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Teratogen

Substanz toxisch oder letal für Gameten oder Embryonen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Teratogene (altgriechisch τέρας téras, deutsch Ungeheuer, bei Platon ein wunderliches, den gewöhnlichen Gestalten unähnliches Wesen,[1] ‚Missbildung‘ und γένεσις génesis, deutsch Ursprung ‚Entstehung‘) sind äußere Einwirkungen, die Fehlbildungen beim Embryo hervorrufen können: Chemikalien (fruchtschädigende Stoffe) sowie Viren und ionisierende Strahlung. Missbildungen fördernde Substanzen bezeichnet man als teratogen.

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Kennzeichnung von
reproduktionstoxischen
Chemikalien
Warnung vor
radioaktiven Stoffen
oder ionisierenden Strahlen

Inzwischen wird seitens des Gesetzgebers der Begriff reproduktionstoxisch (auch reprotoxisch) benutzt und statt von CMT-Stoffen (karzinogen-mutagen-teratogen) heute von CMR-Stoffen gesprochen. Unter reproduktionstoxisch fasst er die beiden Fälle „kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen“ und „kann das Kind im Mutterleib schädigen“ zusammen.

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Grundlagen

Menschliche Embryonen und Föten reagieren während der Schwangerschaft, besonders in der Zeit vom 18. bis 85. Tag nach der Befruchtung, empfindlich auf teratogene Einflüsse. Teratogene Einflüsse (ggf. über Pestizide, belastetes Wasser usw.) können auch zu Beeinträchtigungen bei anderen Lebewesen führen.

Die Teratologie untersucht die Wirkung potentiell schädigender Stoffe. Die reproduktionstoxikologische Prüfung ist seit dem Contergan-Skandal für neue Arzneimittel vorgeschrieben. Diese Art der Prüfung ist im Artikel Toxizitätsbestimmung beschrieben. CMR-Prüfung ist aber inzwischen auch für alle Chemikalien dort Vorschrift, wo erhöhte Gefährdung besteht, etwa beim Transport (Gefahrgut nach ADR) oder beim Umgang bzw. freien Hantieren. Für Letzteres gibt es die folgenden Vorschriften zur Produktkennzeichnung.

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Chemische Teratogene

Zusammenfassung
Kontext

Bis zur Einführung des globalen harmonisierten Systems zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien[2] wurden chemische Substanzen entsprechend der europäischen Festlegung in der Richtlinie 67/548/EWG, in Deutschland umgesetzt durch die GefStoffV, eingestuft. Die folgende Tabelle stellt die entsprechenden Zuordnungen gegenüber:[3]

Weitere Informationen GHS, Richtlinie 67/548/EWG ...
  1. Die Zusatzbuchstaben differenzieren die Wirkart. Kleinschreibung steht für vermutliche Wirkung. Kombinationen, wie DF oder Df sind möglich. Die Einstufung in 1A oder 1B richtet sich nach der höheren Gefahr (D und/oder F werden in 1A eingestuft und mit H360 gekennzeichnet).

Einstufung GHS

Im GHS erfolgt die Einstufung in die einzelnen Kategorien wie folgt:[4]

Kategorie 1A

Stoffe werden als reproduktionstoxisch Kategorie 1A eingestuft, wenn sie, aufgrund von Befunden beim Menschen, bekanntermaßen die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen beeinträchtigen und/oder Entwicklungsschäden bei den Nachkommen bewirken. Substanzen in der Kategorie 1A werden mit dem Piktogramm GHS08 und dem Signalwort Gefahr gekennzeichnet.

Kategorie 1B

Stoffe werden in die Kategorie 1B eingestuft, wenn sie, basierend auf Tierstudien, wahrscheinlich die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen beeinträchtigen und/oder Entwicklungsschäden bei den Nachkommen bewirken. Substanzen in der Kategorie 1B werden auch mit dem Piktogramm GHS08 und dem Signalwort Gefahr gekennzeichnet.

Kategorie 2

Stoffe werden schließlich als reproduktionstoxisch Kategorie 2 eingestuft, wenn es, aufgrund von Befunden beim Menschen und/oder von Tierstudien, Nachweise für die Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit oder der Entwicklung gibt, die Nachweise aber nicht stichhaltig genug für eine Einstufung in Kategorie 1 sind. Substanzen in der Kategorie 2 werden ebenfalls mit dem Piktogramm GHS08 und dem Signalwort Achtung gekennzeichnet.

Einstufung nach Richtlinie 67/548/EWG

Vor der Einführung des GHS regelte die Richtlinie 67/548/EWG die Einstufungen in Europa. Die Kategorien bedeuten:

Kategorie 1

Stoffe der Kategorie 1 wirken beim Menschen bekanntermaßen fruchtschädigend. Es sind hinreichende Anhaltspunkte für einen Kausalzusammenhang zwischen der Exposition eines Menschen gegenüber dem Stoff und Schäden an der Leibesfrucht vorhanden. Einstufung und Kennzeichnung mit Gefahrensymbol T.

Kategorie 2

Stoffe der Kategorie 2 sollten für den Menschen als fruchtschädigend angesehen werden. Es bestehen hinreichende Anhaltspunkte zu der begründeten Annahme, dass die Exposition eines Menschen gegenüber dem Stoff zu Schäden an der Leibesfrucht führen kann. Diese Annahme beruht im Allgemeinen auf Langzeitversuchen und/oder sonstigen relevanten Informationen. Einstufung und Kennzeichnung mit Gefahrensymbol T.

Kategorie 3

Stoffe der Kategorie 3 geben wegen möglicher fruchtschädigender Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis. Genügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung liegen jedoch nicht vor. Aus geeigneten Versuchen liegen einige Anhaltspunkte vor, die jedoch nicht ausreichen, um den Stoff in Kategorie 2 einzustufen. Einstufung und Kennzeichnung mit Gefahrensymbol X.

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Beispiele

Chemikalien

Krankheitserreger

Strahlung

  • Röntgenstrahlung – im medizinischen Einsatz für das Bedienungspersonal relevant
  • Betastrahlung und Gammastrahlung – beim Umgang mit Radioaktivität relevant
  • Kosmische Strahlung – hochenergetische Strahlung aus dem Weltraum, für Astronauten und Piloten relevant; für letztere jedoch durch die Atmosphäre etwas vermindert.

Literatur

  • Thomas H. Shepard, Ronald J. Lemire: Catalog of Teratogenic Agents. 12. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2007, ISBN 0-8018-8742-9, S. 24 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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