Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Cirksena
Häutplingsgeschlecht in Ostfriesland, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Die Cirksena waren eine aus einem Greetsieler Häuptlingsgeschlecht hervorgegangene ostfriesische Adelsfamilie, die ab 1464 als Reichsgrafen und ab 1654 als Reichsfürsten in Ostfriesland regierte und 1744 im Mannesstamm erlosch.

Der Name entstammt dem Häuptlingsgeschlecht der Tzyerza, woraus nach vielen Schreibweisen der Familienname Cirksena wurde.[1]
Die Cirksena in Ostfriesland
Zusammenfassung
Kontext

Die Cirksena hatten sich im 15. Jahrhundert – nach einer Zeit, die vom Kampf der Häuptlingssippen um Machtbereiche, Einfluss und Vorherrschaft geprägt war – durchgesetzt. Um 1430 besiegte Edzard Cirksena als Anführer des Bundes der Freiheit seinen Widersacher Focko Ukena. Die Cirksena erstarkten und traten in die Nachfolge des Häuptlingsgeschlechts der tom Brok.
Im Jahr 1439 wurde infolge der Auseinandersetzungen von den Hamburgern die Stadt Emden zunächst auf Widerruf und seit 1453 endgültig an die Cirksena übergeben; bis in das Jahr 1595 verwaltete und beherrschte die Familie die Stadt. Edzards Bruder Ulrich Cirksena wurde 1464 von Kaiser Friedrich III. in den Reichsgrafenstand erhoben und mit Ostfriesland als Reichsgrafschaft Ostfriesland belehnt. Eine starke Herrschaft konnten die Cirksena in Ostfriesland jedoch nie etablieren. Immer wieder brachen Machtkämpfe mit den selbstbewussten ostfriesischen Ständen aus.[2]
Der bedeutendste Herrscher aus dem Hause Cirksena war Edzard der Große (1462–1528), unter dessen Führung die Reichsgrafschaft Ostfriesland ihre größte Ausdehnung erreichte. In seine Regierungszeit fiel auch die Ausbreitung der Reformation in Ostfriesland. 1654 wurden die Cirksena durch den Kaiser in den Fürstenstand erhoben. Carl Edzard, der letzte Herrscher aus dem Hause Cirksena, starb in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai 1744 (angeblich an einem Glas Buttermilch, das er nach einer Jagd getrunken haben soll) ohne Nachkommen. Unmittelbar darauf nahm Friedrich der Große das Land in Besitz.
Remove ads
Schlösser
Zusammenfassung
Kontext
Ursprünglich hatte die Familie ihren Sitz in Appingen. Nachdem dort der Zugang zum offenen Meer verlandete, verlegte Haro Edzardsna den Familiensitz an das kurz zuvor errichtete Siel, wo sie zwischen 1362 und 1388 die Burg Greetsiel als Häuptlingsburg errichteten. Im Zuge des Aufstiegs der Cirksena zur führenden Häuptlingsfamilie ließ Ulrich Cirksena die Burg zwischen 1457 und 1460 zu einer Vierflügelanlage mit Wehrturm ausbauen. Mit Hilfe der Hanse eroberten die Cirksena 1433 Stadt und Burg Emden, wo eine Hansische Garnison eingerichtet wurde. 1439 zog diese Garnison wieder ab und die Hanse übergab die Burg an die Cirksena. 1458 ließ Ulrich Cirksena auch diese Burg erheblich ausbauen. Die Burg Emden war von 1464 bis 1595 Residenz der ostfriesischen Grafen- und Fürstenfamilie. 1447 errichteten sie zudem im Auricher Schlossbezirk die Averborg. Während der Emder Revolution stürmten Bürger der Stadt am 19. April 1595 die örtliche Burg und schleiften sie teilweise. Graf Edzard II. verlegte daraufhin seine Residenz gezwungenermaßen nach Aurich. Im 15. Jahrhundert hatten die Cirksena die Burg Berum geerbt, die Edzard II. zu einem Wasserschloss im Renaissance-Stil ausbauen ließ, die fortan als Witwensitz der Familie diente.
- Die Averborg im Auricher Schlossbezirk
Remove ads
Die Cirksena in Rietberg

Die Cirksena stellten von 1581 bis 1699 die Herrscher der Grafschaft Rietberg. Dies geschah zunächst in Personalunion mit Ostfriesland, nachdem Graf Enno III. die Rietbergsche Erbtochter Walburg von Rietberg geheiratet hatte. Im Berumer Vergleich (1600) trat er jedoch die Grafschaft Rietberg an seine Töchter ab.
Ennos Bruder, Graf Johann III., heiratete mit päpstlichem Dispens 1601 seine Nichte Sabina Catharina, Ennos Tochter und Erbin Rietbergs. Beide waren zum Katholizismus konvertiert und begründeten damit die katholische Nebenlinie der Cirksena. Der letzte männliche Nachkomme des Hauses Ostfriesland in Rietberg, Graf Ferdinand Maximilian, starb 1687. Seine Erbtochter Maria Ernestine Francisca heiratete 1699 Maximilian Ulrich von Kaunitz.
Wappen
Zusammenfassung
Kontext
Das Wappen der Familie Cirksena zeigt einen gekrönten goldenen Jungfrauenadler (andere Bezeichnungen: Harpyie, Engel) auf schwarzem Grund. Dieses Motiv fand in die verschiedensten Nachfolgewappen Eingang. So etwa in das endgültige gräfliche Wappen Ostfrieslands, das Graf Rudolf Christian im Jahr 1625 festlegte. Hier ziert der Jungfrauenadler das vornehmste, heraldisch rechte obere Wappenfeld. Das Wappen ist bis heute als das Wappen von Ostfriesland in Gebrauch.
Die obere Hälfte des Emder Wappens stellt ebenfalls den Cirksena-Jungfrauenadler dar. Die Cirksena residierten bis zur Emder Revolution im Jahr 1595 in der Stadt Emden. Auch die Emden gegenüberliegende niederländische Stadt Delfzijl hat das Cirksena-Wappen in das ihrige aufgenommen. Dies ist auf die Herrschaft Edzards des Großen im Groningerland zurückzuführen. Ebenso ist der in der Farbgebung veränderte gekrönte Jungfrauenadler im Wappen des Landkreises Aurich auf die Cirksena zurückzuführen. Auch die heutige Gemeinde Krummhörn, in der das Stammland der Cirksena lag, hat das Wappen der Familie in das Gemeindewappen aufgenommen.
Nachdem die Cirksena in der Grafschaft Rietberg die Herrschaft übernommen hatten, fand ihr Emblem auch im Wappen Rietbergs seinen Platz zwischen dem Wappen der alten Herrscherfamilie und dem des Harlingerlandes. Später wurde es durch das Wappen der Familie Kaunitz ergänzt.
Durch die Verbindung Ostfrieslands und Rietbergs ist der Cirksena-Adler auch bis heute in umgekehrter Farbgebung (schwarz auf Gold) unten rechts (heraldisch: unten links) im Wappen des Fürstentums Liechtenstein zu finden: Gundaker von Liechtenstein hatte Agnes Cirksena, die zweite Tochter von Graf Enno III. und Walburg von Rietberg, geheiratet und daraus einen Anspruch auf Rietberg abgeleitet.
Dem Krumstert, einer volkstümlichen Bezeichnung für eine Münze, die im 15. Jahrhundert in Ostfriesland in Umlauf war, war ein steigender Löwe aufgeprägt, den die Cirksena durch einen Jungfrauenadler ersetzten.[3]
- Stammwappen der Cirksena
- Cirksena-Wappen
- Wappen Ostfrieslands
- Wappenstein vom Auricher Schloss
- Wappen der Grafen von Rietberg aus dem Hause Cirksena
- Wappen von Kaunitz-Rietberg
- Wappen Liechtensteins mit dem Cirksena-Wappen in umgekehrten Farben
- Wappen des Landkreises Aurich
- Wappen von Delfzijl
- Wappen von Greetsiel
- Wappen von Krummhörn
Remove ads
Namensherkunft
Der Name Cirksena ist friesischen Ursprungs und bis heute als Familienname in Ostfriesland verbreitet. Er geht wahrscheinlich auf den alten Vornamen Tzirk („Cirk“) zurück. Enno Attena übernahm den angesehenen Namen anlässlich seiner Heirat mit der Erbtochter Gela von Manslagt.
Persönlichkeiten
Stammliste
Herrscher Ostfrieslands
Weitere Persönlichkeiten
- Almuth Cirksena (1465–1522), ostfriesische Grafentochter
Remove ads
Siehe auch
Literatur

- Ernst Esselborn: Das Geschlecht Cirksena. Die Häuptlinge, Grafen und Fürsten von Ostfriesland. s. n., Berlin 1945.
- Hans Heinrich Hobbing: Die Begründung der Erstgeburtsnachfolge im ostfriesischen Grafenhaus der Cirksena. Friemann, Aurich 1915 (Abhandlungen und Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands 19, ISSN 0724-9772).
- Günther Möhlmann: Cirksena. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 255 f. (Digitalisat).
- Heinrich Reimers: Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses. Friesen-Verlag, Bremen 1925 (Nachdruck. Sändig, Vaduz 1991).
- Heinrich Schmidt: Politische Geschichte Ostfrieslands. Gerhard Rautenberg, Leer 1975 (Ostfriesland im Schutze des Deiches 5), S. 76–328.
Remove ads
Anmerkungen
Weblinks
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads