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Videokomprimierungsstandard Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Versatile Video Coding (VVC), auf deutsch: Vielseitige Videocodierung oder auch ITU H.266 ist ein Video-Kompressionsverfahren, das von JVET (dem vereinigten Video-Experten-Team von MPEG und ITU) entwickelt und als Standard festgelegt wurde. Es ist der Nachfolger für das Verfahren High Efficiency Video Codec/HEVC (auch bekannt als ITU H.265). Am 6. Juli 2020 gab das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut die Finalisierung des Videokodierstandards bekannt. Bei UHD-Auflösung soll eine Datenreduktion von 50 % im Vergleich zu HEVC bei gleicher Bildqualität möglich sein.[1][2] Außerdem wurden eine Reihe zusätzlicher Möglichkeiten (beispielsweise in Bezug auf Farbtiefe und Farbunterabtastung) und spezielle Anwendungen wie die zur Übertragung von Bildschirminhalten standardisiert.
In einer Untersuchung im Mai 2019 von BBC Research wurde der getesteten Version des Codec (VTM 4.0) eine Bitrateneinsparung bei UHD-Auflösung von 35 % im Vergleich zu HEVC bescheinigt.[3] Die Fraunhofer-Gesellschaft geht für die finalisierte Version von einer 50%-Einsparung im Vergleich zu HEVC aus.[4] In einem ersten Test von VVENC berechnete Streaming-Experte Jan Ozer bei 1080p die Einsparung (BD-Rate) gegenüber HEVC/x265 auf 39 % und gegenüber AV1 (mit dem AOM-Encoder) auf 11 %. Der Encoderaufwand (gemessen durch die Zeitdauer der Kodierung) liegt für die getestete Version ungefähr beim 10-fachen derjenigen von x265. Dies entspricht auch der Erhöhung der Komplexität des Encoders, die bei der Entwicklung des Verfahrens bewusst in Kauf genommen wurde.[5] Experten gehen davon aus, dass sich dieser hohe Aufwand im Laufe der Zeit optimieren lässt.[6]
Für den Decoder geht Fraunhofer dagegen davon aus, dass sich der Aufwand im Vergleich zu HEVC lediglich um einen Faktor 1,9 (gemessen anhand der Testmodelle) erhöht.[7]
Der Videoausrüster ATEME hat zusammen mit SES bereits erste Tests zur Nutzung des Verfahrens für die Satelliten-Übertragung von UHD-Video mit VVC über DVB-S2 durchgeführt.[8]
Das brasilianische SBTVD-Forum will LCEVC zusammen mit VVC für Brasiliens kommendes Fernsehsystem TV 3.0 verwenden, das voraussichtlich im Jahr 2024 eingeführt wird.[9]
Das DVB-Projekt hat VVC in seine Toolbox als Kompressionsverfahren für die Übertragung von Videoinhalten aufgenommen.[10]
Bei VVC handelt es sich um eine Weiterentwicklung der HEVC-Technik. Somit ist klar, dass VVC ein patentbehafteter Videocodierungsstandard ist und lizenzkostenpflichtig angeboten wird.[49]
Um die bei der Lizenzierung des HEVC-Codecs gemachten Fehler bei VVC zu vermeiden, gründete man eine neue Arbeitsgruppe namens Media Coding Industry Forum (MC-IF).[50][51] Im Juli 2020 appellierte dieses an potentielle Inhaber von VVC-relevanten Patenten, sich an der Bildung eines einheitlichen Patentpools für VVC zu beteiligen.[52] Da dies offensichtlich nicht möglich war, entschied man sich im Januar 2021 zwei Patentpooladministratoren auszuwählen: Access Advance (der bisherige Patentpool HEVC Advance hatte sich im August 2020 umbenannt in Access Advance) und MPEG LA.[53]
Eine Auflistung aus dem Februar 2021 zeigt die bestätigten Beitragsanteile der an der Entwicklung beteiligten Unternehmen/Organisationen.[54]
Access Advance und MPEG LA haben die Lizenzbedingungen und Höhe der geforderten Lizenzgebühren veröffentlicht.[55][56] Auch für freie Software, die den VVC-Codec verwendet, wird von MPEG LA 5 ct pro „Einheit“ ausdrücklich verlangt (die erste Million Einheiten pro Jahr ist frei). Anscheinend sind aber nicht alle Patente durch die beiden Pools abgedeckt.[57]
Experten sehen die Chancen auf eine schnelle Markteinführung aufgrund der Unsicherheit bei Patenten, hohen Lizenzgebühren und konkurrierenden Verfahren (siehe unten) kritisch.[58][59]
Die Möglichkeiten eines Bildformates auf Basis von VVC wurden untersucht (VVC still image coding). Die Untersuchung ergab einen Kompressionsgewinn von 28,82 % im Vergleich zu HEVC/HEIF bei UHD-Auflösung.[60]
Der HEIF-Standard sieht in der Version 2 die Unterstützung von mit VVC kodierten Bildern vor.[61]
Mit AOMedia Video 1 (AOM) erschien im Laufe des Jahres 2018 ein weiteres Videokompressionsverfahren, das ebenfalls gute Kompressionsraten erzielen kann, welches durch die Alliance for Open Media lizenzkostenfrei angeboten wird und bereits in vielen Webbrowsern und Medienabspielern integriert ist. In einem Test Ende 2021 wurde festgestellt, dass der AOM-Encoder bei einer 1080p-Auflösung 5,87 % schlechter komprimiert als VVENC.[62]
Daneben verwirklichte die MPEG 2020 den Plan, ebenfalls einen Standard-Codec lizenzkostenfrei anzubieten, bei dem einzelne Funktionen an- und abschaltbar sind, für die Patentrechte vorliegen, bzw. Lizenzgebühren erforderlich sind.[63] Hierzu wurde ein neuer Standard als MPEG-5 Teil 1 Essential Video Coding (EVC) festgelegt, der im Basis-Profil lizenzkostenfrei sein soll.[64][65][66] Die Idee, einzelne Technologien an und abschaltbar zu machen, wurde auch beim konkurrierenden Codec XVC umgesetzt. Einen dritten Standard legte die MPEG ebenfalls 2020 als MPEG-5 Teil 2 mit Low Complexity Enhancement Video Coding (LCEVC) fest.[67][68]
Auch nach der 2020 abgeschlossenen Standardisierung von VVC wird weiter an der Entwicklung einer noch besseren Videocodierungstechnologie gearbeitet. In diesem Zusammenhang entwickelt die Joint Video Experts Group (JVET) verschiedene Videokompressionstechnologien unter dem Namen Enhanced Compression Model.[69][70][71]
Ein Ansatz in der Forschung ist auch die Kombination von VVC mit Techniken der künstlichen Intelligenz, um weitere Verbesserungen zu erzielen.[72]
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