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Vaginalstein

seltene Vaginalkrankheit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Vaginalsteine, in der englischsprachigen Fachliteratur als vaginal calculus (Plural: vaginal calculi) oder vaginolith bezeichnet, sind ausgesprochen seltene[1] krankhafte mineralische Fremdkörper (Konkremente bzw. Biominerale[2]), die in der Vagina entstehen können.

Schnelle Fakten Klassifikation nach ICD-10 ...
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Ätiologie

Zusammenfassung
Kontext

Es wird zwischen primären und sekundären Vaginalsteinen unterschieden. Beide Formen haben eine unterschiedliche Ursache (Ätiologie). Primäre Vaginalsteine entstehen durch Urinstau (Urinstase) in der Vagina, mit oder ohne Obstruktion des Scheidenausgangs. Sekundäre Vaginalsteine sind dagegen das Ergebnis der Kristallisation von Bestandteilen des Urins um einen Fremdkörper in Vulva und Vagina.[3][4] Primäre Vaginalsteine sind häufiger als sekundäre.[5][3]

Eine Obstruktion des Scheidenausgangs, aber auch Harninkontinenz,[6] kann zu einer chronischen Ansammlung von Urin innerhalb der Vagina führen. Dort können sich – ähnlich den Harnsteinen in der Harnblase – Vaginalsteine als Konkremente bilden, die im Laufe der Zeit an Größe zunehmen. Neben einer Obstruktion des Scheidenausgangs können auch vesikovaginale Fisteln (VVF) die Ursache für eine chronische Urinansammlung in der Scheide sein.[7] Eine vesikovaginale Fistel ist eine abnorme Verbindung (Fistel) zwischen der Blase (lat. vesica) und der Vagina. Auch eine urethrovaginale Fistel (UVF, Verbindung zwischen Harnleiter und Vagina) führt zu einer Ansammlung von Urin in der Scheide, was die Bildung von Vaginalsteinen begünstigt.[8] Das Gleiche gilt für eine Ureterektopie (eine Fehlmündung des Harnleiters außerhalb des Blasendreiecks, dem Trigonum vesicae).[9] Auch bei der extremen Ausführung einer Beschneidung weiblicher Genitalien, der sogenannten Introzision (Ausschabung von Haut und Gewebe aus der Scheide), ist die Inzidenz für Vaginalsteine offenbar erhöht.[10]

Sekundäre Vaginalsteine bilden sich um Fremdkörper in der Vagina. Dies können beispielsweise nicht-resorbierbare Nahtmaterialien oder Gaze[11] sein, die nach der Operation einer vesikovaginalen Fistel im Bereich der Vagina verbleiben.[12][13] Diese Fremdkörper sind dann iatrogenen (‚vom Arzt erzeugt‘) Ursprungs. Auch andere Fremdkörper, die in die Vagina eingeführt wurden und dort verblieben sind, können die Ursache für sekundäre Vaginalsteine sein. Dazu gehören beispielsweise Pessare[14] oder Intrauterinpessare.[15][16]

Vaginalsteine können durch das progressive Wachstum teilweise erhebliche Größen erreichen. Es finden sich in der Literatur Vaginalsteine von beispielsweise 8 cm Durchmesser.[17]

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Klinisches Bild

In vielen Fällen sind Vaginalsteine klinisch nicht relevant und eher ein Zufallsbefund. Sie können aber eine Größe erreichen, bei der sie durch Obstruktion verschiedene Organe in ihrer Funktion beeinträchtigen. So können beispielsweise die Harnleiter blockiert werden, was zu einem Nierenversagen führen kann.[18]

Diagnose

Aufgrund der relativen Seltenheit von Vaginalsteinen ist die Diagnosestellung häufig sehr schwierig und bedarf eines Arztes, der sich der Möglichkeit dieser Diagnose bewusst ist.[5] Bei behinderten Kindern ist die Inzidenz offensichtlich höher.[19][20]

Die Bildung von Vaginalsteinen ist ein sehr langsamer Prozess, der, solange er symptomlos verläuft, nur ein Zufallsbefund ist.[3] Mittels bildgebender Verfahren, wie beispielsweise Röntgen oder Computertomografie (CT) des Beckens, lassen sich Vaginalsteine gut erkennen. Beim Röntgen wird die laterale und frontale Aufnahme zur genauen Lokalisierung und Organzuordnung empfohlen.[21] Die Diagnose ist mit der Sonografie („Ultraschall“) deutlich schwieriger.[9][22]

Auch nach dem Röntgen werden Vaginalsteine zunächst meist als Blasensteine fehlinterpretiert.[19] Mittels Ausscheidungsurographie kann zwischen Blasensteinen und Vaginalsteinen unterschieden werden.[9] Eine sichere Diagnosestellung ist meist mit der Kolposkopie (Vaginoskopie, Scheidenspiegelung) möglich.[12][19]

Therapie

Aufgrund der Seltenheit gibt es keine allgemeinen Richtlinien zur Entfernung dieser krankhaften Fremdkörper. Die Methoden zur Entfernung der Vaginalsteine sind abhängig von der genauen Lage und der Größe der Konkremente. Kleinere Steine lassen sich beispielsweise minimalinvasiv mittels Lithotripsie entfernen.[12] Häufig können sie auch mit einer Geburtszange (Wrigley's Forceps) über den Vaginalkanal entfernt werden.[23]

Größere Steine müssen gegebenenfalls über einen Dammschnitt (Episiotomie) aus der Vagina beseitigt werden.[17] Auch eine offene Operation kann indiziert sein.[3]

Darüber hinaus ist in vielen Fällen die Beseitigung der Ursachen der Vaginalsteinbildung angezeigt.

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Weiterführende Literatur

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Einzelnachweise

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