Herren
Marc Girardelli fand nach der durch erlittene Verletzungen beeinträchtigten Saison 1987/88 wieder zu seiner Stärke und es gelang ihm als ersten Skiläufer, in einer Saison in sämtlichen (aktuellen) Disziplinen zu gewinnen. Den Hauptanteil an Punkten (139) verdankte er der Abfahrt, in der ausgerechnet bei den Klassikern in Kitzbühel und Wengen auch erste Siege errang. Dabei hatte er beide Gröden-Abfahrten zu Saisonbeginn sausen lassen, denn er war, nachdem er für die erste der beiden die Nr. 1 gezogen hatte, nicht gestartet und abgereist (Vater Helmut fühlte sich in drei Fällen ungerecht behandelt: Startnummer-Auslosung nicht korrekt, 1.30 Startintervall für die ersten 20 und warum Tannenreisig bei derart guten Verhältnissen?[67][68][69]) Seine zweitstärkste Disziplin war der Slalom (106 Punkte), wobei er, der es 1987/88 auf nur 15 Slalompunkte gebracht hatte und in der aktuellen FIS-Weltrangliste dadurch Rang 38 einnahm, bei seinem Sieg in Sestriere auch vom Ausfall von Tomba im 2. Lauf profitierte.[70]
Nach den zehn ersten Saisonrennen lag zum Jahresende Pirmin Zurbriggen mit 122 Punkten voran, es folgten Girardelli (92) und Armin Bittner (62). Das erfolgreiche verlängerte Kitzbühel-Wochenende, es waren nunmehr 17 Bewerbe ausgetragen worden, brachte einen Führungswechsel. „Gira“ lag mit 194 Punkten in Front, gefolgt von Zurbriggen (172), Tomba (98) und Bittner (94) – und der Wahl-Luxemburger setzte mit einer äußerst starken Woche (Siege in Adelboden, bei beiden Lauberhorn-Abfahrten und der dortigen Kombination (dazu auch 12 Punkte dank Rang 4 im dortigen Slalom)) fort. Ihm kam auch zugute, dass Zurbriggen von einer Grippe erwischt worden war, so dass der Schweizer gar nicht oder lediglich rekonvaleszent an den Start gehen konnte. So lautete der Zwischenstand 306 Punkte gegenüber 231, alle übrigen (Tomba als Dritter wies 133 Punkte auf) waren äußerst deutlich distanziert.[71] Mit Rang 2 in der Abfahrt von Aspen (17. Februar) holte Girardelli nicht nur den Disziplinen-Weltcup, sondern er konnte Zurbriggen, der nur Rang 15 belegte, weiter distanzieren. Und der Riesenslalom in Aspen (mit dem letzten Weltcupsieg von Stenmark) war ein weiterer Schritt, denn er wurde Zweiter und Zurbriggen fiel aus.[72] Durch den Sieg im Super-G in Whistler am 26. Februar sicherte sich der Luxemburger aus Vorarlberg endgültig den Gesamtweltcup; er führte nun mit 388 Punkten gegenüber 272 von Zurbriggen.[73]
Abfahrt:
Girardelli holte – wie schon unter der Gesamtentscheidung erwähnt – diese Disziplinenwertung; dies geschah erstmals in seiner Karriere. Er war in Aspen mit 114 Punkten gegenüber 89 von Höflehner angetreten; Zurbriggen mit 78 Punkten hatte noch eine Mini-Chance besessen. Diese beiden Verfolger kamen auf Rang 5 bzw. 15. Dabei hatte er (wie ebenfalls schon im obigen Text angeführt) erst in Kitzbühel mit dem dortigen Sieg (nach drei zweiten Plätzen in vorangegangenen Saisonen, u. zw. Val d’Isere, Åre und Furano) seine ersten Abfahrtspunkte dieser Saison eingefahren.[74] In Wengen wurde er der erste Sieger einer Doppelabfahrt überhaupt, wobei sein Vorsprung von 1,92 s hier auch der größte seit Franz Klammers 3,54 s vor Herbert Plank am 11. Januar 1975 war.[75] Ein Grund für seine Abfahrtsstärke soll in einem umgestellten Aufbauprogramm gelegen sein, bei dem er das Leichtathletiktraining eingestellt hatte.[76]
Riesenslalom:
Erst die Schlussrennen in Shiga-kōgen brachten Klärung über den Disziplinensieg, der zwischen Zurbriggen (71 Punkte) und Nierlich (70) erwartet worden war (theoretische Chancen hatten auch Girardelli mit 66 und Stenmark mit 55 Punkten gehabt), doch dann avancierte Furuseth (57) als Sieger des Rennens am 9. März zum etwas unerwarteten Profiteur. Zwar kam auch Zurbriggen auf 82 Punkte, und weil beide Läufer die gleiche Zahl an Siegen aufwies, nämlich einen, wurde die Zahl der zweiten Plätze herangezogen, bei welcher der Norweger mit 2:1 voranlag.[77]
Slalom:
Auch hier war Shiga-kōgen der Ort der Entscheidung: Drei Läufer hatten Chancen auf diese kleine Kugel, wobei Girardelli dank seines großartigen Saisonstarts (70 Punkte in den ersten drei Rennen) gegenüber 44 von Bittner und 40 von Tomba geführt hatte und nun auch mit 106 vor Bittner (102) und Tomba (100) voran lag. „Gira“ blieb punktelos, Bittner musste vor Tomba bleiben. Dies gelang ihm mit Rang 3 und 0,22 s Vorsprung auf den viertplatzierten Konkurrenten – so ging zum zweiten Mal in der Weltcupgeschichte bei den Herren eine kleine Weltcupkugel an den DSV bzw. nach Oberbayern (zuvor war es Markus Wasmeier 1985/86 im Super-G gewesen).
Kombination:
Girardelli konnte in St. Anton, der ersten der drei programmierten und durchgeführten Kombinationen, auf Grund seines Slalom-Ausfalls nicht punkten, gewann aber die beiden anderen. Zurbriggen als St.-Anton-Sieger verzeichnete danach durch seinen Ausfall im Slalom in Kitzbühel ebenfalls eine Null-Nummer, so dass Wasmeier mit 32 Punkten die Zwischenführung übernahm. Bei der Entscheidung in Wengen hätte auch noch Accola eingreifen können, doch die bisherigen Top Drei belegten in der Reihenfolge Girardelli, Zurbriggen, Wasmeier das Podium, was für „Gira“ den zweiten Disziplinensieg bedeutete.
Damen
Vreni Schneider lag nach den Grindelwald-Rennen (somit 17 Entscheidungen) mit 257 Punkten bereits klar voran. Die nachplatzierten Ulrike Maier (144), Carole Merle (141), Michela Figini (129) und Maria Walliser (112) hatten nur mehr theoretische Chancen. Den endgültigen Gesamtsieg holte sie sich am 3. März in Furano mit dem sechsten Sieg im sechsten Slalom. Mit 311 Punkten gegenüber Figini mit 239 war sie uneinholbar.[78] Einziger Makel für die Elmerin war Rang drei beim Riesenslalom am 4. März in Furano, damit gewann sie von den 14 technischen Bewerben nur 13. Trotzdem knackte Schneider mit dem zusätzlichen Kombinationssieg (Zauchensee), somit 14 Siege, nicht nur die bisherige Rekordmarke von elf Saisonsiegen, die von Annemarie Moser-Pröll in der Saison 1972/73 aufgestellt worden war, sondern sogar jene von Ingemar Stenmark 1978/79 mit 13 Siegen.
Abfahrt:
Fast ähnlich in konsequenter qualitativ hochstehender Manier wie Teamkollegin Schneider spulte Michela Figini die Saison ab: Sechs Siege, einmal Dritte, einmal Fünfte. Allerdings hatte sie mit Maria Walliser im eigenen Lager eine hartnäckige Verfolgerin. Diese gewann die übrigen zwei Abfahrten, dazu kamen drei zweite, ein dritter und vierter Platz (nur Rang 11 beim Saisonstart in Val d’Isère passte nicht in diese Sammlung). Trotzdem dauerte es bis zur vorletzten Abfahrt (19. Februar in Lake Louise), dass Figini uneinholbar war.
Super-G:
Carole Merle stand mit drei Siegen in Folge (der Sieg in Schladming am 26. November war für sie der erste im Super-G) bereits am 20. Januar nach dem Pfronten-Ersatzrennen in Tignes (20. Januar) mit ihren 75 Zählern uneinholbar fest, denn es stand nur noch ein Rennen aus. Olympiasiegerin Sigrid Wolf (46 Punkte) lag um fünf Punkte hinter dem für sie aktuellen Soll. Wolf gewann das Abschlussrennen (Steamboat Springs am 25. Februar) und so fehlten ihr ausgerechnet diese fünf Punkte. (Merle hatte in den USA verletzungsbedingt nicht starten können.) Es war auffällig, dass die derart dominanten Schweizerinnen in dieser Disziplin diesmal nicht mitreden konnten.
Slalom, Riesenslalom:
Aufgrund der von Beginn weg gegebenen Überlegenheit von Vreni Schneider blieb der Konkurrenz das Nachsehen. Beidesmal stand der Gesamterfolg nach vier Rennen und jeweils 100 Punkten fest, denn von den anderen Damen hätte es zu diesem Zeitpunkt nur eine zumindest hinauszögern können, wenn sie ebenso hartnäckig immer Zweite geworden wäre. Doch im „Riesen“ wiesen Svet 56 und Ulrike Maier 55 Punkte auf – es hätte praktisch Totalausfällen von Schneider bedurft. Im Slalom war Monika Maierhofer schon durch 57 Punkte getrennt, womit ein Überholen auch nur mehr in die Kategorie der Illusionen eingestuft werden musste.