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französischer Politiker (SFIO, PS) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gaston Paul Charles Defferre (* 14. September 1910 in Marsillargues, Département Hérault; † 7. Mai 1986 in Marseille) war ein französischer Politiker (Sozialistische Partei) und Widerstandskämpfer.
Defferre entstammt einer kleinbürgerlich-protestantischen Familie; er war das zweite Kind von Paul Defferre (1882–1961) und Suzanne Causse (1882–1971). 1928 ließ er sich in Dakar nieder. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft in Aix-en-Provence wurde er 1931 Rechtsanwalt in der Anwaltskammer von Marseille, 1933 trat er der SFIO bei, wurde Anhänger der Volksfront und militanter Sozialist.
1940 wurde er einer der ersten sozialistischen Résistance-Mitglieder im von Daniel Mayer geschaffenen Comité d’action socialiste (CAS). Im engen Umkreis des Netzwerks Brutus von Pierre Sudreau und André Boyer erhielt er den Kampfnamen Oberstleutnant Danver. Er ging in den Untergrund, als die Wehrmacht am 12. November 1942 die „freie, unbesetzte Zone“ Frankreichs besetzte („Unternehmen Anton“). Sie schufen ein Netzwerk in Toulouse, Lyon und im Département Lot.
Am 15. September 1944 empfing Defferre Charles de Gaulle nach der Befreiung (Libération) vor dem Rathaus von Marseille.
Von 1953 bis 1986 war er sozialistischer Bürgermeister von Marseille, was ihm aufgrund der langen Amtszeit den Spitznamen König der Canebière einbrachte.
1969 war er Präsidentschaftskandidat der SFIO (im Tandem mit Pierre Mendès France vom Parti radical socialiste, der bei einem Wahlerfolg Premierminister geworden wäre), aber er erhielt im ersten Wahlgang am 1. Juni 1969 nur 5,0 % (zum Vergleich: Georges Pompidou erhielt 44,47 %, Alain Poher 23,31 % und Jacques Duclos 21,27 %). Defferre war während der ersten Amtszeit von Präsident François Mitterrand Innenminister im Kabinett Mauroy (Mai 1981 bis Juli 1984).
Er wurde hauptsächlich durch sein langjähriges Mandat als Bürgermeister von Marseille bekannt sowie als Autor des Gesetzes über die Dezentralisierung (promulgiert 2. März 1982). Zeitweise war er zudem Direktor der Zeitung Le Provençal.
Am 21. April 1967 trugen Defferre und der gaullistische Abgeordnete René Ribière (1922–1998) im Park einer Villa in Neuilly-sur-Seine bei Paris das letzte offizielle Duell in Frankreich mit dem Degen aus.[1] Defferre hatte Ribière während einer Sitzung der französischen Nationalversammlung als Idioten (abruti) bezeichnet und Ribière daraufhin „zur Wiederherstellung seiner Ehre“ einen Zweikampf gefordert. Als Ribières Sekundant fungierte der nationalistische Politiker Jean-Marie Le Pen; Schiedsrichter war der linksgaullistische Abgeordnete Jean de Lipkowski. Das Duell, das in Anwesenheit von Fotografen und einem Kamerateam stattfand, wurde nach vier Minuten abgebrochen, nachdem Defferre seinen Gegner zweimal verletzt und ihm eine blutende Wunde am degenführenden Arm beigebracht hatte.[2]
Seit 1973 war Defferre mit der Schriftstellerin Edmonde Charles-Roux (1920–2016) verheiratet.
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