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Vereinigte Schweizerbahnen

Schweizer Bahngesellschaft 1857-1902 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Vereinigte Schweizerbahnen
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Die Vereinigten Schweizerbahnen (VSB oder V.S.B.) waren eine Eisenbahngesellschaft der Schweiz. Sie waren die kleinste der fünf Hauptbahnen, die ab 1902 verstaatlicht wurden.

Vereinigte Schweizerbahnen (VSB)
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Strecke der Vereinigte Schweizerbahnen
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
571 m ü. M. Wil 110.62
                  
TB nach Ebnat
439 m ü. M. Winterthur 137.81
                  
80.46 St. Gallen 670 m ü. M.
431 m ü. M. Wallisellen 93.23
                  
66.0   Rorschach Hafen 398 m ü. M.
464 m ü. M. Uster 81.35
                  
WR von Wald
                  
65.04 Rorschach 399 m ü. M.
482 m ü. M. Rüti 65.94
                  
57.83 Rheineck 400 m ü. M.
ZG von Pfäffikon
                  
53.80 St. Margrethen 402 m ü. M.
409 m ü. M. Rapperswil 59.35
                  
41.18 Altstätten 430 m ü. M.
425 m ü. M. Ziegelbrücke 34.32
                  
15.90 Buchs 447 m ü. M.
Weesen 31.5  
                  
punktiert: NOB
                  
0.00 Sargans 482 m ü. M.
438 m ü. M. Näfels 36.0  
                  
12.32 Landquart 523 m ü. M.
472 m ü. M. Glarus 43.0  
                  
25.72 Chur 585 m ü. M.

Ohne Zwischenstationen und ohne Anschlussbahnen.
Lediglich von den VSB betriebene Anschlussbahnen sind dargestellt.
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Gründung und Finanzierung

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Die Vereinigten Schweizerbahnen entstanden am 1. Mai 1857 durch die Fusion dreier Bahngesellschaften, die allesamt in finanziellen Schwierigkeiten steckten:

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Ironie der Geschichte: Lastprobe­fahrt der Re 4/4 41 der heutigen Südostbahn auf der Strecke der früheren Südostbahn im St. Galler Rheintal. Juni 1967
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Zug der Vereinigten Schweizerbahnen bei Sargans
Ausschnitt aus einem Holzstich, 1858
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Die Sparsamkeit der VSB sorgte immer wieder für beissenden Spott.
  • Die Schweizerische Südostbahn (SOB) – nicht zu verwechseln mit der heutigen Schweizerischen Südostbahn – strebte den Bau einer Lukmanier­bahn an, die schon 1839 durch den Ingenieur Richard La Nicca angeregt worden war. Die Gesellschaft wurde am 1. September 1853 mit einem Aktienkapital von 25 Millionen Franken gegründet. Das Kapital stammte von den Kantonen St. Gallen und Graubünden und vor allem von englischen Bankhäusern. Der Beginn der von englischen Unternehmern ausgeführten Bauarbeiten verlief unbefriedigend. Der leitende Ingenieur Pickering wurde fristlos entlassen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten kam der Bau der Strecken Rorschach–St. MargrethenSargansChur, Sargans–WeesenZiegelbrückeRapperswil und Weesen–Glarus ins Stocken. Der Streckenabschnitt am Walensee bedingte den Bau vieler Tunnels. Die Linien der Südostbahn wären beim Zustandekommen einer Ostalpenbahn lukrative Zufahrtslinien geworden.
  • Die Glatthalbahn (Gl-TB) eröffnete am 1. August 1856 die Strecke WallisellenUster. Für den Weiterbau der Linie nach Rapperswil fehlte jedoch das Geld.

Die finanziellen Startprobleme der VSB rührten unter anderem daher, dass die Baukosten viel zu tief geschätzt worden waren, was zu einem Mehrbedarf an Kapital in der Höhe von rund 20 Millionen Franken führte. Als Kapitalgeber wurde ein französischer Investor gefunden. Der Pariser Bankier Isaac Pereire von der Crédit mobilier strebte eine Ostalpentransversale als Verbindung zwischen den französischen Bahngesellschaften Chemin de fer du Midi, Chemins de fer de l’Ouest und Chemins de fer de l’Est mit seinen Bahnbeteiligungen im Balkan an.

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Weitere Entwicklung

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Bahnhof Rorschach, hinten Stadt

Die VSB unterstützten bis in die 1890er-Jahre Projekte für eine Splügen­bahn, die jedoch wegen fehlender Finanzierung chancenlos blieben. Immerhin gelang es den VSB, für den wichtigen Anschluss an Zürich ein Mitbenutzungsrecht auf der Linie Wallisellen–Zürich der Schweizerischen Nordostbahn (NOB) durchzusetzen.

Da der Bau einer Ostalpenbahn von Chur Richtung Italien gegenüber der Gotthardbahn unterlag, blieb die Rheintalbahn von Rorschach nach Chur eine Regionallinie. Im Laufe der Zeit wurde Rorschach als führende Hafenstadt am Schweizer Bodenseeufer von Romanshorn verdrängt. Die NOB baute den Hafen in Romanshorn aus und nahm eigene Dampfschiffe in Betrieb. 1869 eröffnete die NOB die Seelinie Rorschach–Romanshorn, wobei zwischen Rorschach Hafen und Rorschach das Gleis der NOB neben das der VSB zu liegen kam. Die Seelinie der NOB und die 1876 in Betrieb genommene Bischofszellerbahn GossauSulgen zogen den VSB einigen Verkehr ab. Seit die NOB 1875 auf der kürzeren linksufrigen Zürichseebahn Zürich–Thalwil–Ziegelbrücke den Betrieb aufgenommen hatte, verlor die einstige Hauptlinie Wallisellen–Rapperswil an Bedeutung. Die VSB konnten sich dank äusserster Sparsamkeit halten. In der Werkstätte Rorschach entstanden unter der Leitung von Adolf Klose maschinentechnische Errungenschaften und Lokomotivkonstruktionen, die Beachtung und Anerkennung fanden.

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Rorschach: Hafen mit Hafenbahn­hof. Zwischen Hafen- und Stadt­bahnhof lagen die Gleise der VSB und der NOB nebeneinander.

Im Zusammenhang mit den Fusionsverhandlungen konnten die VSB am 16. Juli 1857 die Konzession für die Realisierung einer Bözbergbahn übernehmen. 1864 gaben die VSB diese Konzession mangels finanzieller Möglichkeiten auf.

Die VSB besorgten den Betrieb einiger anderer Gesellschaften, so der 1870 in Betrieb gestellten Toggenburgerbahn (TB), der 1876 eröffneten Wald–Rüti-Bahn (WR) und zeitweise der Zürichsee–Gotthardbahn (ZGB). An der Toggenburger- und der Wald–Rüti-Bahn waren die VSB auch finanziell beteiligt.

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Aktienkapital und feste Anleihen sowie Dividenden der VSB…
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… und zum Vergleich der NOB.

Bis in die 1870er-Jahre litten die VSB an fehlenden internationalen Anschlüssen. Die Konkurrentin der VSB, die Schweizerische Nordostbahn (NOB), beförderte die Güterwagen mit Trajektschiffen über den Bodensee. Die Vereinigten Schweizerbahnen trieben den Bau einer Bodenseegürtelbahn (Teilabschnitte St. Margrethen–Lauterach und Lauterach–Lindau) voran. 1865 erfolgte die staatsvertragliche Absicherung dieser für den Kanton St. Gallen wichtigen Strategie.[1] Am 1. August 1872 übergab dann die Vorarlberger Bahn (VB) die Verbindung von St. Margrethen nach Lindau und am 20. Oktober 1872 auch die Bahnstrecke Feldkirch–Buchs dem Betrieb, was zu einer Belebung des Verkehrs führte. Einen bedeutenden Einfluss auf die Verkehrsentwicklung hatte die am 6. September 1884 eröffnete Arlbergbahn. Mit der Eröffnung der Schmalspurbahn Landquart–Davos 1889 und der Strecke Chur–Thusis 1896 der Rhätischen Bahn wurden die VSB zu deren Zufahrtslinie.

Unter der Wirtschaftskrise Ende der 1870er-Jahre hatten die VSB wie viele andere Gesellschaften schwer zu leiden. Ihre Aktienkurse sanken massiv. Im Gegensatz zur NOB oder zur Schweizerischen Centralbahn konnten die VSB ab 1871 jeweils eine bescheidene Dividende ausschütten. Weil den VSB nach 1859 ein weiterer Netzausbau verwehrt blieb, war die Finanzbasis mit einer geringen Verschuldung sehr solide.

Beim Eisenbahnunfall in Vonwil entgleiste am 31. Dezember 1879 in Vonwil bei St. Gallen ein aus Winterthur kommender Zug. Die beiden Lokomotiven kamen links und rechts des Bahngleises zu liegen, die Wagen schoben sich ineinander. Das Unglück forderte zwei Todesopfer und mehrere teils schwer Verletzte.[2]

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Streckennetz

Weitere Informationen Nr., Bezeichnung der einzelnen Linien ...

Rollmaterial

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Am 1. Januar 1882 waren die VSB im Besitz von 59 Lokomotiven, 197 Personenwagen und 965 Güterwagen.[3]

Lokomotiven

Die Lokomotiven, die durch die VSB oder ihre Vorgängerbahnen beschafft wurden, erreichten ein Durchschnittsalter von 38,7 Jahren; lässt man die acht Maschinen der Glatthalbahn weg, die nach 5 bis 7 Jahren nach Italien verkauft wurden, kommt man sogar auf ein Durchschnittsalter der 93 übrigen Maschinen von 41,6 Jahren. Die letzte VSB-Dampflokomotive wurde bei den SBB 1933 ausrangiert.

Die Serienbezeichnung der VSB-Lokomotiven erfolgte von 1860 bis 1886 mit römischen Zahlen I bis VI nach der chronologischen Aufeinanderfolge der Serien. Ab 1887 wurden die Lokomotiven nach dem schweizweit einheitlichen System bezeichnet.

Der Fuhrpark umfasste die folgenden Maschinentypen. In Klammern ist die ab 1902 gültige Bezeichnung aufgeführt.

Weitere Informationen Serie bis 1887, Serie ab 1887 ...

Personen- und Güterwagen

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Zwei Güterwagen der VSB um 1885

Güterwagen trugen als Eigentumsmerkmal das Kürzel „V.S.B.“. Sie waren dunkelgrün lackiert und hatten eine weiße Beschriftung.[7] Wagen mit Luftdruckbremse die für den Transport von Eilgut in Reisezügen verkehrten hatten einen roten Anstrich.[8]

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Betrieb

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Sitterbrücke bei St. Gallen. Die Brücken über die Sitter, Glatt, Uze und Thur wurden nach den gleichen Konstruktionsprinzipien errichtet.
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Die damals noch einspurig genutzte Steinbogenbrücke über die Goldach zur Zeit des Dampfbetriebs in den frühen 1920er-Jahren
Von 1857 bis 1928 trotzte die Eisenbahnbrücke Bad Ragaz, eine gedeckte Holzbrücke bei Ragaz, dem Funkenwurf der Dampflokomotiven
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Bahnhof Buchs mit Bahnübergang im Jahr 1905

Wegen steigender Holzpreise suchten die VSB nach Alternativen für die Befeuerung ihrer Dampflokomotiven und sicherten sich 1857 grosse Torf­vorkommen in Möggingen bei Radolfzell. Als Massentransportmittel ermöglichte die Eisenbahn den Zugang zu ausländischen Steinkohle­vorkommen. 1861 war bei den VSB die Umstellung auf Kohlenfeuerung weitgehend abgeschlossen.

1865 verletzten die VSB durch die kürzlich eingeführten elektrischen Signalscheiben das Telegraphenregal. 1872 wurden Wagen und Lokomotiven auf das Puffer-System umgerüstet.

Vom 18. bis zum 27. Juli 1874 fand in St. Gallen das Eidgenössische Schützenfest statt. Innerhalb von zehn Tagen transportierten die VSB 140'000 Personen nach St. Gallen, was nur mit Unterstützung durch Personal und Rollmaterial der NOB und VB möglich war.

Am 31. Dezember 1879 entgleiste bei der Vonwilbrücke bei St. Gallen ein aus Winterthur kommender Zug. Die beiden Lokomotiven kamen links und rechts des Bahngleises zu liegen, die Wagen schoben sich ineinander. Das Unglück forderte zwei Todesopfer und mehrere, teils schwer Verletzte.

Die Landesausstellung in Zürich 1883 brachte einen ersten durchlaufenden Zug von Rorschach über St. Gallen nach Zürich. Vorher musste in Winterthur von den VSB- auf die NOB-Züge umgestiegen werden. Am 1. Juni 1894 wurde die Berner Zeit durch Mitteleuropäische Zeit (MEZ) ersetzt. Seit dem 1. Juni 1896 verkehrten direkte Wagen zwischen St. Gallen nach Genf.

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Verstaatlichung

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Grenzbahnhof St. Margrethen mit einem abfahrbereiten Personenzug in Richtung St. Gallen. Die Schnell­zugs­lokomotive B 3/4 stammte von den Vereinigten Schweizerbahnen (Nr. 101–115).
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Das mit einem Querflügel erweiterte Stationsgebäude Sirnach

1901 übernahmen die VSB kurz vor der Verstaatlichung die Toggenburgerbahn (TB) entschädigungslos vom Kanton St. Gallen, der damit indirekt den Bau des Rickentunnels subventionierte. Am 1. Juli 1902 wurden die VSB verstaatlicht und gehörten fortan zu den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Der Betrieb der VSB geschah bereits ab dem 1. Januar 1901 auf Rechnung des Bundes.

Ein Teil der alten Unternehmensstrukturen blieb noch längere Zeit erhalten. Aus dem Hauptsitz der VSB in St. Gallen entstand die seinerzeitige SBB-Kreisdirektion IV. Die ehemalige SBB-Hauptwerkstätte Chur hatte ihre Wurzeln in der SOB. Aus der Hauptwerkstätte der VSB entstand im Laufe der Zeit das inzwischen geschlossene SBB-Lokomotivdepot Rorschach. In Uster besteht heute noch aus der Zeit der VSB die älteste Ringsegment-Lokremise mit Drehscheibe der Schweiz. Die Remise wurde restauriert und dient heute als Depot und Lokomotivwerkstätte des Dampfbahn-Vereins Zürcher Oberland, der die Museumsbahn­linie BaumaHinwil betreibt.

Durch die Elektrifizierung wurde von 1925 bis 1928 der Ersatz der Sitter-, Glatt-, Uze- und Thur­brücken zwischen St. Gallen und Wil sowie der hölzernen Rhein­brücke bei Ragaz fällig. Die steinerne Brücke über die Goldach blieb jedoch erhalten und wird seit 1993 doppelspurig benutzt.

Nicht geändert wurde die Kilometrierung der Strecken der damaligen VSB. Die Kilometerangaben beginnen nach wie vor in Sargans, wo sich der Kilometer 0 befindet.

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Literatur

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Commons: Vereinigte Schweizerbahnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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