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Small Modular Reactor
Kleines, modulares Kernkraftwerk Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Mit dem Begriff Small Modular Reactors (SMR; deutsch „kleine modulare Reaktoren“; auch umgangssprachlich als „Miniatomkraftwerk“ bezeichnet) werden im Wesentlichen Pläne für Kernreaktoren bezeichnet. Diese sollen modular und teilweise kleiner als herkömmliche Reaktoren sein und daher z. B. in einer Fabrik vorgefertigt und anschließend an einen Montageort gebracht werden können.[1] Es gibt mehr als 130 verschiedene Konzepte.[2] Tatsächlich in Betrieb sind ein Demonstrations-Projekt in China (HTR-PM) und zwei Reaktoren in Russland (KLT-40S), wobei letztere eine Abwandlung von üblichen Schiffsreaktoren sind.[3]

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Definition
Die IAEA definiert SMRs als Reaktoren mit einer Leistung bis zu 300 Megawatt elektrisch (MWe).[4] Daneben kennt die IAEA auch noch „medium sized or modular reactors“, ohne sich für diese auf eine genaue Definition festzulegen.[5]
Allerdings ist die IAEA bei der Begriffsverwendung unscharf. In ihrem Bericht „small modular reactors - Advances in SMR Developments“[6] von 2024 verwendet sie ihre Definition „bis zu 300 MWe“ (Seite 8). Im ganzen Bericht kommt nie das Wort „medium“ vor, es gibt also nach diesem Bericht keine medium sized reactors. Trotzdem nimmt die IAEA in den Bericht den Rolls-Royce SMR (ein bislang nur auf dem Papier bestehendes Projekt), das mit 470 MWe geplant ist, in den Bericht auf (Seiten 10, 14), suggeriert also, dass auch dieser Reaktortyp ein small modular reactor wäre.
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Begriff(sgeschichte) und Akronym
Zusammenfassung
Kontext
Ab den 1960er Jahren verwendet die IAEA die Bezeichnung „Small and Medium (Sized) Power Reactors“.[7] Diese werden damals bis Mitte der 1980er Jahre als „SMPR“ bezeichnet und werden als Anlagen beschrieben, deren Größe unterhalb derjenigen liegt, die derzeit in den meisten Industrieländern zur Stromerzeugung gebaut werden. Definiert werden sie mit einer Obergrenze von 600 MWe (Seite 16).[8]
1998 verwendet sie IAEA teilweise noch die Bezeichnung „small and medium power reactors“, geht aber zunehmend dazu über, nur noch von „small and medium reactors“ zu sprechen und dafür das Akronym SMR zu verwenden.[9]
2010 übernimmt der damalige US-Energieminister Steven Chu das Akronym SMR, schreibt es aber „Small Modular Reactor“ aus.[10] In der Folge geht die IAEA zu derselben Begriffsverwendung über, obwohl sie weiterhin Reaktoren mit einer Leistung von mehr als 300 MWe damit beschreibt. Damit verwendet die IAEA selbst nach ihrer eigenen Definition einen falschen, die Größe mancher unter SMR subsumierten Reaktoren verschleiernden Begriff (siehe bei Definition). Die Industrie schließt sich dieser Begriffsverwendung an und ab dieser Zeit werden auch Reaktorpläne wie etwa der von Rolls-Royce-SMR, der derzeit (November 2025 – die Leistung wurde mit fortlaufender Planung gesteigert) mit einer Leistung von 470 MWe geplant ist, als Small Modular Reactors bezeichnet. Diese Leistung liegt über der durchschnittlichen Leistung eines WWER 440-Reaktors, jenes Reaktors, der in Europa etwa 40 Mal gebaut wurde (zum vorerst letzten Mal wurde 2023 – in Mochovce – ein WWER 440 in Betrieb genommen) und der ein typischer herkömmlicher Reaktor ist.
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Eigenschaften
SMR sollen beispielsweise einen geringeren Aufwand vor Ort, eine höhere Risiko-Eindämmungseffizienz und eine höhere Sicherheit der verwendeten Kernbrennstoffe (viz. die Spaltmaterialien Uran oder Plutonium; evtl. auch Thorium) ermöglichen. Dazu ist u. a. auch die Entwicklung neuartiger Brennelemente notwendig, z. B. basierend auf dem vorgeschlagenen High-Assay Low-Enriched Uranium (HALEU) Brennstoff.[11]
Die Reaktoren wurden auch vorgeschlagen, um Finanzierungsprobleme und Einsatzmöglichkeiten gegenüber konventionellen Kernreaktoren mit größerer Leistung (z. B. der europäische EPR oder der russische WWER) zu verbessern. Dazu zählen z. B. die hohen Investitionskosten oder Aufwände bei der Zulassung uvm.
Geschichte
Historisch gab es bereits in den 1950er-Jahren erste Ansätze und Programme zum Bau kleiner Kernreaktoren. Das damalige Army Nuclear Power Program hatte z. B. diverse Miniaturreaktoren erprobt, die vom US-Militär modular (in Teilen) transportiert werden und errichtet werden konnten. Weltweit wurden im Jahr 2017 von verschiedensten Firmen rund 60 SMR-Konzepte vorgeschlagen oder entwickelt. Darunter befanden sich sowohl thermische als auch schnelle Kernreaktorkonzepte. Für SMRs gibt es verschiedene Entwürfe, von verkleinerten Versionen bestehender Kernreaktordesigns (z. B. Leichtwasserreaktoren) bis hin zu völlig neuen Entwürfen, die man zur vierten Kernkraftwerks-Generation zählen würde.
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Technik
SMR sollen die Nutzung der zivilen und kommerziellen Kernenergie attraktiv machen und auch Kritiker überzeugen, indem sie so sicher gemacht werden sollen, dass im Falle eines Unfalls z. B. keine Evakuierungszonen mehr notwendig seien.
Die Anlagen sollen außerdem eine Kombination mit der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien berücksichtigen, da sie im Gegensatz zu großen Kern-(kraftwerken) flexibler, nämlich im Falle von Produktions- und Nachfrageschwankungen schnell ab- oder zuschaltbar werden sollen. Nach Analysen der Nuclear Energy Agency (NEA) soll das Potenzial der SMR in Stromnetzen mit einem hohen Anteil an Erneuerbaren sogar am größten sein. Die Tatsache, dass „klassische“ Kernkraftwerke z. B. vom Typ Konvoi zum Lastfolgebetrieb in der Lage sind, und diesen auch in der Praxis nachgewiesen haben, wird dabei jedoch gerne unerwähnt gelassen.[12][13]
Auch die Planung der Dekommissionierung, der Abbau und die Entsorgung soll reibungsloser als mit gewöhnlichen Kernkraftwerken z. B. in einer Fabrik durchgeführt werden könnten.[14]
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Kernenergiewirtschaft
Offen ist bisher die Frage, zu welchen Kosten Strom mit SMR-Anlagen produziert werden kann. Schätzungen gehen von Stromgestehungskosten von USD 120/MWh aus.[15] Ein von der Firma NuScale Power zusammen mit dem Energieversorger Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) geplantes Projekt in Idaho (siehe auch das Idaho National Laboratory) sollte Stand Anfang 2023 USD 102/MWh erreichen, wenn man die Subventionen herausrechnete.[16] Das Projekt wurde im November eingestellt, weil die ursprünglich für die Errichtung geplanten Kosten von 5,3 Milliarden Dollar auf bereits 9,3 Milliarden Dollar gestiegen waren.[17] Zum Vergleich der Stromkosten: Nach Schätzungen aus dem April 2023 erreichen Solarfreiflächenanlagen Stromgestehungskosten von USD 24 bis USD 96/MWh,[18] allerdings mit erheblich niedrigerem Leistungskredit.
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SMR-Hersteller
Derzeit gibt es weltweit kein Unternehmen, das einen modularen, also in einer Fabrik vorgefertigten Reaktor anbietet oder baut. Alle ventilierten Modelle sind nur Planungen in verschiedenen Stadien. Die folgenden SMRs werden sowohl von bekannten als auch von neuen Unternehmen beworben. Dazu zählen z. B.,
- China Nuclear Power Engineering Group (Teil der CNNC) (ACP100)[19][20]
- Die neue Firma Copenhagen Atomics arbeitet an einem kleinen, modularen Thorium-Flüssigsalzreaktor (100 MWth)[21]
- Doosan (SMART)[22]
- Framatome (LW-SMR)
- Holtec International (SMR-160)
- NuScale (VOYGR)[23]
- Rolls-Royce SMR
- Toshiba Energy Systems & Solutions (verschiedene Designs/Studien)[24]
- Westinghouse (AP300)[25]
- GEH, Konsortium General Electric-Hitachi (BWRX-300)[26]
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Reaktortypen
In der Studie GRS 376 (siehe unten) wurden über 69 SMR-Konzepte identifiziert, darunter die Verteilung auf die folgenden Reaktortypen:
- 32 Leichtwasserreaktoren (LWR)
- 22 flüssigmetallgekühlte Brutreaktoren (LMR)
- 2 Schwerwasserreaktoren (HWR)
- 9 gasgekühlte Hochtemperaturreaktoren (GCR)
- 4 Flüssigsalzreaktoren (MSR)
Projekte
Zusammenfassung
Kontext
Im folgenden Abschnitt werden verschiedene Projekte und Prototypen beschrieben.
Prototypen
- Das schwimmende Kernkraftwerk Akademik Lomonossow hat als Ersatz für das Kernkraftwerk Bilibino 2020 die Strom- und Wärmeversorgung von Pewek, einer 4.000-Einwohner-Stadt in Sibirien an der Tschuktschensee sowie angrenzender Bergwerke übernommen. Es wurde seit 2007 im St. Petersburger Hafen auf einer 150 m langen Barke mit zwei Druckwasserreaktoren vom Typ KLT-40C mit je 35 MW Leistung gebaut.
- Carem-25 (Leistung 27 MW) in Argentinien, von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) als Forschungsreaktor titulierter Prototyp für einen kleinen Druckwasserreaktor: Baubeginn war 2014, bei einem geschätzten Baufortschritt von rund 60 % wurde im August 2020 die neue Bauphase mit Nucleoeléctrica Argentina SA als Auftragnehmer fortgesetzt.[27]
- 2021 wurden in China die ersten zwei HTR-PM-Reaktoren in Betrieb genommen.[28] Die zwei Kugelhaufen-Reaktoren mit jeweils 250 MW thermischer Leistung sollten zusammen einen Turbosatz mit 210 MW elektrischer Leistung antreiben.[29][30] Tatsächlich wurde die Leistung der beiden Einheiten um ein Viertel auf 150 MWe (75 MWe je Einheit) reduziert, ohne dass dafür Gründe genannt wurden.[31][32]
- Ebenfalls 2021 wurde in Hainan mit dem Bau eines ACP100 mit dem Namen Linglong One begonnen.[33] Mit einer elektrischen Leistung von 125 MW soll der Reaktor jährlich 1 TWh an Strom erzeugen.[33] Am 16. Oktober 2025 wurden die Kaltfunktionstests erfolgreich abgeschlossen.[34]
Weitere Projekte
- Das in Corvallis (Oregon) ansässige Start-up NuScale Power entwickelt kleine, gebrauchsfertig zu liefernde Reaktormodule mit einer Leistung von ursprünglich 50 MW und einem „integralen Reaktorbehälter“, worin sich Reaktorkern, Dampferzeuger sowie Primärkreislauf zusammen befinden, die sonst getrennte Einheiten bilden. Im Lauf der Jahre wuchs die Leistung auf 77 MW je Einheit, da größere Reaktoren günstiger Strom produzieren, was bereits in früheren Jahrzehnten zu immer größeren Meilern geführt hat, bis hin zum EPR, dieser Sachverhalt wird bei SMRs ignoriert. Einzelne Module mit 4,5 m Breite und 22 m Höhe sollen sich per Schwertransport an ihre Einsatzorte bringen lassen, wo bis zu zwölf voneinander unabhängig arbeitsfähige Module mit dann zusammen 600 MW Leistung in einem Gebäude untergebracht werden sollten. Ende 2016 wurde die Zulassung des Modells für den US-Markt beantragt, am in Idaho vorgesehenen ersten Bauplatz wurden 2017 Umweltgutachten erstellt.[14] Die Design-Zulassung in den USA wurde im Januar 2023 erteilt.[35] Im November 2023 wurde das Projekt gestoppt, da man anzweifelte, für die elektrische Energie der sechs Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 0,462 GW Abnehmer zu finden.[36] Außerdem werden die deutlich gestiegenen Kosten von geschätzten 5,3 auf 9,3 Milliarden US-Dollar und Finanzierungsprobleme als Gründe für den Ausstieg genannt.[37] Für die Entwicklung des Modellprojektes hatte NuScale staatliche Subventionen in Höhe von 4 Milliarden US-Dollar erhalten.[38] NuScales Projektpartner, der Energieversorger Utah Associated Municipal Power Systems, verlautbarte gegenüber dem Magazin Science, dass sich das Unternehmen stattdessen auf den Ausbau von Windenergie, Solarkraftwerken und Batterien konzentrieren werde.[39]
- Mitte November 2023 gab NuScale Power bekannt, keinen SMR in Idaho zu bauen, da es nach dem gegenwärtigen Stand unwahrscheinlich sei, dass sich ausreichend Abnehmer für die Energie fänden, die in dem SMR erzeugt werden sollte.[36][40][37]
- Rolls-Royce entwickelte das Design für einen Druckwasserreaktor als SMR mit einer elektrischen Leistung von 470 MW. Die Einzelteile der Reaktorblöcke sollen sich mit einem Lkw transportieren lassen und in Massenproduktion hergestellt werden.[41] Die Zulassung im Vereinigten Königreich sollte bis 2024 erfolgen, der erste Reaktor 2029 ans Netz gehen.[42] Siemens Energy soll für die RR-SMR-Anlage das nichtnukleare Equipment, d. h. Kraftwerkskomponenten wie Dampfturbine, Generator usw. bereitstellen.[43]
- Schwimmende SMR werden z. B. von der kanadischen Firma Dunedin Energy Systems für abgelegene Bergbauprojekte in den USA sowie als „Integraler Leichtwasser-Reaktor“ vom chinesischen Nuclear Power Institute in Chengdu in Kooperation mit dem britischen Lloyd’s Register entwickelt. Dabei müssen solche Anlagen nicht nur den Sicherheits-Vorgaben der IAEO genügen, sondern auch denen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO, die dafür mittlerweile einen vorläufigen Anforderungskatalog aufgestellt hat; allerdings sind hier noch weitere Regularien und technische Anforderungen notwendig, z. B. auch für den Fall des Sinkens der Anlagen. Dabei steht die internationale Genehmigungspraxis insgesamt vor der Herausforderung der vorgesehenen länderübergreifenden standortgebundenen und hochstandardisierten Produktionen, also quasi von Typ- statt Einzelzulassungen.[14]
- Im Jahr 2021 beschloss TerraPower den Bau eines kleinen modularen Flüssigsalzreaktors mit Natriumkühlung und 500 Megawatt Spitzenleistung in den USA.[44]
- Der US-Hersteller Holtec International und Enerhoatom sind im Gespräch über 20 SMR-160 Anlagen für die Ukraine.[45]
- Amazon plant, zwölf Mini-Reaktoren des Typs Xe-100 des Herstellers X-energy mit einer Gesamtleistung von 960 MW bauen zu lassen. Die ersten vier Reaktoren mit einer elektrischen Gesamtleistung von 320 MW sollen im US-Bundesstaat Washington ab Ende der 2020er-Jahre errichtet werden und in den 2030er-Jahren in Betrieb genommen werden, um die Rechenzentren von Amazon und andere Aktivitäten zu versorgen.[46] Der Xe-100 ist ein gasgekühlter Hochtemperaturreaktor, der mit TRISO als Brennstoff arbeiten soll.[47]
Mögliche Standorte
Kanada, die USA und das Vereinigte Königreich fördern die Entwicklung von SMRs mit öffentlichen Mitteln.[48] Im Streit um die Kernenergie in Belgien wurden 2021 in einem regierungsinternen Kompromiss 100 Millionen Euro Fördermittel für die Forschung zur Entwicklung kleinerer modularer Kernreaktoren vorgesehen.[49] Interessenbekundungen und Vorverträge existieren Stand September 2022 auch für Polen,[50] Rumänien,[51] Estland,[52] Tschechien[53][54], Schweden[55] und die Niederlande.[56] Aufgrund der Leistung im Bereich der Antriebsleistung bestehender Containerschiffe (z. B. Emma Maersk: 80 MW; Open100: 100 MW) wäre auch der Einsatz als Schiffsantrieb denkbar. Aufgrund der volatilen und tendenziell steigenden Preise von Schweröl und Schiffsdiesel sowie der Problematik bzgl. der Emissionen der Schifffahrt wird dies trotz der vergangenen gemischten Erfahrungen (technisch erfolgreich, politisch und ökonomisch gescheitert) mit „Versuchsschiffen“ wie Otto Hahn oder NS Savannah immer wieder propagiert.[57][58]
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Studien und Gutachten
Zusammenfassung
Kontext
SMR Feasibility Study (2014)
Machbarkeitsstudie[59] herausgegeben vom britischen National Nuclear Laboratory (UKNNL).[60] Die Studie hat die folgenden Bereiche untersucht:
- Bewertung des globalen Marktes
- Technische Bewertung
- Investition in Innovation
- Finanzielle Bewertung (einschließlich Bewertung der Kostensenkung)
- Bewertung der kommerziellen Möglichkeiten im Vereinigten Königreich
GRS 376 (2015)
In der Studie der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit wurden SMRs wie folgt untersucht:[61][62]
- Überblick zur Thematik „SMR“
- Reaktorsicherheit und zukünftige F&E Vorhaben
- Anpassungsbedarf der Rechencodes
- Hochtemperaturreaktoren in Kopplung an Industrieanlagen
BASE/Öko-Institut (2021)
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat am 10. März 2021 ein umfangreiches Gutachten präsentiert,[63] das 136 verschiedene historische sowie aktuelle Reaktoren bzw. SMR-Konzepte betrachtet, 31 davon besonders detailliert. Das vom Öko-Institut im Auftrag des BASE erstellte Gutachten liefert eine Einschätzung zu möglichen Einsatzbereichen, der Endlagerfrage, Sicherheitsfragen und der Proliferations-Gefahr.[64][65]
Ergebnisse des Gutachtens sind unter anderem:
- Um weltweit dieselbe elektrische Leistung zu erzeugen wie mit üblichen Atomkraftwerken, sei der Bau von vielen tausend bis zehntausend SMR-Anlagen notwendig.
- Gegenüber Atomkraftwerken mit großer Leistung könnten zwar einzelne SMR potenziell sicherheitstechnische Vorteile erzielen, da sie pro Reaktor ein geringeres radioaktives Inventar aufweisen. Die hohe Anzahl an Reaktoren, die für die gleiche Produktionsmenge an elektrischer Leistung notwendig ist, erhöhe das Risiko jedoch insgesamt um ein Vielfaches.
- Anders als teilweise von Herstellern angegeben, müsse davon ausgegangen werden, dass bei einem schweren Unfall die radioaktiven Kontaminationen deutlich über das Anlagengelände hinausreichten.
- Durch die geringe elektrische Leistung seien bei SMR die Baukosten relativ betrachtet höher als bei großen Atomkraftwerken. Eine Produktionskostenrechnung unter Berücksichtigung von Skalen-, Massen- und Lerneffekten aus der Nuklearindustrie lege nahe, dass im Mittel 3.000 SMR produziert werden müssten, bevor sich der Einstieg in die SMR-Produktion lohnen würde.
- Bei einem Wiedereinstieg in die Atomenergie seien wiederum lange Betriebs-, Sicherheits- und Störfallrisiken in Kauf zu nehmen. Umfangreiche Zwischenlager- und Brennstofftransporte seien weiterhin erforderlich. Auch ein Endlager sei in jedem Fall weiter erforderlich.
- Die Verwendung von bereits vorhandenen Uranreserven durch Partionierungs- und Transmutations-Konzepte (P&T) sei nur anwendbar für abgebrannte Brennstäbe. Allerdings seien 40 Prozent davon in Deutschland bereits wiederaufgearbeitet. Die daraus entstandenen verglasten Abfälle seien nicht für P&T-Verfahren zugänglich.
- Zwar könnten bestimmte Transurane wie Plutonium in ihrer Menge reduziert werden, auf der anderen Seite würde jedoch die Abfallmenge für andere langlebige radioaktive Spaltprodukte ansteigen, z. T. sogar um bis zu 75 Prozent (Cäsium-135) gegenüber der ohne P&T einzulagernden Menge.
- Schließlich bliebe die Gefahr, dass das im P&T-Verfahren notwendigerweise abzutrennende Plutonium leichter für Waffenherstellung zugänglich wäre.
In der kritischen Gesamtbewertung heißt es: Keine der diskutierten Technologien sei derzeit und absehbar am Markt verfügbar. Gleichzeitig würden sie mit ähnlichen Versprechen wie zu den Reaktoren in den 1950ern und 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angepriesen.[66]
University of Pennsylvania (2022)
Laut einer Studie, die in PNAS veröffentlicht wurde, erzeugen Small Modular Reactors (SMRs) bis zu 2- bis 30-mal mehr radioaktiven Abfall pro erzeugter Energieeinheit als konventionelle Kernreaktoren. Darüber hinaus weist der Abfall von SMRs eine erheblich stärkere Radioaktivität auf, was die Langzeitlagerung und Entsorgung zusätzlich erschwert. Diese Erkenntnisse werfen Fragen zur Umweltverträglichkeit und Sicherheit von SMRs auf, insbesondere im Vergleich zu bestehenden großen Reaktoren, die bereits Herausforderungen in der Abfallbewältigung mit sich bringen.[67][68]
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Literatur
Dokumentationen
- Mini-Kernkraftwerke: Der Weg aus der Klimakrise? Terra X vom 2. Juni 2021, Länge: 18 min, verfügbar bis 2. Juni 2031
Fachartikel und Andere
- Ch. Pistner, M. Englert, Ch. Küppers, Ch. von Hirschhausen, B. Wealer, B. Steigerwald, R. Donderer: Sicherheitstechnische Analyse und Risikobewertung einer Anwendung von SMR-Konzepten (Small Modular Reactors). In: Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Hrsg.): BASE-Forschungsberichte zur Sicherheit der nuklearen Entsorgung. Berlin, März 2021, abgerufen am 18. November 2025
- D. Bittermann: Status of development work on small and medium sized reactors at Siemens/KWU. International Atomic Energy Agency (IAEA) 1998 (englisch, iaea.org).
- Liu Zhan et al.: Development and outlook of advanced nuclear energy technology. In: Energy Strategy Reviews. Band 34, März 2021, S. 100630, doi:10.1016/j.esr.2021.100630 (englisch).
- Small Modular Reactors (SMR): Kernkraftwerke im Kleinformat. Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, abgerufen am 22. Mai 2023.
- Ross Peel, Sukesh K. Aghara: Nuclear Security for Next-Generation Reactors. In: Christopher Hobbs, Sarah Tzinieris, Sukesh K. Aghara (Hrsg.): The Oxford Handbook of Nuclear Security. 1. Auflage. Oxford University Press, 2023, ISBN 978-0-19-284793-5, S. C31S1-C31N53, doi:10.1093/oxfordhb/9780192847935.013.31 (englisch).
Fachbücher
- Mario D. Carelli, Daniel T. Ingersoll (Hrsg.): Handbook of Small Modular Nuclear Reactors (= Woodhead Publishing Series in Energy). Elsevier, Waltham, MA 2015, ISBN 978-0-85709-851-1 (englisch).
- Jorge Morales Pedraza: Small Modular Reactors for Electricity Generation. Springer International Publishing, Cham 2017, ISBN 978-3-319-52215-9, doi:10.1007/978-3-319-52216-6 (englisch).
- Bahman Zohuri: Small Modular Reactors as Renewable Energy Sources. Springer International Publishing, Cham 2019, ISBN 978-3-319-92593-6, doi:10.1007/978-3-319-92594-3 (englisch).
- Bahman Zohuri, Patrick McDaniel: Advanced Smaller Modular Reactors: An Innovative Approach to Nuclear Power. Springer International Publishing, Cham 2019, ISBN 978-3-03023681-6, doi:10.1007/978-3-030-23682-3 (englisch).
- Thomas Schulenberg: Die vierte Generation der Kernreaktoren: Grundlagen, Typen und Nutzen verständlich erklärt. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2020, ISBN 978-3-662-61604-8, doi:10.1007/978-3-662-61605-5.
- IAEA: Advances in Small Modular Reactor Technology Developments. 2022 Edition Auflage. IAEA, Vienna 2022 (englisch, iaea.org [PDF]).
Reporte
- NEA: The NEA Small Modular Reactor Dashboard. Hrsg.: NEA. OECD, Paris 2023 (englisch, oecd-nea.org).
- NEA: The NEA Small Modular Reactor Dashboard - Volume II. Hrsg.: NEA. OECD, Paris 2023 (englisch, oecd-nea.org).
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Weblinks
- Small Modular Reactors (SMR): Kernkraftwerke im Kleinformat. (Dossier der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit).
- Advanced Small Modular Reactors (SMRs). In: Office of Nuclear Energy. U.S. Department of Energy, abgerufen am 23. Juni 2023 (englisch).
Einzelnachweise
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