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Christoph von Sethe
deutscher Jurist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Christoph Wilhelm Heinrich Sethe, ab Januar 1850 offiziell: von Sethe (* 25. April 1767 in Kleve; † 30. April 1855 in Berlin) war ein deutscher Jurist.

Leben
Zusammenfassung
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Sethe wurde als ältester Sohn von acht Kindern des königlich preußischen Hofrats Caspar Henrich Sethe (1732–1806)[1] und seiner Ehefrau Christine Marie Grolman (1733–1819), einer Schwester des Juristen Heinrich Dietrich von Grolman (1740–1840), im preußischen Herzogtum Kleve in eine rheinländische Juristenfamilie geboren. Sein jüngster Bruder war der Jurist Christian Sethe (1778–1864). Seine Kindheit verbrachte er in Kleve, wo er 1774 die Klever Lateinschule besuchte. Mit sechzehn Jahren begann er das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Duisburg, wo er sich am 15. Oktober 1783 immatrikulierte. Ab dem 30. April 1785 studierte er an der Friedrichs-Universität in Halle an der Saale und nach zwei Jahren dann an der Georg-August-Universität in Göttingen[2]. Im Oktober 1787 verließ er die Universität und absolvierte in Kleve das Examen als Auskultator bei der Klevisch-Märkischen Regierung. Die Referendariatszeit schloss er 1790 mit dem Examen in Berlin ab. Im Juni 1791 begann seine juristische Karriere als Regierungs-Assessor bei der Clev-Märkischen Regierung in Kleve.[3] 1793 erhielt er auch Sitz und Stimme im Pupillenkollegium.[4] 1794 wurde er zum Geheimen Regierungsrat befördert.[5][6]
In der Franzosenzeit, die in den französisch besetzten oder beeinflussten Gebieten am Rhein die Einführung französischen Rechts mit sich brachte, setzte er seine Laufbahn erfolgreich fort. 1812 wurde er Generalprokurator am Appellationsgerichtshof Düsseldorf und Staatsrat im Großherzogtum Berg. Nach dem Aufstand der Knüppelrussen 1813 lehnte Sethe die von Napoleon geforderte Verfolgung der Verantwortlichen ab. Er wurde deshalb nach Paris einbestellt und von dem Staatssekretär Roederer von April bis Juni 1813 quälenden Anschuldigungen ausgesetzt.[7]
Unter preußischer Regierung wurde Sethe zum Gerichtsrat, Wirklichen Geheimrat und 1819 zum Chefpräsidenten des Rheinischen Revisions- und Kassationshofes berufen. Er leitete die Rheinische Immediat-Justiz-Kommission, die 1816 das preußische und das französische Recht in Bezug auf eine territoriale Gesetzgebung für das Rheinland vergleichen sollte. Erfolgreich verteidigte er die freiheitlichen Grundsätze, die insbesondere der französische Code civil auch dem rechtsrheinischen Raum gebracht hatte.[8] Im Mai 1820 wurde er zum Mitglied des Preußischen Staatsrats berufen.[9]
Nach dem Eintritt in den Ruhestand wurde Sethe am 18. Januar 1850 zum Ritter des Schwarzen Adlerordens erhoben.[10] Damit war die Erhebung in den erblichen Preußischen Adel verbunden. Sethe machte davon jedoch keinen Gebrauch; auch einige seiner Nachfolger verzichteten darauf. Erst im September 1907 wurde ein Wappen für jene Nachkommen vergeben, die das Adelsprädikat führen wollten.[11]
Sethe heiratete 1796 Henriette Philippine Helene Sack (1772–1830), Schwester des Juristen Johann August Sack aus Kleve. Zu den überlebenden Kindern der Ehe gehörten:
- Christian Carl Theodor Ludwig (1798–1857) wurde Steuerdirektor in Stettin. Seine Töchter:
- Hermine (1829–1866) heiratete ihren Cousin Karl Haeckel.
- Anna (1835–1864) heiratete 1862 ihren Cousin Ernst Haeckel.
- Charlotte Auguste Henriette (1799–1889) heiratete 1822 den Witwer Carl Gottlob Haeckel (1781–1871). Ihre Söhne:
- Karl Haeckel (1824–1897) heiratete seine Cousine Hermine. Ihr Sohn:
- Heinrich Haeckel (1859–1921) wurde Arzt; er stand seinem Onkel Ernst Haeckel sehr nahe.
- Ernst Haeckel (1834–1919) wurde einer der ersten Anhänger Darwins in Deutschland. Er heiratete in erster Ehe seine Cousine Anna.
- Karl Haeckel (1824–1897) heiratete seine Cousine Hermine. Ihr Sohn:
- Auguste (1803–1875) heiratete 1826 den Theologen Friedrich Bleek. Ihr Sohn:
- Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek (1827–1875) wurde einer der ersten Afrikanisten Deutschlands.
- Bertha Emma Sophie (1812–1904) übernahm nach dem Tod der Mutter die Haushaltsführung.
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Schriften
- Bemerkungen über die Natur und Eigenschaft der Leib- und Zeit-Gewinn-Güter in der Grafschaft Mark. Wider den Aufsatz über den nähmlichen Gegenstand in Nro. 19. d. Bl. In: Westfälischer Anzeiger, 22. Band, Nro. 42 und 43 vom 27. und 31. Mai 1809, Spalte 657–664 und 673–682.
- Urkundliche Entwickelung der Natur der Leibgewinnsgüter und Widerlegung der von dem Herrn Regierungsrath Mallinkrodt darüber im Westphälischen Anzeiger vorgetragenen irrigen Behauptungen. Düsseldorf 1810. (Digitalisat)
- [anonym] Die Gerichtsverfassung und das gerichtliche Verfahren in den Königlich-Preußischen Rhein-Provinzen. Aus authentischer Quelle. Berlin 1820. (Digitalisat)
- Historische Skitze der brandenburgischen und preußischen Gesetzgebung, in Betreff des mündlichen Proceßverfahrens vor versammeltem Gericht. In: Zeitschrift für wissenschaftliche Bearbeitung des preußischen Rechtes. 1. Band 1830, S. 27–45.
- Ueber die Zwangspflicht zur Berichtigung des Besitztitels bei dem Grund- und Hypothekenbuch. In: Zeitschrift für wissenschaftliche Bearbeitung des preußischen Rechtes. 1. Band 1830, S. 358–367.
- Christoph Wilhelm Henrich Sethes Erinnerungen aus einer „großen, bewegten Zeit“ (1770–1815). In: Weltgeschichte am Rhein erlebt. Erinnerungen des Rheinländers Christoph Wilhelm Henrich Sethe aus der Zeit des europäischen Umbruchs. Herausgegeben von Adolf Klein, Justus Bockemühl. Wienand Verlag, Köln 1973, S. 57–227. (ISBN 978-3-87909-035-8, Inhaltsübersicht)
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Literatur
- [anonym[12]:] Der Präsident Sethe. In: Kölnische Zeitung Nr. 136 vom 17. Mai 1855, Beilage, 1. Seite.
- Nachrichten der Familie Sethe. Berlin 1856.[13]
- Hermann Hüffer: Sethe, Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 45–48.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 4. Jg. 1910. Gotha o. J., S. 744f.
- Wilhelm Weisweiler: Geschichte des rheinpreußischen Notariates. Band 2: Die preußische Zeit. Baedeker, Essen 1925, (Auch Nachdruck: Scientia-Verlag, Aalen 1998, ISBN 3-511-06250-0), S. 170–173.
- Adolf Klein: Rheinisch-westfälisches Schicksal im europäischen Umbruch. Eine geschichtliche Einführung in die Lebenserinnerungen Christoph Wilhelm Henrich Sethes. In: Weltgeschichte am Rhein erlebt. Köln 1973, ISBN 978-3-87909-035-8, S. 9–56.
- Gudrun Seynsche: Der Rheinische Revisions- und Kassationshof in Berlin (1819–1852). Ein rheinisches Gericht auf fremdem Boden. Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-10886-8, (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 43), (Zugleich: Trier, Univ., Diss., 2001–2002).
Weblinks
- Literatur von und über Christoph von Sethe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Preußen im Rheinland: Christoph Wilhelm Henrich Sethe
- Wohnhaus Sethes
Einzelnachweise
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