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Tellurit
Mineral Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Tellurit (veraltet Tellurocker) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung β-TeO2, ist also chemisch gesehen ein β-Tellurdioxid.
Tellurit entwickelt meist durchsichtige Kristalle mit nadeligem bis prismatischem Habitus von etwa zwei Zentimetern Größe, aber auch büschelförmige Aggregate oder krustige Überzüge von weißer, gelblichweißer oder stroh- bis honiggelber Farbe bei weißer Strichfarbe. Unverletzte Kristallflächen frischer Proben weisen einen schwachen Diamantglanz auf.
Mit einer Mohshärte von 2 gehört Tellurit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Gips mit dem Fingernagel ritzen lassen.
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Besondere Eigenschaften
Tellurit ist praktisch nicht in Wasser löslich, allerdings kann er bedingt durch den amphoteren Charakter des Te(IV)-Ions in starken Säuren wie Salz- oder Salpetersäure bzw. in starken Basen wie Natriumhydroxid gelöst werden. Die entsprechenden chemischen Reaktionsgleichungen finden sich unter →Tellurdioxid.
Etymologie und Geschichte
Benannt wurde das Mineral nach seinem chemischen Hauptbestandteil dem Tellur. Der Wortstamm kann auf das lateinische Wort Tellus für die Erde zurückgeführt werden.
Erstmals entdeckt und beschrieben wurde Tellurit 1842 von Wilhelm Petz in der Grube „Fata Baii“ (Facebanya, Faczebaja) bei Zlatna im Kreis Alba in Rumänien. Er fand das Mineral zusammen mit gediegen Tellur in einigen Proben in Form kleiner Kugeln von feinfaserigem Gefüge und gelblichweißer, ins gräuliche spielender Farbe und identifizierte es aufgrund der chemischen Reaktionen vor dem Lötrohr, in der offenen Röhre und auf Kohle als Tellurige Säure.
Seine bis heute gültige Bezeichnung Tellurit erhielt das Mineral 1845 von Wilhelm Ritter von Haidinger.[6]
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Klassifikation
Zusammenfassung
Kontext
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tellurit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung „MO2- und verwandte Verbindungen“, wo er gemeinsam mit Paratellurit in der „Tellurit-Paratellurit-Gruppe“ mit der Systemnummer IV/D.06 steht.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IV/D.15-030. Dies entspricht der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 und verwandte Verbindungen)“, wo Tellurit zusammen mit Brookit, Carmichaelit, Scrutinyit und Srilankit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer IV/D.15 bildet.[7]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Tellurit in die Klasse der „Oxide (Hydroxide, V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate)“ und dort in die Abteilung „Metall : Sauerstoff = 1 : 2 und vergleichbare“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen; Mit verschiedenen Polyedern“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 4.DE.20 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Tellurit die System- und Mineralnummer 04.04.06.01. Das entspricht der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Einfache Oxide mit einer Kationenladung von 4+ (AO2)“ in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 04.04.06, in der auch Scrutinyit eingeordnet ist.
Modifikationen und Varietäten
Tellurdioxid kommt in der Natur in zwei verschiedenen Mineralien vor: Paratellurit (α-TeO2, tetragonal) und Tellurit (β-TeO2, orthorhombisch). Beide Modifikationen sind strukturell sehr ähnlich. Ein, wenn auch unsicheres, Unterscheidungsmerkmal ist ihre Farbe. Während Tellurit häufig eine gelbe Farbe aufweist, ist Paratellurit praktisch immer farblos. Eine genaue Unterscheidung zwischen diesen beiden Modifikationen ist nur durch eine Kristallstrukturanalyse möglich.
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Bildung und Fundorte
Tellurit kommt in der Oxidationszone von Erzlagerstätten vor. Es ist assoziiert mit anderen tellurhaltigen Mineralen wie gediegen Tellur oder Emmonsit.
Als seltene Mineralbildung konnte Tellurit bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Als bekannt gelten etwa 45 Fundorte.[9]
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Telluritfunde sind unter anderem die „Kawazu Mine“ bei Shimoda und die Susaki Mine in Japan, wo Kristalle bis etwa einen Zentimeter Länge zutage traten. Gut ausgebildete Kristalle fanden sich auch in der „Moctezuma Mine“ in Mexiko.[10]
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Chile, China, Frankreich, Kanada, Myanmar, Polen, Russland, Tschechien, Ungarn, und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[5]
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Kristallstruktur
Tellurit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbca (Raumgruppen-Nr. 61) mit den Gitterparametern a = 12,03 Å; b = 5,46 Å; c = 5,61 Å, sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Siehe auch
Literatur
- Wilhelm Petz: Zerlegung einiger Siebenbürger Tellur-Erze, in: Annalen der Physik (Poggendorfs Annalen 1842), Band 133, Ausgabe 11, S. 467–478
- Aristides Brezina: Ueber die Krystallform des Tellurii (PDF-Datei; 1,6 MB)
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 539.
Weblinks
Commons: Tellurite – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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