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deutscher Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Alfred Schickel (* 18. Juni 1933 in Aussig, Tschechoslowakei; † 30. September 2015 in Kipfenberg[1]) war ein deutscher Historiker und Publizist. Er war Gründer und Leiter der geschichtsrevisionistischen Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI).
Nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei siedelte sich Schickels Familie im Schwarzwald an. Nach dem Abitur auf dem Jesuitenkolleg in St. Blasien 1954 studierte Schickel bis 1960 Geschichte und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1959 bis 1960 war er Landesvorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten in Bayern.[2] Bis 1967 arbeitete er als Studienpräfekt am Studienseminar St. Canisius in Ingolstadt und promovierte 1966 bei Siegfried Lauffer mit einer Arbeit über römische Rechtsgeschichte.
Hauptberuflich wurde Schickel ohne Lehramtsprüfung Geschichtslehrer am katholischen Gnadenthal-Gymnasium in Ingolstadt. 1974 bis 1995 war er Leiter des Katholischen Stadtbildungswerkes in Ingolstadt. 1981 übernahm er die Leitung des ZFI. Ferner war er als freier Mitarbeiter für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt, den Bayerischen und den Hessischen Rundfunk tätig.
Schickel veröffentlichte vor allem zu Themen der Zeitgeschichte. Seit Mitte der 1980er Jahre wurden seine Arbeiten zunehmend kritisiert. Sein 1984 erschienenes Buch über Deutsche und Polen wurde als eine „allzu einseitige Aufrechnung“ des Autors, dessen Herz „deutsch“ schlage und nationalsozialistische Verbrechen kaum notiere, dagegen jeden Fehler der polnischen Regierung erwähne, bewertet.[3] Seine Beiträge für das Magazin Mut brachten ihm den Vorwurf ein, die deutsche Schuld der NS-Vergangenheit relativieren zu wollen.[4][5] Dass Schickel die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg leugnete und stattdessen den US-Präsidenten Roosevelt dafür verantwortlich machte, brachte ihm ebenfalls herbe Kritik von Historikern ein.[6] Für Wolfgang Wippermann geht „Schickels Geschichtsrevisionismus […] in einen politischen, auf die Veränderung des status quo abzielenden Revisionismus über.“[7]
1980 schrieb Schickel in dem Blatt Deutschland in Geschichte und Gegenwart des revisionistischen Tübinger Grabert-Verlags, die Zahl von sechs Millionen ermordeter Juden werde „heute in der zeitgeschichtlichen Wissenschaft nicht mehr ernsthaft vertreten“. Die Ermordung von 500.000 Sinti und Roma bezeichnete er 1981 in Criticón als „neueste Zahlenfiktion“, die „mit der gleichen unkritischen Beflissenheit unters Volk gebracht [worden sei] wie die Millionenzahlen zuvor“.[8]
Schickel wurde 1989 mit dem Kulturpreis für Wissenschaft der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet. 1989 erhielt er auf Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Verleihung des Bundesverdienstordens war Gegenstand einer Kleinen Anfrage im Bundestag[9] und wurde auch in der Presse scharf kritisiert. So schrieb der Spiegel im November 1993: „Selbst Nazi-Protagonisten […] wurden […] geehrt: Alfred Schickel, der sich als rechtsradikaler Historiker um die Entschuldung des Nationalsozialismus müht.“[10]
Schickel schrieb unter anderem für die Junge Freiheit und die Preußische Allgemeine Zeitung.[11] Er veröffentlichte mehrere Bücher im rechtsextremen Grabert-Verlag und war häufiger Gast im Studienzentrum Weikersheim.[12]
Wegen seiner Nähe zu rechtsextremen Kreisen war Schickels Leitung einer Vortragsreihe zum Zweiten Weltkrieg an der Volkshochschule Ingolstadt stark umstritten. Der Ingolstädter Stadtrat entschied im Februar 1995 jedoch, an Schickels Lehrauftrag festzuhalten. Im September 1996 räumte die Bundesregierung jedoch auf Anfrage der PDS erstmals ein, dass Schickel Auffassungen äußere, die „teilweise denen entsprechen, wie sie von Rechtsextremisten vertreten werden“.
Schickel war verheiratet und hatte drei Kinder, davon einen Sohn, der ebenfalls Geschichtslehrer ist.[13] Er verbrachte seinen Lebensabend im oberbayrischen Dunsdorf, einem Ortsteil von Kipfenberg, wo er auch starb.
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