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Franz Vlasdeck
deutscher Bildhauer, Kunstpädagoge und Bauunternehmer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Franz Vlasdeck (* 14. Oktober 1859; † 11. April 1933 Mainz[1]) war ein deutscher Bildhauer, Kunstpädagoge und Bauunternehmer.
Familie
Franz Vlasdeck war zwar der älteste Sohn des Schreiners Philipp Vlasdeck[Anm. 1] (1829–1904) und der Elisabeth Vlasdeck, geb. Metzler († 1895 in Mainz).[2] In München heiratete er am 30. Mai 1881 Elisabeth Haus. Ihr gemeinsamer Sohn Johannes Franz[3], später ebenfalls Bildhauer, wurde dort bereits am 8. November 1880 geboren († 16. Oktober 1931, Mainz).[1]
Künstler
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Franz Vlasdeck schrieb sich an der Akademie der Bildenden Künste in München ein. 1882/83 zog die Familie Vlasdeck nach Mainz.[4] Franz Vlasdeck betrieb hier ein Atelier, das er 1902 nach Mombach verlegte, und spezialisierte sich auf Baudekoration, in der Zeit des Historismus eine vielfältige, ergiebige und einträgliche Aufgabe. Stilistisch beherrsche er alles zwischen Neuromanik und Neorokoko. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag im Arbeiten mit Stein, Gips und verwandten Materialien. Er war aber auch als Holzschnitzer geschätzt. Ab 1893 war er auch Lehrer an der Kunstgewerbeschule Mainz.[1]
Sein künstlerischer Durchbruch war der Auftrag für die Ausgestaltung des Königlichen Theaters in Kassel einschließlich des kaiserlichen Salons, die allerhöchstes Wohlgefallen bei Kaiser Wilhelm II. hervorrief.[5] In der Folge erhielt er eine ganze Reihe von Aufträgen der öffentlichen Hand, darunter vor allem der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Staatseisenbahnen (K.P.u.G.H.St.E.). Die Vernetzung mit den dort für den Bau größerer Empfangsgebäude verantwortlichen Architekten, wie Friedrich Mettegang oder Fritz Klingholz, brachte ihm eine ganze Reihe Aufträge in Worms[6], Aachen[7], Wiesbaden[8] und Bad Kreuznach.[9] Mindestens bis zum Ersten Weltkrieg waren die Auftragsbücher von Franz Vlasdeck gut gefüllt und sein geschäftlicher Erfolg war enorm. Aber auch in den 1920er Jahren war Franz Vlasdeck weiterhin präsent, so etwa beim Innenausbau des Kurhauses in Bad Soden am Taunus 1926/27.[10]
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Bauunternehmer
Zusammenfassung
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Nach dem Krieg sank durch den tiefgreifenden Stilwandel in der Architektur der Bedarf an Baudekoration drastisch. Franz Vlasdeck verlagerte seine Geschäftsaktivitäten: Er wurde Bauunternehmer und betätigte sich im Immobiliengeschäft. So errichtete er für die Gemeinnützige Baugesellschaft in Mainz-Mombach eine Siedlung mit Arbeiterhäusern in der Straße Am Mahnes.[11]
Hinsichtlich des Immobiliengeschäfts kaufte er Wohnungen auf Kredit, reparierte und renovierte sie mit dem Personal der eigenen Firma und vermietete oder verkaufte sie anschließend. Dazu zählten schließlich auch eine ganze Reihe von Gebäuden, die nach dem 1. Juli 1918 vom Reichsfiskus für die französische Besatzung in Mainz gebaut worden waren. Nachdem die alliierte Rheinlandbesetzung zum 30. Juni 1930 beendet worden war, verkaufte der Reichsfiskus diese Gebäude an die Franz Vlasdeck OHG. Dazu gehörten auch in großem Umfang Wohnungen in Mainz-Gonsenheim, die Vlasdeck nur vermieten konnte, indem er einen Omnibusdienst in die Mainzer Innenstadt einrichtete, den die Mieter kostenlos nutzen durften, weil die Straßenbahnhaltestelle zu weit entfernt war. Die vom Reichsfiskus erworbenen Immobilien erwiesen sich als in hohem Maße renovierungsbedürftig, was die finanziellen Möglichkeiten von Franz Vlasdeck letztendlich überstieg. Eine Zwangsverwaltung wurde zum 15. Dezember 1932 eingerichtet und erstreckte sich über 158 Mietshäuser mit 602 Wohnungen sowie weitere separat vermietete Mansarden. 620 Mieter waren betroffen. Der Zwangsverwalter meinte dazu: „160 verstreut liegende Miethäuser mit 600 Wohnungen dürfte[n] wohl einzigartig in der deutschen Volkswirtschaft dastehen“.[12]
Arbeiten
Zusammenfassung
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Eine komplette Zusammenstellung seiner Arbeiten gibt es nicht. Bekannt ist Nachfolgendes[13]:
- Zu seinen frühesten Arbeiten in Mainz gehört mindestens eine Fassbodenschnitzerei für die Sektkellerei Kupferberg, das 1894 entstandene „Schützenfaß“.[14]
- Neue Stuckdecken im Mainzer Kurfürstlichen Schloss.[15]
- Pietà in Klein-Winternheim aus Kunststein von 1897 und
- die Pietà in der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Zornheim.
- Mariae Himmelfahrt in der Josephskirche in Wiegental / Wigodda in Westpreußen (heute: Wygoda Łączyńska) von 1914.[16]
- Zuschauerraum des Königlichen Theaters in Kassel einschließlich des kaiserlichen Salons.[17]
- Innenausbau des Hoftheaters Meiningen[18]
- Zuschauerraum des Neuen Hoftheaters in Stuttgart.[18]
- Stadttheater in Hagen.[18]
- In Bad Ems gestaltete er Foyer, Zuschauerraum, Umgänge und Nebenräume in Kurtheater und Kurhaus, den Innenausbau und die Fassaden des Kurmittelhauses. Schlüsselfertig erstellte er das „Das Römerbad“.[18]
- Neuromanische Skulpturen am 1904 eingeweihten, neuen Empfangsgebäude des Bahnhofs Worms[19]
- Neuromanische Skulpturen am 1905 eingeweihten, neuen Empfangsgebäude des Aachener Hauptbahnhofs[20]
- Stuckarbeiten im Polizeipräsidium in Aachen aus.[21]
- Vorwiegend neobarocke Skulpturen am 1906 eingeweihten, neuen Empfangsgebäude des Wiesbadener Hauptbahnhofs.[22]
- Vorwiegend neobarocke Skulpturen am 1908 eingeweihten, neuen Empfangsgebäude des Bahnhofs Bad Kreuznach.[23]
- Baudekoration der Hauptsynagoge Mainz 1911/1912[24]
- Baudekoration für das Kaufhaus Tietz, Mainz.[25]
- Im Villenviertel der Mannheimer Oststadt wurde er umfangreich mit Fassadengestaltungen und Innenausstattungen beauftragt – darunter auch die beeindruckenden Jugendstilverblendungen bei der Villa Engelhorn in der Werderstraße.[26]
- Neubarocke Ausstattung der Kirche St. Martin in Siersburg.
- Innenausbau des Kurhauses in Bad Soden am Taunus 1926/27.[27]
Die Vlasdeck in der Literatur zugeschriebene Mitwirkung an der Ausgestaltung des Empfangsgebäudes für den neuen Darmstädter Hauptbahnhofs[28], trifft wohl nicht zu.[29]
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Ehrungen
Nachfolgende Ehrungen wurden Franz Vlasdeck zuteil[30]:
- Von Kaiser Wilhelm II. erhielt er 1909 den königlich-preußischen Titel eines „königlichen Hofbildhauers“ und
- den Königlicher Kronen-Orden, Preußen
- Vom Herzog von Sachsen-Meiningen die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
- In Mainz-Mombach wurde die Franz-Vlasdeck-Anlage nach ihm benannt.[31]
Literatur
- Reinhard Dietrich und Ferdinand Werner: Der neuromanische Bahnhof von Worms. In: Der Wormsgau 40 (2025), S. 135–230.
- Franz Mann: Vom Bildhauer zum Bauunternehmer. Die Lebensgeschichte des Franz Vlasdeck. In: Mainz, Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft und Geschichte 2007, Heft 2, S. 92–96.
- Tobias Möllmer: Die Villa Engelhorn in Mannheim. Kunstwerk, Familienhaus, Baudenkmal. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2012. ISBN 978-3-88462-336-7
- Helm Wienkötter: 225 Jahre Bad Soden am Taunus. Denkschrift anläßlich der Errichtung des neuen Kurhauses 1927. Berlin 1927.
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Anmerkungen
- Franz Vlasdeck hatte mehrere Geschwister, darunter auch einen sehr viel jüngeren Bruder, der ebenfalls „Philipp Vlasdeck“ hieß (Dietrich / Werner, S. 149).
Einzelnachweise
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