Barock
Epoche der europäischen Kunstgeschichte / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Barock?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Als Barock wird eine Epoche der Kunstgeschichte und der Kulturgeschichte bezeichnet, die im Anschluss an die Renaissance zu Beginn des 17. Jahrhunderts begann, mancherorts – vor allem in Gebieten, die Schauplätze des Dreißigjährigen Kriegs waren – auch später. Je nach geografischer Lage (in ländlichen Gebieten wurde länger barock gebaut als in städtischen) dauerte die Ära bis ins letzte Drittel des 18. Jahrhunderts, und es gab verschiedene künstlerische Ausprägungen und Entwicklungen. Innerhalb Europas sind die Unterschiede zwischen Süden und Norden am größten.[1]
Eine Unterteilung in drei oder vier Unterepochen ist üblich; sie lassen sich nicht eindeutig zeitlich voneinander abgrenzen: Frühbarock (bis ca. 1650), Hochbarock (ca. 1650–1700), Spätbarock (ca. 1700–1730)[2] und Rokoko (ca. 1730–1760/70). Heutzutage werden Spätbarock und Rokoko oft gleichgesetzt, mancherorts – vor allem im süddeutschen Raum, wo das Rokoko sehr beliebt war – wird die Kunst eigenständig bewertet.
Auf die Epoche des Barock folgte Ende des 18. Jh. der formell zurückhaltendere Klassizismus, der wieder Bezug nimmt auf die klaren Proportionen und einfachere Formensprache des griechischen Tempelbaus und der italienischen Frührenaissance.
Vorreiter des Barock war Italien, von wo ausgehend sich die Bewegung – zeitlich und örtlich in verschiedenen Ausprägungen – über Europa und über die Welt verbreitete. Die Kunst des Barock ist feierlich, ausdrucksvoll, bewegt-dynamisch und in Architektur und Innendekoration nach Bauvorhaben und Auftraggeber oft durch große Prachtentfaltung gekennzeichnet. Im Frankreich König Ludwigs XIV. bildete sich im Unterschied zu den meisten anderen Ländern Europas eine gemäßigtere Stilvariante aus, die klassizistischer Barock (classicisme) genannt wird. Der Bau von Schloss Versailles, das eine Art Prototyp für viele nachfolgende Residenzen werden sollte, steht am Anfang dieser Entwicklung.
Barock betrifft nicht nur Architektur, Bildhauerei und Malerei, sondern auch Musik, Literatur und Philosophie, die sich ebenfalls je nach Ländern völlig verschieden entwickeln. Wegbereiter auf dem Gebiet der Musik (siehe unten) war ebenfalls Italien. In Literatur (siehe unten) und Philosophie (siehe unten) war Frankreich führend (in der Philosophie von England beeinflusst), wobei eine Hochphase im 18. Jahrhundert – im siècle des lumières (dem Jahrhundert des Lichts) – erreicht wurde.
Das Wort Barock ist das seltene Beispiel eines Substantivs, das in allen drei Geschlechtern existiert: „der Barock“, „das Barock“, es ist aber auch „die Barocke“ möglich, vermutlich als gekürzte Version der barocken Epoche.
Der Begriff Barock entstammt dem Portugiesischen – die unregelmäßig geformte Perle wurde barroco genannt. Sie heißt bis heute Barockperle.[3] Im Gothaischen Hofkalender aus dem Jahr 1765 kann man lesen, dass „die Perlen in runde, birnenförmige, in baroque oder übelgeformte, in Staubperlen und in Zahlperlen eingetheilet (werden)“. Ab dieser Zeit hatte sich auch die Verwendung des Adjektivs barock oder – wie man damals schrieb: baroque – schon eingebürgert. Die Barockperle erfreute sich demgemäß auch in der gleichnamigen Epoche (seit dem späten 17. Jahrhundert) großer Beliebtheit. Seit damals wurde sie in oft sehr kunstvoll gestaltete Schmuckstücke eingebaut.
Die Bezeichnung der kulturellen Epoche Barock gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Zuvor wurde die Barockarchitektur der Renaissance zugeordnet.[4]
Die Schriftsteller-Brüder Goncourt zählten zu den ersten Künstlern, die die barocke Kunst in ihren Werken priesen. Im Historismus begannen Künstler, neobarock zu bauen, zu bildhauern und zu malen.
Die Bezeichnung Barock wurde auf alle Bereiche der Kunst übertragen (auch auf die Musik, Literatur und auf die gesamte Kulturgeschichte) und wird heute als allgemeiner historischer Epochenbegriff verwendet.[5] Aber auch als Stilbegriff findet er seit Jacob Burckhardt Verwendung. Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff bezeichnete z. B. die hellenistische Literatur als barock.
Ein typisches Kennzeichen des Barock ist die Tendenz zum Gesamtkunstwerk. Was in dieser Epoche gebaut oder künstlerisch geschaffen wurde, sollte einen gemeinsamen Zug haben und harmonische Ensembles bilden. Das ist besonders gut in noch bestehenden barocken Kirchen zu erkennen, in denen Architektur, Plastik und Malerei nicht nur miteinander harmonieren, sondern sogar ineinander übergehen – so kann ein Putto, eine Wolke oder ein Vorhang am Rand eines Gemäldes in Form von Stuck plötzlich plastische Gestalt annehmen. Oder es streben Säulen einem Deckengemälde zu und verwandeln sich dort zu Scheinarchitektur. Außerdem sollte sich die Kunst vom Gebäude ausgehend in der Landschaft fortsetzen. Ein gutes Beispiel ist Schloss Versailles, wo der Park mit den Wasserspielen, dem Kanal, den Bosketten, den Blumenrabatten und den Statuen wichtige Teile des Gesamtkunstwerks sind.
Das Barock entwickelte sich etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts aus der Renaissance. Hintergrund bildete das Schwinden des im Mittelalter ungebrochenen und auch in der Renaissance noch weitgehend herrschenden Vertrauens in die Beziehung zwischen Substanz und den sich wandelnden Erscheinungen oder Akzidentien, welche keine selbstständige Existenz und keinerlei Freiheit gegenüber der Substanz besitzen. Im 17. Jahrhundert setzt hier ein Wandel ein: Die Beziehung zwischen Substanz und Erscheinung gilt nun als kontingent. Damit verbunden sind die Auseinandersetzung mit Täuschungen, Wahrscheinlichkeiten, Unwahrscheinlichkeiten und Metamorphosen, die Verwendung von Ornamenten, Verkleidungen und Paradoxa. Illusion und Fiktion werden zu Stilmitteln der Architektur, Musik, Literatur und des Theaters.[6]
Die barocke Epoche löst die auf Einheit und Ruhe zielende Kunst der Renaissance ab. Teils wurden die klare Gliederung und klassische Formelemente wie Säule, Pilaster, Gebälk übernommen, die sich architektonisch aber weiterentwickelten. Die Liebe zur Symmetrie lässt sich gut an den (Haupt-)Fassaden ablesen: eine unregelmäßige Anzahl von meist vor- und rückspringenden Gebäudeteilen erlebt in der Mitte ihren Höhepunkt, wo ein mehrachsiger Bauteil häufig von Dreiecks- oder Segmentgiebeln bekrönt wird. Ein im Zentrum liegendes Portal erfährt eine meist prunkvolle Ausstattung mit Säulen- oder Pilasterschmuck, Statuen und dem Wappen des Bauherrn. Generell herrschte ein großer Formenreichtum und eine Freude an der Bewegung, sowohl an der Architektur (Konkav-Konvex-Schwünge an der Fassade, Bewegung des durchgehenden Gebälks durch Vor- und Rücksprünge des Mauerwerks) wie auch in Bildhauerei und Malerei. Die meisten Kunstwerke der Epoche scheinen von einem Wind durchweht, und die Figuren – Statuen und auf Gemälden – führen teils starke Bewegungen aus.
Im Unterschied zur Renaissance, die eine bürgerlich geprägte Epoche war, entwickelt sich Barock zur Kunst der Fürsten. Unter König Ludwig XIV., dem der Ausspruch L’État, c’est moi (Der Staat bin ich) zugeschrieben wird, erreichte der Absolutismus seinen Höhepunkt, dessen architektonischer Ausdruck sich in dem von ihm geprägten Schloss in Versailles wiederfindet. In der Mitte des Gebäudes, wo sich das Schlafzimmer mit dem prunkvollen Bett des Königs befindet, treffen alle strahlenförmig ausgehenden Linien zusammen. Dort befindet sich das Zentrum der Macht, von dort aus herrscht der König über Frankreich und über die Kolonien. Seine Ideen, die die Architektur und die Parklandschaft, aber auch das Zeremoniell betreffen, werden von den (deutschen) Fürsten auch noch so kleiner Fürstentümer mit Begeisterung übernommen.[7]
Die römisch-katholische Kirche hatte nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs einen großen Machtschub zu verzeichnen. Es war ihr gelungen, durch die Gegenreformation viele abtrünnige Gläubige zurückzugewinnen. Besonders unter dem Einfluss der Jesuiten wurden nach dem Vorbild der Mutterkirche Il Gesù zahlreiche Kirchen im Jesuitenstil gebaut, deren Architektur und Innenausstattung die Eintretenden beeindrucken sollten (wie es auch schon in der Gotik der Fall war). Architektur und Künste wollten erstaunen und überwältigen, die Prunkentfaltung erlebte eine Hochphase. In Folge dieser Entwicklung entstanden die meisten barocken Kirchen in den katholischen Ländern Europas, sowie in Süd- und Mittelamerika, während man in protestantischen Gebieten an der Architektur der Gotik festhielt.
Die Kunstform, die Zeitgeist und Zeitgefühl des Barock besonders stark widerspiegelte und die mehrere Künste in sich vereinte, war die um 1600 in Italien entstandene Oper. Musik, Gesang, Dichtkunst, Malerei, (Schein-)Architektur und die neuartigen und staunenswerten Effekte der Bühnenmaschinerie, zu denen Feuerwerke und Wasserkünste gehörten, strebten wie die Architektur in Richtung Gesamtkunstwerk.
Wie schon in den Epochen zuvor entstanden auch im Barock Regelbücher, von denen das Werk Andrea Pozzos Perspectiva pictorum et architectorum (mehrere Ausgaben ab 1693) mit theoretischen und praktischen Anleitungen eines der populärsten für Architektur und Kunst war (siehe das Bild Entwurf für einen Altar). Es entstanden aber auch andere künstlerische Regelwerke und „Gebrauchsanweisungen“ zur Produktion von Kunstwerken. Unter anderem verfasste Martin Opitz 1624 mit dem Buch von der Deutschen Poeterey ein erstes deutschsprachiges Werk mit Anweisungen für regelgeleitetes Dichten. In Frankreich setzte die Académie Française die Normen des Regeldramas fest, an die Gottsched anknüpfte. In der Musik wurden die Notationssysteme perfektioniert, um die Reproduzierbarkeit und Präzision des Spiels in immer größeren Ensembles zu erhöhen.[8]
Parallel zu Architektur und Kunst schuf man im Barock auch Regeln und Normen für den Alltag, die vor allem den Umgang der Menschen bis ins kleinste Detail regelten. Ihren Höhepunkt erreichte die Entwicklung im barocken Zeremoniell, das nicht nur das korrekte Verhalten an einem Kaiser- oder Königshof regelte, sondern auch das höfliche Verhalten der Untertanen zueinander. Besonders genau ausgearbeitet wurde die Zeremonie des Begrüßens, wobei detailliert beschrieben wurde, wer (ein sozial Niedrigstehender) wem (einem sozial Höherstehenden) wie viele Schritte entgegengeht. Dabei wurde z. B. dem Aufeinanderzugehen im Stiegenhaus besondere Bedeutung zugemessen, das im Barock als Teil der Architektur so groß und feierlich wie möglich ausgestattet wurde.[9] Generell kann man festhalten, dass das Gesamtkunstwerk alle Teile des Lebens erfasste. Wer sich in (pompöser) Ausstattung und mit vollendeten Umgangsformen unter Menschen begab, spielte eigentlich Theater. Leben, Grüßen und das Sich-zur-Schau-Stellen unter Einhaltung bestimmter Regeln fanden wohl niemals zuvor und danach in einer derart ausgeklügelten Form statt.
Baukunst
Die Architektur das Barock, die in Europa im 16. Jahrhundert die Architektur der Renaissance ablöst, ist durch großzügig gestaltete Gebäude charakterisiert, die insbesondere den Adelsfamilien und der katholischen Kirche als Repräsentationsbauten dienen sollten. Wie in der Renaissance sind die Grundrisse symmetrisch; anders als dort herrschen jedoch geschwungene Formen vor, und zwar sowohl in den Grundrissen als auch in den Fassaden und bis in die dekorativen Details hinein. Große Sorgfalt gilt der Ausarbeitung der Wirkung der (Innen-)Räume, die mit Prunk und mit Lichteffekten beeindrucken und zum Erstaunen bringen sollen.[10] Zu den bedeutendsten Architekten dieses Baustils werden u. a. Carlo Maderno (1556–1629), Pietro da Cortona (1596 oder 1597–1669), Gian Lorenzo Bernini (1598–1680), Francesco Borromini (1599–1667), Louis Le Vau (1612–1670), Charles Lebrun (1619–1690), Jules Hardouin-Mansart (1646–1708), Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723) und Balthasar Neumann (1687–1753) gezählt.
Innendekoration und Möbelkunst
Raumtypen
Die größte architektonische und künstlerische Entwicklung fand im Schlossbau statt, wo zahlreiche neue Räume entstanden. In Italien wurde die sala terrena eingeführt, die ein ebenerdiger Saal war, meist in der Mitte eines Gebäudeflügels (unter dem Festsaal) lag und einen Übergang vom Innenraum in den Garten darstellte. Häufig war die sala terrena, deren Vorbild eine (kühle) Grotte war, an Wänden und Decken mit Muscheln und Steinchen dekoriert. Sie konnte über Springbrunnen und über Wasserspeier verfügen, die im Mund von Grotesken oder Fischmäulern installiert waren.
In Frankreich bildete sich das Appartement heraus, eine Wohneinheit für Mitglieder der Herrscherfamilie. Es hat ein bis zwei Vorzimmer (antichambres), Schlafzimmer, Salon(s) und Räume für Gefolgschaft und Leibwache. Herrscher hatten – dem Beispiel König Ludwig XIV. folgend – Audienzzimmer und häufig auch ein (Parade)Schlafzimmer. Natürlich gab es in fast allen Schlössern und auch in den meisten Stiftsgebäuden große und prunkvoll ausgestattete Räume, in denen Festveranstaltungen stattfanden. Eine architektonische Neuerung stellte die Galerie dar, wobei die Spiegelgalerie in Schloss Versailles das Vorbild für alle folgenden Galerien war. Es handelt sich dabei meist um einen langen, schmalen Verbindungsgang, der mit Gemälden, Statuen und Spiegeln mit prachtvollen Rahmen ausgestattet sein konnte. Typischerweise entwickelte sich im Barock auch die Liebe zur Literatur und zum Besitz von kostbaren Büchersammlungen, die ihren Ausdruck im Bau von großen und prächtigen Bibliotheksräumen fand (s. auch: Klosterbibliothek und Stiftsbibliothek).
Gästezimmer gehörten ebenfalls zur Grundausstattung einer Residenz und der Klöster. In deutschen Landen hießen sie meist Kaiserzimmer (Beispiel: Kaisertrakt in Stift Göttweig), weil sie in erster Linie für die Mitglieder der Herrscherfamilie gedacht waren. Das hatte neben dem gastfreundlichen auch einen praktischen Grund: weil es damals noch keine Hotels und schon gar keine sicheren oder sauberen Unterkünfte gab, stellten Ordensleute, aber auch Aristokraten in ihren Landschlössern durchreisenden Gästen Wohnraum zur Verfügung.
Eine Besonderheit der Epoche war, dem Treppenhaus eine große Bedeutung zuzumessen. In Schlössern wurden sie über großem Grundriss errichtet und zogen sich durch alle Geschosse. Sie waren meist außerordentlich kostbar und künstlerisch ausgestattet und von einem Deckengemälde bekrönt. Eine der berühmtesten Treppenhausanlagen im deutschsprachigen Raum befindet sich in der Würzburger Residenz. Es gab für die Bewegung im Treppenhaus, also für das Hinauf- und Hinunterschreiten, wie für die meisten Lebenssituationen ein eigenes Zeremoniell: je nach dem sozialen Rang des Gastgebers und zu empfangenden Gasts musste der eine dem anderen eine gewisse Anzahl von Stufen entgegengehen. Ein Zeremonienmeister klärte dies vor Begegnungen.
- Galerie im Palazzo Colonna mit Deckenfresken von Giovanni Coli und Filippo Gherardi (1675–1678), Rom
- Spiegel- (oder Gold-)kabinett im Unteren Belvedere (1714–1716), Wien
- Prunksaal der Hofbibliothek in der Wiener Hofburg (1723–1730) (aktuell: Österreichische Nationalbibliothek)
Dekor
Was die Ausstattung der Innenräume anbelangt, so herrschte im Barock großer Farben- und Formenreichtum. Besonders beliebt war farbiger Marmor, der für Säulen, Balustraden, Wände, Böden und Türumrahmungen verwendet wurde. In Italien erreichte die Kunst, verschiedenfarbige Marmorstücke zu großen Bildern zusammenzustellen, ihren Höhepunkt (s. Foto: polychrome Marmorkunst in Neapel; zudem wurden etliche Tische und Schränke der Epoche mit Pietra Dura-Platten versehen).
Natürlich konnte Marmor in erster Linie nur dort verwendet werden, wo er abgebaut wurde. Der Transport war wegen des allgemeinen schlechten Zustands der Straßen und wegen der hohen Kosten, die dabei anfielen, kaum möglich. Das ist einer der Gründe, warum in Deutschland und in Österreich auch Kunstmarmor (Scagliola) verwendet wurde, mit dem man noch ausgefallenere Farbwirkungen erzielen konnte. Beispiele dafür findet man in der Kirche und in der Bibliothek von Stift Altenburg oder im Treppenhaus von Schloss Augustusburg in Brühl, das ein Hauptwerk Balthasar Neumanns war.
In weniger repräsentativen Räumen, vor allem im Wohnbereich von Schlössern, in Klostergebäuden, aber auch in Sakristeien waren die Wände häufig mit Holz (Boiserien) vertäfelt, oft mit Einlegearbeiten aus andersfärbigem Holz und an der Oberseite und an den seitlichen Begrenzungen mit ornamentalem, auch vergoldetem Schnitzwerk versehen. In Frankreich und in Italien waren Holztäfelungen und auch Möbel häufig in hellen Farben gefasst und ornamentale Teile vergoldet oder versilbert. In England, wo sich Barock anders entwickelte als auf dem Kontinent, hielt man weiterhin an naturbelassenen Vertäfelungen und Möbeln aus Eiche oder Nussbaum fest, während man in Skandinavien Täfelungen und Möbel ebenfalls gerne in hellen Farben fasste.
Decken waren oft mit Fresken mit allegorischen Motiven oder mit Scheinarchitektur bemalt, die am Beginn der Epoche von reichem, plastischen Stuckwerk gerahmt waren, der im Lauf der Entwicklung zarter und flacher wurde. Auch die Anlage der Deckengemälde veränderte sich im Lauf der Zeit. Sie wurde größer, bedeckte große Teile oder die gesamte Fläche des Gewölbes und war nicht mehr von Stuckornamenten umgeben. Auf dem Gebiet der Decken- und Dekorationsmalerei waren die Künstler Italiens führend, allen voran Andrea Pozzo, der darüber sogar ein theoretisches Werk mit Mustern verfasste.
Ähnlich wie bei der Wandtäfelung verhielt es sich mit den Fußböden. In Italien, wo man über reiches Marmorvorkommen verfügte, belegte man die Böden vorzugsweise mit Marmor- oder anderen farbigen Steinplatten. Dieses wurde auch im nördlicheren Europa kopiert, wo in Festsälen und Prunkräumen Marmor verbaute wurde. In Zentral- und Nordeuropa dominierten Fußböden aus Holz. Parkettböden oder Bodenornamente konnten aus verschiedenen Holzsorten zusammengesetzt werden. Der Grund war (in den kälteren Klimazonen) ein außerordentlich praktischer: Böden aus Holz waren wärmer als die aus Marmor. Eine interessante diesbezügliche Entwicklung fand in Schloss Versailles statt, wo ursprünglich alle Böden aus Marmor waren, bald aber wegen der Kälte im Winter durch Holzböden ersetzt wurden. Typisch für die dortige Handwerkskunst – es wurde ein eigenes Parkett-Muster kreiert, das bis heute kopiert und verwendet wird. Aus einem ähnlichen Grund – um (optisch) Wärme zu erzeugen – hängte man in große Räume Tapisserien (Wandteppiche) und belegte, wie ebenfalls in Schloss Versailles, Böden mit Teppichen. Außerdem wurde es modern, Wände mit Stoffen (meist mit Seide und Brokat aus Italien) zu bespannen und mit Holztäfelungen zu rahmen. Besonders beliebt waren zunächst dunkelrote Stoffe, die man im Kontrast zu weiß-goldenen Täfelungen setzte. Später setzten sich bei den Stoffen auch anderen Farben durch, mit denen man die einzelnen Räume zu blauen, gelben oder grünen Salons machte. Mancherorts verwendete man auch Ledertapeten, die geprägte Muster hatten, farbig gefasst und mit Blattgold oder Silber verziert sein konnten (wie z. B. in der Moritzburg und im Palazzo Chigi in Ariccia).
Barockes Mobiliar
Zu barocker Möbelkunst siehe:
Die Möbelkunst des Barock gestaltete sich ebenso vielfältig wie die Kunst und die Architektur, da die Kunstrichtung je nach Region zwischen 150 und 180 Jahre dauerte und sich regional verschieden entwickelte. Die stärksten Einflüsse kamen zunächst immer aus Italien, wo in der Frühzeit schwere Möbel dominierten und sich später zu bewegteren, geschwungeneren Formen veränderte. Besonders beliebt waren Spiegeln mit schweren Rahmen aus Venedig. Der italienische Stil setzte sich in den meisten europäischen Ländern durch, besonders in der Residenzstadt Wien. Das hing u. a. auch damit zusammen, dass Habsburger Regenten häufig mit Prinzessinnen aus Italien verheiratet waren, die den Stil ihrer Heimat dorthin brachten.
Später orientierten sich beinahe alle (katholischen) Europäer am Vorbild Frankreich. Unter den Möbeln dominierten reich verzierte Kommoden und Tische, deren Oberflächen zu kunstvollen Bildern oder Ornamenten aus verschiedenfarbigen Hölzern, Marmor, Metallen, Elfenbein oder Perlmutt zusammengesetzt sein können. In Frankreich erreichte André-Charles Boulle auf diesem Gebiet die größte Kunstfertigkeit (s. Boulle-Technik), weswegen er auch zum ébéniste du roi ernannt wurde. Wer diesen Titel führte, der sich auf Ebenholz bezog, hatte Anspruch auf ein jährliches Gehalt und Wohnung im Schloss von Versailles.
Gefasste Möbel, bei denen helle Farben dominierten, verfügten meist über dekorative Beschläge aus Messing oder Bronze. In Italien dominierte Pietra dura, das man vor allem an Tischplatten und an der Vorderseite von Kabinettschränken einsetzte. Zentren der Pietra dura-Kunst waren Florenz und Neapel. Kabinettschränke waren im 17. Jahrhundert besonders beliebt. Es waren kleine, kostbar ausgestattete Schränke, die entweder auf einem (dafür gefertigten) Tisch oder auf einer Kommode standen.
Beine von Stühlen, Tischen, Kommoden und Schränken waren häufig geschnitzt, oft wurden Tiergestalten oder ihre Beine mit Pfoten als Motiv verwendet. Die Form der Möbel entwickelte sich parallel zur Architektur: zunächst waren sie geradlinig und schwer, später übernahmen sie – vor allem Kommoden und Schränke – die geschwungenen Formen von Fassaden. Bei Stühlen und Fauteuils verwendete man für die Beine ebenfalls gerne Motive aus der Tierwelt. Die Polsterungen waren aus Brokat, Seide oder Samt, mitunter aus Webstoffen (wie für Wandteppiche).
Was Betten anbelangt, so gab König Ludwig XIV. auch hier das Beispiel vor. Sein Bett mit Pfosten, schweren Vorhängen und oberer Abdeckung steht am Beginn der Entwicklung und im Zentrum des Schlosses von Versailles. – Betten hatten häufig Pfosten, eine obere Abdeckung und Vorhänge an allen Seiten, egal ob sie in Schlössern, in Bürger- oder in Bauernhäusern standen. Das war eine praktische Einrichtung, da man im Winter die Räume nicht ausreichend heizen konnte und die Bewohner über Zugluft und Kälte klagten. Aus diesem Grund stand das Bett häufig auch in einem Alkoven, wodurch man mehr Wärme erzielte.
Eine bedeutende Rolle spielte in der barocken Epoche Geschirr aus Fayence und Porzellan (vorher hatte man je nach sozialer Herkunft und Vermögen auf Silber-, Zinn- oder Holztellern gegessen), das aus China und Japan exportiert wurde. Chinoiserien, also Porzellanstücke, aber auch Zeichnungen und Möbel aus China erfreuten sich in dieser Epoche großer Beliebtheit, wovon bis heute erhaltene chinesische (Porzellan)Kabinette in Schlössern zeugen. Fayence und Porzellan wurde später auch in Europa hergestellt. Es dauerte allerdings eine Weile, bis man die richtige Zusammensetzung kannte und eine hohe Qualität erreichte. Zu den Produkten dieses Genres zählten auch kunstvoll bemalte Kacheln, die vor allem in den Niederlanden (in Delft), sowie die Azulejos in Portugal und Spanien hergestellt wurden. Später gelangten auch die Porzellanmanufakturen von Sachsen (Meißen), Wien (Augarten) und Preußen (die königlich preußische Manufaktur) zu großem Ruhm.
- Tisch mit Marqueterie, Pierre Gole, Paris, um 1660, Eiche und Obstgehölz mit Schildpatt, Elfenbein, vergoldeter Bronze, Ebenholz und anderen Hölzern, Metropolitan Museum, New York
- Tischplatte (des vorigen) mit Marqueterie, Pierre Gole, Paris, um 1660 (Louis XIV), Eiche und Obstgehölz mit Schildpatt, Elfenbein, vergoldeter Bronze, Ebenholz und anderen Hölzern, Metropolitan Museum, New York
- Konsoltisch, Frankreich, ca. 1685–90 (Louis XIV), Art Institute of Chicago
- Tisch, ca. 1675–1725, Schloss Skokloster
- Konsoltisch (Ende 17. Jahrhundert), Burchardt Precht (* 1651 in Bremen-1738 in Stockholm), Hallwyl Museum, Stockholm
- Konsoltisch mit vergoldeter Schnitzerei und Marmorplatte, römisch, ca. 1710, Möbelmuseum Mailand
- Pietra-dura-Tischplatte, Italien (Florenz ?), 1. Viertel d. 18. Jahrhunderts, Warschauer Königsschloss
- Spieltisch (u. a. mit eingebautem Schachbrett), Mainz, 1735, Cleveland Museum of Art
- Armstuhl, britisch, um 1680, Metropolitan Museum, New York
- Armstuhl, britisch, um 1690, Nussbaum, Metropolitan Museum, New York
- Armstuhl mit Genueser Samtbezug, britisch, um 1700, Birke (geschwärzt), Metropolitan Museum, New York
- Englischer Barock-Stuhl (Polsterung modern), London, ca. 1690–1700, Art Institute of Chicago
- Armstuhl, römisch, ca. 1700–25, Nussbaum, vergoldet, und Samt
- Armstuhl mit Beauvais-Tapisserie nach Jean Bérain, 1715–20 (style Régence), Metropolitan Museum, New York
- Canapé und Fauteuils „à la reine“ aus dem Hôtel von Pierre Crozat in der Rue de Richelieu, 1710–20 (Style Régence), Département des objets d'arts, Louvre, Paris
- Rokoko-Stuhl aus rotem Lack, Giles Grendey, ca. 1735, Art Institute of Chicago
- Armstuhl mit Tapisserie, britisch und französisch (wahrschnl. Beauvais), ca. 1755–65, Metropolitan Museum, New York
- Kabinettschrank, ca. 1630, Philipp Hainhofer (1578–1647), Augsburg, Ebenholz, Elfenbein, Holz (Relief), vergoldete Bronze, Eisen, Art Institute of Chicago
- Kabinettschrank, Flandern, 17. Jahrhundert, Ebenholz und Schildpatt, Museum der Jagiellonen-Universität Krakau
- Kunstschrank mit mythologischen Darstellungen (Schule von Rubens), ca. 1650, diverse Hölzer (Linde, Ebenholz), Elfenbein, Kupfer, Kupfer, Schildpatt, Glas. Rijksmuseum Amsterdam
- Kabinettschrank mit islamischem Design, Spanien, 17. Jahrhundert, Holz, Elfenbein und Metall, Honolulu Museum of Art
- Kabinettschrank, England, ca. 1680, Nussbein mit Intarsien aus Elfenbein, diversen Hölzer, Messing, Montreal Museum of Fine Arts, Montreal
- Kabinettschrank mit Intarsien aus verschiedenen Hölzern (Rosenholz, Ölbaum, Ebenholz, Holunder, Tulpenbaum, Berberitze), Jan van Mekeren, Amsterdam, ca. 1700–1710, Metropolitan Museum, New York
- Schrank (228,5 × 225 × 89,5 cm), Danzig, ca. 1670–80, Linden- und Nussholzfurnier auf Kiefer, Zinn und Zink auf Messing, Nationalmuseum Warschau
- Kommode von André-Charles Boulle, ca. 1690, Boulle-Marketerie mit diversen Hölzern, Schildpatt, vergoldetem Messing, Cleveland Museum of Art
- Commode mazarine, Thomas Hache zugeschrieben (1664–1747), um 1700, Musée des Hospices civils de Lyon
- Kommode, deutsch, ca. 1725, diverse Hölzer (Nussbaum, Eiche, Obstbäume), Honolulu Museum of Art
- Kommode, Jean-Pierre Latz, Paris, ca. 1740–45, und ein Paar Kandelaber von Juste-Aurèle Meissonnier, ca. 1729, (style Louis XV), Museu Calouste Gulbenkian, Lissabon
- Sekretär, Pierre Gole zugeschrieben (1620 – ?), ca. 1660 (?)
- Schreibtisch, ca. 1720, Heinrich Ludwig Rohde oder Ferdinand Plitzner (zugeschr.), Marqueterie mit Ahorn, Amaranth, Mahagoni, Nussbaum auf Fichte und Eiche, Art Institute of Chicago
- Sekretär in Boulletechnik, Gilles Joubert, ca. 1755, Speed Art Museum, Kentucky
Gartenbau
Die Entwicklung des Gartenbaus nahm in Europa seit dem Mittelalter eine besondere Entwicklung. Zunächst gab es die Nutzgärten der Klöster, die in Küchengärten und Heilmittelgärten geteilt waren. Ab der Renaissance erlebte der Garten v. a. in den südeuropäischen Ländern eine Aufwertung und wurde auch im profanen, also im nicht-klösterlichen, Bereich übernommen. Man verwendete ihn einerseits als Nutzgarten, andererseits aber auch zu Erholungszwecken. Geometrische Anlage und das Spiel mit den Farben waren seit in der Renaissance beliebt (s. Schloss Villandry), da man sich mit zunehmendem Interesse an Kunst auch der kunstvollen Schönheit des Gartens erfreuen wollte. Im Barock erlebte die Entwicklung einen neuen Höhepunkt. Regelmäßige, geometrisch geplante Beete mit ornamentalen farbigen Elementen prägten die Gartenanlage, die die Kunst der Architektur und des Gebäude-Inneren in der Natur fortsetzen sollte. Die Sala terrena bildete den harmonischen Übergang vom kunstvoll ausgestatteten Innenraum in die nicht minder kunstvoll gestaltete Natur.
Wie schon bei Architektur und Kunst stand auch bei der Gestaltung des Barockgartens Frankreich und hier wiederum Versailles am Beginn der Entwicklung. Als Schöpfer gelten König Ludwig XIV. und sein genialer Gärtner André Le Nôtre (1613–1700). Der Park von Versailles mit Wasserspielen, Blumenparterres und Bosketten entstand in einem ursprünglich ungeeigneten, sumpfigen Gebiet, das in jahrelanger Arbeit nutzbar gemacht werden musste. König Ludwig XIV war die Anlage des Parks ein großes Anliegen, nicht nur wegen der Schönheit, sondern auch um der Welt zu zeigen, dass man sich auch die Natur untertan machen kann. Wasser musste in eigens dafür gebauten Anlagen von Flüssen herbeigeholt werden, Pumpen und Rohrsysteme bildeten die Basis für die raffinierten Wasserspiele der Brunnen, riesige Mengen Erdreichs wurde ausgehoben, um Terrassen anzulegen und ausgewachsene Bäume mussten an anderer Stelle ausgegraben und nach Versailles gebracht werden, da der König noch zu Lebzeiten den „fertigen“ Park genießen wollte.
Le Nôtre bediente sich bei der Anlage auch der neuesten Erkenntnisse der Perspektive. Es wurden Fluchtlinien angelegt, sodass man von jedem Standpunkt aus interessante Blickwinkel hatte. Statuen, Vasen und Brunnen wurden als Schmuck für die Anlage bestellt und im Park verteilt. Wie schon die Architektur von Schloss Versailles ideengebend für alle nachfolgenden repräsentativen Gebäude wurde, so übernahm man auch in etlichen europäischen Residenzen das Muster der Parkanlage, wie z. B. in Schloss Schönbrunn in Wien, beim Schlosspark Nymphenburg, beim Park von Schloss Augustusburg bei Brühl, der Barockgarten Delitzsch oder beim Großen Garten in Hannover.
- Schlossgarten Vaux-le-Vicomte
- Bassin der Latona im Park von Versailles
- Schloss Nymphenburg, Parkanlage um 1761
- Schweriner Schlossgarten (ab 1748)
Skulptur
Skulpturen bildeten im Barock einen wichtigen Bestandteil der Architektur und der Parkanlagen. Sie schmücken Fassaden, Innenräume, im Speziellen Kirchen, wo sie sich am häufigsten an Portalen und auf Altären befinden, und gehören zum beliebten Sammelgut, mit dem der Bauherr den Park und repräsentative Räume seines Palastes bestückte. Die Kunstwerke sind durch einen starken Bewegungsreichtum gekennzeichnet und sollen, wenn sie frei im Raum stehen, von allen Seiten über dramatischen Ausdruck verfügen. Das Licht- und Schattenspiel sollte ihn noch verstärken.
In Italien brachte Gian Lorenzo Bernini (1598–1680) die plastische Kunst zu höchster Entfaltung. Die Verklärung der hl Theresa, der Raub der Proserpina, Apollo und Daphne und die Büste König Ludwig XIV. zählen zu seinen bedeutendsten Werken. Unter den französischen Bildhauern ist an vorderster Stelle François Girardon (1628–1715) zu nennen, der das Grabmal Kardinal Richelieus schuf und der wie auch Jean-Baptiste Tuby (1635–1700) und die Gebrüder Gaspard (ca. 1624–1681) und Balthazar Marsy (1628–1674) etliche Statuen und Brunnenfiguren für den Schlosspark von Versailles schuf.
Auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, das Österreich und die deutschen Fürstentümer umfasste, gehörten Giovanni Giuliani (1664–1744), Balthasar Permoser (1651–1732), Georg Raphael Donner (1693–1741), Franz Xaver Messerschmidt (1736–1783) und Egid Quirin Asam (1692–1750) zu den bedeutendsten Künstlern. Giovanni Giuliani erregte erste Aufmerksamkeit mit der Ausstattung des Winterpalais Prinz Eugens in der Wiener Innenstadt und des Sommerpalais Liechtenstein in der Rossau, damals vor den Toren der Stadt gelegen. Georg Raphael Donner, ein Schüler Giovanni Giulianis, schuf die prachtvolle Marmorstiege in Schloss Mirabell in Salzburg, in Wien stellt der Providentia Brunnen auf dem Neuen Markt, der im Volksmund Donner-Brunnen genannt wird, sein Hauptwerk dar. Die Werke Balthasar Permosers finden sich in etlichen deutschen Residenzen, in Dresden, im Schweriner Schlossgarten und in Wien – im Unteren Belvedere steht die Apotheose Prinz Eugens, die zu seinen Meisterwerken zählt. Eine Ausnahmeerscheinung stellt das Werk Franz Xaver Messerschmidts dar. Seine berühmten Charakterköpfe, eine Serie von über 50 Selbstporträt-Büsten, zeigen alle Arten von physiognomischen Zuständen bis zu extremen Grimassen. Egid Quirin Asam entstammte der bekannten Künstlerfamilie Asam. Als Bildhauer, er war auch Maler, schuf er den Hochaltar der Klosterkirche Rohr und gemeinsam mit seinem Bruder Cosmas Damian die Johann Nepomuk-Kirche oder Asam-Kirche in München.
- Gian Lorenzo Bernini: Verzückung der heiligen Teresia, um 1652, Santa Maria della Vittoria, Rom
- François Girardon: Grabmal des Kardinals de Richelieu, urspr. in der Kirche der Sorbonne, heute Louvre, Paris
- Balthasar Permoser: Mohr mit Smaragdstufe, um 1724, Grünes Gewölbe in Dresden
- Furienmeister: Die Furie, um 1610, Kunsthistorisches Museum in Wien
Malerei
Die Malerei bildete wie die Skulptur und die Stuckatur einen wichtigen Beitrag der Dekoration barocker Architektur. Besonders hervorzuheben sind die oft riesigen Deckengemälde (häufig in Freskotechnik) in Kirchengewölben oder an den Decken repräsentativer Säle und Stiegenhäuser. Einen besonderen Effekt erreichte man mit perspektivischen Ansichten (hauptsächlich an Decken), mit Hilfe derer man Architekturen und Landschaften illusionistisch vergrößerte/verlängerte. Die Technik stammt aus der Theatermalerei. Andrea Pozzo war ein Meister dieses Fachs, sein Deckenfresko in der Kirche Sant´ Ignazio in Rom stellt einen Höhepunkt dieser Technik dar. Diese Landschafts- oder Himmelsstaffagen wurden dicht mit Figuren gefüllt. Licht und Schatten verstärkten die Effekte der Illusionsmalerei. Beliebte Themen waren Szenen aus der Bibel, Allegorien und historische Darstellungen.
Auch bei der Malerei auf Leinwand dominierten große Gemälde, die man häufig in prunkvolle Goldrahmen gab, um repräsentative Säle zu schmücken und damit die Bedeutung des Bauherren zu erhöhen. Auch hier kam die künstlerische Anregung aus Italien. Annibale Carracci (1560–1609), Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610) und Guido Reni (1575–1642) stehen am Beginn der Entwicklung. Caraccis bedeutendstes Werk ist allerdings das Deckenfresko im Palazzo Farnese in Rom, so wie das Deckengemälde Pietro da Cortonas (1596–1669) im Palazzo Barberini in Rom und Luca Giordanos (1634–1705) Ausmalung der Decke im Palazzo Medici-Riccardi in Florenz. Giovanni Battista Piazzetta (1682–1754) gilt als einer der Wegweiser des Chiaroscuro (der Hell-Dunkel-Malerei). Auch er schuf ein bedeutendes Deckengemälde, das sich in der Kirche Santi Giovanni e Paolo in Venedig befindet, es ist allerdings kein Fresko, sondern ein Leinwandbild. Ein italienischer Maler, der auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschland tätig war, ist Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770). Die Ausmalung der Decke der fürstbischöflichen Residenz in Würzburg stellt sein bekanntestes Werk dar.
Mehrere aus Frankreich stammende Maler wirkten im Frühbarock in Italien, wie Nicolas Poussin (1594–1665) und Claude Lorrain (1600–1682). Viele Künstler studierten auch an der Académie de France à Rome, die 1666 eingerichtet worden war, um talentierten Studenten die Möglichkeit zu geben, die großen Kunstwerke Italiens kennenzulernen und zunächst einmal, um sie zu kopieren. Das bildete die Basis für die weitere Laufbahn, die meist wieder in Frankreich fortgeführt wurde. Viele der bekanntesten Maler, wie Charles Lebrun, waren mit der Ausstattung von Schloss Versailles beschäftigt.
Auch auf dem Gebiet des heutigen Österreich erlebte die barocke Malerei einen Höhepunkt. In und um die Kaiserstadt Wien, die das kulturelle Zentrum des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation war, wirkte Andrea Pozzo, der für seine Deckenfresken in Kirchen berühmt war, aber auch für seine Theater-Dekorationen. Dekorationsmalerei wurde nicht nur für Theateraufführungen, sondern auch für Trauer- oder Festgerüste gebraucht oder um einen fehlenden Altar kurzfristig durch einen aus Holz zu ersetzen und künstlerisch zu gestalten. In seiner Tradition und Nachfolge steht Giuseppe Galli da Bibiena, der gemeinsam mit seinem Vater, seinem Onkel und Brüdern Theaterdekorationen in Schlössern, Palästen und in der Alten Universität Wiens schuf. Zu den bekannten Freskomalern der Zeit zählten Johann Michael Rottmayr (Deckengemälde Karlskirche in Wien), Paul Troger (Deckengemälde Marmorsaal in Stift Melk und Kaiserstiege in Stift Göttweig) und Franz Anton Maulbertsch (Kuppelfresko der Piaristenkirche). Martin Johann Schmidt stattete zahlreiche Kirchen mit Tafelbildern aus und der in Venedig geborene Canaletto, eigentlich Bernardo Bellotto, schuf Veduten der bedeutendsten Städte Europas.
Die barocke spanische Malerei erlebte ihren Höhepunkt im 17. Jahrhundert, dem siglo de oro (= dem goldenen Jahrhundert). Die bekanntesten Vertreter waren Jusepe de Ribera (1591–1652), Diego Velázquez (1599–1660) und Bartolomé Esteban Murillo (1618–1682).
Auch in den Niederlanden entwickelte sich die Barockmalerei am stärksten im 17. Jahrhundert, das als das gouden eeuw (= das goldene Jahrhundert) bezeichnet wird. Die politische Trennung in ein katholisches Flandern und ein protestantisches Holland schlägt sich in abweichenden stilistischen Tendenzen nieder: In Flandern dominiert ein bewegter, malerisch flüssiger Stil mit den Hauptvertretern Peter Paul Rubens (1577–1640), Jacob Jordaens (1593–1678) und Anthonis Van Dyck (1599–1641), in Holland der Realismus mit zahlreichen wichtigen Spezialisten für Landschaft, Stillleben, Porträt-, Historien- und Genremalerei, herausragend insbesondere Rembrandt van Rijn (1606–1669) und Jan Vermeer van Delft (1632–1675).
- Bartolomé Esteban Murillo: Maria Immaculata, Walpole (oder Himmelfahrt ?), ca. 1680, Eremitage, St. Petersburg