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1,3-Pentadien

chemische Verbindung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

1,3-Pentadien
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1,3-Pentadien ist eine unpräzise Bezeichnung für zwei chemische Verbindungen aus der Gruppe der Diene, die zueinander isomer (Konfigurationsisomere) sind. Sie werden meist cis- bzw. trans-1,3-Pentadien genannt. Das Isomerengemisch wird auch als Piperylen (abgeleitet von Piperin[4][5]) bezeichnet. Ein Konstitutionsisomer der 1,3-Pentadiene ist der verzweigte Kohlenwasserstoff 2-Methylbutadien (Isopren).

Schnelle Fakten Strukturformel, Allgemeines ...

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Geschichte

August Wilhelm Hofmann ließ 1-Methylpiperidin mit Methyliodid zum quartären Ammoniumiodid reagieren und führte die später nach ihm benannte Abbau-Reaktion durch, die Hofmann-Eliminierung. Das gebildete N,N-Dimethylpent-4-enylamin wurde nochmals diesem Abbau unterworfen. Der nach zweimaliger Eliminierung entstehende ungesättigte Kohlenwasserstoff wurde von Hofmann vorläufig als Piperylen bezeichnet; der Name blieb aber noch lange in Gebrauch.[4] Bei der Eliminierung von Trimethylamin aus dem N,N-Dimethylpent-4-enylamin entsteht zunächst 1,4-Pentadien, das aber unter den Reaktionsbedingungen zum 1,3-Pentadien isomeriert.[6]

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Formelschema der Bildung von Piperylen nach Hofmann
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Vorkommen

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Pelargonium graveolens

1,3-Pentadien kommt natürlich im Öl der Pelargonium graveolens vor.[7]

Isomere

Isomere von 1,3-Pentadien
Name trans-1,3-Pentadiencis-1,3-Pentadien
Andere Namen trans-Penta-1,3-dien
(E)-1,3-Pentadien
trans-Piperylen
(E)-Piperylen
cis-Penta-1,3-dien
(Z)-1,3-Pentadien
cis-Piperylen
(Z)-Piperylen
Strukturformel ThumbThumb
CAS-Nummer 2004-70-81574-41-0
504-60-9 (Isomerengemisch)
EG-Nummer 217-909-5216-401-0
207-995-2 (unspez.)
ECHA-Infocard 100.016.282100.014.911
100.007.269 (unspez.)
PubChem 62204643785
(unspez.)
Wikidata Q126292Q27286734
Q72499706 (unspez.)
Schmelzpunkt −87 °C[8] −141 °C[9]
Siedepunkt 42 °C[8] 44 °C[9]
Dichte 0,683 g·cm−3 (25 °C)[8] 0,691 g·cm−3 (25 °C)[9]
Dampfdruck 452 hPa (20 °C)[8] 453 hPa (20 °C)[9]
Standardbildungsenthalpie = +18,11 ± 0,16 kcal/mol[10] = +19,77 ± 0,22 kcal/mol[10]
Brechungsindex 1,430 (20 °C)[8] 1,437 (20 °C)[9]
GHS-
Kennzeichnung
Thumb Thumb Thumb
Gefahr[8]
Thumb Thumb
Gefahr[9]
H- und P-Sätze 225304315319335 225304
keine EUH-Sätze keine EUH-Sätze
210261301+310305+351+338331 210301+310331

Gewinnung und Darstellung

1,3-Pentadien kann durch eine Wittig-Reaktion aus Acetaldehyd, Acrolein oder Crotonaldehyd hergestellt werden, wobei sowohl die Ausbeute als auch die cis/trans-Selektivität in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren (z. B. dem Ausgangsstoff oder dem verwendeten Lösungsmittel) variiert.[11]

Industriell entsteht es als Nebenprodukt des Trennprozesses von rohen C5-Materialien von Pyrolysebenzin (Pygas) – beide Nebenprodukte der Herstellung von Ethylen.[12]

Die Herstellung kann auch durch Methylierung von 1,3-Butadien mit Dimethylsulfoxid in Gegenwart einer Base wie Kalium-tert-butoxid erfolgen, wobei ein Gemisch aus etwa 80 % trans- und 20 % cis-1,3-Pentadien entsteht.[2] Chemiker der Esso Research and Engineering Company in Linden, New Jersey (USA) berichteten über die Methylierung von 1,3-Butadien und anderen ungesättigten Kohlenwasserstoffen mittels Dimethylsulfoxid. Letzteres wird durch starke Basen deprotoniert, wobei das Dimsylat-Anion entsteht. Dieses wird an das konjugierte Dien addiert.[13][14]

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Formelschema der Methylierung von 1,3-Butadien
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Eigenschaften

Zusammenfassung
Kontext

Physikalische Eigenschaften

1,3-Pentadien ist eine farblose Flüssigkeit mit Siedepunkt 42–44 °C.[8] Untersuchungen zur Thermodynamik von Pentadienen in der Gasphase ergaben, dass die molaren Bildungsenthalpien von cis- und trans-1,3-Pentadien sich um 6,95 kJ/mol unterscheiden. Danach ist das trans-Isomer etwas stabiler.[10]

Chemische Eigenschaften

Beim Erhitzen von cis-1,3-Pentadien auf ca. 250 °C kann ein Wasserstoffatom der Methylgruppe mit der terminalen Methylidengruppe verknüpft werden. Es handelt sich um ein chemisches Gleichgewicht, das thermische 1,5-Wasserstoffverschiebung, kurz 1,5-H-Verschiebung (engl. 1,5-H-Shift) genannt wird.[15] In diesem Fall ließ es sich nur durch Markierung des Pentadiens mit Deuteriumisotopen nachweisen.[16] Die Reaktion wurde von Robert Burns Woodward und Roald Hoffmann als 1,5-sigmatrope Verschiebung klassifiziert, welche konzertiert und suprafacial erfolgt.[17] Verschiedene quantenchemische Berechnungen haben sich mit dieser Reaktion befasst.[18][19] (Anmerkung: Die o. g. Isomerisierung von 1,4-Pentadien zu 1,3-Pentadien wäre als suprafaciale 1,3-H-Umlagerung konzertiert nicht möglich; offenbar ist diese Reaktion basenkatalysiert).

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1,5-H-Verschiebung im cis-1,3-Pentadien
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1,5-sigmatrope Wasserstoff-Verschiebung im cis-1,3-Pentadien

1,3-Pentadien reagiert mit molekularem Brom zu diastereomeren 1,2,3,4-Tetrabrompentanen. Diese Tetrabromide spielten schon bei A. W. Hofmanns Konstitutionsbestimmung (s. o.) eine Rolle, um nachzuweisen, dass die Verbindung zwei C=C-Doppelbindungen enthält.

Die wichtigste Reaktion des 1,3-Pentadiens dürfte die Polymerisation zu Polypentadienen sein. Wie beim Polybutadien können die Verknüpfungen des Monomers in 1,2- und 1,4-Position („1,2-Addition“ bzw. „1,4-Addition“) stattfinden. Mit Butyllithium initiiert ist eine anionische Kettenpolymerisation möglich.[20]

In Anlehnung an die im Ziegler-Natta-Verfahren verwendeten Katalysatoren wurden mit Cobalt-haltigen Organoaluminium-Verbindungen, die z. B. aus Diethylaluminiumchlorid (AlEt2Cl), oder Triethyl-dialuminiumtrichlorid (Al2Et3Cl3) hergestellt wurden, Katalysatoren entwickelt, mit denen Polymere verschiedener Struktur und Eigenschaften erhalten werden. Kristalline Polymere bestehen aus cis-1,4-syndiotaktischen Strukturelementen, amorphe Polymere sind aus cis-1,4- und 1,2-Einheiten zusammengesetzt. Schwach kristalline Polymere haben eine 1,2-syndiotaktische Struktur.[21] Mit einem ähnlichen Cobalt-Katalysator wurde trans-1,2-Poly-1,3-pentadien hergestellt.[22]

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Verwendung

1,3-Pentadien, b. z. w. Piperylen dient in erster Linie als Monomer bei der Herstellung von Kunststoffen, Klebstoffen und Harzen. Piperylen-basierte Produkte werden insbesondere in modernen Klebstoffen – wie bei der Herstellung von Briefumschlägen, Paketband und Windelbefestigungen – sowie weltweit in Fahrbahnmarkierungen verwendet. Außerdem wird 1,3-Pentadien zur Herstellung anderer chemischer Verbindungen wie z. B. 2-Methylfuran verwendet.[12]

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Literatur

  • Arno Behr, Peter Neubert: Piperylene — A Versatile Basic Chemical in Catalysis. In: ChemCatChem, 6, 2013, S. 1867–3880. doi:10.1002/cctc.201300523.

Einzelnachweise

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