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deutscher Soziologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Helmut Dahmer (* 13. Februar 1937) ist ein deutscher Soziologe.
Helmut Dahmer wurde 1937 als Sohn der Sekretärin Else Dahmer (1899–2008)[1] und ihres Mannes († 1945), eines Studienrats, geboren.[2] Er wuchs in Witzenhausen (Nordhessen) auf und studierte an den Universitäten Bonn, Göttingen und Frankfurt am Main. Als Student in Göttingen trat er dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) bei.[3]
Ab 1960 studierte Dahmer bei Adorno und Horkheimer und war als Tutor eines Studentenheims tätig. Mitte der 1960er Jahre war er maßgeblich mit der Ausarbeitung einer sozialistisch orientierten Konzeption zur Jugendbildungsarbeit in der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik befasst.[3] Dahmer wurde 1973 promoviert und lehrte ab 1974 als Professor für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Seit seiner Pensionierung 2002 lebt er als freier Publizist in Wien.
Am Ende seiner Tätigkeit als Hochschullehrer plädierte Dahmer für „eine Re-Politisierung der Soziologie“, die zu einer geschichtsvergessenen Disziplin geworden sei, die „Forscher und Forschung in einem Labyrinth geschäftiger Irrelevanz gefangen hält“.[4]
Dahmer war von 1968 bis 1992 leitender Redakteur und seit 1982 Mitherausgeber der psychoanalytischen Monatszeitschrift Psyche. Nachdem deren Herausgeber, Alexander Mitscherlich, 1982 gestorben war, lenkte die Redaktion der Psyche die Aufmerksamkeit ihrer Leser „auf die in den ersten Jahren des ‚Dritten Reiches‘ praktizierte und inzwischen schon halb vergessene Anpassungspolitik und Gleichschaltungs-Ideologie des ‚arischen‘ Vorstands der DPG.“[5] Eine Schlüsselrolle spielte dabei der Artikel Psychoanalyse und Weltanschauung des Psychoanalytikers Carl Müller-Braunschweig in einer NS-Zeitschrift.[6] Dahmer hatte diesen brisanten Artikel bereits um 1970 bei seinen Studien zu Wilhelm Reich in dessen Zeitschrift für Politische Psychologie und Sexualökonomie als Nachdruck entdeckt,[7] aber nicht exponiert. Jetzt druckte er ihn in der Psyche nach.[8] In der darauf folgenden Kontroverse schlug ihm, wie er berichtet, „der blanke Hass derjenigen Psychoanalytiker entgegen, deren Identität mit eben dieser trüben Vergangenheit der deutschen Psychoanalyse verschmolzen war.“[5] Im Gefolge dieser Querelen verlor Dahmer schließlich seine Stellung als leitender Redakteur der Psyche.[9]
In den Jahren 1984–1987 gehörte Dahmer dem Wissenschaftlichen Beirat des von Jan Philipp Reemtsma gegründeten Hamburger Instituts für Sozialforschung an.
Dahmer gab 1971 Leo Trotzkis Schriften über Deutschland (in zwei Bänden) heraus und ist spiritus rector einer deutschsprachigen, kommentierten Trotzki-Schriften-Edition, von der bisher (Oktober 2023) acht Teilbände erschienen sind.
Bereits als Student in den 1960er Jahren orientierte sich Dahmer an den politischen Ideen Trotzkis: „Zu den ‚Maoisten‘, den Sympathisanten der chinesischen ‚Kulturrevolution‘ hielt ich ebenso Distanz wie zu den Kreisen, aus denen später die RAF hervorging“, erinnerte er sich 2010. „Ich war und bin überzeugt, daß weder der Massenterror noch der ‚individuelle‘ das eiserne Gehäuse des Kapitalismus aufsprengen kann. [ ... ] Trotzki und der Trotzkismus stehen für eine unerledigte und nicht-diskreditierte Alternative [zum Kapitalismus]“.[3]
Derzeit ist Helmut Dahmer Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift für kritische Sozialtheorie und Philosophie[10] und veröffentlicht regelmäßig im Kritiknetz.[11]
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