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Vriddhi
in der Grammatik der Sanskritsprache eine Ablautstufe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Begriff Vriddhi (Sanskrit: वृद्धि vṛddhi [ ], wörtl. „Wachstum“) bezeichnet in der Grammatik des Sanskrit die stärkste der drei Ablautstufen. Sie wird unter anderem zur Bildung von Ableitungen mit der Bedeutung „zu X gehörig“ eingesetzt. Der Begriff der Vriddhi-Ableitung wird in der Indogermanistik auch für vergleichbare Ableitungen in anderen indogermanischen Sprachen verwandt.
Vriddhi im Sanskrit
Das Sanskrit kennt ein System der dreifachen Stammabstufung. Hierbei wird die Grundstufe durch einfache Steigerung in die Guna-Stufe (गुण guṇa, „[hoher] Grad“) und durch eine weitere Steigerung in die Vriddhi-Stufe (वृद्धि vṛddhi, „Wachstum“) umgewandelt. Sprachhistorisch geht die Stammabstufung des Sanskrit auf den urindogermanischen Ablaut zurück, wobei die Guna-Stufe eigentlich die Grundstufe darstellt, die zur Schwundstufe geschwächt oder zur Dehnstufe gestärkt wird. Im Sanskrit spielt die dreifache Stammabstufung bei der Flexion eine große Rolle: So erscheint die Wurzel भृ bhṛ „tragen“ im Partizip Perfekt Passiv भृत bhṛta in der Grundstufe, in der Präsensform बिभर्ति bibharti in der Guna-Stufe und in der Perfektform बभार babhāra in der Vriddhi-Form.[1]
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Vriddhi-Ableitung
Die Vriddhi-Ableitung ist eine Form der Ableitung, bei dem das abgeleitete Wort durch Längung des Vokals in die Vriddhi-Stufe gebildet wird. Es drückt die Bedeutung „zu X gehörig“ aus. Im Sanskrit ist die Vriddhi-Ableitung ein äußerst produktives Mittel zur Wortbildung. Beispielsweise wird vom Namen des Religionsstifters जिन Jina die Vriddhi-Ableitung जैन jaina „zu Jina gehörig, Anhänger des Jainismus“, gebildet. Auch Patronyme werden oft durch die Vriddhi-Ableitung gebildet. So wird etwa vom Namen कुरु Kuru die Bezeichnung कौरव Kaurava, „Nachfahre des Kuru“ abgeleitet.
Außer im Sanskrit findet sich die Vriddhi-Ableitung auch in anderen indogermanischen Sprachen. Im Germanischen handelt es sich um ein hochaltertümliches Bildungsmittel, das in Wortpaaren wie Hahn – Huhn (ursprünglich „zum Hahn gehörig“) fortdauert. Fälle wie Schwager – Schwäher zeigen, dass die Bildungen vor Eintritt des Vernerschen Gesetzes erfolgt sein müssen.[2]
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Literatur
- Georges Darms: Schwäher und Schwager, Hahn und Huhn. Die Vṛddhi-Ableitung im Germanischen (= Münchener Studien zur Sprachwissenschaft, Neue Folge, Beiheft. Band 9). Kitzinger, München 1978, ISBN 3-920645-26-X.
- Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband. Band 9. de Gruyter, Berlin / New York 1994, ISBN 978-3-11-014138-2.
Einzelnachweise
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