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Steuler
Unternehmen der Keramikindustrie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Steuler Holding GmbH ist die Konzernobergesellschaft der Steuler-Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Höhr-Grenzhausen im Westerwald.
Die Steuler-Unternehmensgruppe beschäftigt sich mit industriellem Korrosionsschutz, Anlagenbau und Umwelttechnik. Die Gruppe entwickelt, produziert und installiert korrosionsbeständige und feuerfeste Werkstoffe sowie Auskleidungsmaterialien für die Chemische Industrie, in Metallgewinnungsanlagen, in Kraftwerken und Sonderabfall-Verbrennungsanlagen (Müllverbrennung) sowie der Eisen- und Stahlindustrie. Die Sparte Anlagenbau konstruiert und liefert Anlagen zur Abluftreinigung und Oberflächenbehandlung.[5]
Im Juli 2023 wurde für die Tochtergesellschaft Steuler Fliesengruppe AG beim zuständigen Amtsgericht ein Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.[6]
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Geschichte
Zusammenfassung
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1908 entwickelte Georg Steuler in Koblenz den weltweit ersten hochsäurebeständigen Kitt (Kaliwasserglaskitt) und legte damit den Grundstein für die Steuler Industriewerke (bis 2010). Die auf Basis dieses Kitts erbauten „Steuler-Türme“[7] ermöglichten erstmals die großtechnische Produktion von Salpeter- und Schwefelsäure.[8] 1910 begann das Unternehmen mit der Produktion von säurefesten Steinen in Höhr-Grenzhausen, wo sich seitdem auch der Firmensitz befindet.[9] Im nächsten Entwicklungsschritt folgte die Herstellung feuerfester Erzeugnisse.
1916 wurde ein Betriebsgemeinschaftshaus errichtet, dessen Speisesaal bis in die Gegenwart von den Mitarbeitern des Unternehmens genutzt wird.[10] 1917 erfolgte die Übernahme einer Wandplattenfabrik in Mühlacker, woraus sich in späteren Jahrzehnten die Tochtergesellschaft Steuler Fliesengruppe AG entwickelte.[9] Ab 1922 wurden in Höhr-Grenzhausen Werkswohnungen für Mitarbeiter errichtet. 1948 erfolgte die Gründung des Georg-Steuler-Unterstützungsvereins, der seither Mitarbeitern bei Krankheit oder Invalidität Hilfe anbietet.[11][12]
1965 wurde aus dem Säureschutzbau der eigenständige Bereich Steuler-Anlagenbau ausgegründet. Anfang der 1970er-Jahre stieg das Unternehmen in den Bereich Kunststoff-Technik ein, indem es korrosionsbeständige Auskleidungen und Apparate aus Thermo- und Duroplast-Werkstoffen herstellte. Im darauffolgenden Jahrzehnt wurden unter anderem prozessintegrierte Verfahren zur Reinigung von Abgasen sowie Recycling- und Aufbereitungsanlagen entwickelt.[13] Im Jahr 2010 wurden die Korrosionsschutzaktivitäten der Keramchemie Siershahn (ehemals KCH Group GmbH) in die Unternehmensgruppe integriert. Seither ist der Korrosionsschutzbereich unter der Neufirmierung Steuler-KCH GmbH tätig.[14][15]
2020 wurde in Höhr-Grenzhausen ein neuer Tunnelofen eingeweiht, welcher den bisherigen Tunnelofen aus dem Jahr 1951 ersetzte. Die KfW förderte das Projekt aufgrund der erwarteten Energieeffizienz, beispielsweise wird die Abwärme des Ofens durch Wärmerückgewinnung für andere Prozesse im Unternehmen genutzt.[16]
Am 16. Februar 2023 wurde ein Vertrag geschlossen, durch den die Steuler-Gruppe in drei Schritten bis 2024 gut 75 % der britische Ancorite Holdings Ltd. und deren Tochterunternehmen erwarb.[17][18] Im Juli 2023 stellte die Steuler-Tochtergesellschaft Steuler Fliesengruppe AG einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung, was insbesondere mit den hohen Energiekosten in dieser Zeit und der Baukrise in Deutschland zusammenhing.[6] Im Rahmen der Insolvenz fanden in der folgenden Zeit Teilverkäufe an das italienische Unternehmen Panaria und die Norddeutsche Solar Ceramics mit Sitz in Bremerhaven statt.[19][20]
Im Oktober 2023 erfolgte in Höhr-Grenzhausen die Einweihung eines zweiten neuen Tunnelofens, der mit Temperaturen zwischen 1450 und 1650 Grad arbeitet. Die Baukosten für den 80 Meter langen Ofen lagen bei rund sieben Millionen Euro. Durch einige Neuerungen spart er Energie und Emissionen.[21] Der Gasverbrauch wird bei gleicher Produktionsmenge um rund 40 % gesenkt.[22] Zuvor war 2020 der erste neue Tunnelofen eingeweiht worden. Die beiden neuen Tunnelöfen ersetzten unter anderem den Tunnelofen aus dem Jahr 1951 und erweiterten die Produktionskapazitäten.[16]
Im Jahr 2024 erhielt Steuler einen Großauftrag der Salzgitter AG, deren Salcos-Konzept die Emissionen bei der Herstellung von Stahl um bis zu 95 % senken soll. Steuler ist dabei für die feuerfeste Ausmauerung der Salcos-Anlage verantwortlich.[23]
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Unternehmensstruktur
Zusammenfassung
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Die Steuler-Unternehmensgruppe gehört weltweit zu den führenden Anbietern in den Bereichen Industrieller Korrosionsschutz sowie Anlagenbau und Umwelttechnik.[24][25] Es wird unterschieden zwischen dem Bereich Steuler Linings, der korrosionsbeständige und feuerfeste Werkstoffe sowie Auskleidungstechnologien produziert, und dem Bereich Steuler Anlagenbau, der Anlagen zur Abluftreinigung und Oberflächenbehandlung konstruiert und liefert.[26]
Im Jahr 2023 beschäftigten die Unternehmen der Steuler Holding im Schnitt über 2.500 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Umsatz von rund 436,8 Mio. Euro.[2] Vertretungsberechtigter Geschäftsführer des Familienunternehmens ist Michael Steuler aus der Gründerfamilie Steuler.[27]
Standorte
Im Westerwald – zwischen Köln und Frankfurt – befinden sich drei Standorte der Gruppe in einem Umkreis von zehn Kilometern. In Höhr-Grenzhausen befindet sich der Hauptsitz der Holding in den historischen Werksgebäuden aus der Zeit der Firmengründung. Zusätzlich zu den Westerwälder Standorten in Siershahn und Höhr-Grenzhausen wurde im September 2015 ein dritter Standort in Mogendorf im Westerwald offiziell eröffnet.[28] Seit dem Jahr 2017 gehört das Feuerfest-Werk in Breitscheid zur Steuler-Firmengruppe.[29]
Produktionsstandort Mogendorf
Der 7500 m² große Hallenbau im Gewerbegebiet der Ortsgemeinde Mogendorf beherbergt eine Produktion des Geschäftsbereiches Kunststoff-Technik der Steuler-KCH GmbH. In der 2500 m² großen Produktionshalle für den Apparatebau, einer 2500 m² großen Halle zum Rohrleitungsbau und einer 2500 m² großen Lagerhalle arbeiten 60 Mitarbeiter (Stand 2016). Es werden u. a. Kunststoffrohre und Kolonnen sowie Kunststoffbehälter gefertigt, die im Inneren aus korrosionsbeständigen Kunststoffen bestehen und außen mit glasfaserverstärkten Kunstharzen ummantelt sind. In das Werk investierte die Steuler-Gruppe zehn Millionen Euro; der Standort wurde aufgrund der guten Infrastruktur in der Region im Kannenbäckerland und der günstigen Lage im Umkreis der beiden Unternehmenssitze Höhr-Grenzhausen und Siershahn gewählt.[30]
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Tochtergesellschaften
Zusammenfassung
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Steuler hat circa 25 Tochtergesellschaften und Vertretungen. Der Hauptsitz befindet sich in Höhr-Grenzhausen (Deutschland), daneben gibt es Standorte in Breitscheid, Mogendorf und Siershahn. Im Ausland ist die Gesellschaft mit Gesellschaften bzw. Niederlassungen z. B. in Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Frankreich, Großbritannien, Indien, Irland, Italien, Mexiko, Marokko, Niederlande, Polen, Saudi-Arabien, Spanien, Schweden und der Türkei vertreten.[31]
Steuler-KCH GmbH
Die Korrosionsschutzaktivitäten der ehemaligen Keramchemie (KCH) mit Hauptsitz in Siershahn wurden im Jahr 2010 in die Steuler-Unternehmensgruppe integriert. Die Korrosionsschutz-Geschäfte laufen seitdem unter der Firmierung Steuler-KCH GmbH. Auch Säurebau-Tochtergesellschaften in Österreich, Polen, Italien und China wurden mit den bereits in Australien, Frankreich, Schweden, Spanien, Marokko und Mexiko vorhandenen Einheiten verbunden.
Die Steuler-KCH arbeitet mit industriellen Auskleidungen, Feuerfestsystemen, Apparatebau und Schwimmbadbau. Unter Steuler-KCH wurde im Jahr 2013 am Standort in Siershahn eine neue Montage- und Magazinhalle errichtet. Im Jahr 2015 ist eine weitere Produktionsstätte für das Geschäftsfeld Kunststoff-Technik in Mogendorf errichtet worden. An diesem Standort werden Behälter, Apparate und Rohrleitungssysteme vorwiegend aus mit Glasfaser beschichtetem Kunststoff (GFK) produziert.[32][33]
Anlagenbau
Steuler Anlagenbau ist eine Tochtergesellschaft der Steuler-Gruppe. Seit 1965 agiert der Anlagenbau als eigenständiger Geschäftsbereich mit seinem Standort in Höhr-Grenzhausen mit weltweiten Niederlassungen und Kooperationspartnern.[34]
Der Steuler Anlagenbau konstruiert verschiedene Anlagensysteme aus dem Bereich Umwelttechnik.[35]
Abgas- und Rauchgasreinigung
Die Tochtergesellschaft liefert Abgasreinigungsanlagen,[36] die z. B. Kraftwerken oder Abfall- und Sonderabfallverbrennungsanlagen nachgeschaltet werden. Die Rauchgasreinigungstechnik senkt Schadstoffe wie SOx, HCI, HF, NOx, Staub sowie diverse Schwermetalle und organische Verbindungen (z. B. Dioxine, Furane und Kohlenwasserstoffe), die in Abgasen in unterschiedlicher Zusammensetzung und Konzentration vorkommen. Diese Abgase müssen vor der Freisetzung in die Atmosphäre auf Werte unterhalb der Emissionsgrenzwerte gereinigt werden.[37]
Katalysatorentechnik
Die Katalysatorentechnik wird unter anderem in Gewächshäusern eingesetzt, hier werden die Abgase zur erneuten Gewinnung von CO₂ genutzt. Seit 1980 werden SCR- und Oxidationskatalysatorsysteme entwickelt, mit denen die Schadstoffe NOx, CO, CHx und Dioxide in die natürlichen Bestandteile der Atmosphäre überführt werden.[38]
Oberflächenbehandlung
Die von Steuler angewandte Oberflächentechnik dient zur chemischen, mechanischen oder auch galvanischen Vorbehandlung von Metalloberflächen. Hier wird im Prozess Säure verwendet, um Zunder und weitere Verschmutzungen auf Edelstahloberflächen zu entfernen.
Ehemalige Tochtergesellschaft Steuler-Fliesengruppe (bis 2023)
Die bis zu ihrer Insolvenz 2023 tätige Steuler-Fliesengruppe bestand aus der Steuler Fliesen Produktion GmbH, der Norddeutschen Steingut (bis 2021), Kerateam Produktion GmbH & Co. KG und der Nordceram Produktion GmbH.[39] Die Werke der Steuler-Fliesengruppe befanden sich in Mühlacker, Bremen, Bremerhaven und Leisnig. Die Steuler-Fliesengruppe exportierte ihre Fliesen weltweit in 45 Länder, entwickelte die Kollektionen selbst oder arbeitete mit namhaften Designern zusammen, damit neue Fliesenserien entstanden.[40] Die Produktionskapazität der Fliesengruppe umfasste mehr als 13 Millionen Quadratmeter Wand-, Boden- und Dekorfliesen jährlich.[41]
Steuler Fliesen Produktion GmbH
Unter der Geschäftsführung von Georg Steuler wurde im Jahr 1917 eine Wandplattenfabrik in Mühlacker gekauft und war bis 2023 als Steuler Fliesen Produktion GmbH bekannt.[42]
Die Fliesen-Serie „LAPS“ von Steuler Design konnte 2013 den Preis für das „Produkt des Jahres 2013“ bei der Leserwahl der Zeitschrift „Fliesen & Platten“ gewinnen.[43] 2012 erhielt das Unternehmen den „Interior innovation award 2012“ für die Fliesen-Serie „Organic Sense“.[44] Zuletzt gewann Steuler-Fliesen 2016 die Auszeichnung „Excellent Product Design – Bath and Wellness“ mit der Begründung: „Jede Fliese aus der Soft Glazes-Kollektion ist ein Unikat. Wie von Hand aufgetragen verlaufen die schimmernden Glasurschichten zart ineinander, wodurch geschmackvolle Pastelltöne modern und äußerst dekorativ in Szene gesetzt werden. Auf diese Weise entsteht ein einzigartig eleganter Schmuck für die Wand. Ein perfektes Zusammenspiel von Farbe, Form und Struktur“.[45]
Norddeutsche Steingut AG (bis 2021)
Die Norddeutsche Steingut AG mit Sitz in Bremen gehörte nach der Übernahme der Aktienmehrheit[46] am 1. Januar 2001 durch die Steuler-Industriewerke GmbH (ab 2010 Steuler Holding GmbH) der Steuler-Fliesen Gruppe an. Die Norddeutsche Steingut AG produzierte keramische Wand- und Bodenfliesen im Trockenpress-Verfahren. 2002 wurde in Bremerhaven die NordCeram als Tochtergesellschaft der Norddeutschen Steingut AG gegründet. Zu Beginn des Geschäftsjahres 2021 strukturierte sich die Norddeutsche Steingut AG um und führte ihre Geschäfte als Teil der Steuler Fliesengruppe AG weiter. Eine Umstrukturierung und Neuaufstellung der Steuler-Fliesengruppe war notwendig geworden, um das Geschäft wieder wirtschaftlich nachhaltig betreiben zu können.[47]
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Sponsoringaktivitäten
Die Gruppe sponserte Ausstattung und Teilnahme einer Mitarbeiterin der Steuler Anlagenbau GmbH am Ironman auf Hawaii in den Jahren 2012 und 2015.[48] Weiterhin unterstützt Steuler den Radsport- und Triathlonverein RSG Montabaur[49] sowie hilfsbedürftige Kinder in der Region des Unternehmens.[50]
Literatur
- Wolfframm, Peter (Hrsg.): Idee und Werk. 1908–1958. Festschrift, herausgegeben zum 50-jährigen Bestehen der Steuler-Industriewerke GmbH, Höhr-Grenzhausen, Siershahn, Mühlacker, Darmstadt 1958.
Weblinks
- Website des Unternehmens
- Beitrag des SWR-Fernsehen in der Sendung „Made in Südwest“ über die Steuler-Gruppe „Feuerfest und wasserdicht – Die Steuler-Gruppe in Höhr-Grenzhausen“ vom 19. November 2014
Einzelnachweise
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