat wurde.
Im Jahr 1873 marschierte Russland erneut in das Khanat Chiwa ein,[5] das sich daraufhin ergab und ebenfalls russisches Protektorat wurde.
Die russische Invasion in Turkmenistan begann 1879 und wurde 1884 mit der Kapitulation der Turkmenen und der Eingliederung Turkmenistans in das Russische Kaiserreich weitgehend beendet. 1885 wurde die russische Invasion in Zentralasien gestoppt, nachdem Russland nach Süden bis zur afghanischen Grenze vorgedrungen war.
Die Feldzüge der russischen Armee fanden im Einzelnen statt gegen das Khanat von Kohkhand 1860–66 und 1875–76, gegen das Emirat Buchara 1866–68, gegen die Tekke-Turkmenen (Tekinzen) 1877–81 und gegen die Afghanen in der Oase von Panjdeh 1885.[6]

Invasion in Xinjiang
Am 26. Mai 1862 überschritt die russische Armee zum ersten Mal die Grenze im Nordwesten Xinjiangs, sie wurde dabei zwar von der Qing-Armee zurückgeschlagen,[10] was aber die russischen Ambitionen auf Xinjiang nicht aufhalten konnte. Am 4. Juni drangen die Russen unter dem Vorwand, bei der Niederschlagung der Hui-Rebellion in Shaanxi und Gansu[11][12] zu helfen, erneut in den Nordwesten Xinjiangs ein und lieferten sich einen Schusswechsel mit der Qing-Armee. Die Verhandlungen zwischen dem „Ersten Prinzen Gong“ und den Russen scheiterten am 1. März 1863, und am 26. März marschierten die Russen ein. Die folgenden Gefechte führten keine Entscheidung herbei.
Im April 1864 brach der Hui-Aufstand der Tongzhi-Ära in Xinjiang[13] (ein Sammelbegriff für die Aufstände in Xinjiang zwischen 1864 und 1877) aus, im Juni stifteten die Russen einen Aufstand der Hui in Ili an, am 9. Juli besetzten die Russen und die Hui-Rebellen das Ili-Tal und die Hui-Rebellen umzingelten die Stadt Ili. Am 7. Oktober 1864 unterzeichneten beide Seiten das Protokoll von Tschugutschak[14] (im Chinesischen als Chinesisch-russischer Vertrag über die Demarkation der Nordwest-Grenze bekannt)[15] mit dem 440.000 Quadratkilometer Land nördlich des Pamir-Plateaus und westlich des Gebiets von Tannu Uriankhai an die Russen abgetreten wurden.

Im Oktober 1864 rebellierten die uigurischen Taranchi und errichteten das Sultanat Ili,[16] das im Juni 1871 von den Russen zerstört und besetzt wurde.
Im Jahr 1877 eroberte die Xiang-Armee[17] unter der Führung von Liu Jintang[18] ganz Xinjiang mit Ausnahme des von den Russen besetzten Ili zurück.[19] Am 24. Februar 1881 wurde der Vertrag von Sankt Petersburg (auch bekannt als Vertrag von Ili)[20] unterzeichnet, mit dem Qing-China Ili zurückerhielt und 60.000 Quadratkilometer Land westlich des Flusses Qorghas (Chorgos) an die Russen abtrat.[21]
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In Kunst und Literatur
Zusammenfassung
Kontext


Die Eroberungen wurden von patriotischen literarischen und künstlerischen Werken begleitet, wovon auf russischer Seite die ausdrucksstarken Kriegs- und Schlachtengemälde des als „Russlands Kipling“ bezeichneten russischen Offiziers, Malers und Schriftstellers Nikolai Karasin (1842–1908), die von dem russischen Maler Franz Roubaud (1856–1928) und diejenigen des die Kriegsgeschehnisse der russischen Expansion teils kritischer beobachtenden[22] Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin (1842–1904) hervorragen. Michail Saltykow-Schtschedrin (1826–1889) behandelt das zentralasiatische Thema in seinem Werk Gospoda taschkentzy[23] (erste gekürzte Buchausgabe 1873, vollständig 1881; deutsch: Die Herren Taschkenter), einer Satire auf russische Bürokraten, die nach Taschkent geschickt wurden, um die dortige Bevölkerung zu 'zivilisieren'. Unmittelbar nach Karasin wird die orientalistische Wahrnehmung der Region beispielsweise in Nikolai Gumiljows berühmtem Gedicht Turkestanische Generäle (Туркестанские генералы,[24] 1912) deutlich – eine Art Ode an die tapferen Eroberer des wilden Ostens, Boten des erleuchteten Russlands.[25]
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Persönlichkeiten

- Konstantin Petrowitsch von Kaufmann (1818–1882), russischer General
- Graf Wassili Aleksejewitsch Perowski (1793–1857) Militärkommandant, Freund von W. A. Schukowski, Memoirenschreiber
- Michail Dmitrijewitsch Skobelew (1843–1882), General der Kaiserlich Russischen Armee, von seinen türkischen Gegnern auch der Weiße General (Ak-Pascha) genannt.
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Siehe auch
Literatur
- Richard A. Pierce: Die russische Eroberung und Verwaltung Turkestans (bis 1917), in: Zentralasien, FW, Bd. 16, S. 217–236.
- Bainian chuancheng zouchu huolu: Zhonghua Minguo waijiao shiliao tezhan 百年傳承走出活路: 中華民國外交史料特展 = A century of resilient tradition: exhibition of the Republic of China's diplomatic archives. Shen Lüxun 沈呂巡, Feng Mingzhu 馮明珠 (Hrsg.). Guoli gugong bowuyuan 國立故宮博物院. Taibei Shi: Guoli gugong bowuyuan, Minguo 100 [2011].[26]
- Tien-fong Cheng: A History of Sino-Russian Relations. Washington, D.C.: Public Affairs Press, 1957 Online (Review in Teilansicht)
- Christian Bachner: Das Vordringen des zaristischen Rußlands nach Zentralasien und der Aufbau der russischen Verwaltung von 1865 bis 1890. 2001 (Diss. Universität Regensburg)
- Fritz Machatschek: Die russische Herrschaft in Turkestan. Geographische Zeitschrift, 24. Jahrg., 1. H. (1918), pp. 1–22 – in Teilansicht
- Rudolf A. Mark: Russisch-Turkestan: Im Schatten des "Great Game" – Deutsche "Weltpolitik" und russischer Imperialismus in Zentralasien 1871-1914. 2012 (in Teilansicht)
- Alexander Morrison: The Russian Conquest of Central Asia: A Study in Imperial Expansion, 1814–1914. Cambridge University Press 2020
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Weblinks
Einzelnachweise und Fußnoten
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