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Vering & Waechter

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Vering & Waechter
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Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Vering & Waechter KG GmbH & Co. wurde am 1. Oktober 1885 in Berlin von Carl Hubert Vering und Karl Leonhard Waechter gegründet.

Schnelle Fakten

Die Unternehmensgruppe erbaute bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs rund 40 Neben- und Kleinbahnen mit Schwerpunkten in Mitteldeutschland (10), Baden (9), Elsass-Lothringen und Saarland (8) sowie den preußischen Provinzen Westfalen und Hannover (6) und unterhielt zu diesem Zweck zeitweise Niederlassungen in Hannover, Heilbronn bzw. Karlsruhe und Straßburg.

Mit 99,8 km Gesamtlänge stellte die zwischen 1899 und 1903 errichtete Bahnstrecke Ibbenbüren–Hövelhof der Teutoburger Wald-Eisenbahn das mit Abstand größte verwirklichte Eisenbahnprojekt von Vering & Waechter dar.

Die letzte verbliebene unternehmerische Tätigkeit im Eisenbahngeschäft ist die Beteiligung an der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn-Gesellschaft (NME), mit der ein Gewinnabführungsvertrag besteht.[3]

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Unternehmensgeschichte

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Carl-Hubert-Vering (1834–1897)
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Siegelmarke von Vering & Waechter

Am 3. November 1885 nahm das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit auf, zunächst in der Rechtsform einer offenen Handelsgesellschaft.[4] 1892 erfolgte die Übernahme der Localbahn-Bau und Betriebs-Gesellschaft Wilhelm Hostmann & Co., in der Karl Waechter bereits zuvor langjähriger Mitarbeiter und Teilhaber war. Der Name „Vering“ hatte durch das 1855 von Carl Vering gegründete und ab 1871 zusammen mit seinem Bruder Hermann Vering geführte Tiefbauunternehmen C. Vering, das an Großprojekten wie dem Hamburger Hafen, Nord-Ostsee-Kanal und Frankfurter Hauptbahnhof beteiligt war, bereits eine hohe Reputation. Trotz Verings Tod 1897 und des Rückzugs seiner fünf Erben im darauffolgenden Jahr wurde das Unternehmen daher unter der bisherigen Firma weitergeführt.

Um die Geschäftsfelder Planung und Bau von Klein- und Nebenbahnen von deren Betriebsführung zu trennen, gründete das Unternehmen zusammen mit dem Bankhaus Doertenbach & Co. und der Mitteldeutschen Creditbank 1898 die Deutsche Eisenbahn-Betriebsgesellschaft (DEBG). Die 1910 zusammen mit der Eisenbahnbau-Gesellschaft Becker & Co. GmbH (Berlin) gegründete Lothringische Eisenbahn-AG in Diedenhofen (Thionville) war das letzte größere Eisenbahnprojekt von Vering & Waechter.

Nach Karl Waechters Tod übernahm 1913 dessen Sohn Max Waechter, der bereits 1904 ins Unternehmen eingetreten war, zusammen mit seinem Schwager Werner Nolte die Leitung. Infolge der wirtschaftlich schwierigen Verhältnisse während und nach dem Ersten Weltkrieg und dem Verlust aller Bahnen in Elsass-Lothringen zog sich Vering & Waechter weitgehend aus dem Eisenbahn-Geschäft zurück und verlagerte die Interessen in die Tiefbaubranche, erwarb Kiesgruben, Steinbrüche und Ziegeleien und gründete Tochtergesellschaften.

Im Handbuch der deutschen Straßenbahnen, Kleinbahnen und Privatbahnen von 1928 wird für die Jahre 1926/1927 nur noch die Betriebsführung für zwei Bahnen angegeben:

Nach Max Waechters Tod trat mit Leonard Waechter die dritte Generation in das Unternehmen ein. Durch die politischen Verhältnisse in Berlin und Brandenburg nach dem Zweiten Weltkrieg (Verstaatlichung von vielen Unternehmen) verblieb lediglich die Betriebsführung für den in West-Berlin gelegenen Teil der NME. Mit dem Tod von Leonard Waechter übernahmen 1952 Werner Britze und Karlheinz Voss (Schwiegersöhne von Max Waechter) die Verantwortung des Unternehmens und setzten im Hochbaubereich mit Industriebauten, Hotels, Villen und Wohnsiedlungen nochmals Akzente.

Die nach wie vor im Eigentum von Vering & Waechter befindliche NME übernahm ab 1. Januar 1980 selbst die Betriebsführung. Um 1985 stellte Vering & Waechter die Hochbautätigkeit ein. Das inhabergeführte Unternehmen ist bis heute im Besitz der Familie Britze und damit den Nachfahren des Unternehmensgründers Karl Leonhard Waechter.

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Bahnhofsgebäude

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Mit Zunahme der abzuwickelnden Bahnprojekte ging Vering & Waechter besonders bei den Hochbauten für die Empfangsgebäude zu standardisierten Gebäudetypen über.

Bei seinen von Berlin und Hannover aus geplanten Bahnen in Nord- und Mitteldeutschland errichtete das Unternehmen zwischen 1896 und 1903 dutzende architektonisch weitgehend baugleich ausgeführte traufständige, zweigeschossige Bahnhofsgebäude mit ca. 40° geneigtem Satteldach und Sichtmauerwerk aus roten Ziegeln nach den Plänen des Regierungsbaumeisters Gustav Küchler. Aus quer- oder übereckstehenden Backsteinen aufgebaute Zahnfriese (Deutsches Band) unterteilten die gleisseitig in der Regel durch vier (seltener auch drei) Fensterachsen gegliederte Fassade horizontal in Höhe der ersten Zwischengeschossdecke. Zahnschnitte betonten den Kniestock und Lisenen die Gebäudekanten. Den unterschiedlichen örtlichen Erfordernissen entsprechend, waren in der Regel an diese Hauptgebäude verschieden groß dimensionierte Güterschuppen in Fachwerkbauweise angebaut. An Bahnhöfen mit größerem Reiseverkehr war zudem an der anderen Gebäudeseite zur Unterbringung eines Wartesaals bzw. einer Bahnhofsgastwirtschaft ein gemauerter eingeschossiger Seitenflügel mit zwei Fensterachsen (vereinzelt auch in zweigeschossiger Variante mit bis zu drei Fensterachsen) angeordnet.

Während die Fenster der Dienstwohnung im ersten Obergeschoss durchweg segmentbogenförmig ausgeführt wurden, gelten besonders die an allen Türen und Fenstern der Dienst- und Aufenthaltsräume im Erdgeschoss üblichen Rundbogenöffnungen als ein typisches Erkennungsmerkmal fast aller von Vering & Waechter errichteten Empfangsgebäude in Nord- und Mitteldeutschland. Diese einheitliche Formensprache ist besonders bei den noch heute weitgehend erhalten gebliebenen Bahnhofsgebäuden an der ehemaligen Kleinbahn Voldagsen-Duingen-Delligsen und einstigen Schmalspurbahn Gera-Pforten–Wuitz-Mumsdorf sowie der Vorwohle-Emmerthaler Eisenbahn und Teutoburger Wald-Eisenbahn ablesbar.

Im Gegensatz dazu entwickelte die Heilbronner Niederlassung (später in Karlsruhe) für die Endstationen bzw. Betriebsmittelpunkte der im deutschen Südwesten geplanten Bahnprojekte einen anderen standardisierten Gebäudetyp. Während im Norden und Osten von Deutschland Sichtmauerwerk aus Ziegelsteinen und Satteldach dominierten, prägten weitestgehend Putzfassaden, flachgeneigte Walm- bzw. Schopfwalmdächer sowie in Naturstein gefasste Lisenen, Fenster- und Türöffnungen ein homogenes Erscheinungsbild bei den zwischen 1894 und 1905 von Vering & Waechter errichteten badischen Nebenbahnen im Münstertal, Kandertal, Achertal, Jagsttal und im Odenwald.

Die Bahnsteigseite besteht jeweils aus einem Seitenrisalit mit Rücklage. Fenster und Türen im Erdgeschoss sind wiederum in der für Vering & Waechter typischen Rundbogenform ausgebildet. Die Fenster im Obergeschoss haben hingegen eine rechteckige Form und sind paarweise angeordnet. Straßenseitig wird die Fassade durch einen schmalen, giebelständigen Mittelrisalit und einen Seitenrisalit mit aufgesetztem rechteckigen Turmgeschoss in Fachwerkbauweise betont. So ist beispielsweise bei den bis heute erhaltenen Empfangsgebäuden von Staufen, Sulzburg, Kandern, Ottenhöfen, Dörzbach, Oberharmersbach und Mudau trotz Variationen diese gleiche architektonische Handschrift offenkundig.

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Verwirklichte Eisenbahnprojekte

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Von Vering & Waechter (einschließlich des 1892 konsolidierten Unternehmens Wilhelm Hostmann & Co.) geplante und erbaute Eisenbahnstrecken, sortiert nach Datum der Betriebseröffnung:

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Literatur

  • Meinhard Döpner: Die Deutsche Eisenbahn-Betriebs-Gesellschaft AG. Lokrundschau-Verlag, 2002.
  • Klaus-Peter Quill: Vering & Waechter. In: Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland (Loseblattsammlung), GeraNova-Verlag, 1994–2011.
  • Helmut Kintscher: Dessau Wörlitzer Bf. In: Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe (Loseblattsammlung), GeraNova-Verlag, 1997–2004.
  • Josef Högemann: Bahnhof Harsewinkel. In: Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe (Loseblattsammlung), GeraNova-Verlag, 1997–2004.
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Einzelnachweise

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