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Wiener Wienflussbrücken

Brücken in Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wiener Wienflussbrücken
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Die Wiener Wienflussbrücken sind Fußgängerbrücken, Straßenbrücken und Bahnbrücken, die den Wienfluss im Stadtgebiet Wiens überqueren. Viele davon wurden von 1898 bis 1900 im Zuge der Regulierung des Wienflusses umgebaut bzw. neu errichtet, einige stehen heute unter Denkmalschutz.

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Zollamtssteg, darunter die Zollamtsbrücke der U-Bahn; links 1., rechts 3. Bezirk

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Ansicht der Stubentorbrücke und der Holzbrücke über den Stadtgraben im Jahr 1609
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Tegetthoffbrücke am Beginn des Stadtparks, 1888
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Stubentorbrücke um 1895
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Elisabethbrücke am Karlsplatz um 1895
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Magdalenenbrücke, 1897
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Schwarzenbergbrücke, Verklausung aufgrund des Hochwassers im Juli 1897
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Einwölbungsarbeiten im Bereich der Secession um 1898
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Bauarbeiten im Bereich des Gürtels; die am 1. Juni 1898 eröffnete „Brücke über die Wienzeile“ von Otto Wagner im Zuge Gürtellinie der Stadtbahn ist bereits in Betrieb, an der darunter liegenden Unteren Wientallinie, am 30. Juni 1899 eröffnet, wird noch gebaut.

Römerzeit und spätmittelalterliche Brücken

Aufgrund des Verlaufs des Wienflusses südlich des historischen Wiener Stadtkerns sind in diesem Bereich die ältesten Brücken nachweisbar. Bereits als die Römer im 1. Jahrhundert nach Christus diese Gegend besiedelten, war es notwendig, den Wienfluss zu queren und dabei nicht nur Furten zu nützen. Im Bereich der heutigen Stubenbrücke bestand vermutlich eine Holzbrücke, über die man in die südöstlich des Legionslagers Vindobona gelegene römische Zivilstadt gelangte. Der heutige Karlsplatz war eine besonders günstige Stelle zur Überquerung des Wienflusses, da dieser hier in einer Kurve seinen Verlauf ändert und aufgrund des geringen Gefälles in einem breiten, aber flachen Bett lag. Hier führte eine Furt im Verlauf einer Limesstraße über den Fluss. Unweit davon errichteten die Römer für einen weiteren Verkehrsweg eine Holzbrücke, der eine Auffangvorrichtung für Treibholz und andere Anschwemmungen vorgelagert war. Nach dem Abzug der Römer aus dem Raum Wien im 5. Jahrhundert verfielen diese Brücken.[1]

Erst zur Zeit der Babenberger in Wien wurden hier wieder Holzbrücken über den Wienfluss gebaut. 1211 befand sich eine solche nachweislich beim heutigen Karlsplatz. 1404 wurde sie durch die Stainerne Prugken bey Chernerthor (Steinerne Brücke beim Kärntnertor) ersetzt. Von 1854 bis 1897 stand hier die Elisabethbrücke, dann wurde der Wienfluss in diesem Bereich eingewölbt (die Brückenfiguren wurden 1902 auf den Rathausplatz transferiert). Die mittelalterliche Holzbrücke vor dem Stubentor wurde 1402 durch die steinerne Stubentorbrücke ersetzt, an dieser Stelle befindet sich heute die Stubenbrücke. Die Brücken vor Kärntnertor und Stubentor waren einst Teil der Handelswege von Wien nach Italien und Ungarn.

Erste Regulierungsmaßnahmen

Von 1814 bis 1817 wurde der Wienfluss zwischen Schloss Schönbrunn und dem Stubentor reguliert.[2] 1829 führten laut dem Franziszeischen Kataster innerhalb des heutigen Wiener Stadtgebietes etwa 20 Brücken und Stege über den Wienfluss. Die meisten davon lagen außerhalb des Linienwalls und verbanden die westlichen Vororte.

Zwischen Auhof und Hadersdorf existierte damals bereits ein breit angelegtes Vorgängerbauwerk der heutigen Kielmannseggbrücke (14. Bezirk). Auf Höhe der heutigen Kennedybrücke (13. / 14. Bezirk) existierte bereits ein Steg. Das Schloss Schönbrunn konnte nicht nur über eine Brücke am Standort der heutigen Schönbrunner Schlossbrücke (13. / 14. / 15. Bezirk) erreicht werden, sondern auch über zwei Stege, die in einer Entfernung von jeweils 200 bis 300 m vor und nach der Schlossbrücke gelegen waren. Im Bereich der heutigen Lobkowitzbrücke (12. / 15. Bezirk) überspannten sowohl eine Brücke als auch ein schmaler Steg den Wienfluss. Über den Storchensteg konnte man zum Gasthaus Zum Storchen in Gaudenzdorf (12. Bezirk) gelangen.

Im Bereich der Vorstädte gab es Querungen an den Standorten der heutigen Nevillebrücke und der Reinprechtsdorfer Brücke (beide 5. / 6. Bezirk), außerdem existierten Stege bei der heutigen Steggasse (5. / 6. Bezirk, zuletzt Magdalenenbrücke genannt, 1913–1915 durch Verlängerung der Einwölbung ersetzt) und Schleifmühlgasse (4. / 6. Bezirk, zuletzt Leopoldsbrücke, um 1900 Einwölbung) sowie die 1828 fertiggestellte Rudolfsbrücke (4. / 5. / 6. Bezirk, auch Kettenbrücke genannt, 1913–1915 durch Einwölbung ersetzt). Entlang der Wiener Stadtbefestigung führten zu dieser Zeit lediglich die Kärntnertorbrücke (1. / 4. Bezirk, später Elisabethbrücke), die Stubentorbrücke und ein Vorgängerbauwerk der Radetzkybrücke (beide 1. / 3. Bezirk) über den Wienfluss.

Eingemeindung der Vorstädte

Nach der Eingemeindung der Vorstädte 1850 wurden einige neue Brücken errichtet; teilweise wurden bereits vorhandene Holzbrücken und -stege ersetzt. Bis 1890 existierten innerhalb der damaligen Wiener Stadtgrenzen (etwa innerhalb des heutigen Gürtels) folgende Brücken (Reihenfolge flussabwärts, heute bestehende Brücken fett, Schreibweise laut zeitgenössischem Meyers Konversations-Lexikon):[3]

  • Schlachthausbrücke (auch: Gumpendorfer Brücke, Viehtriebbrücke): 1873 errichtete Eisenbrücke, davor ab 1856 eine Bohlenbogenbrücke, führte im Bereich der heutigen Wackenroderbrücke (5. / 6. Bezirk) zum Gumpendorfer Schlachthaus
  • Nevillebrücke (5. / 6. Bezirk): 1854 nach dem Neville-System errichtete Eisenbrücke, davor eine Holzbrücke
  • Reinprechtsdorfer Brücke (5. / 6. Bezirk), 1862 errichtet
  • Pilgrambrücke (5. / 6. Bezirk)
  • Magdalenenbrücke (5. / 6. Bezirk): im Bereich der heutigen Steggasse, hier befand sich bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein Steg; die Brücke wurde 1913–1915 durch eine Verlängerung der Einwölbung ersetzt.
  • Rudolfsbrücke (auch: Kettenbrücke, 4. / 5. / 6. Bezirk): 1828 errichtete Brücke bei der heutigen Kettenbrückengasse, erste für den Fahrverkehr bestimmte Kettenbrücke in Wien; 1913–1915 durch die Einwölbung ersetzt
  • Leopoldsbrücke (auch: Schleifmühlbrücke, 4. / 6. Bezirk): 1859 errichtete Brücke, ursprünglich der Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Fokanedisteg, danach ab 1816 ein Steg aus Bohlenbogen, der 1851 durch ein Hochwasser zerstört wurde; durch die Einwölbung ersetzt
  • Schikaneder-Kettensteg (auch: Schikanedersteg, 4. / 6. Bezirk): 1830 errichteter Kettensteg beim Theater an der Wien, davor ab 1813 der hölzerne Theatersteg; bis 1860 mautpflichtig; durch die Einwölbung ersetzt
  • Elisabethbrücke (1. / 4. Bezirk): 1854 errichtete Brücke am Karlsplatz, davor bereits seit 1404 eine steinerne Brücke; um 1900 durch die Einwölbung ersetzt
  • Schwarzenbergbrücke (1. / 3. / 4. Bezirk): 1865 errichtete Steinbrücke am Schwarzenbergplatz; um 1900 durch die Einwölbung ersetzt
  • Tegetthoffbrücke (1. / 3. Bezirk): 1872 errichtete eiserne Bogenbrücke[4] (bis 1903 durch die Einwölbung ersetzt) beim heutigen Wienflussportal im Zuge der Johannesgasse, wurde für die Kleine Ungarbrücke wiederverwendet
  • Karolinenbrücke (1. / 3. Bezirk): 1857 errichtete eiserne Brücke, wurde 1863 geringfügig verschoben (heute: Stadtparksteg)
  • Stubenbrücke (1. / 3. Bezirk): Steinbrücke seit 1402, um 1800 umgebaut
  • Zollamtssteg (1. / 3. Bezirk): Mitte des 19. Jahrhunderts errichteter Holzsteg
  • Radetzkybrücke (1. / 3. Bezirk): 1855 errichtete Steinbrücke, davor hölzerne Jochbrücke

Wienflussregulierung und Brückenneubauten

Der im Normalfall eher einem Rinnsal ähnelnde Wienfluss gilt als Wildwasser und kann bei starken Regenfällen auf die bis zu 2000-fache Wassermenge anschwellen. Da er einst immer wieder Hochwasser führte und teils verheerende Überschwemmungen verursachte (allein von 1872 bis 1899 wurden 13 zerstörerische Hochwasser gezählt[5]), wurden nach der 1892 erfolgten Eingemeindung der Vororte entsprechende Maßnahmen ergriffen. Im Randgebiet von Wien wurden Wehranlagen errichtet und von 1895 bis 1903 wurde der größte Teil des Wienflussverlaufs im Wiener Stadtgebiet reguliert und in ein Betonbett gelegt.[6] Die baukünstlerische Betreuung dieses Großprojektes wurde den Architekten Friedrich Ohmann und Josef Hackhofer übertragen, nach deren Entwürfen die neu zu errichtenden Brücken gestaltet wurden.

Die bisherigen Brücken wurden abgetragen und zahlreiche neue Querungen geschaffen, wobei sowohl die Konstruktionen als auch gestalterische Elemente der alten Brücken teilweise wiederverwendet wurden. Zwischen dem Naschmarkt und dem Stadtpark wurde der Wienfluss auf einer Länge von 2,1 km in zwei Etappen eingewölbt, im zentrumsnächsten Bereich bis 1903 bzw. 1906, von der Schleifmühlgasse flussaufwärts 1913 bis 1915. In diesem Bereich verschwanden sukzessive (flussabwärts, nicht chronologisch genannt) die Magdalenenbrücke, die Rudolfsbrücke, die Leopoldsbrücke, der Schikanedersteg, die Elisabethbrücke, die Schwarzenbergbrücke und die Tegetthoffbrücke.

Das tiefe, aber nicht sehr breite neue Flussbett wird an seinem südlichen Ufer seit 1898/1899 über eine lange Strecke von der ehemaligen Wiener Stadtbahn und heutigen U-Bahn-Linie U4 begleitet, deren Trasse ebenfalls von den Brücken überspannt wird. Als gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die meisten Wiener Donau- und Donaukanalbrücken von den sich zurückziehenden Wehrmachtsverbänden gesprengt wurden, blieben die strategisch unbedeutenden Wienflussbrücken von Zerstörungen weitestgehend verschont.

Als 1966 die Westautobahn A1 an die Wiener Straße B1 angeschlossen wurde, erfolgte der Neubau einiger in den Außenbezirken gelegenen Fußgängerstege, aber auch der Abbruch des Kobingerstegs. Seither gab es nur wenige Neuerrichtungen, beispielsweise die Paul-Amann-Brücke und die beiden Stege, über die die Aufnahmsgebäude der U-Bahn-Station Braunschweiggasse vom nördlichen Wienflussufer erreicht werden können. Ein Sonderfall ist der 2004 errichtete Margaritensteg, der zwar nicht den Wienfluss, aber am Beginn von dessen Einwölbung beim Naschmarkt die in diesem Abschnitt offene U-Bahn-Trasse überspannt und die Bezirke 5 und 6 verbindet.

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Brücken

Zusammenfassung
Kontext

Die nachfolgende Tabelle umfasst sämtliche bestehenden Querungen des Wienflusses in Wien, beginnend an der westlichen Stadtgrenze, Richtung flussabwärts bis zur Einmündung in den Donaukanal.

Weitere Informationen Name1), Bauform, Verkehrsart2) und Lage ...

1) Bei unklarer Benennung ist der Name kursiv geschrieben. Die beiden Einwölbungen sind zudem hellgrau unterlegt.
2) Verkehrsart „für Radfahrer“ bedeutet, dass ein Radweg oder zumindest eine Radspur über die Brücke führt und diese somit Teil des Wiener Radwegnetzes ist.
3) Baujahr: Das laut Quellen angegebene Jahr der Fertigstellung bzw. Eröffnung. Darunter, wenn verfügbar, in Klammern: Eröffnung des ersten Flussübergangs an diesem Ort.

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Siehe auch

Literatur

  • Alfred Pauser: Brücken in Wien – Ein Führer durch die Baugeschichte. Springer Verlag, Wien 2005, ISBN 3-211-25255-X
  • Walter Hufnagel (Herausgeber): Querungen. Brücken – Stadt – Wien. Verlag Sappl, Kufstein 2002, ISBN 3-902154-05-5
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. 6 Bände. Kremayr und Scheriau, Wien 1992–2004, ISBN 3-218-00740-2.
  • Ludwig Varga: Kreuzungen in Meidling – Teil 2. Wienfluss-Brücken. Blätter des Meidlinger Bezirksmuseums, Wien 2006, Heft 66.
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Commons: Wiener Wienflussbrücken – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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