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Solfège
Tonlehre zur Gehör- und Gesangsbildung durch das Singen von Silben Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Solfège [
] (französisch) oder Solfeggio [ ] (italienisch) ist eine Tonlehre zur Gehör- und Gesangsbildung.Begriff
Zusammenfassung
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Der Begriff ist sprachlich von dem mittellateinischen Verb „solfizare“ und dies wiederum von den Silben sol und fa (5. und 4. Ton der jeweiligen Tonleiter) abgeleitet.[1][2][3][4] Er tauchte im 18. Jahrhundert in Frankreich und Italien auf.[2] Er stellte ursprünglich eine Gesangsübung dar, die auf Vokale oder auf Tonsilben gesungen wurde und dabei Stimme und Gehör des Sängers schulte.[2][4][5] Er ist damit im Ursprung äquivalent zum Konzept der Solmisation[2][4] (sprachlich abgeleitet von den Silben sol und mi) nach Guido von Arezzo, der damit die Gesangsausbildung der Klosterknaben im 11. Jahrhundert beschleunigen wollte.[6] Das Lexikon Die Musik in Geschichte und Gegenwart (in beiden Ausgaben) behandelt entsprechend Solfège und Solmisation gemeinsam unter dem Stichwort Solmisation.[7][8] Der mittellateinische Grundterminus „solfare“ zu Solfège (Egidius de Zamora, Ars musica, um 1270; Elias Salomo, Scientia artis musicae, 1274[9]) ist deutlich älter als der Terminus „solmisatio“/„solmizatio“ beziehungsweise das Verb „solmisare“/„solmizare“ (M. Keinspeck, Lilium musicae planae, 1496; B. Prasbergius, Clarissima plane, 1501; N. Wollick, Opus aureum musicae, 1507).[7][8] Der Begriff Solfège/Solfeggio entwickelte und differenzierte sich ab dem 18. Jahrhundert von Frankreich und Italien ausgehend in zwei Richtungen weiter und trennte sich so von seiner ursprünglichen Bedeutung.[4]
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Verwendung
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Gesangsbildung
In einer Hinsicht beschreibt Solfège eine spezielle Unterrichtsmethode in der Musikpraxis, die völlige Sicherheit im Blattsingen anstrebt.[5] Solche Übungen hatte beispielsweise der italienische Opernsänger Pier Francesco Tosi 1723 empfohlen.[2][3] Als Vorstufe wurden bestimmte Vokalisierungs- und Stimmeinstellungsübungen ebenfalls als Solfège bezeichnet.[4] In diesem Kontext stehen die virtuosen Stimmübungen auf Vokale (italienisch: vocalizzi, französisch: vocalises, deutsch: Vokalisen), „die noch in der heutigen Gesangspädagogik zur technischen Grundausbildung des Sängers gehören“ (Aussage 1967).[2] In der heutigen Gesangspädagogik im deutschsprachigen Kulturbereich spielen diese Konzepte nur noch eine untergeordnete Rolle (Aussage 2012).[3] 1772 erschien in Paris die erste Solfège-Sammlung unter dem Titel Solfèges d'Italie mit Stimmübungen unter anderem von Johann Adolph Hasse, Alessandro Scarlatti und Nicola Antonio Porpora.[2] Große Beliebtheit erlangten Solfèges bei den meist italienischen Gesangslehrern des Pariser Conservatoire im 19. Jahrhundert (Marco Bordogni, Nicola Vaccai und Giuseppe Concone).[2]
Musikalische Elementarmethode
In einer anderen Hinsicht beschreibt Solfège eine umfassende musikalische Elementarmethode, die von der Solmisation ausgeht.[2][3][4] Auf der Basis von Singübungen integriert die Solfège-Methode Gehörbildung, musikalisches Vorstellungsvermögen und rhythmisches Empfinden.[2][3] Sie vermittelt zugleich eine grundlegende Einführung in Notenlehre sowie die Terminologie und Bedeutung der musikalischen Zeichen.[2][3] Solfège wird zur musikalischen Elementarlehre, zum „musikalischen Elementarunterricht“.[5] Die Begriffe Solfège (frz.), Solfeggio (ital.), Solfeig (katalan.) etc. (beispielsweise „Professor“ oder „Professora für Solfeig“) der romanischsprachigen Länder werden damit funktional dem Begriff der Musiktheorie im deutschsprachigen Kulturraum vergleichbar.
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Siehe auch
Literatur
- Solfège. In: Wilibald Gurlitt, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Sachteil: A–Z. Schott, Mainz 1967, S. 879 (Textarchiv – Internet Archive).
- Solfège. In: Wolfgang Ruf, Annette van Dyck-Hemming (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 13., neu überarbeitete und aktualisierte Auflage. Band 5: Scia–Zyli. Schott, Mainz 2012, ISBN 978-3-7957-0006-5, S. 62.
- Solfeig. In: Gran Enciclopèdia de la Música. Enciclopèdia Catalana, abgerufen am 21. Februar 2021 (katalanisch).
- Solfeggio. In: Brockhaus Enzyklopädie. 19. Auflage. Band 20. F.A. Brockhaus, Mannheim, ISBN 3-7653-1100-6, S. 428.
- Martin Ruhnke: Solmisation. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Band 8 (Querflöte – Suite). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1998, ISBN 3-7618-1109-8 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
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Weblinks
Commons: Solfege – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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