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William Graham Sumner

US-amerikanischer Soziologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

William Graham Sumner
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William Graham Sumner (* 30. Oktober 1840 in Paterson, New Jersey; † 12. April 1910 in New Haven, Connecticut) war ein protestantischer Geistlicher und Professor für Soziologie an der Yale University. Er gilt als einer der Gründerväter der amerikanischen Soziologie. Zugleich war er der führende US-amerikanische Befürworter einer industriellen Freihandels-Gesellschaft, was seiner Meinung nach die Sozialisten unter „Kapitalismus“ verstanden.

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William G. Sumner
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Akademischer Werdegang

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Nach einem zweijährigen Studium in Yale setzte Sumner seine Studien in Europa fort. An der Universität Genf studierte er zunächst ein Jahr Latein und Hebräisch und die beiden folgenden Jahre an der Universität Göttingen Alte Sprachen, Geschichte und Bibelwissenschaften.[1] Im Mai 1866 wechselte er zum Theologie-Studium an die Universität Oxford. Dort weckte zunächst der Historiker Henry Thomas Buckle sein Interesse an Soziologie. Sein soziologisches Denken wurde seit seiner Oxforder Zeit dann jedoch im Wesentlichen durch das Werk des politischen Journalisten und wissenschaftlichen Schriftstellers Herbert Spencer geprägt.[2] 1867 wurde Sumner zunächst zum Diakon, 1869 zum Priester der Episkopalkirche geweiht[3]. Bis 1872 betreute er eine Gemeinde in Morristown, New Jersey. 1872 kehrte er als Professor für politische und soziale Wissenschaft nach Yale zurück. Dieses Amt übte er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1909 aus. 1881 wurde Sumner in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[4] Er war der Erste, der in den Vereinigten Staaten ein Fach mit der Bezeichnung Soziologie lehrte.[5] 1908 wurde er als Nachfolger von Lester Frank Ward zweiter Präsident der American Sociological Association.

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Werk

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Sumner sah sich in der Tradition von Malthus, Darwin und insbesondere Spencer. Grundtatsachen des Gesellschaftslebens waren für ihn der Kampf ums Dasein (struggle for life) und der Wettbewerb um Daseinschancen. Die Gesellschaft entwickele sich dabei nach Naturgesetzen („folkways“) wie der Anpassung, der Auslese und der Weitergabe. Sumners war überzeugt, dass Eingriffe des Menschen in diese Prozesse nur dann sinnvoll seien, wenn sie vorhandene Tendenzen verstärkten und nicht, wenn sie diesen entgegenwirkten. Alle Reformversuche seien deshalb sinn- und nutzlos.[6]

Aufgrund seiner sozialdarwinistischen Überzeugungen war Sumner ein überzeugter Befürworter eines schwachen Staats und der Laissez-faire-Wirtschaft sowie ein Verteidiger des Freihandels. Zugleich übte er bereits 1883 Kritik an Philanthropie und den zeitgenössischen Formen des Wohlfahrtsstaats. Sumner diagnostizierte eine Krise seiner Gegenwart. Die „sozialen Übel“ (social ills) seien unübersehbar: die Programme gegen Armut und die Kampagnen für eine allgemeine Schulbildung hätten eine verheerende Wirkung, gegen die nur schrankenloser Egoismus als Mittel zur weiteren Vermehrung der segensreichen großen Vermögen helfen werde.[7]

In seinem bekanntesten Buch Folkways vertrat Sumner die Auffassung, dass zur Selbstregulierung von Gesellschaften das Recht des Stärkeren gewährleistet werden müsse. Denn dieses sichere die Auslese als einzig wirksames Prinzip einer natürlichen Menschheitsentwicklung. Als weitere mögliche Praktiken der Bevölkerungskontrolle behandelte er am Beispiel einfacher oder alter Gesellschaften Methoden wie Schwangerschaftsabbruch (abortion), Kindstötung (infanticid), Altentötung (killing of the old), Kannibalismus (cannibalism), Blutrache (blood revenge) und primitive Rechtsprechung (primitive justice).[8]

Konsequenterweise war Sumner ein heftiger Kritiker von Sozialismus und Kommunismus, insbesondere setzte er sich mit dem Journalisten, Verfasser der Science-Fiction-Romane Looking Backward 2000-1887 (1888) und Equality (1897) und Reform-Sozialisten Edward Bellamy auseinander. Der Widerstreit ihrer Ideen prägte die gesellschaftspolitische Diskussion in den USA während der Regierungzeit der Präsidenten Cleveland (1885–1889 und 1893–1897), McKinley (1897–1901) und Roosevelt (1901–1909).

Auf Sumner gehen die soziologischen Konzepte der Diffusion, der Volksbräuche, des Ethnozentrismus und der Konflikte zwischen Eigengruppe (Ingroup) und Fremdgruppe (Outgroup) zurück.[9]

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Werke (Auswahl)

Literatur

  • Robert E. Park: William Graham Sumners Gesellschaftsbegriff. Aus dem Englischen übersetzt von Hanna Meuter Sonderdruck 1933. Vorhanden im Kreisarchiv Viersen, Nachlass Meuter lfd. Nr. 269
  • Richard Hofstadter: William Graham Sumner, Social Darwinist. New England Quarterly, Vol. 14, 1941, S. 457–477
  • Richard Hofstadter: Social Darwinism in American thought. Beacon Press, Boston, Mass. 1992
  • Friedrich Jonas: Geschichte der Soziologie 2. Von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart. Mit Quellentexten, S. 257–258. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1976
  • Uta Gerhard: Soziologie im zwanzigsten Jahrhundert. Studien zu ihrer Geschichte in Deutschland, S. 38–40. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-515-09286-9
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Einzelnachweise

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