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Burschenschaftliche Gemeinschaft

Zusammenschluss von Burschenschaften aus Deutschland und Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Burschenschaftliche Gemeinschaft in DB und DBÖ (BG) ist ein Zusammenschluss von 36 Burschenschaften aus Deutschland und Österreich, die jeweils einem der Verbände Deutsche Burschenschaft (DB), Deutsche Burschenschaft in Österreich (DBÖ) und Conservativer Delegierten Convent (CDC) angehören. Die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) vertritt einen völkischen Nationalismus und wird als rechtsextrem eingestuft. In der BG organisierte Burschenschaften werden teilweise vn den Verfassungsschutzbehörden beobachtet.

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Geschichte

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Die Burschenschaftliche Gemeinschaft in DB und DBÖ (BG) wurde am 15. Juli 1961 auf dem Haus der Münchner Burschenschaft Danubia unter Federführung der Burschenschaft Alania Aachen von 42 Burschenschaften aus der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich gegründet. Die Gründung war eine Reaktion auf einen kurz vorher stattgefundenen Burschentag in Nürnberg, auf dem die Anträge zur Wiedervereinigung der beiden Verbände Deutsche Burschenschaft (DB) und Deutsche Burschenschaft in Österreich (DBÖ) nicht die erforderliche Mehrheit gefunden hatten. Moderate deutsche Burschenschafter hatten befürchteten, auch aus der historischen Erfahrungen der Zwischenkriegszeit, dass die DB einen Rechtsruck vollziehen wird, sollte sie für österreichische Bünde geöffnet werden. Auf dem Nürnberger Burschentag der DB von 1961 fand sich deshalb für die Aufnahme der Österreicher keine Mehrheit.[1] Entgegen dem abgelehnten Antrag haben die Gründungsmitglieder der BG „die angestrebte Wiedervereinigung de facto vollzogen“. Das Gründungsprotokoll der BG beginnt mit den Worten: „Die Burschenschaften der Burschenschaftlichen Gemeinschaft bekennen sich zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff als dem historischen Vaterlandsbegriff der Urburschenschaft“.[2]

Mit dem "Historischen Kompromiss" 1971 wurde die Aufnahme von österreichischen Burschenschaften in die DB ermöglicht. Dies hatte Konsequenzen für den gesamten Verband, die bis heute wirken. Dem sogenannte "historischen Kompromiss" zwischen den gemäßigteren und extrem rechten Burschenschaften folgte der Eintritt der meisten österreichischen Burschenschaften in die DB. Dies verschob die innerverbandlichen Kräfteverhältnisse kontinuierlich in Richtung der extremen Rechten und legten nach der Ansicht vieler Beobachter den Grundstein für den "Niedergang des liberal-konservativen DB-Flügels im 21. Jahrhundert".[3]

Im Gegenzug wurde das pflichtschlagende Prinzip als Verbandsprinzip der DB abgeschafft. Dagegen hält die BG strikt an der Pflichtmensur fest und vertritt eine strenge verbandliche Geschlossenheit.[4] In den folgenden Jahren und Jahrzehnten verließen viele (Gründungs-)Burschenschaften die BG, da diese in deren Augen ihre Aufgabe erfüllt hatte.

Ein Gutachten der DB, in dem die Frage "Wer Deutscher sei" auf die eine völkisch-ethische Identität spezifiziert wurde, sorgte für Empörung in der Öffentlichkeit und einer in ihrem Ausmaß beispiellose Austrittswelle aus der DB und teilweise auch der BG.

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Politische Einordnung

Zusammenfassung
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Die Burschenschaftliche Gemeinschaft ist das organisatorische Zentrum von Burschenschaften aus dem rechtsextremen Umfeld.[4] Sie vertritt einen völkischen Nationalismus. Unter anderem wird immer wieder der Anschluss Österreichs an Deutschland gefordert.[4] In der Schrift „Burschenschafter und nationale Identität“ wird vor einer „Überfremdung“ gewarnt und gefordert, jeden weiteren Zuzug von „Menschen aus anderen Kulturräumen“ zu unterbinden.[4] Mit Henning Eichberg schrieb einer der führenden Verfechter des Ethnopluralismus mehrfach in den Burschenschaftlichen Blättern.[4] Die BG gründete die rechtsextreme Zeitschrift „student“ und veranstaltet Seminare, die eine rechtsextreme Terminologie verwenden und rechtskonservativen bis rechtsextremen Referenten wie Caspar von Schrenck-Notzing und Franz Schönhuber eine Bühne bieten.[4]

Die BG dominierte ab den achtziger Jahren die Deutsche Burschenschaft, sodass die liberal-konservativen Bünde schließlich 1996 austraten und sich im neuen Dachverband Neue Deutsche Burschenschaft (NDB) versammelten. Der wegen seiner politischen Tätigkeiten 2002 ausgeschlossene Burschenschafter und NPD-Funktionär Jürgen Schwab kommentierte, die Deutsche Burschenschaft sei nun „von liberalen Geschwülsten weitestgehend gesundgeschrumpft“, in nahezu allen DB-Verbindungen seien die Verbandsbrüder nun „national oppositionell“ gesinnt.[4]

Auch öffentlich entzündet sich die Kritik an der BG regelmäßig an der Mitgliedschaft von Burschenschaften mit Verbindungen in den Rechtsextremismus, die (soweit sie ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland haben) zum Teil auch unter der Beobachtung durch die deutschen Verfassungsschutzbehörden stehen.[5] Vier der bundesdeutschen BG-Burschenschaften wurden durch diese im Zusammenhang mit Rechtsextremismus genannt. Namentlich erwähnt wurden die Burschenschaft Frankonia Erlangen,[6] die Burschenschaft Germania Hamburg,[7] die Burschenschaft Danubia München und die Burschenschaft Teutonia Prag zu Regensburg (heute Würzburg).[6] Auch mehrere österreichische Burschenschaften wie die Wiener akademische Burschenschaft Olympia standen unter Beobachtung des dortigen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung[8][9] und fanden auch in deutschen Verfassungsschutzberichten Erwähnung.[10]

Unabhängig davon werden einzelne der BG-Burschenschaften immer wieder für völkische Bestimmungen kritisiert. So forderte etwa die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn eine deutsche Abstammung als Voraussetzung zur Aufnahme in die Deutsche Burschenschaft sowie den Ausschluss der Mannheimer Burschenschaft Hansea aus der Deutschen Burschenschaft aufgrund eines chinesischstämmigen Mitglieds.[11]

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Rezeption

Kritiker wie Andrea Nahles bezeichnen die BG als „völkischen Kampfverband“ und ihre Programmatik als „eindeutig biologistisch, völkisch und großdeutsch ausgerichtet. Nahezu sämtliche Bestandteile eines rechtsextremen Weltbildes finden sich in der burschenschaftlichen Weltanschauung“. Am 27. März 2006 beschloss der SPD-Parteivorstand einstimmig die Unvereinbarkeit einer gleichzeitigen Mitgliedschaft in einer BG-Burschenschaft und in der SPD.[12]

Im August 2014 wurde die Burschenschaftliche Gemeinschaft vom Dresdner Akademikerball wegen Extremismus ausgeladen.[13]

Mitgliedsbünde

Deutschland

Österreich

  • Akademische Burschenschaft Allemannia Graz
  • Grazer akademische Burschenschaft Arminia
  • Burschenschaft Carniola zu Graz
  • Grazer akademische Burschenschaft Cheruskia
  • Grazer akademische Burschenschaft Frankonia
  • Akad. Burschenschaft Germania zu Graz
  • Innsbrucker akademische Burschenschaft Brixia
  • Akademische Burschenschaft Suevia Innsbruck
  • Akademische Burschenschaft Leder Leoben
  • Akademische Burschenschaft Germania Salzburg (seit 2003)[14]
  • Akademische Burschenschaft Alania zu Wien (Altherrenverband)
  • Akademische Burschenschaft Aldania Wien
  • Wiener akademische Burschenschaft Albia
  • Wiener akademische Burschenschaft Bruna Markomannia
  • Wiener akademische Burschenschaft Gothia
  • Wiener akademische Burschenschaft Libertas
  • Wiener akademische Burschenschaft Moldavia
  • Burschenschaft Nibelungia Wien
  • Wiener akademische Burschenschaft Olympia
  • Wiener akademische Burschenschaft Silesia
  • Wiener akademische Burschenschaft Teutonia
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Ehemalige Mitgliedsbünde

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Literatur

Kritische Literatur

Literatur aus dem Umfeld von Burschenschaften

  • Hans Georg Balder: Geschichte der Deutschen Burschenschaft, WJK Verlag, Hilden 2006, ISBN 3-933892-25-2
  • Erhard Drechsel: Burschenschaftliche Gemeinschaft in DB und DBÖ: Zielsetzung, Selbstverständnis und Entwicklung, hrsg. von der Burschenschaft Cimbria München im Auftrag der BG, München 1976.
  • Sonja Kuhn: Die Deutsche Burschenschaft – eine Gruppierung im Spannungsfeld zwischen Traditionsformalismus und Traditionsstiftung – eine Analyse für den Zeitraum 1950 bis 1999. Diplomarbeit im Studiengang Pädagogik, Philosophie, Psychologie der Universität Bamberg. Hrsg. vom Altherrenverband der Burschenschaft Hilaritas Stuttgart. Stuttgart 2002. ISBN 3-00-009710-4
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Einzelnachweise

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