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Cahal Pech

archäologischer Fundplatz in Belize Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Cahal Pech ist eine ehemalige Siedlung der Maya-Kultur, gelegen auf einem Hügel im Süden San Ignacios in Belize. Der Ort war von ca. 1100 v. u. Z. bis ca. 900 bewohnt und war seit der Präklassik eine Mayasiedlung von mittlerer Größe und ein regionales Zentrum im Upper Belize River Valley. Fruchtbare Böden bildeten die Grundlage seiner Agrarwirtschaft und durch seine strategisch günstige Lage nah des Zusammenflusses von Mopan und Macal zum Belize River war es angebunden an weitreichende Handelsnetze.

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Die sogenannte Audiencia von Cahal Pech, Zugang zum königlichen Palast und öffentlicher Auftrittsort

Seit der Prä-Klassik war Cahal Pech ein Königtum. Sein Zentrum, die Akropolis, umfasst heute dicht gebaut über 30 Bauten an acht sogenannten Plazas, darunter den königlichen Palast, mehrere Pyramiden, elitäre Wohngebäude sowie Bauten für rituelle Zwecke. Um dieses Zentrum breitete sich über mehrere Quadratkilometer eine umfangreiche Siedlung mit zahlreichen kleineren Fundstätten aus.

Anders als an anderen Orten der Maya-Zivilisation sind in Cahal Pech keine Inschriften erhalten, die über die Geschichte des Ortes unterrichten. Obwohl durch seine Lage in der Stadt zuvor bekannt, begann seine wissenschaftliche Wiederentdeckung erst 1951, gefolgt von vereinzelten Grabungen in den folgenden Jahrzehnten. Seit 1988 laufen kontinuierliche und koordinierte Ausgrabungen unter der Leitung des belizischen Archäologen Jaime Awe. 2020 galten 80 % der Akropolis als ausgegraben und rekonstruiert. Cahal Pech ist heute eine Sehenswürdigkeit der Stadt, seine noch wenig erforschte Peripherie wird aber durch die rasch wachsende Stadt überbaut und zerstört.

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Quellenlage

Die Kenntnisse über Cahal Pech entstammen ausschließlich archäologischen Befunden, anders als in vielen anderen Orten wurden bisher keine steinernen Inschriften auf Stelae, Altären oder Paneelen gefunden. Nur fünf „Schriftstücke“ sind bisher bekannt, davon eine Schale, zwei Ringe, und eine Nadel aus einem Grab, die alle nur Besitzvermerke darstellen[1] und als einzig bekannter signifikanter Text ein (nicht mehr erhaltenes) Graffito in der Struktur A-1, das fragmentarisch die Beziehung zwischen Cahal Pech und dem Stadtstaat Naranjo anspricht.[2]

Der Name entstammt der modernen yukatekischen Mayasprache und bedeutet so viel wie „Ort der Zecke“, der ursprüngliche Name der Stadt ist nicht bekannt.[3]

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Lage

Cahal Pech liegt im Süden der Stadt San Ignacio auf der Spitze eines Kalksteinhügels in einer Höhenlage zwischen 160 und 180 Metern, rund einen Kilometer westlich des Macal River, der drei Kilometer nördlich mit dem Mopan River zum Belize River zusammenfließt.[4] Lange lag die Anlage am Stadtrand, durch das Wachstum der modernen Stadt wird sie jedoch zunehmend von ihr eingeschlossen, zur Abfederung der räumlichen Nähe ist sie von einem schmalen Grüngürtel umgeben.[3]

Die heute als Cahal Pech bezeichnete Ruinenstätte umfasst ausschließlich den Kern der Siedlung. Er wird definiert als der Ort, der a) die stärkste Dichte großer Wälle und Plätze aufweist, b) höher gelegen ist als das umgebende Areal und c) von Strukturen umgeben wird, die das Areal als Akropolis bzw. zentralen Bereich abgrenzen.[4]

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Bedeutung

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In der Spätklassik lebten im Ort um die 2000 Menschen.[5] Damit war der Ort neben Siedlungen wie Xunantunich, Buenavista del Cayo oder Baking Pot einer der größeren unter den Dutzenden dicht aufeinander folgenden Orten im Tal des Belize River, in dem zu dieser Zeit über 24.000 Menschen lebten.[6] Cahal Pechs Aufstieg zu einem regionalen Zentrum ist dabei nicht nur einer umgebenden fruchtbaren Landschaft geschuldet,[7] sondern einer strategisch günstigen Lage am Zusammenfluss von Mopan River und Macal River, die den Ort bereits früh zu einem wichtigen Handelsknoten zwischen der Karibikküste und dem zentralen Tiefland machte.[8]

Cahal Pech war wohl nie ein politisches oder administratives Zentrum für einen größeren Raum. Wahrscheinlich ist, dass neben dem Hauptort nur kleinere Siedlungen in seinem Umland zu seinem Herrschaftsgebiet gehörten.[9]

Umstritten ist, in welcher Beziehung Cahal Pech ebenso wie die anderen großen Orte des Tals zu anderen Orten stand.[9] Während einige Forscher es für möglich halten, dass Cahal Pech unabhängig war, ordnen ihn andere ein als dem Herrschaftsgebiet von Naranjo zugehörig. Für eine gewisse Nähe zu Naranjo spricht neben Naranjos nachweislich enger Beziehung zu anderen Orten in unmittelbarer Nachbarschaft wie Xunantunich, Baking Pot oder Buenavista del Cayo auch ein kurzes Graffit aus dem Thronsaal der Pyramide A1, das Naranjo im Kontext vermutlich einer Inthronisation eines Herrschers von Cahal Pech erwähnt.[2] Es wird aber auch für möglich gehalten, dass Cahal Pech enge Beziehungen zur nicht weit entfernten Großstadt Caracol unterhielt. Möglicherweise war Cahal Pech also unabhängig, musste aber wie viele Nachbarorte im teils kriegerischen Tauziehen zwischen Naranjo und Caracol diplomatisch navigieren.[9]

Textübereinstimmungen auf einem Jadeschmuckstück aus Nim Li Punit im äußersten Süden Belizes mit Schmuckinschriften aus Cahal Pech lassen es möglich erscheinen, das die Mutter des seit 647 amtierenden Herrschers Nim Li Punits, Janaab' Ohl K'inich, aus Cahal Pech stammte.[10]

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Geschichte

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Wie in der Mayaistik üblich, wird auch Cahal Pechs Geschichte anhand von Merkmalen lokaler Keramikfunde gegliedert. Diese Gliederung wird wiederum in die generische Chronologie der Maya-Zivilisation eingebettet (Präkeramik, Präklassik, Klassik, Postklassik). Die am häufigsten verwendete (hier nach Ebert wiedergegebene) basiert auf einem klassischen, durch Gifford bereits in den 1950er etablierten System, das einen Standard für Orte im Tal des Belize River darstellt.[11]

Weitere Informationen Zeitraum (ca.), Zeitperiode ...

Prä-Klassik

Prä-Klassik: Cunil-Phase (1200 – 900 v. u. Z.)

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Schokoladengefäß aus Cahal Pech, Cunil-Phase zwischen 1000 und 800 v. u. Z.

Die frühesten Funde weisen darauf hin, dass der Ort bereits um 1200 v. u. Z. durch Angehörige keramischer Kulturen genutzt wurde,[13] damit ist Cahal Pech der älteste Fundort von Keramiken im westlichen Belize. Mit diesem Nachweis beginnt die früheste Phase der Geschichte Cahal Pechs, die Cunil-Phase. In ihr lebten die Siedler in einer Mischung aus Subsistenzlandwirtschaft, ergänzt um Jagen, Fischen und Sammeln. Sie produzierten hochwertige Keramik und Steinwerkzeuge und trieben Handel mit exotischen Waren, deren Ursprung bis zum guatemaltekischen Hochland und der Karibikküste reichte.[14]

Zu dieser Zeit war die Architektur des Ortes noch recht einfach, das Dorf bestand aus Hütten mit grob verputztem Flechtwerk, die Oberflächen aus gestampftem Mergel. Größere Bauten oder Bauten zu zeremoniellen oder gemeinschaftlichen Zwecken fehlen, wahrscheinlich dienten alle Gebäude nur als Wohnräume, Küchen und Lagerstätten.[14] Funde weisen darauf hin, dass die Gemeinschaften des Belize Valley zu dieser Zeit die soziale Struktur einer egalitären Gesellschaft aufwiesen, in der verschiedene Führungsfiguren in ritualisierter Form wie z. B. durch das Ausrichten von Festessen miteinander rivalisierten.[15]

Prä-Klassik: Kanluk-Phase (900 – 300 v. u. Z.)

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Die östliche Triadengruppe, ehemals Teil der E-Gruppe an Plaza B, vorne rechts Struktur B3.

Mit Beginn der Kanluk-Phase um 900 wich die bisherige Bauweise aus Flechtwerk und Lehm allmählich gemauerten Bauten. In der frühen Präklassik, um ca. 750 v. u. Z., wurde im Westen der Plaza, vor der heutigen Struktur A2, eine Pyramide errichtet, welche eine bereits in der Cunil-Phase errichtete Plattform an gleicher Stelle ablöste. Die Pyramide maß nordsüdlich 20 Meter und westöstlich 12,5 Meter, damit war sie das größte Gebäude Cahal Pechs zu dieser Zeit. Gemeinsam mit den zeitgleich errichteten, östlich gegenüberliegenden Strukturen B1-B3 bildete sie eine E-Gruppe, die den Übergang zur Monumentalarchitektur in Cahal Pech markiert.[16]

In der frühen Kanlukphase konzentrierte sich die Besiedlung der Plaza auf die Abschnitte im Nordwesten, Norden, Süden und Südosten. Einem bereits aus der Cunil-Phase stammenden Wohngebäude mit verputztem Innenhof im Nordwesten wurde im nördlichen Abschnitt eine gepflasterte Plattform vorgelagert, die nach Osten durch einen weiteren Innenhof abschloss, es wird angenommen, dass es sich um die Residenz handelte. Um 650 v.u.Z. wurde sie dann abgerissen zugunsten einer über 300 m² großen Plattform, die eine aus mindestens zwei Bauten bestehende Residenz beherbergte.[17] Die seit der Cunil-Phase als Wohnbau gedient habende Struktur B4 im Südwesten wurde in dieser Zeit zu einem Ritualbau umfunktioniert, der einer der wichtigsten Tempel der Präklassik war. Zu Anfang der mittleren Präklassik war die Plaza B somit weniger ein Wohnplatz als zuvor, sondern bereits herausgehobenes Zentrum des Ortes.[7] Im Zuge dessen begannen erste Mitglieder der Gemeinschaft vom Hügel in die Peripherie zu ziehen und legten somit die Grundlage für die sukzessive Expansion des Ortes.[18]

Die Entstehung von Monumentalarchitekturen deutet bereits die sozialen Veränderungen in der Gesellschaft von Cahal Pech an. Die zu ihrer Errichtung notwendige Planung sowie die Beschaffung umfangreicher Ressourcen, einschließlich Arbeitskraft aus der Gemeinschaft, weisen auf eine stärker hierarchisierte soziale Struktur hin als noch in der Cunil-Phase.[16] Unterstrichen wird dies auch durch gehäuft auftretende besondere Keramikfunde wie Schokoladengefäße oder Steigbügelgefäße, die belegen, das zunehmend Wert auf die Zurschaustellung von Wohlstand und Status durch demonstrativen Verzehr besonders begehrenswerter Speisen gelegt wurde.[15] So wird erkennbar, dass mit der späten Kanluk-Phase ab 650 v. u. Z. sich in der Gemeinschaft von Cahal Pech soziale Schichten gebildet hatten und ein hohes Niveau sozialer Komplexität erreicht worden war.[14]

Prä-Klassik: Xakal-Phase (300 v. u. Z. – 300)

In der späten Präklassik wurde die westliche Pyramide der E-Gruppe abgerissen und die Plaza nach Westen erweitert zugunsten des Baus einer ausgedehnten königlichen Residenz. Die östlichen Strukturen der ehemaligen E-Gruppe wurden parallel dazu umgebaut zu einer Östlichen Triadengruppe (Eastern Triadic Assemblage), die nun alleiniges spirituelles Zentrum des Ortes war. In der Fortsetzung der sozialen Veränderungen der Kanluk-Phase etablierte sich ein dynastisch regierendes Königshaus, die seit ca. 150 die Triadengruppe als exklusiven Begräbnisplatz der königlichen Familie nutzte. Damit wandelte sich die Plaza von einem Ort gemeinschaftlicher Rituale hin zu einem Ort der Ahnenverehrung der königlichen Familie und im Verbund mit der ausgedehnten Residenz wurde er zum alleinigen Wohnort der Elite.[16]

In dieser Phase stieg Cahal Pech zu einem führenden Zentrum im oberen Belize-Tal auf. Neben den fortgeschrittenen Monumentalarchitekturen kennzeichnet die Xakal-Phase die Einführung polychromer Töpfereien und ein geographisch weitreichendes und komplexes, auf Tausch basierendes Handelssystem.[7]

Klassische Periode

Frühe Klassik: Hermitage-Phase (300–600)

Die klassische Periode beginnt um ca. 300. Von nun an wuchs die Bevölkerung und die Bauaktivitäten im Ort nahmen zu, so wurde Plaza A umgebaut, die Plazas C, D, F und G durch neue Bauten erweitert und der östliche Ballspielplatz angelegt. Königliche Begräbnisse fielen ausgesprochen aufwendig aus und Funde mexikanischen Obsidians lassen deutlich erkennen, das Cahal Pech in weitreichende Handelsnetzwerke eingebunden war.[19]

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Stuckfigur der Spanish-Lookout-Phase aus Cahal Pech, zwischen 700 und 850

Späte Klassik: Tiger Run- und Spanish Lookout-Phase (600–850)

Anhand der Architektur lässt sich sagen, das Cahal Pech in der Spätklassik seine größte Ausdehnung erreichte. Um den Kern des Ortes, die Akropolis, lassen sich für diese Zeit über 140 Baugruppen nachweisen.[19]

Terminale Klassik: New Town-Phase (ab 850)

Am Ende der Besiedlung von Cahal Pech steht die Phase der Terminalen Klassik. Sie kann zeitlich als um 850 beginnend bestimmt werden. Ihrer Definition nach markiert sie im Belize Valley die Endphase der Späten Klassik, ist von dieser jedoch anhand ihrer architektonisch und handwerklich deutlich geringeren Standards nach Gordon Willey als Kennzeichen „des Verfalls, Zusammenbruchs oder Beendigung der hierarchischen Aktivitäten der Maya“ unterschieden. In der Praxis wurde dies erkennbar an niedrigen Bauten aus meist unbehauenem Stein und fehlenden Decken.[20] Die aufwendigen Begräbnisse hochstehender Persönlichkeiten lassen sich ebenso kaum mehr nachweisen wie andere aufwendige rituelle Aktivitäten, die Bautätigkeit geht deutlich zurück.[19]

Spätere Nutzung

Auch nachdem Cahal Pech verlassen wurde, blieb die Akropolis als Ort mit spiritueller Bedeutung noch mehrere Jahrhunderte im Gedächtnis der Bevölkerung erhalten. So finden sich bei Grabungen immer wieder Artefakte aus späteren Zeiten, die als Überbleibsel von Ritualen oder Pilgerfahrten gedeutet werden. Besonders auffällig ist der Fund des Grabes eines ca. zwölfjährigen Kindes in der Plaza G, das dort wahrscheinlich noch zwischen 1735 und 1805 nach Sitte der Maya bestattet wurde.[21]

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Anlagen

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Akropolis

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Cahal Pech, Plaza B, 2015, Blick nach Norden

Die Akropolis ist annähernd rechteckig und etwas über 10.000 Quadratmeter groß. Entlang ihrer West-Ost-Achse erstreckt sie sich über rund 250 Meter, entlang ihrer Nord-Süd-Achse über rund 160 Meter. Sie umfasst mindestens 34 Strukturen, die in acht sogenannten Plazas (span.: Platz) angeordnet sind.[22] Die Plazas werden durch die lateinischen Buchstaben A bis H gekennzeichnet; die Strukturen durch eine Kombination aus dem Buchstaben der Plaza, der sie zugeordnet werden und einer laufenden Nummer. Stelen und Altar tragen keine solchen Bezeichner, Stelen sind jedoch laufend nummeriert.[4]

Im Westen der Stätte befinden sich die königlichen Residenzbauten, im Norden und Süden wird sie von wahrscheinlich administrativ genutzten Gebäuden abgeschlossen, das östliche Ende wird von den beiden Zugängen und einem Ballspielplatz geprägt.[8] Die Strukturen funktionierten als administrative, zeremonielle und Wohngebäude, die höchste (A1) ist 25 Meter hoch. Neben den genannten Strukturen umfasst das Gelände noch neun Stelen, einen Altar und ein vermutliches Schwitzbad (B5). Die gesamte Anlage ist von Wällen eingefasst und nur am östlichen Ende offen. Außerhalb der Anlage, jedoch noch zu ihr gehörig, liegt im Westen ein weiterer Ballspielplatz, im Südwesten eine eingefasste Quelle sowie im Norden eine Tränke. In ihrer gesamten Konzeption gilt die Anlage als in vielen Punkten typisch für eine Siedlung der Tiefland-Maya.[22]

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Der Zugang von Plaza B zu den königlichen Plazas

Die beiden Eingänge zu den Plazas lagen im Süd- bzw. Nordosten des Geländes, der nördliche Eingang bereits innerhalb der Akropolis. Seit dem 6. bis 7. Jahrhundert wurden die Plazas baulich stärker voneinander getrennt. Während die Plazas B, C und H unbeschränkt zugänglich waren, waren die südlichen Plazas F und G baulich in ihrem Zugang bereits abgegrenzt, die westlichen A, D, und E hingegen nur noch durch ein Tor von Plaza B zu Plaza A und von dort aus in D und E erreichbar. In diesen baulichen Gegebenheiten bildete sich die zunehmende Stratifikation der Gesellschaft von Cahal Pech ab. Es wird davon ausgegangen, dass die westlichen Plazas die privaten Wohnbereiche der königlichen Familie und anderer höchstgestellter Persönlichkeiten darstellten, auf den anderen Plazas hingegen weniger bedeutende Teile der Elite lebten und wichtige öffentliche Ereignisse wie Zeremonien, Feste oder auch Märkte stattfanden. Separiert von letzteren werden die Plazas F und G in der Forschung auch als halb-zugänglich bezeichnet, da sie baulich von allen anderen zugängliche Plazas abgegrenzt und möglicherweise nicht allen Einwohnern zugänglich waren.[4]

Die zugänglichen Plazas

Plaza H
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Freigelegte Grundmauern einer Struktur der Plaza H, 2013

Die Plaza H im Nordosten der Akropolis unmittelbar am nördlichen Tor bildet gemeinsam mit der im Süden angrenzende Plaza C das östliche Ende des Burgbergs. Sie ist die letzte freigelegte Plaza der gesamten Anlage, erste Grabungen fanden hier erst 2006 statt.[20] Auf älteren Plänen in der Literatur ist sie daher nicht verzeichnet, sie weisen stattdessen gelegentlich die Strukturen des westlichen Ballspielplatzes als „H1“ und „H2“ aus. Funde alltäglicher Aktivitäten auf der Plaza zeigen, dass Plaza H ursprünglich ein normaler Wohnbereich mit strohgedeckten Wohnbauten war. Die heute vier erhaltenen Strukturen der Plaza entstammen der Terminalen Klassik vor dem Ende von Cahal Pech als bewohnter Siedlung. Zuvor vorhandene Strukturen wurden im Rahmen späterer Bautätigkeit demontiert und überbaut. Mit der Errichtung eines Königsgrabes (H1) wurde die Plaza umgebaut und funktionell umgewidmet. Dies wird als Zeichen dafür gedeutet, dass die hierarchische Trennung zwischen der Führungselite und dem gemeinen Volk zu dieser Zeit verfiel. Charakteristisch für Bauten der Terminalen Klassik sind H1, H2 und H3 von architektonisch und handwerklich geringerer Qualität, die Bauten sind niedrig und meist aus unbehauenem Stein. Mit der königlichen Grablegung endete wohl auch die Geschichte von Cahal Pech als größerer bewohnter Ort, nur ein einzelner Herd auf der Plaza H ist noch ein Zeichen von Aktivität danach.[20]

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Ausgrabungen an der Plaza H, 2015 - links oben die Südostecke von H3, rechts oben die westliche Mauer von H1, beide aus der Terminalen Klassik. Am Boden Mauerwerk von H1 aus der Spätklassik.[23]

Auf der Plaza sind drei Strukturen, H1 bis H3, freigelegt worden.[20] Inzwischen ebenfalls zur Plaza gerechnet wird die zuvor schon bekannte Struktur C3. Die Strukturen H3 und C3 im Norden und Süden der Plaza, beide ca. 19 Meter lang und 4 bis 5 Meter breit, waren wohl Wohngebäude, H1 und H2 im Osten dienten zeremoniellen Zwecken.[24]

H1 in der äußersten nordöstlichen Ecke der Plaza ist grob L-förmig und rund 50 m² groß. Als Herrschergrab ist es die bedeutendste der vier Strukturen. Es weist Kennzeichen zweier Bauphasen auf, ursprünglich wurde die Plattform in der Spätklassik[23] für eine bisher unbekannte Struktur angelegt, die Umrisse der Plattform wurden dazu durch eine Reihe von Felsbrocken markiert, Höhe gewann man durch aufrecht platzierte längliche Steine.[20] In einer zweiten Bauphase wurde die bestehende Struktur niedergelegt und die Plattform umgebaut (unter anderem durch Verwendung behauener Steine) um ein Grab zu errichten. Der Umbau wurde mit deutlich höherem Aufwand durchgeführt als der ursprüngliche Bau. Das unterirdisch über mehrere Stufen zu erreichende Grab enthielt zahlreiche kostbare Grabbeigaben und war höchstwahrscheinlich für den letzten Herrscher von Cahal Pech bestimmt.[20]

Die halb-zugänglichen Plazas

Plaza F
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Die Struktur F2, links das nördliche Ende. Hinten rechts sichtbar der Übergang zur Struktur F1.

Plaza F liegt im Südwesten der Akropolis, dem Palastbereich vorgelagert. Sie ist grob rechteckig und kann nur durch einen schmalen Zugang von Plaza B aus erreicht werden. Die Plaza weist nur zwei Strukturen auf, F1, die auf dem Burgwall aufsitzt und F2, die die Plaza F von der Plaza G separiert.[25] F1 wurde bisher nicht vollständig ausgegraben, Testgrabungen ergaben, dass es sich vermutlich um einen Wohnbau von Personen höheren Status handelte, der aus mindestens vier separaten Einzelbauten auf einer Plattform bestand. Wahrscheinlich wurde es in der späten Präklassik angelegt und war bis zur Spätklassik in Gebrauch.[26] F2 wurde im Jahr 2000 erforscht und rekonstruiert. Das Gebäude wurde vermutlich in der Kanluk-Phase angelegt und durchlief neun größere Um- bzw. Neubauten bis in die späte Klassik. Dabei wurden die prinzipielle Dimensionierung und Ausrichtung der Struktur jedoch nicht verändert. Das Gebäude misst inklusive der Plattformen ca. 19 × 8 Meter, das Mauerwerk hatte ursprünglich eine Höhe von nur 50 cm, wuchs jedoch sukzessive bis auf 130 cm und war verputzt, in seiner letzten Fassung rot gestrichen.[25]

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Die Rückseite von F2 gesehen von Plaza G, rechts der Durchgang zwischen den Plazas

Das Gebäude besteht in seiner letzten, heute sichtbaren Struktur aus drei Räumen, deren nördlichster durch eine Wand von den beiden anderen separiert ist und die sich nach Westen zum Palastbereich öffnen. Alle Räume haben in ihrem hinteren Teil Bänke. Das Gebäude sitzt auf zwei nach Westen ausgerichteten Plattformen auf, die über eine Treppe erschlossen werden. Eine weitere Treppe führte am südlichen Ende ursprünglich in die Plaza G, die Wand dorthin wurde aber später vollständig geschlossen. Fußwege führten vom südlichen Ende zur Struktur F1 (später verschlossen) und im Norden zur Struktur B5 sowie zur Plaza G. Das Dach war wahrscheinlich nicht fest gemauert, sondern gedeckt.[25]

Die dem Palastbereich nahe und zugewandte Lage wurde ursprünglich so interpretiert, dass ihre Bewohner möglicherweise Bedienstete des Palasts gewesen seien. Inzwischen gilt dies als unwahrscheinlich, vermutlich hatten die Bewohner aber einen höheren Status, z. B. als entfernte Verwandte des Königshauses oder qualifizierte Handwerker.[25]

Plaza G

Plaza G liegt im Süden der Akropolis und grenzt an die Plazas F (im Westen) und B (im Norden), im Süden und Osten wird sie vom Burgwall begrenzt. Sie kann nur über Plaza F erreicht werden und ist die kleinere der beiden halb-zugänglichen Plazas. Sie bietet zwei Strukturen Raum, G1 und G2, beide zugleich Teil des Burgwalls.[27]

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Struktur G2 von Plaza G aus während Ausgrabungen 2015

Die Struktur G2 im Osten der Plaza war ungefähr 15 Meter lang, 10 Meter breit und 2 Meter hoch und grenzt an die Struktur B4. Sie durchging drei Bauphasen, jeweils in der frühen, späten und terminalen Klassik. Der erste Bau erhob sich auf einer Plattform leicht über dem Terrain, war zumindest teilweise gemauert und vermutlich durch ein Dach aus vergänglichem Material abgedeckt. Der spätklassische Nachfolger war ein Doppelgewölbe auf einer 9 Meter langen, mindestens 3,5 Meter breiten Bodenplatte mit einer Türöffnung hin zur Plaza. Durch eine längs laufende Zwischenwand wurden zwei Räume geschaffen, der östliche war durch eine Türöffnung zugänglich. später wurde auf ihm noch ein zweites Geschoss aufgesetzt. Der letzte, ungefähr zwischen 750 und 850 errichtete Bau wurde errichtet auf einer Plattform mit einer Länge von 21 Metern und mindestens 7,30 Meter Breite, rund 1,70 Meter über dem Erdboden von Plaza G. Auf ihr befand sich eine weitere Plattform, 7,70 Meter lang und 6 Meter breit. Eine fünfstufige Treppe führte von Plaza G aus auf die wiederum nordsüdlich einfach terrassierte Plattform. Der Oberbau bestand vermutlich aus vergänglichen Baumaterialien.[27]

Die Struktur diente höchstwahrscheinlich öffentlichen Zwecken, Fundstücke in den Räumen sowie die Architektur lassen eine andere Nutzung unwahrscheinlich erscheinen.[27]

Die nicht zugänglichen Plazas

Der westliche Ballspielplatz

Der im äußersten Westen der Akropolis, etwas unterhalb des königlichen Palasts gelegene westliche Ballspielplatz liegt -als einziger Teil der Akropolis- außerhalb der Umfassungsmauern. Er wurde vermutlich ohne weitere Vorgängerbauten in der Spätklassik errichtet und genutzt. Er besteht aus zwei parallelen und einander ähnlichen dreifach getreppten Strukturen (WBC-1 und WBC-2). WBC-1 ist 16,5 m lang und 7 m breit, WBC-2, die östlichere, rund 15 m lang und 7,5 m breit. Das zwischen beiden liegende Spielfeld ist rund 4 m breit.[28]

Im Zuge von Ausgrabungen zwischen 2016 und 2022 konnten keine besonderen Artefakte gefunden werden. Natürliche Prozesse wie Erosion und Bewuchs zerstörten die beiden Strukturen stark, von 2018 bis 2022 wurden sie wieder instand gesetzt, eine moderne Treppe erschließt sie seit 2019 für Besucher.[28]

Cahal Pechs Peripherie

Umzüge vom zuvor noch durch die ganze Gemeinschaft bewohnten Hügel in dessen Peripherie begannen in der mittleren Frühklassik. Um 650 v.u.Z. war das Umland bereits als Teil der Siedlung etabliert und blieb es bis zum Ende von Cahal Pech.[18]

Während ursprünglich von rund 140 Örtlichkeiten[29] vor allem im Süden und Osten der Peripherie Cahal Pechs ausgegangen wurde, konnte später nachgewiesen werden, dass die Siedlung sich in alle Richtungen rund um die Akropolis ausbreitete,[30][31] darunter auch Gruppen größerer Gebäude von Bewohnern mit höherem Status, teils differenziert in Bauten mit öffentlicher und ritueller Funktion neben Wohnbauten.[18][19] Sowohl durch Begehungen wie Lidar-Untersuchungen konnten mindestens 201 Siedlungskomplexe sowie zahllose weitere Siedlungsspuren wie Plattformen, Chultunoob, Terrassen oder Keramikscherben in mehreren Kilometern Umkreis im Norden, Nordwesten, Westen, Süden und Südosten nachgewiesen werden.

Die Besiedlung im Norden ist dabei deutlich weniger verdichtet als im Süden, wo sich Siedlungsspuren stärker in einzelnen Kleingruppen finden, zwischen denen größere Distanzen liegen.[31][30] Nur vorübergehend besiedelt wurde wohl der Nordosten an den Ufern des Macal. Die nachgewiesenen Siedlungen im Norden weisen eine bandförmige Gruppierung im Abstand von 250 m zum Flussufer auf und setzten sich von dort nach Westen fort und markieren so vermutlich die Grenze regelmäßiger Überflutungen.[31] Funde aus Notgrabungen rund 1,5 km nördlich der Akropolis sehr nah am Ufer des Macal wiesen eine Siedlung aus mehreren Gebäuden aus der Späten Frühklassik nach, die zwischen 200 und 300 durch starke Überflutungen zerstört und unter Schlamm begraben wurde. Danach wurde die Nutzung des Bereiches für Wohnzwecke vermutlich aufgegeben.[32] Insgesamt lassen sich Ansiedlungen im Norden jedoch schlecht erforschen, da das Wachstum der modernen Stadt und intensive agrarische Nutzung dort bereits vor dem Beginn ständiger Ausgrabungen zu weitgehender Planierung von Strukturen geführt hat.[33][31]

Erforscht wurden bisher die folgenden größeren Gruppen:

  • Zubin (sowie umliegende Gruppen D, F und G, 3 Plazas, zahlreiche Strukturen, 2 km südlich der Akropolis)[34]
  • Melhado (13 Strukturen, ca. 1 km nördlich der Akropolis)[35]
  • Cas Pek (12 Strukturen, 150 m westlich der Akropolis)[36]
  • Tolok (11 Strukturen, 350 m südöstlich der Akropolis)[37]
  • Tzutziiy K’in (9 Strukturen, 2 km westlich der Akropolis)[29]
  • Tzinik (9 Strukturen, 450 m südlich der Akropolis)[38]
  • Zopilote (5 religiöse Strukturen 600 m südlich, verbunden mit der Akropolis durch ein Sacbé)[29]
  • Martinez (4 Wohnbauten, 2 km südlich des Kerns)[29]
  • K'ik (3 Strukturen, 90 m südlich von Plaza F) und Zotz (4 Strukturen, 25 m südöstlich der K'ik-Gruppe), wahrscheinlich zusammengehörig[39]
  • Figueroa (3 Strukturen, 400 m südwestlich der Akropolis)[40]
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Forschungsgeschichte

Zusammenfassung
Kontext

1916[41] und 1918[42] wurden einzelne Funde von Scherben und Artefakten aus sogenannten Mounds in El Cayo (d.i. San Ignacio) beschrieben. In diesem Sinne wurde El Cayo dann auch 1939 im Index von Eric Thompsons Excavations at San Jose, British Honduras erwähnt.[43] Der Ort selbst wurde 1951 kurz durch Linton Satterthwaite beschrieben, der in Cahal Pech 1950 erste Erkundungsgrabungen unternommen hatte und den Namen des Ortes etablierte.[44] Satterthwaite unternahm erste Grabungen im Zentrum der Stätte, legte den Ballspielplatz frei und barg einige Stelen. Detaillierte Berichte darüber publizierte er jedoch nicht.[45]

1968 wurde der deutsche Archäologe Peter Schmidt zum Archäologischen Beauftragten Belizes ernannt. Nach schweren Plünderungen unternahm er bis 1971 Rettungsgrabungen auf Plaza B und auf der Struktur B1. Die Grabungen brachten wichtige Funde ans Tageslicht, darunter einige Gräber. Auch Schmidt publizierte jedoch keine Ergebnisse.[45]

Während der 1970er Jahre wurde Cahal Pech Opfer schwerer Plünderungen, bis 1986 gab es keine weiteren wissenschaftlichen Aktivitäten. In diesem Jahr begann Joseph Ball, finanziert vom belizischen Tourismusministerium, mit Ausgrabungen und restaurierte einige der Strukturen. Er entwickelte die Theorie, das Cahal Pech kein eigenständiger Staat, sondern dem mächtigeren Buenavista del Cayo untergeordnet war und als saisonaler Sitz der dortigen Herrscher diente. Trotz der Grabungen gab es weiter Plünderungen, die umfangreichen Schaden anrichteten.[46] Im Zuge von Balls Arbeit wurde 1988 das Cahal Pech Park Project gegründet, dass die Stätte touristisch erschließen, schützen und erforschen sollte.[47]

Auf Initiative des Stadtrates von San Ignacio und des belizischen Tourismusministeriums, die die Stätte als touristisches Ziel entwickeln wollten, begann im Sommer 1988 auch der belizische Archäologe Jaime Awe mit Grabungen und Forschungen in Cahal Pech im Zuge des auf vier Jahre angelegten Cahal Pech Project.[48] Insbesondere in seinen Anfangsjahren hatte es noch regelmäßig mit Problemen durch die Zerstörung von Baugruppen in der Peripherie im Zuge von Bauarbeiten und Plünderungen zu kämpfen. Erst 1992 wurde dann der Hügel wie der angrenzende Raum unter Schutz gestellt.[49] Im Nachgang der Wahlen in Belize 1993 kam es trotzdem zu schweren Vandalismen gegen den Park und illegalen Bauten in seinem Areal.[47] Im Jahr 1992 wurde auch das Belize Valley Archeological Reconnaissance Project (BVAR) gegründet,[49] das seit 2001 die gesamten Arbeiten im Tal des Belize River koordiniert, seit 2006 gemeinsam mit der Organisation American Foreign Academic Research (AFAR).[45] 2020 galten über 80 Prozent der umbauten Akropolis als ausgegraben.[48]

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Nachweise

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