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Berlin Document Center

Archiv in Berlin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das Berlin Document Center (BDC) wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin errichtet, um zentral Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu sammeln, die zur Vorbereitung für die Nürnberger Prozesse gegen Kriegsverbrecher benötigt wurden. Bis 1994 stand das BDC unter US-amerikanischer Verwaltung und wurde dann vom Bundesarchiv übernommen. Mikroverfilmte Kopien wurden für die National Archives and Records Administration angefertigt, wo der Zugang ungehindert vom deutschen Datenschutz möglich ist. Das BDC befand sich am Ende des Wasserkäfersteigs, südöstlich der Krummen Lanke, in größtenteils unterirdischen Gebäuden einer ehemaligen Abhörstation des Reichsluftfahrtministeriums mit Bunkeranlage.[1] Nach der Übernahme durch das Bundesarchiv wurde das BDC zunächst als Außenstelle Berlin-Zehlendorf weitergeführt, ehe die Unterlagen 1996 in der neuen Außenstelle Berlin-Lichterfelde mit den Beständen der Abteilung Deutsches Reich zusammengeführt wurden.[2]

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Berlin Document Center in Berlin-Zehlendorf (1947)

Das BDC war mit insgesamt über 20 Millionen Akten bis zur Übernahme durch das Bundesarchiv eines der größten Personenarchive in der Bundesrepublik Deutschland.[3]

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Bestände

  • zentrale Mitgliedskartei der NSDAP, 12,7 Millionen Karteikarten (80 Prozent)
  • 60 Prozent der Personalakten der SS, etwa 600.000 personenbezogene Unterlagen (Akten und Karteien)
    • SSO-Akten: die SS-Offiziersakten (abgekürzt SSO), zu ca. 62.000 SS-Führern
    • SSEM-Akten: („SS Enlisted Men“), zu ca. 380.000 SS-Unterführern und einfachen SS-Angehörigen
    • sowie eine Sammlung mit Listen aus verschiedensten Provenienzen zu ca. 240.000 SS-Angehörigen
  • 500.000 Akten aus dem Rasse- und Siedlungshauptamt der SS, darunter zahlreiche Personal-Fragebögen
  • 1,5 Millionen Parteikorrespondenzen
  • mehrere 100.000 Personalakten der SA, des NS-Lehrerbundes, des NS-Bundes Deutscher Techniker und weiterer NS-Organisationen
  • Informationen über 2,5 Millionen volksdeutsche Einwanderer
  • Akten der Reichskulturkammer, des Volksgerichtshofes und von Gestapo-Dienststellen

Unter bestimmten Voraussetzungen und bei entsprechender Legitimation können diese Unterlagen eingesehen werden.

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Auffinden der NSDAP-Zentralkartei

Michel Thomas, der als Mitglied des Counter Intelligence Corps der 45. Infanterie-Division an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau teilgenommen hatte, entdeckte am 20. Mai 1945 in der Papierfabrik Josef Wirth in München-Freimann 68 Tonnen Mitglieder-Karten der NSDAP-Zentralkartei, die dort eingestampft werden sollte. Hans Huber, der Geschäftsführer der Papiermühle, verzögerte jedoch die Vernichtung.[4] Die Kartei wurde dem US-Stadtkommandanten in München gemeldet und im Januar 1946 einschließlich der originalen Möbel ins Berlin Document Center gebracht.[5]

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Siehe auch

Literatur

  • Babette Heusterberg: Personenbezogene Unterlagen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Das Bundesarchiv in Berlin und seine Bestände, insbesondere des ehemaligen amerikanischen Berlin Document Center (BDC). In: Herold-Jahrbuch N. F. 5 (2000), ISSN 1432-2773, S. 147–186 (bundesarchiv.de [PDF; 108 kB]).
  • Stefan Heym: Eine wahre Geschichte. In: Ders. (Hrsg.): Die Kannibalen und andere Erzählungen. List, Leipzig 1953, DNB 573995079, S. 51–76.
  • Robert Wolfe: A Short History of the Berlin Document Center. In: George Leaman, Robert Wolfe: The Holdings of the Berlin Document Center. A Guide to the Collections. The Berlin Document Center, Berlin 1994, OCLC 44870799, S. XI–XXII.
  • Sabine Weißler, Wolfgang Schäche (Hrsg.): Daten-Reich im Verborgenen. Das Berlin Document Center in Berlin-Zehlendorf. Jonas-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-89445-440-1.
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Commons: Berlin Document Center – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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