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Transamerikalauf
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Als Transamerikalauf (auch Trans-American Footrace oder TransAmerica Footrace) wird im Allgemeinen ein Etappen-Ultramarathon bezeichnet, der von Küste zu Küste der USA führt. Eine solche Veranstaltung wurde in den Jahren 1928, 1992, 1993, 1994, 1995, 2002, 2004 und 2011 von Los Angeles nach New York und im Jahr 1929 auf der umgekehrten Route durchgeführt.
Erste Querungen und Rekorde
Die ersten die den Kontinent zu Fuß durchquerten waren 1896 Helga (* 1860) und Clara Estby (* 1876).[1] Sie wollten ein Preisgeld von 10.000 Dollar gewinnen, um ihre Farm zu retten. Dafür lief das Mutter-Tochter-Gespann von ihrer Farm in Spokane County, Washington bis nach New York City. Sie benötigten sieben Monate, dennoch wurde das Geld, aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, nicht ausgezahlt.
1909 machte sich der 70-jährige Edward Payson Weston (1839–1929) auf den Weg. Er schaffte es in etwa 100 Tagen.[2] Die Reise war seiner Zeit auch ein großes Medienereignis. Als erste Frau lief Dr. Barbara Moore (1903–1977) im Jahr 1960 von San Francisco nach New York (66 Tage).
Im Jahr 1980 schaffte Frank Giannino Jr. die Strecke in der Rekordzeit von 46 Tagen, 8 Stunden und 36 Minute. Der aktuelle Rekord wurde 2017 von Pete Kostelnick mit 42 Tagen, 6 Stunden und 30 Minuten aufgestellt.[3]
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„Bunion Derby“ 1928


Das erste solche Transkontinentalrennen fand im Jahr 1928 unter dem Namen Trans-Continental Race statt. Bekannt wurde es jedoch vor allem unter dem etwas scherzhaften Namen Bunion Derby 1928 (bunion ist die englische Bezeichnung für den Hallux valgus), ein Name, der durch den amerikanischen Kolumnisten Westbrook Pegler geprägt wurde.[5] Das Rennen wurde von „Amerikas erstem Sportagenten“ Charles C. Pyle, der unter anderem Suzanne Lenglen betreute,[6] auf Auftrag der der Route 66 Association organisiert. Die Vereinigung wollte für den neu gegründeten Highway Route 66 werben und kam auf die Idee, eine Laufveranstaltung über die ganze Distanz eines Highways zu veranstalten. Der Werbespruch für den Lauf lautete demnach auch:
“If you could run the length of the highway surly at a run, you could drive it in a car easily.”
„Wenn Sie die Länge des Highways im Laufschritt bewältigen könnten, könnten Sie ihn problemlos mit einem Auto fahren.“
– TransContinental FootRace
Für eine Teilnahmegebühr von 125 Dollar wurde ein Erster Preis über 25.000 Dollar ausgelobt, für die damalige Zeit eine beträchtliche Summe (eine durchschnittliche Person verdiente damals rund 1.300 Dollar pro Jahr).[7][8] Diese Summe, zusammen mit dem Versprechen für Kost und Logis zu sorgen, zog nicht nur Spitzenathleten, sondern auch sehr viele Teilnehmer aus den unteren Gesellschaftsschichten an und führten zum vergleichsweise großen Teilnehmerfeld. Pyle richtete neben der Ascot Park Rennbahn in Los Angeles ein Camp ein und ließ vermelden, dass sich Interessierte Personen bis zum 12. Februar 1928 für ein „Abschlusstraining“ einfinden sollten. 275 Männer folgten dem Aufruf und erhielten um 6 Uhr morgens ein Frühstück serviert, bevor sie einen 25 – 50 Meilen (rund 40 – 80 km) langen Lauf absolvieren und sich daraufhin am Nachmittag weiteren Übungen unterziehen mussten. Von den 275 interessierten blieben schlussendlich noch 199 Mann übrig, von denen durch die anwesende Ärzten lediglich 40 eine Bestätigung erhielten, den Strapazen des Rennens gewachsen zu sein. Ein prominenter Arzt namens Dr. K.H. Begg sagte den Teilnehmern sogar voraus, dass sie durch die Anstrengungen eines solchen Laufes rund fünf bis zehn Lebensjahre verlieren würden.[9] Die interessierten ließen sich dadurch jedoch nicht verschrecken und alle 199 gingen an den Start.
Das ganze Rennen war als mediales Großereignis konzipiert. Als Publikumsmagneten setzte Sportagent Pyle einen der bei ihm unter Vertrag stehenden Stars ein: Red Grange, einer der besten Footballspieler seiner Zeit, begleitete den Tross, der wie ein Wanderzirkus durch die Staaten zog. Weitere Attraktionen beinhalteten beispielsweise eine „Human Freak Show“ sowie die konservierte Leiche von Elmer McCurdy.[10] Außerdem wurden jeden Abend Rennberichte von einer fahrenden Rundfunkstation aus übertragen.
Der Startschuss fiel am 4. März 1928 am Legion Ascot Speedway in Los Angeles, Kalifornien und dauerte 84 Tage. Der Lauf führte bis zum 5.509,6 km entfernten und neugebauten Madison Square Garden in New York City, wo von den 199 Startern 55 das Rennen erfolgreich beendeten.[11]
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Andy Payne: 5,97 mi/h (9,61 km/h)
- John Salo: 5,81 mi/h (9,35 km/h)
- Phillip Granville: 5,57 mi/h (8,96 km/h)
- Henrik Timon Pass: 6,23 mi/h (7,91 km/h)
Erfolgsquote
27,6 % Erfolgsquote
„Bunion Derby“ 1929
Obwohl C. C. (‘Cash and Carry’) Pyle bei der ersten Austragung des Rennens im Jahr 1928 100.000 Dollar Verlust schrieb, war er überzeugt, dass er mit den Transamerikaläufen ein Vermögen zu machen sei. 1929 lancierte er deshalb eine zweite Austragung, diesmal auf der umgekehrten Route von New York zurück nach Los Angeles auf einer südlicheren Route. Ein Preisgeld wurde diesmal für die ersten 15 Läufer ausgelobt. Nach 5 Tagen waren nur noch 51 Läufer im Rennen (von über 100 gestarteten). Nach 10 Tagen waren es nur noch 36 und nach 3 Wochen waren es nur noch 31 Läufer. Nur 19 Läufer schafften es bis nach Los Angeles. Der letztjährige zweite, Johnny Salo, gewann das Rennen gegen Peter Gavuzzi (der in der ersten Austragung aussteigen musste) mit einem Vorsprung von lediglich 2 Minuten und 46 Sekunden. Keiner von ihnen bekam sein Preisgeld, denn C.C. Pyle war durch das Rennen temporär bankrottgegangen.[13][14] Harry Abrams ging in die Geschichte ein, weil er 1928 und 1929 an beiden Läufen teilnahm und als bis dato einziger das Land in beiden Richtungen zu Fuss durchquerte.[15] Die Ausgabe von 1929 war zum damaligen Zeitpunkt mit 5.720 km das längste Straßenrennen der Welt gewesen.[16]
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- John Salo: 6.757 mi/h (10.874 km/h)
- Peter Gavuzzi: 6.756 mi/h (10.873 km/h)
- Guisto Umek: 6.596 mi/h (10.615 km/h)
Erfolgsquote
24,7 % Erfolgsquote
Runner's World Trans America Footrace 1992
In den Jahren 1992–1995 wurden in Anlehnung an die Bunion Derbys vier weitere Transamerikaläufe durchgeführt. Die Rennen führten von Huntington Beach in Kalifornien nach New York. Gesponsert wurde das Rennen lediglich von einem Hersteller von Sportriegeln, einem Sportgetränkehersteller und einem Laufmagazin.
Runner's World Trans America Footrace 1993
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Ray Bell: 5,98 mi/h (9,63 km/h)
- Patrick Farmer: 5,80 mi/h (9,33 km/h)
- Lorna Michael (f): 4,96 mi/h (7,99 km/h)
Erfolgsquote
46,1 % Erfolgsquote
Runner's World Trans America Footrace 1994
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Istvan Sipos: 6,65 mi/h (9,09 km/h)
- Dante Ciolfi: 5,19 mi/h (8,36 km/h)
- Michiyoshi Kaiho: 4,98 mi/h (8,02 km/h)
Erfolgsquote
35,7 % Erfolgsquote
Runner's World Trans America Footrace 1995
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Dusan Mravlje: 6,79 mi/h (10,93 km/h)
- Ray Bell: 6,53 mi/h (10,51 km/h)
- David Horton: 6,47 mi/h (10,41 km/h)
Erfolgsquote
71,4 % Erfolgsquote
Run Across America 2002
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Martin Wagen: 5,99 mi/h (9,64 km/h)
- Shoji Nishi: 5,37 mi/h (8,64 km/h)
- Yuji Takeishi: 5,03 mi/h (8,09 km/h)
Insgesamt: 5,03 mi/h (8,09 km/h)
Runner's World Trans America Footrace 2004
DNF
- DNF in der Etappe 55: Don Winkley (USA)
- DNF in der Etappe 10: Graeme Best (Neuseeland)
- DNF in der Etappe 10: Louis Rodriguez (USA)
- DNF in der Etappe 5: Edward Dramberger (USA)
- DNF in der Etappe 2: Will Campbell (USA)
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Bobby Brown: 6,03 mi/h (9,70 km/h)
- Luc Dumont Saint Priest: 5,38 mi/h (8,65 km/h)
- Russell Allison: 5,15 mi/h (8,28 km/h)
Erfolgsquote
54,5 %
Los Angeles – New York Footrace 2011
DNF
- DNF in Etappe 8: Gérard Bavato
- DNF in Etappe 8: Markus Mueller
- DNF in Etappe 4: Yoshiaki Ishihara
- DNF in Etappe 4: Yoshimi Tanaka
- DNF in Etappe 4: Jenni De Groot
- DNF in Etappe 2: Phillippe Grizard
Erfolgsquote
57,1 %
Run Across America on Trail
Durchschnittliche Geschwindigkeit
- Mike Samuelson: 4.592 mi/h (7,39 km/h)
- Jennifer Bradley (f):4.586 mi/h (7,38 km/h)
Erfolgsquote
50 %
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Solo-Läufe
Zusammenfassung
Kontext
Den meisten Leuten ist der (fiktive) Dauerlauf von Forrest Gump quer durch die USA bekannt. Auch in der Realität haben einige Sportler solche Sololäufe absolviert:
Rickey Gates 2017
Rickey Gates, ein US-amerikanischer Ultraläufer, durchquerte vom 1. März bis zum 1. August 2017 die USA ohne Unterstützung. Auf seiner Reise fotografierte er verschiedenste Landsleute und porträtierte sie in Textform in seinem nach dem Lauf veröffentlichten Buch, ursprünglich mit der Intention ein möglichst authentisches Bild der amerikanischen (Wahl-)Bevölkerung nach der erfolgreichen Wahl Donald Trumps zu erhalten. Der Lauf führte ihn von Folly Beach (South Carolina) über eine 5.955 km lange Route bis nach San Francisco. Gates setzte sich ein Budget von 5.000 Dollar (1.000 Dollar pro Monat) und führte seine Habseligkeiten in einem Kinderwagen mit.[26][27]
Rob Pope 2018
Der Engländer Rob Pope wiederholte den Lauf von Forrest Gump (d. h. 5 Mal hin und zurück) und lief in 422 Tagen 15.621 Meilen. Er begann am 15. September 2016 – wie sein Vorbild in Mobile (Alabama) – und endete – wie das filmische Vorbild – am 29. April 2018 im Monument Valley (Arizona). Der Lauf fand ohne Sponsor statt, unterstützt wurde er nur von seiner Frau.[28]
Weblinks
British Pathé: America Calls It „The Bunion Derby“ (1929) auf YouTube, abgerufen am 10. Januar 2021.
Bunion Derby footage auf YouTube, abgerufen am 10. Januar 2021 (Filmaufnahmen von Solomon Sir Jones vom „Bunion Derby“ 1928. Auf den Aufnahmen ist der spätere Sieger Andy Payne aus Oklahoma zu sehen. Auszug aus dem Filmarchiv von Solomon Sir Jones an der Yale University).
Dave Warady: 1992 Runner's World TransAmerica Footrace auf YouTube, abgerufen am 16. Januar 2021 (Bericht von ABC News).
Salomon TV: Transamericana mit Rickey Gates auf YouTube, abgerufen am 17. Januar 2021.
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Einzelnachweise
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