Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Satornilus
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Satornilus (auch Satorneilos, Satornil, in lateinischen Quellen Saturninus) war ein Gnostiker des frühen 2. Jahrhunderts, der in Antiochia am Orontes wirkte.
Von den Schriften des Satornilus ist nichts überliefert. Alle Kenntnisse über ihn gehen auf die Häresiographie Adversus haereses des Irenäus von Lyon zurück, die etwa 180 fertiggestellt wurde.[1]
Satornilus lehrte demnach, die Welt sei von sieben Engeln geschaffen worden. Als ein Bild des Lichts der „höchsten Macht“ kurz in der Welt aufgeblitzt sei und sich danach sofort in den Himmel zurückgezogen habe, hätten die Engel beschlossen, nach seinem Bild aus Ton den Menschen zu formen (Gottebenbildlichkeit); diese „höchste Macht“ habe den Menschen auch den „Lebensfunken“ geschenkt, da er zunächst nur wie ein Wurm herumgekrochen sei. Im Typ kehre dieser Lebensfunken wieder zu seinem himmlischen Ursprung zurück, der Körper dagegen verwese.[1] Dieses zentrale Element der Gnosis scheint von Satornilus erfunden worden zu sein.[2] Die Engel, zu denen er auch den Gott der Juden rechnet, seien Geschöpfe des „obersten Vaters“, über den man aber nichts sagen könne.[3] Dieser Schöpfungsmythos findet sich ganz ähnlich auch in den Schriften anderer Gnostiker, etwa im Apokryphon des Johannes,[1] einer der 1945 gefundenen Nag-Hammadi-Schriften.
Die Erlösung erfolgt laut Satornilus durch den Heiland, der nur zum Schein Mensch geworden sei (Doketismus):[3] Jesus Christus sei in die Welt geschickt worden, um die Macht des jüdischen Gottes zu brechen und die zu erretten, die den göttlichen Lichtfunken in sich tragen. Daraus kann man schließen, dass die Engel anscheinend auch Menschen ohne diesen Funken erschaffen hatten. Diese seien böse und würden von Dämonen unterstützt.[1] Sie würden vom Heiland vernichtet werden.[3]
Satornilus verlangte von seinen Anhängern strenge Askese: Ehe, das Zeugen von Kindern und Fleischgenuss waren als angebliche „Anstiftungen Satans“ verboten.[4]
Inwieweit Satornilus von den Lehren des Gnostikers Simon Magus beeinflusst war, ist ungeklärt.[3] Er gilt als einer der ältesten christlichen Gnostiker, von denen mehr als nur der Name bekannt ist.[1] Die Philosophin Simone Pétrement ordnet seine Lehre in den Antijudaismus bzw. Antinomianismus ein, das heißt die Gegnerschaft gegen das jüdische Gesetz. Für Pétrement sind die Lehren des Satornilus ein Indiz dafür, dass sich die Gnosis schrittweise aus dem frühen Christentum heraus entwickelt habe.[5]
Remove ads
Literatur
- Roelof van den Broek: Satornilus, ca. 120. In: Wouter J. Hanegraaff, Antoine Faivre et al. (Hrsg.): Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Brill, Leiden/Boston 2005, ISBN 90-04-14187-1, S. 1037 f.
- Christoph Markschies: Satornil. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Bd. 7, Mohr-Siebeck, Tübingen 2007.
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads