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Atlas Network

amerikanische Non-Profit-Organisation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Atlas Network
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Das Atlas Network (zuvor Atlas Economic Research Foundation) ist eine 1981 durch den britischen Unternehmer und Lobbyisten Antony Fisher gegründete Organisation mit Sitz in Arlington, Virginia, die sowohl selbst wie ein Thinktank agiert als auch ein Verbindungsglied von Hunderten zumeist libertären Partnerorganisationen darstellt.[1] In der wissenschaftlichen Literatur wird das Atlas Network dem Neoliberalismus[2] bzw. dem Libertarismus oder Proprietarismus zugeordnet.

Schnelle Fakten Rechtsform, Gründung ...

Nach eigenen Angaben dient das Netzwerk zum Aufbau und zur internationalen Vernetzung klassisch-liberaler Denkfabriken. Für Hayek als zentrale Netzwerk-Figur im Sinne von Adrienne Héritier stand nicht aktuelle Einwirkung auf die Tagespolitik, sondern kontinuierliche Beeinflussung der Wirtschaftswissenschaft und der öffentlichen Meinung im Vordergrund.

Es hat nach eigener Aussage 500 Partner in 100 Staaten.[3]

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Wirken und Positionen

Zusammenfassung
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Gegründet wurde das Atlas Network 1981 von Antony Fisher auf Anraten von Friedrich August Hayek. Ziel dabei war, auf der ganzen Welt die Zahl rechtsliberaler und konservativer Organisationen voranzubringen, um auf diese Weise eine Vielzahl von Organisationen zu schaffen, die sich für maximale Freie Marktwirtschaft, Minimalstaat, und größtmögliche Deregulierung und Privatisierung einsetzen.[4]

Nach den politischen Erfolgen des Neoliberalismus in Großbritannien, Chile und den USA bis 1980 richtete sich das Augenmerk Fishers auf die globale Vernetzung von Thinktanks und den Aufbau liberaler Stiftungen auch in peripheren Regionen der Welt. Das Atlas Network koordiniert die Kommunikation zwischen einigen hundert Denkfabriken. Bis 2024 sind dadurch 581 free-market organizations (d. h. freie Marktwirtschaft fördernde Organisationen) in weltweit vernetzt.[5][6] Das Budget der Organisation betrug 2001 etwa 2,5 Millionen US-Dollar.

Das Atlas Network verleiht seit 1990 jährlich den Sir Anthony Fisher International Memorial Award sowie seit 2004 jährlich den nach John Marks Templeton benannten Templeton Freedom Award.[7] Benannt wurde die Organisation nach dem Roman Atlas wirft die Welt ab von Ayn Rand.[8] Das Netzwerk veranstaltet regelmäßige Treffen in den verschiedenen Weltregionen und vergibt verschiedene Preise, teilweise in Kooperation mit nationalen Partnern. In Europa trifft sich das Netzwerk regelmäßig zum jährlichen Europe Liberty Forum, dem Transatlantic Thinktank CEO Summit und dem Europe Liberty Award.[9] Seit 2021 vergibt es in Spanien einen Preis für Nachwuchsjournalismus, den Carlos Alberto Montaner Young Journalism Prize (vormals Young Journalism Award).[10]

Klimawandelleugnung und Verhinderung von Klimaschutz

Ein wichtiges Ziel von Atlas-Organisationen ist die Verhinderung von Klimaschutz und Klimapolitik, wobei diese sowohl die Klimaforschung als solche angreifen als auch die Folgen der globalen Erwärmung anfechten. Es existieren auch enge Verbindungen zur Fossilen Energiebranche.[4] Zu dem Netzwerk gehören viele Thinktanks, die aktiv an der Verbreitung „klimaskeptischer“ Positionen arbeiten.[2][11][4] Gemäß Susanne Götze und Annika Joeres ist das Atlas Network „Partner von so ziemlich allen neoliberalen Thinktanks […], die klimaskeptische Thesen vertreten“.[12]

2025 veröffentlichte Dokumente legen dar, dass der Ölkonzern Exxon das Atlas Network in den 1990ern und 2000er Jahren finanzierte, um die Klimawandelleugnung in Südamerika und weiteren Staaten des globalen Südens zu verbreiten und u. a. klimawandelleugnende Medien wie Bücher in Sprachen wie Spanisch oder Chinesisch zu übersetzen. Gemäß einem Strategiepapier des Atlas Networks, das das Netzwerk nutzte, um Exxon um Geld zu bitten, war es ein Ziel, die Klimapolitik zu sabotieren und internationale Klimaschutzverträge zu verhindern. So sollten die Entwicklungsländer von den „schädlichen Auswirkungen globaler Klimaschutzabkommen“ überzeugt werden, außerdem warb das Netzwerk damit, dass diese „Investition [Exxons] in marktorientierte öffentliche Maßnahmen ein entscheidender Schlüssel für unseren künftigen Wohlstand und unser Wohlergehen [sei] – und für weiterhin hohe Renditen für die Investoren von Exxon.“ Gemäß der Dokumente war Exxon zu dem Zeitpunkt zufrieden mit der Finanzierung von Klimaleugnerorganisationen in den USA, bat aber das Atlas Network um Förderung von Freier-Markt-Think-Tanks außerhalb der USA. So überwies Exxon z. B. 1998 50.000 Dollar, um „internationale Gruppen, die die Fähigkeit haben, die Politik der Regierung zu beeinflussen“ wachsen zu lassen. Atlas berichtete später Exxon, das damit südamerikanische Partner eine von Fred Singer verfasste Broschüre mit Titel „The Scientific Case Against the Global Climate Treaty“ (Die wissenschaftlichen Argumente gegen das globale Klimaabkommen) übersetzt hätten, in der behauptet wird, dass „es keine signifikanten wissenschaftlichen Belege für eine globale ‚Bedrohung‘ durch die Klimaerwärmung“ gebe. Auch wurde z. B. Patrick Michaels zu einer Veranstaltung eingeladen, der den Klimawandel als „Hysterie“ bezeichnete, um ihn Entscheidern aus Politik und Wirtschaft bekannt zu machen. Atlas organisierte auch Meetings mit dem indischen Think Tank Liberty Institute und amerikanischen klimawandelleugnenden Think Tanks wie der Heritage Foundation und dem Cato Institute. Das Atlas Network berichtete 1998 an Exxon, dass „ohne die großzügige finanzielle Unterstützung der Exxon Corporation nur wenige dieser Erfolge möglich gewesen wären.“ Sowohl Exxon als auch das Atlas Network betonten in den Dokumenten, dass die Aktivitäten nicht öffentlich bekannt werden sollten.[13][14]

Der damalige britische Premierminister Rishi Sunak bedankte sich 2023 beim Atlas-Mitglied „Policy Exchange“ für die Hilfe bei der Formulierung von Gesetzen („helping us draft legislation“), welche die häufigen Straßenblockaden der Klimaschutzgruppe Extinction Rebellion als willentliche Störung der Autobahn („willful obstruction of the highway“) unter Strafe stellen. In der Folge kam es zu diversen Verhaftungen und Verfahren gegen Aktivisten von Extinction Rebellion. Die Gruppe verkündete in der Folge von derart störenden Protestformen Abstand zu nehmen.[15]

Tabakindustrie

Das Netzwerk gilt als „strategischer Verbündeter“ der Tabakindustrie.[1]

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Finanzierung

Finanziert wird das Atlas Network unter anderem von libertären Akteuren wie den Stiftungen der Brüder Charles G. Koch, David H. Koch und John Marks Templeton, die alle zu den regelmäßigen Spendern gehören. Ebenfalls erhielt das Atlas Network Geld von diversen Unternehmen wie z. B. ExxonMobil, Royal Dutch Shell, MasterCard, Pfizer und Procter & Gamble. Auch Richard Mellon Scaife trug zur Finanzierung bei.[16] Ein weiterer langjähriger Finanzier war der Tabakkonzern Philip Morris,[1] weitere Gelder flossen von den Tabakkonzernen British American Tobacco und Japan Tobacco International.[17]

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Mitglieder

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Weitere Informationen Region, Anzahl ...

Im deutschen Sprachraum arbeitet Atlas Network u. a. mit den folgenden Organisationen zusammen:[18]

Im europäischen Raum:

  • Epicenter (Belgien)

Im angelsächsischen Raum wirkt das Atlas Network als verbindender Überbau für:

In Südamerika ist Atlas vertreten durch:

  • Fundación para el Desarrollo de Guatemala (Guatemala)
  • Instituto Libertad y Democracia (Peru)
  • Fundación Libertad y Progreso (Argentinien)
  • Fundación Atlas (Argentinien)
  • Centro de Estudios para el Desarrollo (Uruguay)
  • Instituto Liberal de São Paulo (Brasilien)

In Afrika vertritt die Interessen:

  • Center for African Prosperity[21]
  • African Students for Liberty (Kenia)

In Asien:

  • Foundation for Economic Freedom (Philippinen)
  • Ideas Beyond Borders (Irak)
  • Institute for Democracy and Economic Affairs (Malaysia)
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Literatur

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Einzelnachweise

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