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Verfassungsschutz Berlin

Abteilung der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der Verfassungsschutz Berlin ist ein deutscher Nachrichtendienst und die Landesbehörde für Verfassungsschutz von Berlin mit Sitz in der Klosterstraße im Bezirk Mitte. Seine Aufgaben bestehen in der Abwehr von Extremismus und Spionage, wozu der Dienst auch nachrichtendienstliche Mittel verwendet. Im Haushaltsjahr 2024 verfügte er über 282 Planstellen sowie ein Budget von 19,19 Millionen Euro.[1] Die 1951 gegründete Behörde wird von Michael Fischer geleitet. Organisatorisch ist er keine eigenständige Behörde, sondern bildet die Abteilung II der Senatsverwaltung für Inneres und Sport mit sieben Referaten.[2]

Schnelle Fakten Verfassungsschutz Berlin — Abteilung II SenInnSport —, Staatliche Ebene ...
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Geschichte

Am 5. März 1951 wurde das Berliner Amt für Verfassungsschutz gegründet.[3] Im Jahr 2000 zog der Verfassungsschutz von Zehlendorf an den Kleistpark in Schöneberg.[4] Im Dezember 2000 wurde das Berliner Landesamt für Verfassungsschutz von Innensenator Eckart Werthebach aufgrund von mehreren Skandalen aufgelöst und als Abteilung II der Senatsverwaltung für Inneres zugeordnet.[5][6][7] Damit ist der Verfassungsschutz Berlin keine eigenständige Behörde mehr, wie es die Landesbehörden für Verfassungsschutz in sieben anderen Bundesländern sind.[8] Der Dienstsitz befindet sich aktuell in der Klosterstraße 47 in Berlin-Mitte.[9]

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Aufgaben und Organisation

Aufgaben

Der Berliner Verfassungsschutz hat die Aufgabe, Informationen über politischen Extremismus und Spionage zu sammeln, zu analysieren und diese an die politischen Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit weiterzugeben. Durch diesen Dreiklang von Informationsbeschaffung, Informationsbearbeitung und Informationsweitergabe wird die Arbeit des Verfassungsschutzes bestimmt.[10]

Organisation

Die Abteilung II – Verfassungsschutz ist in folgende sieben Referate gegliedert (2023):[11]

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Nachrichtendienstliche Mittel

Der Berliner Verfassungsschutz darf zu seiner Aufgabenwahrnehmung auch nachrichtendienstliche Mittel anwenden. Diese werden in § 8 Abs. 2 Verfassungsschutzgesetz Berlin abschließend aufgezählt und beinhalten etwa Observationen, den Einsatz von V-Leuten, die Überwachung von Post und Telekommunikation sowie verdeckte Befragungen.[12]

In den Sozialen Netzwerken unterhält die Behörde zudem 236 verdeckte Accounts (Stand: Dezember 2024). Die meisten davon bei den Diensten Facebook (59 Accounts), Instagram (37 Accounts), X (36 Accounts), TikTok (15 Accounts), Telegram (19 Accounts) und VK (11 Accounts).[13]

Bekannte V-Leute

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Skandale und Kontroversen

Zusammenfassung
Kontext

Dem Verfassungsschutz wird die Vertuschung des Mordes an Ulrich Schmücker im Jahr 1974 vorgeworfen.[20][21][22]

In den Jahren vor der Wiedervereinigung wurden teilweise „weit über eine Million Mark [...] ohne ‚nachvollziehbare Begründungen‘ zum ‚Schutze eines einzelnen geheimen Mitarbeiters und seines Kontaktmannes im Amt‘ ausgegeben“.[23]

Beim Berliner Verfassungsschutz waren mindestens drei ehemalige Stasi-Offiziere offiziell als V-Männer beschäftigt.[24]

Im Juni 2012 hat der Berliner Verfassungsschutz 25 Aktenordner vernichtet, die „möglicherweise für den NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags von Interesse gewesen wären.“[25]

Verena Becker, Mordfall Buback

Der Historiker und RAF-Experte Wolfgang Kraushaar kam in seinem Buch Verena Becker und der Verfassungsschutz (2010) zu dem Schluss, dass eine Tätigkeit der ehemaligen RAF-Terroristin Becker als V-Frau für den Verfassungsschutz für ihn nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich sei.[26] Weiterhin geht er davon aus, dass Becker in den Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback (1977) direkt verwickelt gewesen sein muss. Beide Vermutungen zusammengelegt würden erklären, weshalb Verena Becker im Jahr 1977 für den Mord an Buback nicht angeklagt, und keine Untersuchungen eingeleitet worden waren, obwohl Zeugen sie belasteten und in einer Personenkontrolle sogar die Tatwaffe bei ihr sichergestellt werden konnte.[27] In einem Interview mit der Bundeszentrale für politische Bildung äußerte sich Kraushaar 2011 wie folgt:[28]

„Ich glaube nicht, dass der Verfassungsschutz eine direkte Rolle dabei gespielt hat. [...] Ich gehe davon aus, dass Frau Becker für das Berliner Landesamt [für Verfassungsschutz] tätig gewesen ist. Ich gehe [...] davon aus, dass man mit Erschrecken festgestellt hat, dass Frau Becker in dieses Attentat verwickelt war und dass man deshalb den Versuch unternommen hat, sie aus den Ermittlungen herauszuhalten. Vor allem sollte eines verhindert werden: Dass sie nämlich nach ihrer Festnahme [...] im Mai 1977 angeklagt und vor Gericht gestellt wird. Denn wenn das geschehen wäre, wäre man Gefahr gelaufen, dass dann vor Gericht diese Dimension [V-Frau?] hätte sichtbar werden können. Das hätte allen möglichen Spekulationen über eine Beteiligung staatlicher Seite bei dieser Attentatswelle im Jahre 1977 Tür und Tor geöffnet.“[29]

Veröffentlichung eines internen Dokuments

Anfang Januar 2021 wurde ein 43-seitiges internes Papier zur Verfassungstreue der AfD Berlin mit einem Begleitschreiben aus den Reihen des Berliner Verfassungsschutzes an die AfD-Fraktion des Abgeordnetenhauses von Berlin gesandt.[30] Das Dokument, das eine unabgestimmte Arbeitsfassung des für Rechtsextremismus zuständigen Referats ist, verneint die Einstufung der Berliner AfD als Verdachtsfall und soll offen rechtsextremistische Äußerungen verharmlosen. Unterschiedliche Experten sehen jedoch eklatante wissenschaftliche bzw. methodische sowie handwerkliche Fehler in den veröffentlichten Papieren.[31] Der Berliner Senat distanzierte sich von dem Papier und der zuständige Referatsleiter, der zuvor für das Referat „Islamismus und Islamistischen Terrorismus“ zuständig war und den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche von Anis Amri nicht verhindern konnte, wurde bis auf Weiteres „von seiner Dienstverpflichtung freigestellt“.[32] Es wurden „erste technische Sicherungsmaßnahmen innerhalb der Abteilung II (Verfassungsschutz) veranlasst“, um herauszufinden, welche Person das als „Verschlusssache – nur für den Dienstgerbrauch“ (VS-NfD) eingestufte Dokument an die unbefugte AfD weitergab.[33]

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Leitung

Landesamt für Verfassungsschutz (1951–2000)

Weitere Informationen Zeitraum, Name ...

Verfassungsschutz Berlin (seit 1. Juli 2000)

Weitere Informationen Zeitraum, Name ...
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Rechtsgrundlagen

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Einzelnachweise

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