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Bucephalandra kishii

Art der Gattung Bucephalandra Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bucephalandra kishii
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Bucephalandra kishii ist eine Pflanzenart aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae) und der Gattung der Bucephalandra, die endemisch am Berg Gunung Saran und in dessen Umgebung in West-Kalimantan auf Borneo beheimatet ist. Deren Typuslokalität liegt am Gunung Saran in einer Höhe von 1500 m über dem Meeresspiegel und darüber. Es handelt sich um eine fakultativ rheophytische Pflanze („Strömungspflanzen“), das heißt, dass sie zwar an fließende Gewässer und an regelmäßige Überflutung angepasst ist, jedoch nicht darauf angewiesen ist, ja in der Natur kommt sie am Rande von Bächen außerhalb der durchschnittlichen Hochwasserlinie vor. Sie ist unter offenem Blätterdach in Bergwäldern auf Granit zu finden. Der Lokalendemit Bucephalandra kishii ist innerhalb der Gattung Bucephalandra unverwechselbar durch den aufrechten Stängel, die regelmäßige, eher lockere Blattrosette sowie durch die deutlich hervortretenden primären, das heißt von der Mittelrippe abgehenden Seitenadern auf der Oberseite ihrer Blattspreiten, die ihr als einen ihrer Handelsnamen „Skeleton“ (wahlweise „Skeleton King“ o. ä.) eingebracht haben.

Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ...
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Etymologie

Die männlichen Blüten der Gattung Bucephalandra wurden mit einem gehörnten Kuh- oder Stierkopf verglichen, daher stammt auch der Gattungsname: Bucephalandra leitet sich von den griechischen Wörtern βοῦς („bous“; Stier oder Kuh); κεφαλή („kephalē“; Kopf); und ἀνήρ („anēr“, „andros“; Mann) ab (Mayo, Bogner & Boyce 1995). Das Artepitheton kishii ehrt Hiroyuki Kishi, einen Sammler und Züchter von Aquarienpflanzen,[1] von dem Wong Sin Yeng und Peter C. Boyce, die Erstbeschreiber dieser Art, die ersten Exemplare von B. kishii erhalten hatten.

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Beschreibung

Zusammenfassung
Kontext

Bucephalandra kishii ist innerhalb der Gattung Bucephalandra unverkennbar durch den aufrechten Stängel, die regelmäßige Blattrosette, und durch die deutlich hervortretenden primären Seitenadern auf der Oberseite an den Blattspreiten. Allein aufgrund dieser Merkmale kann B. kishii auch im nichtblühenden Zustand schwerlich mit einer anderen Bucephalandra-Art verwechselt werden. Um die anderen Bucephalandra voneinander zu unterscheiden, benötigt man blühende Pflanzen, denn dazu muss man Details des Kolbens (Spadix) im Blütenstand zu Betracht ziehen. Bucephalandra kishii zeichnet sich außerdem durch den konischen „Anhang“ (Appendix) aus, der aus lockeren, länglichen Staminodien mit ausgehöhlten Spitzen besteht.[1] Unter Staminodien versteht man durch evolutionäre Rückbildung unfruchtbar gewordene, also sterile oder verkümmerte Staubblätter. Solch ein „Anhang“ (Appendix) endet bei Bucephalandra oben am Kolben, der dicht mit vielen am Ende gestutzten Staminodien besetzt ist.

Bucephalandra kishii ist eine kleine obligate („ausschließlich darauf angewiesene“) oder fakultativ rheophytische krautige Pflanze. Sie wird bis zu 12 cm hoch. Der aufrechte Stängel ist meist durch scheidige Blattgründe mit einem Durchmesser von ca. 1 cm verdeckt. Ein Blattgrund (Blattbasis) ist der unterste Teil, mit dem das Blatt an der Sprossachse sitzt. Die Blätter sind zahlreich ausgebildet und stehen in einer dichten bis eher lockeren Rosette. Der Blattstiel ist 1–3,5 cm lang × ca. 2 mm im Durchmesser, auf der Oberseite kanalförmig, grün oder tief rot-schwarz oder violett und an der Basis scheidig. Die Blattspreite ist elliptisch bis eiförmig, 2,5–5 cm lang × 1,5–2 cm breit, ziemlich dick ledrig, halbglänzend mittelgrün bis sehr dunkel rötlich-schwarz oder purpurgrün auf der Oberseite, blasser grünlich-rot oder grün auf der Unterseite, die Basis ist keilförmig, die Spitze abgerundet und ca. 1,5 mm lang zugespitzt, der Rand wellig bis fast gekräuselt. Die Mittelrippe steht rückseitig in besonderem Maße hervor, auch vorderseitig ist sie hervorstehend. 3 oder 4 deutlich ausgeprägte Hauptseitennerven finden sich auf jeder Seite, diese stehen insbesondere auf der Oberseite sehr hervor, auf der Unterseite sind die bündig oder fast bündig mit der Blattspreite. Diese Seitennerven laufen in einem Winkel von ca. 45° auseinander.[1]

Blütenstand

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Kolben am Ende des Blütenstandsstieles (Pedunkulus) der Aronstabgewächse mit ungestielt aufsitzenden Blüten,
schematische Darstellung

Wie alle Bucephalandra und alle Aronstabgewächse weist Bucephalandra kishii für diese Familie typischen Blütenstände mit einem unverzweigten Kolben und einem Hochblatt auf. Die Blütenstände (Infloreszenzen) sitzen zu mehreren zusammen, abwechselnd mit einem Blatt und/oder einem auffälligen Vorblatt Prophyll. Unter einem Vorblatt versteht man das erste bzw. eines der ersten Blätter an Seitenachsen der Sprossachse. Der Blütenstiel (Pedicellus) überragt die Blattstiele, ist 5–9 cm lang, auffällig längs gerippt, mittel- bis dunkelgrün oder auch rot oder tief rot-schwarz gefärbt. Der Kolben (Spadix) ist 2–2,5 cm lang. Dessen weiblicher Bereich ist 7–9 mm lang × ca. 3 mm im Durchmesser, mit 4 oder 5 Spiralen von Fruchtblättern.[1]

Spatha

Die scheidenartige Blatthülle um den Blütenstand wird in der Botanik als Spatha bezeichnet. Dieses untere Hüllblatt (Spatha) ist bei Bucphalandra kishii trichterförmig, blassgelb, blassrosa oder rot gefärbt. Dessen Blattrand ist in der Mitte aufgebläht, mit einem Schlitz am distalen (= von der Mitte entfernten) zugespitzten und aufgeblähten Teil, dann abfallend, weiß, oder blass- bis mittelrosa, ca. 2 mm lang zugespitzt.[1] Im fruchtenden Zustand sind die Spathae trichterförmig, ca. 1 cm im Durchmesser, mit schildförmigen Staminodien, die bestehen bleiben und grün werden. Die verbrauchten distalen (= von der Mitte entfernten) Teile des Blütenstandes fallen ab. Die Früchte und Samen sind nicht zu sehen.[1]

Blüten

Wie bei den meisten Aronstabgewächsen sind die Blüten klein und unscheinbar. Männliche Blüten sind wachsweiß gefärbt. Die Staubblätter sind vergleichsweise groß, ca. 2,5 mm lang × ca. 1 mm breit. Die Staubfäden (Filamente) sind dreieckig-schnabelartig und aufsteigend. Die Staubbeutel-Hälften (Theken), in denen sich der Blütenstaub (Pollen) entwickelt, sind schmal ellipsoid, ca. 1 mm lang × ca. 0,3 mm breit, glatt. Deren nadel- oder hornförmigen Vorsprünge (die „Thekenhörner“) sind gleich lang wie die zugehörige Theke, borstenförmig und nach oben gebogen. Der Appendix („Anhang, Fortsatz“) am Kolbenende, oberhalb der männlichen Blütenzone, ist kugelförmig, kurz gestielt, an der Verbindungsstelle mit den Staubblättern abrupt und breit abgestumpft. Die untersten Staminodien (das sind unfruchtbar gewordene, also sterile oder verkümmerte Staubblätter) des Appendix sind überhängend und verdecken die obersten Staubblätter teilweise. Der Appendix ist 1,7–2,3 cm lang × ca. 12 mm im Durchmesser und wachsartig weiß gefärbt. Die Staminodien des Appendix sind schlank pyramidenförmig, die Spitzen etwas bis tief ausgehöhlt und 0,5–1 mm im Durchmesser.[1]

Fruchtblätter

Die Fruchtblätter sind zusammengedrückt kugelförmig, ca. 0,5 mm im Durchmesser und limettengrün. Die Narbe ist sitzend, kopfartig, weist ca. die Hälfte des Durchmessers des Fruchtknotens auf und wird bei der Blüte papillös. 2–4 sterile Stempel (Pistilloden) sitzen an der Basis der weiblichen Zone des Kolbens, diese sterilen Stempel sind keulenförmig mit flacher Spitze und ca. 0,5 mm im Durchmesser.[1]

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Ökologie

Bucephalandra kishii kommt an Flussufern unter offenem Blätterdach in Bergwäldern auf Granit in Höhenlagen von 1500 m über dem Meeresspiegel und darüber vor. Die Art scheint eher ein fakultativer als ein obligater Rheophyt zu sein.[1] In der Natur beobachtete Exemplare wachsen laut Peter C. Boyce an den Rändern von Bächen und zwar an Stellen, an denen sie nicht wie die meisten anderen Bucephalandra regelmäßigen Überschwemmungen ausgesetzt sind.

Besonderheiten

Mit ihren Blattspreiten, deren primäre Seitenadern auf der Oberseite deutlich hervortreten, erinnert diese dadurch sehr charakteristische Art an Jungpflanzen des Aridarum Burttii-Komplexes, obwohl sich die Blütenstände deutlich unterscheiden.

Variabilität

In Wildpopulationen gibt es erhebliche Unterschiede in der Farbe der Blattspreite. Die Pflanzen mit tiefroten oder tiefrot-schwarzen Blattspreiten haben rosa Hüllblätter (Spathae), während die Pflanzen mit grünen Blattspreiten weiße Hüllblätter haben. Insbesondere die Exemplare mit rot-schwarzen Blättern und rosa Blütenständen wirken sehr dekorativ und sind daher bei Sammlern begehrt.[1]

Handelsnamen

Kommerzielle Namen für die Art sind ‘Achilles’, ‘Black Skeleton’ und ‘Green Skeleton’.[1] Weitere Handelsnamen sind „Skeleton King“, mitunter differenziert in „Skeleton King Green“ und „Skeleton King Dark“ oder „Dark Skeleton King“; im deutschen Sprachraum sind dazu auch die Benennungen „Black Achilles“ oder „Dark“ für die tiefrot-schwarz gefärbten Pflanzen und „Green Achilles“ oder „Green“ für die tiefgrün gefärbten Exemplare geläufig.

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Verbreitung

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Der Regierungsbezirk Melawi in West-Kalimantan, Borneo
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Der Regierungsbezirk Sekadau in West-Kalimantan, Borneo

Der Lokalendemit kommt am Berg Gunung Saran (1741 m, auch „Bukit Saran“ genannt) und in dessen Umgebung in West-Kalimantan (Kalimantan Barat) im Südwesten der Insel Borneo vor. Paratypen (darunter versteht man alles Pflanzenmaterial außer dem Holotypus, dass dem botanischen Autor zum Zeitpunkt der Erstbeschreibung vorgelegen hat) wurden im Regierungsbezirk (Kabupaten) Melawi, im Distrikt (Kecamatan) Nanga Taman des Regierungsbezirks Sekadau und im Dorf (Kampung) Entebah gefunden.[1]

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Literatur

  • Peter C. Boyce, Josef Bogner & Simon Joseph Mayo (1995): Bucephalandra catherineae, a new species from Kalimantan – Bot. Mag. 12: 150 – 153; im Artikel abgekürzt: Mayo, Bogner & Boyce 1995
  • Wong Sin Yeng & Peter C. Boyce (2014): Schismatoglottideae of Borneo XXX – New species and combinations for Bucephalandra. - Willdenowia 44: 149-199; im Artikel abgekürzt Wong & Boyce (2014) oder per Einzelnachweis definiert
  • Wong Sin Yeng & Peter C. Boyce (2014b): Studies on Schismatoglottideae (Araceae) of Borneo XXXXI: Additional new species of Bucephalandra. - Willdenowia 44: 415–421.
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Commons: Bucephalandra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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