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Umm el-Qaab

Friedhof in Ägypten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Umm el-Qaab (auch Umm el-Gaab, arabisch أم الجعاب, DMG Umm al-Qaʿāb, wörtlich: Mutter der Töpfe, auch Mutter der Opfergefäße[2]; altägyptisch Peqer) ist die moderne Bezeichnung der altägyptischen Königsnekropole, 2 km südwestlich von Abydos, in welcher über 650 Grabanlagen gefunden wurden.

Schnelle Fakten Peqer (Mittleres Reich) in Hieroglyphen ...

Der zeitgenössische Name konnte bis heute nicht ermittelt werden. Die sich dort befindenden Gräber gehören den späten Königen der Dynastie 0 sowie den Königen (Pharaonen) der 1. und 2. Dynastie (etwa 3000 bis 2700 v. Chr.). Umm el-Qaab gilt unter anderem neben Dedu, Philae und Mendes als einer der Orte, die mit dem Beinamen Grab des Osiris bezeichnet werden. Die hier entdeckten Nekropolen U und B sind die bedeutendsten. Trotz ihrer getrennten Bezeichnungen handelt es sich jedoch um einen Bestattungsplatz.

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Geschichte

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Grabstele des Königs Wadji aus Umm el-Qaab

Umm el-Qaab hat sich von einem einfachen Friedhofsgelände in der frühen prädynastischen Naqada-Zeit zu einem Bestattungsplatz einer höheren Bevölkerungsschicht in der Naqada II-Zeit entwickelt. Höhepunkt der Naqada III-Zeit war das Begräbnis von König Skorpion I. (Grab U-j).[3] Dies war der Beginn der frühdynastischen Königsbestattungen die zu Anfang der 3. Dynastie endeten.

Im Alten Reich stand der Friedhof unter dem Schutz der abydenischen Nekropolengottheit Chontamenti, der jedoch unter der in der 5. Dynastie aufgekommenen Osiris-Verehrung an Bedeutung verlor. Osiris führte in späterer Zeit Chontamenti als Beinamen. In einigen Privatstelen aus dem Mittleren Reich werden Handlungen beschrieben, die Osiris zu Ehren begangen wurden. Die Nekropole konnte von Pilgern in der Spätzeit direkt besucht werden.

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Erforschung

Der Königsfriedhof wurde 1885 von Émile Amélineau entdeckt und bis 1899 ausgegraben. In den Jahren 1899 bis 1901 grub Flinders Petrie dort und erforschte systematisch die Gräber.

Auch die Archäologen Édouard Naville und Eric Peet haben hier von 1912 bis 1919 gegraben. Seit 1977 werden weitere Ausgrabungen von der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts unter der Leitung von Werner Kaiser und später Günter Dreyer durchgeführt.

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Grabstätten

Zusammenfassung
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Die Königsnekropole bestand ursprünglich aus zwei getrennten Teilen. Umm el-Qaab als Friedhof und den Talbezirken der Grabanlagen am Wüstenrand, worunter Shunet El-Zebib (arabisch: Rosinenscheune[4]) der bedeutendste ist und etwa zwei Kilometer nördlich von Umm el-Qaab liegt.

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Karte der Grabstätten von Umm el-Qaab

Wie die neuesten Grabungen gezeigt haben, wurde der Friedhof schon in der Naqada-Periode (etwa 3500 bis 3000 v. Chr.) angelegt. Er trägt die Bezeichnung Friedhof U. Es fanden sich zahlreiche kleine, aber auch größere Grabanlagen aus dieser Zeit. Einige Gräber können auf Grund ihrer Ausmaße vordynastischen Königen zugeschrieben werden (siehe: Skorpion I.). Vor allem in der 1. Dynastie war der Ort die Begräbnisstätte der ägyptischen Könige. In der 2. Dynastie sind hier dagegen nur zwei Herrscher bestattet worden.

Die meisten Gräber hatten eine Stele, auf der sich der Name des Herrschers oder Beamten (im Falle der Nebenbestattungen) befand. Von den Grabanlagen sind meist nur noch die unterirdischen Gruben erhalten. Die einst sicherlich vorhandenen Oberbauten sind vollkommen verschwunden. Bei jedem der seit König Hor-Aha angelegten Gräber hat man eine große Anzahl von Nebengräbern gefunden, in denen Bedienstete und vielleicht Beamte des Pharaos ihre letzte Ruhestätte fanden. Diese Sitte der Nebenbestattungen ist in der 2. Dynastie nicht mehr belegt.

Im Grab des Djer wurde im letzten Jahrhundert eine Basaltplastik entdeckt, die unter dem Namen „Osirisbett“ bekannt wurde. Die Plastik wurde zunächst in die 25./26., später in die 13. Dynastie datiert[5], also ca. tausend Jahre nach dem Tod des Königs Djer. Sie ist heute in Kairo im Ägyptischen Museum zu sehen. Die Forschung sieht das Grab des Djer seitdem als Ausgangspunkt für den eigentlichen Osiris-Kult.[6] Deshalb wird das Grab auch als eines der „Osirisgräber“ bezeichnet. Neuesten Grabungsergebnissen zufolge stand die ganze Königsnekropole in Verbindung zum Gott Osiris. An verschiedenen Grabbauten gab es Renovierungsarbeiten seit dem Mittleren Reich. Vor allem im Neuen Reich wurde die Nekropole zu einer Art Pilgerzentrum. Es wurden kleine Gefäße geopfert, die dem Ort den heutigen Namen gaben. Insgesamt wird geschätzt, dass hier acht Millionen Töpfe niedergelegt wurden. Das hiesige Grab des Osiris wird in altägyptischen Quellen als Mahat bezeichnet.[7] Dem Mythos nach fand Isis in Abydos den Kopf ihres Gemahls.

Zu den Grabanlagen gehörten auch große, befestigte Talbezirke, nahe bei Abydos gelegen, in denen wohl Bestattungsfeierlichkeiten und der Totenkult für jeden Herrscher stattfanden.

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Fundstücke

Liste der größten Grabanlagen

Weitere Informationen Grab, Herrscher ...
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Literatur

Zusammenfassung
Kontext

Schriftenreihe „Umm el-Qaab“ des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo

  • Günter Dreyer: Umm El-Qaab I. Das prädynastische Königsgrab U-j und seine frühen Schriftzeugnisse (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 86). Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2486-3.
  • Ulrich Hartung: Umm el-Qaab II. Importkeramik aus dem Friedhof U in Abydos (Umm el-Qaab) und die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 4. Jahrtausend v. Chr. (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 92). Philipp von Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2784-6.
  • Ulrich Hartung: Umm el-Qaab III. Die Grubengräber des prädynastischen Friedhofs U in Abydos (Umm el-Qaab) (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 93). Harrassowitz, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-447-12149-1.
  • Rita Hartmann: Umm el-Qaab IV. Die Keramik der älteren und mittleren Naqadakultur aus dem prädynastischen Friedhof U in Abydos (Umm el-Qaab) (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 98). Harrassowitz, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-447-10582-8.
  • Eva-Maria Engel: Umm el-Qaab VI. Das Grab de Qa’a. Architektur und Inventar (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 100). Harrassowitz, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-447-10876-8.
  • Geoffrey Thorndike Martin: Umm el-Qaab VII. Private stelae of the early dynastic period from the royal cemetery at Abydos (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 123). Harrassowitz, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06256-5.
  • Claudia Lacher-Raschdorff: Umm el-Qaab VIII. Das Grab des Königs Peribsen. Archäologie und Architektur (= Archäologische Veröffentlichungen. Band 128). Harrassowitz, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-447-11344-1.

Sonstige Literatur

  • Émile Amèlineau: Les Nouvelles Fouilles d’Abydos. 3 Bände (in 4). Leroux, Paris 1895–1904.
  • A. J. Arkell: The Prehistory for the Nile Valley (= Handbuch der Orientalistik. 7. Abteilung, 1. Band, 2. Abschnitt, Lieferung 1). Brill, Leiden u. a. 1975, ISBN 90-04-04397-7 (Inhalt (PDF; 22 KB)).
  • Günter Dreyer u. a.: Umm el-Qaab. Nachuntersuchungen im Frühzeitlichen Königsfriedhof 7./8. Vorbericht. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), Abteilung Kairo. 52, 1996, ISSN 0342-1279, S. 11–81.
  • Günter Dreyer: Abydos, Umm el-Qa’ab. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 109–114.
  • Gabriele Höber-Kamel: Abydos – Religiöses Zentrum der Auferstehung. In: Kemet. Nr. 2, 2000, ISSN 0943-5972, S. 4–9.
  • Michael A. Hoffman: Egypt Before the Pharaohs. The Prehistoric Foundations of Egypt Civilization. Dorset Press, New York 1979, ISBN 0-394-41049-1.
  • Michael Müller: Umm el-Qaab. In: Kemet. Nr. 2, 2000, ISSN 0943-5972, S. 15–19.
  • Édouard Naville: The Cemeteries of Abydos. 1: 1909–1910. The mixed cemetery and Umm El-ga’ab (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Nr. 33, ISSN 0307-5109). Egypt Exploration Fund u. a., London 1914.
  • William Matthew Flinders Petrie, Francis Llewellyn Griffith: The royal tombs of the First Dynasty. 1900: Part 1. (= Memoir of the Egypt Exploration Fund. Band 18, ISSN 0307-5109). Offices of The Egypt Exploration Fund, London 1900, Digitalisat.
  • Hermann A. Schlögl: Das Alte Ägypten. Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54988-8.
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Commons: Umm el-Qaab – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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