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Comes Italiae

römischer Militärrang Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Comes Italiae
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Der Comes Italiae war in der Spätantike Befehlshaber von mobilen Eingreiftruppen (Comitatenses) der weströmischen Armee, die im Kernland des Reiches, Italien, operierten.

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Heerführer der Comitatenses und Limitanei im 5. Jahrhundert n. Chr.
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Spätrömischer Offiziershelm vom Typ Berkasovo I, 4. Jahrhundert
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Illustration des Tractus Italiae circa Alpes in der Notitia Dignitatum

Namentlich bekannte Comites:

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Definition

Der Titel comes wurde in der Regel an Mitglieder der höchsten Rangklasse des Adels (vir spectabilis) bzw. die engsten Vertrauten des Imperators verliehen. In der spätrömischen Armee übertrug er sich dann auch auf die Kommandeure der mobilen Feldarmeen oder Offiziere, die mit zeitlich begrenzten Sonderkommandos betraut wurden (Comes rei militaris). Sein direkter Vorgesetzter war der Magister peditum praesentalis (der Hofheermeister) des Westens für die Infanterie und der Magister equitum praesentalis für die Kavallerie.[2]

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Funktion

Das Amt ist nur aus der Notitia Dignitatum Occidentum bekannt. Die Nachverfolgung seiner Geschichte gestaltet sich mangels anderer zeitgenössischer Quellen äußerst schwierig und ist zum größten Teil reine Spekulation. Im Kapitel des Comes werden weder sein Verwaltungsstab (officium), noch Truppeneinheiten, deren kommandierende Offiziere oder Festungsstädte bzw. Kastelle, in denen sie stationiert waren, angegeben. Vermutlich waren sie Bestandteil der Armeen des Magister peditum bzw. des Magister equitum und wurden daher auch von deren Verwaltung administriert.

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Kommandobereich

Zusammenfassung
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Der Comes und die Angabe seines Zuständigkeitsbereiches scheinen noch zusätzlich im Kapitel des Magister peditum auf.[3] Sein Militärbezirk (tractus) erstreckte sich im Wesentlichen auf die Städte und Kastelle in Norditalien und die Sperrwerke in den Julischen Alpen. Der Einsatzraum der italienischen Feldarmee umfasste aber wohl auch die übrigen italischen Provinzen (intra italiam):

Ein bemerkenswertes Detail der Abbildung seines Zuständigkeitsbereiches in der Notitia Dignitatum Occ. sind zwei mit Türmen und Zinnen bewehrte Mauern. Wahrscheinlich eine Darstellung der Befestigungen der Claustra Alpium Iuliarum, deren Vollausbau erst im 4. Jahrhundert abgeschlossen worden war. Sie sollten vor allem die Fernverkehrsstraßen durch den Birnbaumer Wald schützen. Die Route über die Julischen Alpen war für Eindringlinge aus dem Nordosten der schnellste Weg nach Italien. Die dortigen Sperrmauern und Kastelle waren aber vermutlich gar nicht mehr mit römischen Soldaten besetzt, als die Notitia Dignitatum erstellt wurde. Die Darstellung des Castrum Italia soll möglicherweise die Zuständigkeit dieses Comes für alle Provinzen bzw. Militärstützpunkte auf der Italienischen Halbinsel symbolisieren. Es könnte damit aber auch eine alte römische Veteranenkolonie, die Festungs- und Handelsstadt Aquileia, gemeint sein. Aufgrund ihrer Schlüsselposition diente sie lange als Bollwerk gegen Einfälle von Feinden aus dem Norden.[4]

Entwicklung

Guido Clemente ist der Ansicht, dass die comitiva zwischen 401 und 405 eingerichtet wurde. In dieser Zeit war die Alpenregion Schauplatz der Kämpfe gegen Alarich I. und Radagais. Die italische Feldarmee galt in dieser Dekade als die kampfkräftigste des Westreichs. Nachdem der Magister militum selbst das Kommando über die Armee in Italien übernommen hatte, wurde das Amt wieder abgeschafft. Arnold H. M. Jones vermutet, dass der Comes Italiae mit Etablierung des Comes Illyrici, dessen Zuständigkeitsbereich u. a. die Provinzen Noricum und Rätien umfasste, überflüssig wurde. Um 456 könnte auch der spätere Magister militum, Flavius Ricimer, das Amt eines Comes von Italien bekleidet haben, da ihn Kaiser Avitus mit der Abwehr der Vandalen auf Korsika und der Sicherung der Getreidelieferungen für die Stadt Rom aus Afrika und Sizilien betraute.[5]

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Truppen

Welche Einheiten unter seinem direkten Kommando standen, ist mangels diesbezüglicher Schriftquellen unbekannt. Die Schildmuster wurden in der westlichen Notitia Dignitatum überliefert. Die nachfolgend aufgelisteten Einheiten gehörten zur Italienarmee des Magister peditum. Sie dienten zum Schutz der italischen Provinzen und könnten im Krisenfall dem Comes Italiae unterstellt gewesen sein. Der Großteil der weströmischen Armee bestand aus Infanteristen, obwohl auch Bogenschützen und berittene Bogenschützeneinheiten in den Quellen häufig erwähnt werden. Die Infanterieeinheiten wurden wohl größtenteils unter Diokletian und Konstantin aufgestellt. Die Kavallerieeinheiten umfassten wahrscheinlich zwischen 500 und 1000 Mann (inklusive der Stallburschen). Die Herkunft der Soldaten in der italienischen Feldarmee ist sehr unterschiedlich: Grabinschriften von Aquileia und Concordia aus dem 4. und frühen 5. Jahrhundert erwähnen u. a. Bataver, Heruler, Salfranken und Vandalen. Die ethnische Zusammensetzung der nichtrömischen Einheiten wurden aber – in den meisten Fällen – mit der Zeit immer mehr durchmischt.[6]

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Distributio Numerorum

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Laut der ND Occ. standen dem Comes möglicherweise folgende Einheiten zur Verfügung:[7]

Gardeeinheiten (Kavallerie)

Weitere Informationen Einheiten, Bemerkung ...

Gardeeinheiten (Infanterie)

Weitere Informationen Einheiten, Bemerkung ...

Feldarmee

Weitere Informationen Einheiten, Bemerkung ...
Weitere Informationen Einheiten, Bemerkung ...

Foederaten

Weitere Informationen Einheiten, Bemerkung ...

Marineeinheiten

Weitere Informationen Einheiten, Bemerkung ...
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Fabricae

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Notitia Dignitatum: Insignien des Magister officiorum (Westreich) mit Darstellung von Ausrüstungsgegenständen (Clibanaria)

Die staatlich organisierte römische Rüstungsproduktion entstand in der Zeit der Tetrarchie, während der Herrschaft Kaiser Diokletians (284–305). In dieser Zeit nahm die Zahl der dafür erforderlichen Werkstätten (fabricae) sprunghaft zu. Die gesamte Produktion wurde in einem Zentralisierungsschema erfasst, das mit der administrativen Neuorganisation der Provinzen einherging. Der kontinuierliche Nachschub der Armee mit Waffen aller Art konnte so ohne größere Probleme bewältigt werden. Möglich wurde dies auch durch die Spezialisierung der einzelnen Fabricae.[70] Im Kapitel des Magister officiorum werden für Italien vier Standorte für Waffenfabriken aufgelistet:

  • Veronensis scutatria et armorum (Schilde und Waffen in Verona),
  • Mantuana loricaria (Körperpanzer in Mantua),
  • Cremonensis scutaria (Schilde in Cremona),
  • Ticinensis arcuaria (Pfeilbogen am Ticino)
  • Lucensis spatharia (Schwerter in Lucca)[71]
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Literatur

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  • Anton Quitzmann: Die älteste Geschichte der Baiern bis zum Jahre 911. Verlag Friedrich Wreden, Braunschweig 1873.
  • Friedrich Anders: Flavius Ricimer, Macht und Ohnmacht des weströmischen Heermeisters in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, Buch (Hochschulschrift), Peter Lang, Frankfurt am Main 2010.Google Buchseite
  • Ralf Scharf: Der Dux Mogontiacensis und die Notitia Dignitatum. Eine Studie zur spätantiken Grenzverteidigung. Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-11-018835-X (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände, Band 48. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • A. H. M. Jones: The Later Roman Empire, 284–602. A Social, Economic and Administrative Survey. 2 Bände. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 1986, ISBN 0-8018-3285-3 (Paperback edition).
  • Hans D. L. Viereck: Die Römische Flotte, Classis Romana. Köhlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1996, S. 258. ISBN 3-930656-33-7.
  • Michael S. DuBois: Auxillae: A Compendium of Non-Legionary Units of the Roman Empire. Lulu Press 2015, ISBN 978-1-329-63758-0.
  • Knut Stjerna: Hjälmar och svärd i Beovulf; In: Studier tillägnade Oscar Montelius 1903 af Lärjungar, Stockholm 1903.
  • Simon James; "Excavations at Dura-Europos 1928-1937, Final Report VII, The Arms and Armour and other Military Equipment", British Museum Press, London 2004.
  • Dietrich Hoffmann: Die Spätrömischen Soldatengrabschriften von Concordia. Schweizerische Zeitschrift für klassische Altertumswissenschaft, Vol. 20.1, 1963.
  • E.A. Mehamadiev: Anonymus de Rebus Bellicis and Latin inscriptions from Aquileia: the question of the formation and development divisions seniores-iuniores late Roman army in the 4th Century. Mnemon, Research and publications on the history of the Ancient World; Ed. E.D. Frolova; Issue 13, 2013.
  • Roger Tomlin: Seniores-Iuniores in the Late-Roman Field Army. The American Journal of Philology, Vol. 93, No. 2, The Johns Hopkins University Press, April 1972.
  • Philip Rance: Sculca, sculcator, exculcatore and proculcator: The Scouts of the Late Roman Army and a Disputed Etymology. Latomus 73, 2014.
  • Shepard Frere, Margaret Roxan, Roger Tomlin: The Roman Inscriptions of Britain, Vol. II, Fasc. I; Allan Sutton, Gloucester, 1990.
  • Robert Grigg: Portrait-Bearing Codicils in the Illustrations of the Notitia Dignitatum? The Journal of Roman Studies, Vol. 69, 1979.
  • Robert Grigg: Inconsistency and Lassitude: The Shield Emblems of the Notitia Dignitatum. The Journal of Roman Studies, Vol. 73, 1983.
  • David Woods: Ammianus Marcellinus and the Deaths of Bonosus and Maximilianus. Hagiographica, 2, 1995.
  • David Woods: Julian, Arbogastes, and the signa of the Ioviani and Herculaiani". Journal of Roman Military Equipment Studies, 6, 1995.
  • Hans Petrovitsch: Legio II Italica (= Forschungen in Lauriacum. Bd. 13). Gesellschaft für Landeskunde in Oberösterreich, Linz 2006, ISBN 3-902299-04-5.
  • Michael Alexander Speidel: Die Thebäische Legion und das spätrömische Heer. In: Mauritius und die Thebäische Legion: Akten des internationalen Kolloquiums, Freiburg, Saint-Maurice, Martigny, 17. – 20. September 2003. Freiburg, Schweiz, Academic Press Fribourg 2005. Digitalisat
  • Michael Alexander Speidel: Raising New Units for the Late Roman Army: Auxilia Palatina. Dumbarton Oaks Papers Nr. 50, 1996.
  • Michael Alexander Speidel: The Army at Aquileia, the Moesiaci Legion, and the Shield-Emblems in the Notitia Dignitatum. Roman Army Studies II, Stuttgart 1992.
  • E.C. Nischer: The Army Reforms of Diocletian and Constantine and Their Modifications up to the Time of the Notitia Dignitatum. The Journal of Roman Studies, Vol. 13, 1923.
  • Noel Lenski: Assimilation and Revolt in the Territory of Isauria, from the 1st Century BC to the 6th Century AD. Journal of the Economic and Social History of the Orient, 42.4, 1999.
  • Bernard S. Bacharach: A History of the Alans in the West: From Their First Appearance in the Sources of Classical Antiquity Through the Early Middle Ages. University of Minnesota Press, 1973.
  • Neil Christie: From Constantine to Charlemagne: An Archaeology of Italy AD 300–800, Chapter 4, Routledge 2016.

Piotr Letki: The state factories (fabricae) during the time of tetrarchy. Studia nad Kultura Antyczana, Opole 2009 (PDF).

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Anmerkungen

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