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Gefallener
Klassifikation militärischer Verluste Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ein Gefallener ist ein im Kampf getöteter Kombattant,[1][2] im engeren Sinne jedoch nur bei Todeseintritt unmittelbar auf dem Schlachtfeld (genealogisches Zeichen: ⚔). Erliegt der Kombattant erst später den im Kampf erlittenen Wunden (nach Flucht, Gefangennahme oder Abtransport an einen anderen Ort, z. B. ein Lazarett), spricht man von einer tödlichen Verwundung (genealogisches Zeichen: †⚔).[3]

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Etymologie
Zusammenfassung
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Der Begriff stammt aus der Zeit, in der im Allgemeinen noch stehend gekämpft wurde (Schützen mussten ihren Vorderlader nach jedem Schuss aufrecht stehend nachladen). Tödlich getroffene Kämpfer fielen zu Boden. Das Verb fallen wird bereits im Mittelhochdeutschen in dieser Bedeutung verwendet, beispielsweise im Nibelungenlied:
„vil der guoten recken vor Wolfhartes hant
mit tôde muosen vallen von swerten in daz bluot.“
– Nibelungenlied, 38. (37.) Aventiure, Str. 2219 (Lachmann), 2282 (Bartsch/de Boor), 2341 (Zarncke)
In der Lutherbibel wird der Begriff „Gefallene“ sowohl für Kämpfer als auch für nichtkämpfende Zivilisten verwendet, also als Synonym für „im Krieg vom Feind Getötete“:
„Es gab an jenem Tag insgesamt zwölftausend Gefallene, Männer und Frauen, die Gesamtheit der Männer von Ai.“
– Buch Josua 8, 25
„und ist viel Volks gefallen.“
– 2. Buch Samuel 1, 4;[4]
Ein Beispiel für den respektvollen Gehalt des Begriffs „gefallen“ ist in Schillers Nänie von 1800 zu finden:
„Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.“
Ein ähnlicher älterer Begriff ist „bleiben“ (z. B.: „NN blieb in Flandern“). Die Deutsche Marine sprach von „auf See gebliebenen Kameraden“. Tote Soldaten wurden früher meist in der Nähe der Kampforte bestattet.
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Umgang und Sprachgebrauch
Zusammenfassung
Kontext
Als Nachweis dient bei Soldaten in der Regel die Aussage von Zeugen, bzw. seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Erkennungsmarke. Soldaten, über deren Verbleib keine Gewissheit besteht, werden als vermisst eingestuft.
In den amtlichen Deutschen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges wurde die Bezeichnung „tot“ für im Kampf getötete Soldaten im Herbst 1914 durch „gefallen“ ersetzt. Es gab in der englischen Sprache den Begriff fallen soldier. Heute üblich ist die Formulierung Killed In Action (KIA).[5]
Bei Todesfällen von Soldaten z. B. in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde bis zum Jahr 2008 nicht von Gefallenen gesprochen, auch wenn der Getötete durch feindliche Handlungen starb. Am 24. Oktober 2008 sprach der Verteidigungsminister Franz Jung anlässlich der Trauerfeier für zwei im Afghanistan-Krieg getötete Soldaten erstmals von Gefallenen.[6]
Der Duden führt die in der Kriegsberichterstattung traditionell benutzte Wendung, jemand sei „im Krieg gefallen“, seit 2017 als Beispiel für einen Euphemismus auf, der den Umstand beschönigen soll, dass der oder die Betreffende „als Soldat ums Leben gekommen“ ist.[7] Schon lange wird kritisiert, dass das Sterben und die Brutalität des Krieges mit solchen Begriffen verklärt, heroisiert oder unsichtbar gemacht wird.[8] Aktuell greifen Medien häufig auf die Formulierung zurück, Soldaten seien „im Krieg gestorben“ oder „ums Leben gekommen“, ohne die Umstände näher zu kennzeichnen, aber auch ohne den Ausdruck ‚Gefallene‘ (vor allem als Substantiv) immer konsequent zu vermeiden.[9][10][11]
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Gräber

Für Gefallene in Deutschland wird auf Grabsteinen, etwa auf Kriegsgräberstätten, vor dem Todesdatum an Stelle des Dagger-Zeichens „†“ ein Eisernes Kreuz gesetzt, auf Familiengräbern auch zur Erinnerung, wenn der Gefallene nicht im Grab ruht. Auch die Abkürzung „gef.“ kommt vor. Das Eiserne Kreuz erscheint auch auf Gräbern anderer Kriegsopfer (an Verwundungen Gestorbene, Vermisste, Kriegsgefangene, Luftangriffstote).

Literatur
- Loretana de Libero: Tod im Einsatz. Deutsche Soldaten in Afghanistan. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam 2015, ISBN 978-3-941571-29-7.
- Manfred Hettling, Jörg Echternkamp: Gefallenengedenken im globalen Vergleich. Nationale Tradition, politische Legitimation und Individualisierung der Erinnerung. Oldenbourg Verlag, München 2013, ISBN 978-3-486-71627-6.
- Boris Z. Urlanis: Bilanz der Kriege. Die Menschenverluste Europas vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965.
- Micheal J. Clodfelter: Warfare and Armed Conflicts. A Statistical Reference to Casualty and Other Figures, 1500–2000. 2nd Ed. McFarland, Jefferson, N.C./London 2002, ISBN 0-7864-1204-6.
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Weblinks
Wiktionary: Gefallener – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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