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Augsburger Schied

Urkunde Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Augsburger Schied
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Der Augsburger Schied, in der neueren Literatur auch als Augsburger Vergleich bezeichnet, ist eine am 14. Juni 1158 abgefasste Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas. Das Originaldokument wird im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt.

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Der Augsburger Schied (Faksimile aus dem 19. Jahrhundert)

Der Augsburger Schied wird auch (irreführenderweise) als „Stadtgründungsurkunde“ Münchens bezeichnet, da er den Ortsnamen München erstmals erwähnt.

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Inhalt

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Mit dem sogenannten Augsburger Schied erteilte Kaiser Friedrich I. Barbarossa beim Reichstag zu Augsburg Herzog Heinrich dem Löwen im Streit mit Bischof Otto I. von Freising das Recht, eine Zollbrücke über die Isar am neu entstandenen Ort „apud Munichen“ zu betreiben.

Der Kaiser bestätigte das Markt- und Münzrecht für München, das jedoch ein Drittel der daraus resultierenden Einnahmen an den Freising abführen musste. Diese Zahlungen erfolgten bis 1803 an Freising und dann bis 1852 an den bayerischen Staat. Gegen eine einmalige Ablösesumme wurde diese Verpflichtung dann aufgehoben.

Im Regensburger Schied von 1180 entzog Friedrich Barbarossa dem Herzog die gewährten Rechte wieder zugunsten des Bischofs von Freising. Erst in dieser Urkunde wird erwähnt, dass Heinrich eine bischöfliche Brücke in Feringa (Oberföhring) abreißen hatte lassen und die Berchtesgadener Salzhändler damit gezwungen hatte, auf ihrem Weg nach Norden und Westen seine eigene, wenige Kilometer weiter südlich gelegene Brücke zu nutzen (forum in Verigen cum ponte ... destruxerit et illud in villam Munichen violenter transtulerit).[1] Ob sich dieser Zwischenfall vor oder nach dem Augsburger Schied ereignete ist Gegenstand kontroverser Diskussionen in Fachkreisen.[2]

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Name

Traditionell wird die Urkunde meist als Augsburger Schied bezeichnet. Das legt nahe, dass Friedrich einen Schiedsspruch zwischen Heinrich und Otto gefällt hat.

Dem Wortlaut nach stellt die Urkunde zunächst tatsächlich eine Entscheidung dar (decidere curavimus). Aus dem weiteren Text geht jedoch hervor, dass Friedrich eine Übereinkunft (conventio) bestätigte, die Heinrich und Otto getroffen hatten, so dass die Urkunde beider Zustimmung und Willen (utriusque vestrum assensu et voluntate) bekundet.[3] Deshalb wird die Urkunde in der neueren Literatur auch als Augsburger Vergleich bezeichnet.

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Bezeichnung als Stadtgründungsurkunde Münchens

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Erste urkundliche Erwähnung Münchens (munichen)

Abgesehen von der beurkundeten Angelegenheit ist der Augsburger Schied auch insofern von Bedeutung für die Geschichte Münchens, weil er die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens München (munichen) enthält. Von Münchner Stadthistorikern wurde er deshalb oft als Stadtgründungsurkunde Münchens bezeichnet. Unter dieser Bezeichnung wurde beispielsweise Ende des 19. Jahrhunderts mittels Kollographie eine limitierte Auflage einer Mappe gedruckt, in der außer einem Faksimile der Urkunde auch der lateinische Text und eine deutsche Übersetzung abgedruckt waren. Ein Exemplar dieses Drucks ist im Münchner Stadtmuseum zu sehen, während die Originalurkunde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt wird. Das Faksimile der Urkunde in dieser Mappe zeigt auch noch ein Siegelfragment auf der Urkunde, während dem Original dieses Siegelfragment seit einer Restaurierung lose beiliegt.

Der Begriff Stadtgründungsurkunde ist jedoch in mehrfacher Hinsicht unzutreffend. Zum einen wird München durch die Urkunde nicht gegründet, sondern ein bereits bestehender Markt wird erstmals genannt und bestätigt. Zum anderen wird der Begriff civitas für München erst im 13. Jahrhundert verwendet, zunächst ist von forum, dann von villa die Rede. München wächst also erst allmählich in die Rolle als Stadt. Außerdem ist in der Urkunde von einem „forum apud ... Munichen“, also einem Markt bei München die Rede. Daher bezieht sich Munichen nicht notwendig auf die Neugründung Heinrichs des Löwen, sondern kann auch eine bereits vorher in der Nähe des neu gegründeten Markts bestehende Siedlung bezeichnen. Eine solche Siedlung wird beispielsweise in einem außerhalb der ersten Stadtmauer Münchens gelegenen Bezirk vermutet, der nach dem Übergang des Namens München auf den neuen Ort die Bezeichnung Altheim erhielt.

Text und Übersetzung

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Weitere Informationen Latein, Deutsch ...
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Quellen

  • Heinrich Appelt (Hrsg.): D F.I. 218 vom 14. Juni 1158. In: Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 10, Teil 1: Die Urkunden Friedrichs I. 1152–1158. Hahn, Hannover 1975, S. 363–365 (Digitalisat der lateinischen Urkundentranskription mit kurzer deutscher Einführung).
  • Heinrich Appelt (Hrsg.): D F.I. 798 vom 13. Juli 1180. In: Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 10, Teil 3: Die Urkunden Friedrichs I. 1168–1180. Hahn, Hannover 1985, S. 366–368 (Digitalisat der lateinischen Urkundentranskription mit kurzer deutscher Einführung).
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Literatur

  • Albrecht Liess (Bearb.): Aus 1200 Jahren. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv zeigt seine Schätze (= Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns. Bd. 11). 3. Auflage. Neustadt an der Aisch 1986, S. 66–67.
  • Richard Bauer: Geschichte Münchens. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51028-0, S. 15–23 (Vorschau bei Google Bücher).
  • „Forum Munichen“. Die kaiserliche Bestätigung der Münchner Marktgründung – 14. Juni 1158 (= Kleine Ausstellungen. Staatliche Archive Bayerns. Bd. 31). München 2008 (Katalog als PDF bei gda.bayern.de).
  • Landeshauptstadt München (Hrsg.): München wie geplant. Digitale Ausgabe des Katalogs zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum vom 6. Mai 2004 bis 17. Februar 2008. München November 2008, S. 20.
  • Lorenz Maier: Vom Markt zur Stadt. Herrschaftsinhaber und Führungsschichten 1158 bis 1294. In: Richard Bauer (Hrsg.): Geschichte der Stadt München. Beck, München 1992, ISBN 3-406-35946-9, S. 13–60, hier S. 13–28.
  • Helmuth Stahleder: Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre 1157–1505. In: Richard Bauer, Stadtarchiv München (Hrsg.): Chronik der Stadt München. Band 1. Dölling und Galitz, München 2005, ISBN 3-937904-10-7, S. 7 f.
  • Wolfgang Till, Thomas Weidner (Hrsg.): Typisch München. Das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums. Edition Minerva, München 2008, ISBN 978-3-938832-34-9, S. 20–24.
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Einzelnachweise

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