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Ufer-Wolfstrapp

Art der Gattung Wolfstrapp (Lycopus) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ufer-Wolfstrapp
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Der Ufer-Wolfstrapp[1] (Lycopus europaeus), auch Gemeiner Wolfstrapp oder Europäischer Wolfsfuss[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wolfstrapp (Lycopus) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ...
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Beschreibung

Zusammenfassung
Kontext
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Illustration
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Blütenquirl
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Blüte im Detail
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Gegenständige Laubblätter

Vegetative Merkmale

Der Ufer-Wolfstrapp ist eine ausdauernde krautige Pflanze,[1] die Wuchshöhen von meist 30 bis 90[2] (20 bis 120) Zentimetern erreicht. Sie kann lange unterirdische Ausläufer bilden. Die dicht behaarten bis kahlen Stängel sind einfach oder mit abstehend verzweigt.[2]

Die gegenständig angeordeneten Laubblätter sind sitzend oder sehr kurz gestielt.[2] Die unteren Blattspeiten sind oft fiederteilig.[2] Die Blattspreiten sind bei einer Länge von 3 bis 8,[2] selten bis zu 15 Zentimetern sowie einer Breite von 1 bis 3, selten bis zu 6 Zentimetern[3] länglich-eiförmig mit zugespitztem oberen Ende.[2] Der Blattrand ist grob gesägt[3] oder grob sowie tief gezähnt[2].

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis September.[1][2] Die 10 bis 20 Blüten sitzen dicht in vielen fast kugeligen Scheinquirlen[3] in den Achseln der obersten 10 bis 20 Blattpaare.[2]

Die zwittrige Blüte ist fast radiärsymmetrisch und vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist weit glockig, locker behaart und besitzt fünf lanzettliche, gerade vorgestreckte und stechend begrannte Zähne.[3] Die weißen Kronblätter sind mit kleinen purpurfarbenen Pünktchen versehen. Sie besitzt zwei fertile Staubblätter, wobei zusätzlich manchmal noch zwei sehr kurze, rückgebildete und unfruchtbare vorhanden sein können. Die Kelchzähne sind länger als die Kelchröhre, etwa 2 mm lang und stets behaart. Der Fruchtknoten ist bis zum Grund vierteilig. Der Griffel besitzt zwei fast gleiche Narbenäste.[3]

Die gestutzten Klausenfrüchte sind glänzend dunkelbraun und 1,5 bis 2 Millimeter lang.[3] Die Klausen sind drüsig.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[4][2]

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Ökologie

Zusammenfassung
Kontext

Der Ufer-Wolfstrapp ist ein Hemikryptophyt (Schaftpflanze) oder eine Sumpfpflanze. Vegetative Vermehrung als Wurzelkriecher erfolgt durch unterirdische Ausläufer von bis zu 20 Zentimeter Länge.

Er ist verschiedenblättrig (Heterophyllie), das heißt die Laubblätter sind je nach Ort am Stängel unterschiedlich: Die oberen sind lanzettlich bis eiförmig; nach unten zu sind die Blätter buchtig gezähnt und unter Wasser tief fiederspaltig. Das Rhizom im Wasser ist mit fein zerteilten Wasserblättern, im Boden oft mit zerteilten Niederblättern besetzt.

Blütenökologisch handelt es sich um „Eigentliche Lippenblumen“ in vielblütigen, blattachselständigen Scheinquirlen (Zymen), diese sind zu Thyrsen als Gesamtblütenstand vereint. Die Blütenkrone ist weiß mit purpurfarbenen Tüpfelsaftmalen, etwa 3 Millimeter lang, schwach dorsiventral, trichterartig und innen durch derbe Querhaare („Saftdecke“) versperrt. Nur zwei Staubbeutel sind entwickelt, die wie der Griffel etwas aus der Blüte herausragen. Die Blüten sind außerdem vormännlich und dreihäusig. Die weiblichen Blüten sind viel kleiner als die männlichen. Nektar wird vom Diskus abgeschieden. Besucher sind: Wespen, Fliegen, vor allem Schwebfliegen. Spontane Selbstbestäubung ist bei Zwitterblüten durch Einkrümmen der Staubfäden nach ihrer Reife möglich.

Die vier Klausen sind keilförmig und anfangs noch am Grunde verbunden und bilden somit eine tassenförmige Ausbreitungseinheit, die – auf das Wasser gefallen – im Hohlraum eine Luftblase behält und daher schwimmfähig ist (Schwimmausbreitung). Der Viererverband (Spaltfrucht) zerbricht leicht, und die kleinen, kugelförmigen Klebdrüsen auf der gewölbten Innenseite der Klausenfrüchte treten deutlich hervor. Es handelt sich um Klebhafter an Wasservögeln, vermutlich auch Tierstreuer.

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Vorkommen

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Der Ufer-Wolfstrapp kommt in ganz Europa bis nach China vor.[5] Auch auf den Azoren gibt es Vorkommen.[5] In den gemäßigten Gebieten des östlichen Nordamerikas ist er ein Neophyt.[5] In Europa kommt er fast in allen Ländern vor und fehlt nur in Island.[5]

Er wächst ziemlich häufig im Röhricht oder in Seggen-Beständen, an Ufern und Gräben, auch im Erlenbruch. Er kommt auf unterschiedlichen, aber meist zeitweise überschwemmten, nährstoff- und basenreichen, neutral-milden, modrig-humosen, sandigen oder reinen Ton- oder Torfböden vor. Nach Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein Nässezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, stickstoffreiche Standorte bevorzugend und eine Klassencharakterart der Röhrichte und Großseggen-Sümpfe (Phragmitetea australis). Er kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnung Alnetalia vor.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[2]

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Lycopus europaeus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 21.

Je nach Autor gibt es beim Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) etwa zwei Unterarten:

  • Gewöhnlicher Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus L. subsp. europaeus): Stängel und Laubblätter kahl oder spärlich kurzhaarig.[6]
  • Weicher Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus subsp. mollis (A.Kern.) Skalický): Stängel und Laubblätter dicht behaart. In Mitteleuropa kommt er in Österreich, im Elsaß, in Südtirol, in den Berchtesgadner Alpen und im Chiemgau vor.[6]
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Inhaltsstoffe und medizinische Verwendung

Als Droge dienen die kurz vor der Blüte geernteten oberirdischen Pflanzenteile. Die daraus hergestellten Fertigpräparate werden bei leichter Schilddrüsenüberfunktion und deren Begleiterscheinungen wie Nervosität und Herzrasen eingesetzt; ferner bei Mastodynie (Schmerzen und Spannungsgefühl in der Brustdrüse). Die Wirkung bei leichter Schilddrüsenüberfunktion konnte auch in einer Studie bestätigt werden.[7]

Verantwortlich für die pharmakologische Wirkung sind vermutlich unter anderem die in der Pflanze vorhandenen Phenolcarbonsäuren, genauer die Hydroxy-Zimtsäure-Derivate. Sie wirken antigonadotrop und antithyreotrop, was experimentell nachgewiesen werden konnte. Der Prolaktin-Spiegel im Blut wird erniedrigt.

Die Behandlung darf aber nicht plötzlich unterbrochen werden, und sie ist bei Unterfunktion der Schilddrüse und bei Schilddrüsenvergrößerung ohne Funktionsstörung kontraindiziert.

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Literatur

Einzelnachweise

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