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Formicait

Mineral Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Formicait
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Formicait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca(CHOO)2[1] und damit chemisch gesehen ein Calciumformiat.

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Formicait kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt tafelige Kristalle bis etwa 30 µm Größe. Das Mineral ist durchscheinend und von weißer bis blassblauer Farbe.

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Etymologie und Geschichte

Zusammenfassung
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Der Name Formicait geht zurück auf das lateinische Wort formica für Ameise zurück. Der gleiche Wortstamm finden sich auch in seiner chemischen Bezeichnung Calciumformiat, der es als Salz der Ameisensäure (lat. acidum formicum) kennzeichnet.

Erstmals entdeckt wurde Formicait in der Bor-Lagerstätte „Solongo“ auf dem zum Baikal-Graben gehörenden Witimplateau in der russischen Republik Burjatien. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch N. W. Tschukanow, Swetlana Wjatscheslawowna Malinko, A. Je. Lissizyn, W. T. Dubintschuk, O. W. Kusmina und A. Je. Sadow (russisch Н. В. Чуканов, С. В. Малинко, А. Е. Лисицын, В. Т. Дубинчук, О. В. Кузьмина, А. Е. Задов). Das Mineralogenteam sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1998 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangsnummere der IMA: 1998-030), die den Formicait als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Erstbeschreibung wurde im Folgejahr im russischen Fachmagazin Записки Всероссийского Минералогического Общества (Transkription: Sapiski Wserossijskogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa). Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Formicait lautet „Fmc“.[2]

Das Typmaterial des Minerals wird im Mineralogisches Museum, benannt nach A. J. Fersman (FMM) in Moskau (Russland) unter der Inventarnummer 89505 aufbewahrt.[7][8]

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Klassifikation

Zusammenfassung
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Da der Formicait erst 1998 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der letztmalig 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Formicait noch nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer IX/A.02-005. Dies entspricht der Klasse der „Organische Verbindungen“ und dort der Abteilung „Salze organischer Säuren“, wo Formicait zusammen mit Abelsonit, Calclacit, Chanabayait, Dashkovait, Earlandit, Hoganit, Joanneumit, Julienit, Kafehydrocyanit, Mellit, Paceit und Pigotit die Gruppe der „Andere organische Salze, darunter Mellate, Citrate und Acetate“ mit der Systemnummer IX/A.02 bildet.[3]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Formicait ebenfalls in die Abteilung „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der salzbildenden Säure. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Acetate“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 10.AA.05 bildet.[9]

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Formicait die System- und Mineralnummer 50.02.06.01. Das entspricht ebenfalls der Klasse und gleichnamigen Abteilung „Organische Minerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Mellitate, Citrate, Cyanate und Acetate)“ in der Gruppe „Formicait-Reihe“, in der auch Dashkovait eingeordnet ist.

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Kristallstruktur

Formicait kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P41212 (Raumgruppen-Nr. 92)Vorlage:Raumgruppe/92 mit den Gitterparametern a = 6,770 Å und c = 9,463 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Gut ausgeprägte, tafelförmige Kristalle sind selten. Meistens kommt es als kleine kugelförmige Aggregate vor. Alle bisher gefundenen Proben waren mikroskopisch klein.

Eigenschaften

Formicait ist leicht wasserlöslich und daher nicht beständig. Die hygroskopischen Kristalle können an der Luft bei zu hoher Feuchtigkeit zerfließen.

Formicait zeigt bei Bestrahlung mit kurzwelligem UV-Licht eine blau-weiße Fluoreszenz.

Bei Formicait handelt es sich chemisch gesehen um das Calciumsalz der Ameisensäure. Auch wenn es sich bei Formicait um das Salz einer organischen Säure handelt, ist seine Entstehung nicht notwendigerweise an biologische Organismen gebunden. Die Bildung von Calciumformiat kann durch rein anorganische Verbindungen erfolgen (siehe Darstellung von Calciumformiat).

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Bildung und Fundorte

Formicait wurde bisher nur in borhaltigen Skarnen in Sibirien nachgewiesen. Hier kommt es überwiegend als dünne, grauweiße Adern vor, wo es vermutlich hydrothermal abgeschieden wurde. Als Begleitminerale treten unter anderem Calcit, Lizardit, Frolovit und die verschiedenen Hydroborite auf.

Neben seiner Typlokalität „Solongo“-Lagerstätte auf dem Witimplateau konnte das Mineral bisher (Stand: 2012) nur noch in der ebenfalls in Ostsibirien liegenden „Titovskoe“-Lagerstätte in der Tas-Khayakhtakh-Gebirgskette in der Republik Sacha (Jakutien) sowie in der „Novofrolovskoye“-Bor-Kupfer-Lagerstätte bei Krasnoturjinsk in der Oblast Swerdlowsk gefunden werden.[10]

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Verwendung

Auch wenn es viele Verwendungen für Calciumformiat gibt, so sind diese, aufgrund der extremen Seltenheit von Formicait für das Mineral nur hypothetisch.

Siehe auch

Literatur

  • Н. В. Чуканов, С. В. Малинко, А. Е. Лисицын, В. Т. Дубинчук, О. В. Кузьмина, А. Е. Задов: Формикаит Ca(HCO2)2Новый минерал. In: Записки Всероссийского Минералогического Общества (ЗВМО). Band 128, Nr. 2, 1999, S. 43–47 (russisch, rruff.info [PDF; 284 kB; abgerufen am 4. Oktober 2025] englische Übersetzung: N. V. Chukanov, S. V. Malinko, A. E. Lisitsyn, V. T. Dubinchuk, O. V. Kuz’mina, A. E. Zadov: Formicaite Ca(HCO2)2, a new mineral. In: Zapiski Vserossiskogo Mineralogicheskogo Obshchetstva.).
  • Takuya Echigo, Mitsuyoshi Kimata: Crystal chemistry and genesis of organic minerals: A review of oxalate and polycyclic aromatic hydrocarbon minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 48, 2010, S. 13291358 (englisch, rruff.info [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 4. Oktober 2025]).
  • John Leslie Jambor, Nikolai N. Pertsev, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 85, 2000, S. 1321–1325 (englisch, rruff.info [PDF; 82 kB; abgerufen am 4. Oktober 2025]).
  • Igor V. Pekov: New minerals from former Soviet Union countries, 1998-2006: new minerals approved by the IMA commission on new minerals and mineral names. In: Mineralogical Almanac. Band 11, 2007, S. 9–51 (englisch, rruff.info [PDF; 4,0 MB; abgerufen am 4. Oktober 2025]).
  • Oscar Enrique Piro, Enrique José Baran: Crystal chemistry of organic minerals – salts of organic acids: the synthetic approach. In: Crystallography Reviews. Band 24, 2018, S. 149–175, doi:10.1080/0889311X.2018.1445239 (englisch).
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Commons: Formicaite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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