Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Feuerhalle Simmering
Krematorium und Urnenfriedhof in Wien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Die Feuerhalle Simmering (auch Krematorium Simmering genannt[1]) ist ein Krematorium mit angeschlossenem Urnenfriedhof im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering. Sie wurde am 17. Dezember 1922 als erstes österreichisches Krematorium eröffnet.
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext




Die Befürworter der Feuerbestattung, vor allem der liberal orientierte Feuerbestattungsverein Die Flamme, setzten sich bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts für die Errichtung von Krematorien in Österreich ein. Am 15. April 1904 wurde der Arbeiter-Zweig des Vereins Die Flamme gegründet.[2] Am 24. Oktober 1906 beantragte Gemeinderat Friedrich Allmeder erstmals die Zulassung der Feuerbestattung in Wien,[3] diesbezügliche Anträge wurden von den Behörden aber stets zurückgewiesen. 1921 genehmigte schließlich der nunmehr sozialdemokratisch dominierte Wiener Gemeinderat unter Bürgermeister Jakob Reumann im Zuge seiner sozialdemokratisch orientierten Kommunalpolitik („Rotes Wien“) die Errichtung eines Krematoriums in Wien. Mit der Umsetzung betraut wurde Stadtrat Franz Siegel, der im Stadtsenat für technische Angelegenheiten zuständig war. Ursprünglich war geplant, die Anlage auf dem Areal des aufgelassenen Sankt Marxer Friedhofs zu bauen, die Entscheidung fiel jedoch zugunsten des ehemaligen Gartens des Schlosses Neugebäude, der sich zwischen dem Schloss und der Simmeringer Hauptstraße befindet und zudem in unmittelbarer Nähe zum Wiener Zentralfriedhof liegt. Ein ausgeschriebener Wettbewerb zur Gestaltung der Feuerhalle im Rahmen der siebenten Erweiterung des Zentralfriedhofs wurde zwar von Josef Hoffmann gewonnen, es wurde aber der drittplatzierte Entwurf von Clemens Holzmeister gewählt, da dieser die bestehende Architektur des Schlossgartens am besten in das Projekt zu integrieren verstand.
Am 17. Dezember 1922 erfolgte die feierliche Eröffnung der Feuerhalle als erstes österreichisches Krematorium durch Bürgermeister Jakob Reumann, obwohl ein noch am Vortag vom christlichsozialen Minister Richard Schmitz eingebrachter Antrag dies verhindern sollte. Es folgte eine Klage gegen Reumann beim Verfassungsgerichtshof, der schließlich 1924 zugunsten der Feuerhalle entschied. Die erste Einäscherung fand am 17. Jänner 1923 statt.
Bereits in den 1920er und 1930er Jahren erfolgten erste Erweiterungen sowie Um- und Anbauten, da es einen deutlichen Anstieg bei der Anzahl der Einäscherungen gab. Während der Schlacht um Wien im April 1945 wurden sowohl das Krematorium als auch der Urnenhain von Bomben getroffen und schwer beschädigt. Das Krematorium konnte erst nach etwa einem Jahr wieder den Betrieb aufnehmen.
Von 1967 bis 1969 erfolgte nach Plänen Holzmeisters eine Erweiterung der Anlage. In den 1980er Jahren wurden die bisher mit Koks und Gas betriebenen Einäscherungsöfen durch elektrische ersetzt.
2008 wurden eine neue Filteranlage sowie ein Lift für einen barrierefreien Zugang eingebaut. Seit Mai 2013 wurden die Elektroöfen gegen gasbetriebene Kremationsöfen getauscht. Abgeschlossen sollte diese Umrüstung im Jahr 2019 werden.[4][5] Beim 2008 erfolgten Umbau wurde das Heizungssystem so umgestaltet, dass die Abwärme für die Raumheizung der Feuerhalle genutzt werden konnte.[6] 2011 wurde bekannt, dass zum Beheizen der benachbarten und damals noch in Bau befindlichen Unternehmenszentrale der Friedhöfe Wien GmbH zusätzlich zu einer konventionellen Gasheizung auch die Abwärme des Krematoriums genutzt werden solle. Auch von einem Anschluss der Feuerhalle an das Fernwärmenetz der Stadt Wien war in einigen Medien fälschlicherweise zu lesen.[7][8][9]
Als Anfang 2008 die Wiener Städtischen Friedhöfe aus der Magistratsabteilung 43 ausgegliedert und zur Friedhöfe Wien GmbH als Tochterunternehmen der Wiener Stadtwerke wurden, kam die Feuerhalle Simmering zu der ebenfalls neu gegründeten und zu den Stadtwerken gehörenden Krematorium Wien GmbH. Der Urnenhain wird von der Friedhöfe Wien GmbH verwaltet. Die Feuerhalle Simmering und der Urnenhain verfügen über eine Gesamtfläche von über 215.000 m². In den 46.279 Grabstellen sind über 240.000 Urnen beigesetzt.
Da Feuerbestattung in Wien immer beliebter wurde, soll die Feuerhalle erweitert werden.[10] Der von dem Sieger eines Architekturwettbewerbs gestaltete Zubau soll bis 2022 fertiggestellt sein.[11][veraltet]
Remove ads
Gestaltung
Zusammenfassung
Kontext



Das Areal der Feuerhalle und des Urnenhains entspricht etwa dem südlichen Schlossgarten (Oberer Baumgarten) des Schlosses Neugebäude und wurde im Eingangsbereich um einen schmalen Geländestreifen erweitert. Teile der Einfriedungsmauer mit ihren charakteristischen Schwalbenschwanzzinnen sowie die zehn Türme und das Gebäude des ehemaligen Wasserwerkes sind noch Bausubstanz aus Zeiten der Nutzung als Schlossgarten und wurden im Zuge der Errichtung des Krematoriums adaptiert. Die ehemalige Einfriedung des inneren Lustgartens sowie dessen Ecktürme waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden.
Eine zum Haupteingang der Feuerhalle führende Allee befindet sich an der Simmeringer Hauptstraße, schräg gegenüber dem Hauptportal des Zentralfriedhofs. Der historischen Einfriedungsmauer vorgelagert ist ein äußerer Eingangsbereich mit einem kleinen Pförtnergebäude. Über zwei an dem als Torbau fungierenden ehemaligen Wasserwerk vorbeiführende Eingänge gelangt man in den Arkadenhof, an dessen Ende sich das nach Entwürfen von Clemens Holzmeister errichtete Hauptgebäude mit dem Krematorium befindet. Das 1922 fertiggestellte Bauwerk weist einen expressionistischen Stil mit orientalischen Einflüssen auf. Von 1965 bis 1969 wurden – erneut unter Holzmeister – einige Erweiterungen und Umbauten vorgenommen, unter anderem kamen neue Zeremonienhallen dazu und die 1927 von Anton Kolig gestalteten Ölbilder (Leben und Chronos) wurden in den Kuppelraum verlegt. In den 1980er Jahren kam es zu Renovierungsarbeiten durch den Architekten Christof Riccabona.
In der Mitte des hofartigen Vorplatzes des Krematoriums befindet sich das monumentale Urnengrab von Jakob Reumann, der 1925 – nur wenige Jahre, nachdem er den Bau der Feuerhalle durchgesetzt und diese schließlich eröffnet hatte – hier eingeäschert und beigesetzt wurde. Die beiden vom Krematorium ausgehenden, den Hof begrenzenden Längsseiten wurden als Spitzbogengänge mit Kolumbariennischen gestaltet.
Der Großteil der Gräber ist im Urnenhain als Erdgräber angelegt, die in acht Abteilungen ringförmig gruppiert sind. Die ältesten Gräber befinden sich im so genannten Eichenhain. Urnennischen befinden sich in den Arkadengängen, an der Innenseite der Umfassungsmauer sowie in einem der zehn Türme.
Der aus 50 Stieleichen bestehende Eichenhain liegt in der Nähe der Arkadengänge und gilt als Naturdenkmal. Er wurde vermutlich bereits im Zuge der Errichtung von Schloss Neugebäude und seiner Gärten angelegt und 1649 in der Topographia Austriae beschrieben.[12]
Remove ads
Krematorium

Im Untergeschoß des Gebäudes, direkt unter der Eingangshalle, befinden sich die drei Krematoriumsöfen. Derzeit (Stand 2017) werden mit zwei elektrischen und einem durch Erdgas beheizten Ofen jährlich mehr als 6500 Kremationen durchgeführt.[13]
Die Anlage ist nach EN ISO 14001:2004 zertifiziert und wird regelmäßig vom TÜV Österreich geprüft. Eine moderne Filteranlage entfernt giftige Stoffe und Feinstaub aus den Verbrennungsabgasen.[14]
Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten
Zusammenfassung
Kontext
Ehrenhalber gewidmete Gräber









Der Friedhof der Feuerhalle Simmering weist 79 ehrenhalber gewidmete bzw. ehrenhalber in Obhut genommene Grabstellen auf.[15] Viele davon befinden sich in den Wandnischen in den Arkadengängen. Die Urne von Helene Thimig-Reinhardt wurde 2015 aus ihrer ehrenhalber gewidmeten Urnennische im Arkadenhof in ein ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Neustifter Friedhof umgebettet.
Gräber weiterer Persönlichkeiten












Die Urne Ernst Kirchwegers wurde 2005 auf den Hietzinger Friedhof umgebettet. Mehrere andere Gräber wurden aufgelassen (gekennzeichnet mit *). Weitere Persönlichkeiten, deren Urnen auf dem Friedhof der Feuerhalle Simmering bestattet sind:
Remove ads
Siehe auch
Literatur
- Irmgard Langer: Das Ringen um die Einführung der fakultativen Feuerbestattung im Wiener Gemeinderat, Diplomarbeit, Universität Wien 2008 (online).
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Falter Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85439-335-0.
- DEHIO Wien – X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Schroll, Wien 1996, ISBN 3-7031-0693-X.
Remove ads
Weblinks
Commons: Feuerhalle Simmering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Friedhöfe Wien GmbH – Feuerhalle Simmering
- Krematorium Wien GmbH
- Ärzte Woche Online – Besuch im Krematorium Simmering
- rodaun.info – Bericht über die Feuerhalle Simmering ( vom 5. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF-Datei; 44 kB)
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads