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Blitzenrod

Stadtteil von Lauterbach (Hessen) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Blitzenrodmap
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Blitzenrod ist eine ehemals selbständige Gemeinde und seit dem 1. April 1939[2] ein Teil der mittelhessischen Kreisstadt Lauterbach.

Schnelle Fakten Stadt Lauterbach ...
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Die evangelische Kirche in Blitzenrod
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Der Wasserfall der Lauter in Blitzenrod
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Das evangelische Gemeindehaus in Blitzenrod –
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Das Bildungszentrum Berghaus
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Geographie

Der Ort, durch den die Lauter fließt, grenzt im Norden direkt an die Kernstadt Lauterbach. Etwa 1 km westlich liegt Frischborn, im Süden in 1 km Entfernung liegt Eisenbach mit dem Schloss Eisenbach, 3 km im Osten liegt Angersbach und ebenso weit ist es nach Rudlos im Südosten. Die den Stadtteil umgebenden Wiesen und Wälder östlich und südöstlich von Blitzenrod sind exemplarisch für die besondere Natur des Vogelsbergs.

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Ortsgeschichte

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Ortsname

Dass die Entstehung des Ortsnamens auf die Vermutung zurückgehe, dass er etwas mit Blitzen zu tun habe, ist falsch. Die Namensforschung deutet den Ortsnamen als Rodung eines „Blidizo“.[3] Damit erfolgt die Ortsnamenbildung von Blitzenrod wie bei Allmenrod, nämlich Personennamen und Endung -rod.

Mittelalter

Der Ort war ursprünglich im Besitz des Klosters Fulda. Der Niederadlige Johann von Hattenbach bestätigte am 5. Juni 1428, dass er durch Johann I. von Merlau, Fürstabt der Reichsabtei Fulda, mit Gärten und Äckern bei Luternbach, drei Gütern und einer Mühle in Wickards, zwei Gütern in Bliczenrode und weiteren Gütern belehnt wurde.[4] Dies ist auch die erste urkundliche Erwähnung des Ortes. Hermann IV. Riedesel zu Eisenbach, Erbmarschall zu Hessen, und sein Bruder Theodor Riedesel belehnten am 20. November 1504 Hans Hold, dessen Ehefrau Gele und ihre Erben mit einem Driesch (drisch) zu „Plitzenrode“, eingerahmt von Deyhes Wiese, Henn Agkers oberer Wiese, das Wasser sowie durch den Berg, wobei dem Belehnten erlaubt ist, das Wasser zur Bewässerung zu nutzen.[5] 1504 heißt es: „gelegen unter Plitzenrade“.[6]

Blitzenrod war ein Dorf im Herrschaftsbereich der Riedesel. Die Riedesel besaßen im Dorf Güter, die sie als Lehen vergaben, u. a. an Bürger in Lauterbach. Am 19. Juni 1464 erhielten „Henne Linenweber“ (Leinenweber) aus Lauterbach und seine Erben ein Gut zu „Blitzenrode“ als Lehen, das von dem alten „Henne Bornträger“ bearbeitet wurde und Linenwebers in Erbleihe gehört hatte. Verliehen wurde es von Hermann II. Riedesel.[7] Der Vater Linenwebers hatte das Gut zu „Bliczenrode“ als rechtes Mannlehen am 20. Mai 1457 von Hermann III. Riedesel erhalten.[8]

Diese drei Dörfer hatten auch einen gemeinsamen Mühlenbann. Das Bannrecht galt für die Mühle zu Frischborn.[9] 1799 wurde das Bannrecht durch fremde Müller verletzt.[10]

Neuzeit

Im 16. Jahrhundert, am 1. August 1572, wird ein Grundstück bei der Schmiede zu „Plitzenrodt“ genannt. Im 17. Jahrhundert gehörte Blitzenrod zum Gericht Engelrod. Das Gericht Engelrod umfasste neben Blitzenrod die Orte Hörgenau Engelrod, Dirlammen, Hopfmannsfeld, Eichenrod, Eichelhain, Lanzenhain und Frischborn.[11] In den Riedeseldörfern Blitzenrod, Dirlammen und Frischborn kam es zwischen 1763 und 1767 zu Streitigkeiten mit den Riedeseln wegen der Zehntabgaben für Flachs und Kartoffeln.[12]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Blitzenrod:

„Blitzenrod (L. Bez. Lauterbach) evangel. Filialdorf; liegt im Vogelsberg 12 St. von Lauterbach, gehört dem Freiherrn von Riedesel, hat 7 Häuser und 57 evangel. Einwohner;“[13]

Am 1. April 1939 wurde die Gemeinde Blitzenrod in die Stadt Lauterbach eingemeindet.

Hutfabrik

Direkt an der B 275 in Blitzenrod befindet sich die älteste Hut- und Mützenfabrik Deutschlands, das Unternehmen R&M Wegener. Das weitläufige Gebäude wurde am 1. März 1884 von R&M Wegener in Besitz genommen, nachdem das Gelände jahrelang als Spinnerei diente, die jedoch abgebrannt war.[14]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Blitzenrod angehört(e):[15][16][17]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Blitzenrod ab 1806 das „Patrimonialgericht der Freiherren Riedesel zu Eisenbach“ in Engelrod zuständig.

Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. Dafür wurde das standesherrliche „Landgericht Lauterbach“ geschaffen, das für Blitzenrod zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Lauterbach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[24]

Einwohnerentwicklung

 1806:40 Einwohner, 7 Häuser[21]
 1829:57 Einwohner, 7 Häuser[13]
 1867:90 Einwohner, 12 bewohnte Gebäude[25]
 1875:104 Einwohner, 11 bewohnte Gebäude[26]
Blitzenrod: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2015
Jahr  Einwohner
1800
 
37
1806
 
40
1829
 
57
1834
 
54
1840
 
88
1846
 
157
1852
 
86
1858
 
87
1864
 
91
1871
 
102
1875
 
104
1885
 
110
1895
 
172
1905
 
197
1910
 
242
1925
 
285
1950
 
?
1970
 
?
1990
 
?
2003
 
1.037
2005
 
1.007
2010
 
861
2015
 
802
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: 1800[27]; Stadt Lauterbach[1]
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Politik

Der Ort gehört zur Kernstadt und ist kein eigener Stadtteil. Daher hat Blitzenrod auch keinen eigenen Ortsbeirat.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die ehemalige Gemeinde Blitzenrod verfügt über eine eigene evangelische Kirche. In ihr finden etwa 150 Personen Platz. Die dortigen Glasfenster schuf Alexander Linnemann aus Frankfurt. Das in geringer Entfernung dazu errichtete Gemeindehaus wird zu Veranstaltungen aller Art genutzt.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Stromversorgung

Ein auf dem Gelände der Hutfabrik Wegener fließender Wasserfall treibt schon seit Zeiten eine Turbine zur Stromgewinnung an, die heute für die Stromversorgung der Hutfabrik und von Blitzenrod dient.

Weitere Einrichtungen

  • Berghaus des Bildungs- und Technologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik e. V. „Berghaus“

Verkehr

Bahnverkehr

Blitzenrod besaß einen Bahnhof an der Bahnstrecke Bad Vilbel–Lauterbach; Teile sind erhalten geblieben. Eine Gedenktafel am Vulkanradweg in der Nähe des Blitzenröder Bahnhofes erinnert an ein Unglück im Jahr 1900 bei dem englische Mineure, die den Felsdurchbruch am Seibertsberg erstellten, um ihr Leben kamen; diese wurden auf dem alten Blitzenröder Friedhof beigesetzt.

Hauptverkehrsstraßen

Die Bundesstraße 275 verläuft als Teil der Deutschen Märchenstraße durch Blitzenrod und trägt innerhalb des Ortes den Namen Vogelsbergstraße.

Radwege

Am Ortsrand von Blitzenrod entlang verläuft der Vulkanradweg auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Bad Vilbel–Lauterbach. Er ist Teil des BahnRadweg Hessen, der auf ehemaligen Bahntrassen ca. 250 km durch den Vogelsberg und die Rhön führt.

Busverbindungen

Blitzenrod ist über die Buslinie VB-20 an die Kernstadt Lauterbach angeschlossen.

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Commons: Blitzenrod – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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