Thomas Mann und das Judentum
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Das Verhältnis Thomas Manns zum Judentum ist ein Thema der Literaturwissenschaft. Während der Zeit des Nationalsozialismus spielte Thomas Mann eine bedeutende Rolle als politisch engagierter Autor im Exil. Er bezeichnete sich selbst mehrfach als Philosemiten, kämpfte für die Anerkennung der diskriminierten jüdischen Minderheit und hatte Umgang mit etlichen jüdischen Intellektuellen, die er sehr schätzte; auch sein Verleger Samuel Fischer, vor allem aber seine Ehefrau Katia waren jüdischer Herkunft.
Seine Einstellung war indes ambivalent und nicht ohne gewisse Vorbehalte. Sie war zudem von Fehden beeinflusst, die er mit Alfred Kerr und Theodor Lessing hatte. Bei aller Hochschätzung vor allem der geistigen Leistungen des Judentums kommen nach Ansicht einiger Forscher diffuse antijüdische Akzente und Dispositionen zum Vorschein, die vor allem in seinen frühen und mittleren Schaffensjahren zu beobachten sind.
Auf der anderen Seite spielte gerade das Judentum in seinem Erzählwerk wie in der Essayistik eine bestimmende Rolle. Während er die Charaktere nach den jeweiligen Anforderungen der Werke gestaltete, lässt sich in den Essays eine Entwicklung verzeichnen, die von gewissen Klischees und Vorurteilen sowie selbst Beiträgen für die antisemitische Zeitschrift Das zwanzigste Jahrhundert bis zur Absage an das nationalsozialistische Deutschland reichen. Von nun an rückte er die Bekämpfung des Antisemitismus unter die „Fundamente der abendländischen Gesittung“ und stellte sie in den Mittelpunkt seiner von Ernst und Pathos getragenen Veröffentlichungen.[1]