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internationale Non-Profit-Organisation und Dienstleister für Bibliotheken aller Art Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
OCLC, Inc. (vom Akronym für Online Computer Library Center) ist eine weltweit tätige Non-Profit-Organisation nach US-amerikanischem Recht und ein Dienstleister für Bibliotheken aller Art, die 1967 auf Initiative von Universitätsprofessoren in Dublin, Ohio, USA gegründet wurde. Ziel war es, ein auf Computer gestütztes Verbundsystem der Universitätsbibliotheken von Ohio aufzubauen, um durch kooperative Nutzung von Bibliotheksdaten die Arbeit effektiver zu gestalten, etwa durch die Übernahme von Titeldaten aus dem WorldCat.
OCLC finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge. Um die von OCLC angebotenen Dienstleistungen nutzen zu können, ist es erforderlich, Mitglied zu sein. Der Hauptsitz von OCLC ist in Dublin, Ohio in den USA. Da OCLC weltweit arbeitet, gibt es die Kooperative OCLC EMEA B.V. (Abkürzung für Europe, Middle East, Africa) mit Hauptsitz im niederländischen Leiden, die für die Dienstleistungen des OCLC und die Betreuung der teilnehmenden Bibliotheken in Europa, Südafrika und im Nahen Osten verantwortlich ist.
Dabei teilt sich OCLC EMEA in drei Service-Center auf, die für bestimmte Regionen zuständig sind und in Zusammenarbeit mit der OCLC-Zentrale in Ohio Dienstleistungen für die teilnehmenden Bibliotheken entwickeln. Das Service-Center Mitte an der Universitätsbibliothek Leiden ist Ansprechpartner für die Beneluxländer, Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ein weiteres Service-Center Nord hat seinen Sitz in Sheffield und ist für Skandinavien, England, Osteuropa, das Baltikum, den Nahen Osten und Afrika verantwortlich. In Paris liegt das Service-Center Süd, das für Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Zypern, Slowenien und Israel zuständig ist, für Australien, Asien und Ozeanien arbeitet OCLC Inc. in den USA.
2008 setzten mehr als 60.000 Bibliotheken in vielen Ländern der Welt OCLC-Services ein. In Deutschland ist es zum Beispiel die SUB Göttingen, die z. B. über FirstSearch einen Zugang auf den WorldCat und die Datenbanken anbietet.
Im Geschäftsbereich von OCLC EMEA B.V. befinden sich folgende Niederlassungen:
Der Geschäftsbereich arbeitet mit Fachkräften und Endnutzern aus akademischen und öffentlichen Bibliotheken, dem Gesundheitswesen sowie aus staatlichen und kulturellen Einrichtungen und vielen Vertriebspartnern zusammen. Eine Übersicht sämtlicher Niederlassungen und Vertriebspartner befindet sich auf der OCLC-Webseite.[1]
Am Anfang waren es nur Universitätsbibliotheken, die sich 1967 in Ohio zu einem Verbund unter dem Namen Ohio College Library Center zusammenschlossen. Ziel war es laut Fred Kilgour, dem ersten Präsidenten von OCLC, ein Computerbibliothekssystem zu entwickeln, mit dem die „Bibliotheksnutzer [...] nicht mehr in die Bibliothek kommen müssen, sondern die Bibliothek zu ihnen.“[2] Hauptaufgabe des Bibliotheksverbundes ist es also, bibliographische Informationen bereitzustellen, wann und wo der Nutzer sie benötigt. Kern dieses Bibliothekssystems war der „Online Union Catalog“ (OUC, jetzt WorldCat), zu dem die Mitgliedsbibliotheken durch so genanntes „Online Shared Cataloging“ beitrugen. Der Online Union Catalog war eine Dienstleistung, der bei der Bereitstellung im Internet 54 Universitätsbibliotheken angehörten. Bis 1977 stand der Katalog allerdings nur Bibliotheken in den USA zur Verfügung. Im Oktober 1978 begann der erste Schritt in Richtung Internationalisierung durch die Bereitstellung von 750.000 Katalogdaten aus dem OUC für die Königliche Bibliothek der Niederlande für PICA.
1981 wurde die erste europäische OCLC-Niederlassung in Birmingham eröffnet (im gleichen Jahr wurde das Unternehmen umbenannt in OCLC Online Computer Library Center Inc.). Dies war der erste Schritt zur Errichtung eines globalen Netzwerkes von Bibliotheken. Neben der oben schon erwähnten Königlichen Bibliothek der Niederlande haben sich bis heute auch noch andere Nationalbibliotheken dem OCLC-Verbund angeschlossen, unter anderem die British Library, die Deutsche Nationalbibliothek und die Französische Nationalbibliothek. Im Jahr 2000 wurde die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen erstes deutsches Vollmitglied im OCLC-Verbund.
Die folgenden Personen waren Präsident von OCLC:[3]
OCLC bietet verschiedene Dienstleistungen an, die sich entweder an die Bibliotheken selbst oder den Bibliotheksbenutzer richten. Die meisten Dienstleistungen sind allerdings Tools zur Optimierung oder Vereinfachung bibliothekarischer Arbeitsgänge. Diese Dienstleistungen werden zum Beispiel in den Bereichen der Katalogisierung oder der Fernleihe eingesetzt; der Bibliotheksbenutzer kommt höchstens mit FirstSearch und damit auch dem WorldCat in Kontakt. Einige der wichtigsten Dienste sind:
Eine vollständige Liste der Produkte befindet sich auf der OCLC-Webseite.[10]
Jedem neuen Titeldatensatz in WorldCat wird von OCLC eine eindeutige, fortlaufend vergebene „OCLC Control Number“ (OCN) zugewiesen.[11] Im September 2013 machte OCLC die Nummern öffentlich.[12] Die Kontrollnummern verknüpfen die WorldCat-Datensätze mit den Datensätzen lokaler Bibliothekssysteme, indem sie bibliotheksübergreifend einen gemeinsamen Referenzschlüssel für einen Datensatz liefern.[13] OCNs dienen auch als Identifikatoren für Bücher und andere bibliografische Medien, die keine ISBN besitzen (zum Beispiel vor 1970 erschienene Bücher) und werden auch als Identifikatoren für Wikipedia und Wikidata verwendet.[14]
OCLC verwaltet seit 2012 das Hosting, die Software und die Daten für das Virtual International Authority File (VIAF)[15], eine virtuelle internationale Normdatei, die vom VIAF-Rat beaufsichtigt wird. Dieser setzt sich aus Vertretern von Institutionen zusammen, die Daten zur VIAF beisteuern. VIAF-Nummern werden weitgehend als Standardidentifikatoren verwendet, auch in Wikipedia und Wikidata.[16][17]
Eine vollständige Liste der Fusionen und Übernahmen befindet sich auf der OCLC-Webseite.[30]
OCLC führt seit mehr als 30 Jahren Forschungen für den Bibliotheksbereich durch und veröffentlicht die Ergebnisse in verschiedenen Publikationen, darunter Zeitschriftenartikel, Berichte, Newsletter, Blogs und Präsentationen.[31]
Während der Corona-Pandemie beteiligte sich OCLC Inc. an dem vom US-amerikanischen Institute of Museum and Library Services (IMLS) finanzierten Projekt „REopening Archives, Libraries, and Museums“ (REALM)[32], bei dem das Risikos der Übertragung von SARS-CoV-2-Viren auf Bibliotheks- und Museumsmedien und -oberflächen untersucht wurde[33].
Die Unterstützung und Interessenvertretung von Bibliotheken ist seit der Gründung von OCLC im Jahr 1967 Teil des Aufgabengebietes. OCLC-Mitarbeiter treffen und arbeiten regelmäßig unter anderem mit Bibliotheksleitern, IT-Fachleuten, Forschern, Unternehmern, Politikern, Studenten und Kunden zusammen.
WebJunction, das Schulungsdienste für Bibliothekare anbietet,[34] ist eine Abteilung von OCLC, die seit 2003 durch Zuschüsse der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert wird.[35]
2003 ging OCLC eine Partnerschaft mit Suchmaschinenanbietern ein, um sich für Bibliotheken einzusetzen und Informationen über die Internetlandschaft auszutauschen. Google, Yahoo! und Ask.com arbeiteten mit OCLC zusammen, um WorldCat-Datensätze über diese Suchmaschinen durchsuchbar zu machen.[36]
Die 2009 in den USA gestartete OCLC-Kampagne „Geek the Library“[37] will die Bedeutung Öffentlicher Bibliotheken hervorheben und wurde durch einen Zuschuss der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert. Sie basiert auf den Ergebnissen des OCLC-Berichts aus dem Jahr 2008, „From Awareness to Funding: Eine Studie über die Unterstützung von Bibliotheken in Amerika“.[38]
Andere Kampagnen, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden, konzentrierten sich auf die Weitergabe des aus der Bibliotheks- und Informationsforschung gewonnenen Wissens. Zu diesen Projekten gehören Gemeinschaften wie die Society of American Archivists, die Open Archives Initiative, das Institute for Museum and Library Services, die Internationale Organisation für Normung, die National Information Standards Organization, das World Wide Web Consortium, die Internet Engineering Task Force und Internet2. Einer der erfolgreichsten Beiträge zu diesen Bemühungen war die Dublin Core Metadata Initiative OCLC arbeitet ebenfalls mit der Wikimedia Foundation zusammen, mit der es Bibliotheksmetadaten in Wikimedia-Projekte integriert.[39][40]
Im Mai 2008 wurde OCLC Inc. vom US-amerikanischen Bibliothekar Jeffrey Beall unter anderem wegen monopolistischer Praktiken kritisiert.[41] Der Bibliotheks-Blogger Rick Mason antwortete daraufhin, dass er zwar der Meinung sei, dass Beall einige „berechtigte Kritikpunkte“ an OCLC habe, er aber einige seiner Aussagen nicht teile und die Leser davor warne, „sich vor den Übertreibungen und der persönlichen Natur seiner Kritik zu hüten, denn sie überschatten stark das, was es wert ist, gesagt zu werden“ (Im Original: „beware the hyperbole and the personal nature of his criticism, for they strongly overshadow that which is worth stating“).[42]
Im November 2008 erließ das OCLC Board of Directors (Verwaltungsrat) einseitig eine neue Richtlinie für die Nutzung und Übertragung von WorldCat-Datensätzen[43], die von den Mitgliedsbibliotheken die Aufnahme eines OCLC-Richtlinienvermerks in ihre Titeldatensätze verlangt hätte; dies löste viel Kritik unter den Bibliotheksbloggern aus[44][45]. Zu den Kritikern gehörte auch Aaron Swartz, der der Meinung war, dass die Richtlinie Projekte wie die Open Library, Zotero und Wikipedia bedrohen würde, und der eine Petition mit dem Titel „Stop the OCLC powergrab“ startete.[46] Seine Petition erhielt 858 Unterschriften, aber die Einzelheiten seiner vorgeschlagenen Maßnahmen blieben weitgehend unbeachtet. Innerhalb weniger Monate zwang die Bibliotheks-Community OCLC, diese Richtlinie zurückzuziehen und einen Prüfungsausschuss einzurichten, um die Mitgliedsbibliotheken transparenter zu konsultieren. Im August 2012 empfahl dann OCLC den Mitgliedsbibliotheken, bei der gemeinsamen Nutzung von Bibliothekskatalogdaten die Open Data Commons Attribution (ODC-BY)-Lizenz zu verwenden, obwohl einige Mitgliedsbibliotheken mit OCLC ausdrücklich vereinbart haben, dass sie Katalogdaten unter der CC0 Public Domain Dedication veröffentlichen können.[47][48] Die Auseinandersetzung wurde unter der Bezeichnung „Metadaten-Kontroverse“ bekannt.[49]
Im Juli 2010 wurde OCLC Inc. vom konkurrierenden US-Startup-Unternehmen SkyRiver in einem Kartellrechtsverfahren verklagt.[50] Das Unternehmen Innovative Interfaces, das ebenfalls Bibliotheksverwaltungssysteme herstellt, schloss sich der SkyRiver-Klage an[51], die jedoch im März 2013 nach der Übernahme von SkyRiver durch Innovative Interfaces fallen gelassen wurde.[52][53] Innovative Interfaces wurde später von ExLibris übernommen und löste damit OCLC als dominierenden Anbieter von Bibliotheksdiensten in den USA ab (über 70 % Marktanteil bei Wissenschaftlichen Bibliotheken und über 50 % bei Öffentlichen Bibliotheken für ExLibris, gegenüber 10 % Marktanteil von OCLC bei beiden Bibliothekstypen im Jahr 2019).[54]
Am 13. Juni 2022 reichte OCLC Inc. beim United States District Court, Southern District of Ohio, eine Klage gegen die US-Unternehmen Clarivate PLC, deren Tochtergesellschaften Clarivate Analytics (US) LLP, ExLibris und ProQuest Klage ein. Die Klage richtete sich gegen die Entwicklung und Vermarktung des MetaDoor MARC-Datensatzaustauschsystems, das Datensätze verwendet, die den WorldCat-Richtlinien unterliegen. Anfang November 2022 wurde zwischen den Parteien eine Einigung erzielt, aufgrund derer von Clarivate alle MetaDoor-Arbeitsprodukte sofort und dauerhaft gelöscht werden, die WorldCat-Datensätze enthalten.[55][56][57]
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