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Graham Linehan
irischer Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Graham George Linehan[1] [] (* 22. Mai 1968 in Dublin) ist ein irischer Drehbuchautor und Regisseur. Zusammen mit Arthur Mathews schrieb er Father Ted (1995–1998), eine der in Großbritannien beliebtesten Sitcoms[2]. Auch an den Comedyserien The IT Crowd und Black Books war er beteiligt. Zudem ist Linehan ein Anti-Transgender-Aktivist und wurde in diesem Zusammenhang zwei Mal festgenommen, wegen Aufwiegelung zu Hass und Gewalt sowie wegen Belästigung.

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Leben
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Graham Linehan wurde 1968 in Dublin geboren und besuchte die dortige Catholic University School, eine römisch-katholische Jungenschule.[3] In den 1980er-Jahren wurde Linehan Teil des Politik- und Musikmagazins Hot Press. Dort lernte er seinen Co-Autor Arthur Mathews kennen.[4] Zusammen mit Mathews schrieb er Sketche und Drehbücher für Sendungen wie Alas Smith and Jones, Harry Enfield & Chums, The All New Alexei Sayle Show und The Day Today. Für die The Fast Show erschufen sie die Figuren Ted und Ralph.
Das Duo setzte die Zusammenarbeit mit den Serien Paris (1994),[5] Father Ted (1995–1998)[6] und der ersten Staffel der Sketch-Show Big Brain[7] fort. Im Jahr 2003 wurden Linehan und Mathews von der Sonntagszeitung The Observer zu den 50 lustigsten Personen in Großbritannien gezählt.[8] Ihre Serie Father Ted gewann 1996 und 1999 den BAFTA-Award in der Kategorie Comedy.[9][10]
Linehan schrieb zudem die Drehbücher für die Satire-Serien Brass Eye (1997), Blue Jam (1997–1999) und Jam (2000).[11] Zusammen mit dem Schauspieler Dylan Moran kreierte er die Sitcom Black Books (2000–2004).[12] Für den öffentlich-rechtlichen Sender Channel 4 erschuf Linehan die Sitcom The IT Crowd.[13] Er schrieb an der BBC-Serie Motherland mit und führte bei der Pilotfolge Regie.[14] Insgesamt gewann Linehan fünf BAFTA-Awards, zuletzt 2014 als bester Autor für die Serie The IT Crowd. Für Count Arthur Strong war er entsprechend nominiert.[15]
Linehan war von 2004 bis 2020 mit der Autorin Helen Serafinowicz verheiratet.[16][17] Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor.[18] Linehan ist Atheist und unterstützte 2008 und 2009 die atheistische Kampagne The Atheist Bus Campaign.[19] Im August 2009, als Großbritanniens staatliche Gesundheitsversorgung National Health Service (NHS) von den US-amerikanischen Republikanern im Zuge der Diskussion über die Gesundheitsreform Barack Obamas (Affordable Health Care Act) in den USA angegriffen wurde, startete Linehan auf Twitter eine Kampagne zur Wertschätzung des NHS.[20][21] 2018 wurde er zur Behandlung von Hodenkrebs operiert.[22]
2023 sprach Linehan öffentlich über seinen mentalen Gesundheitszustand und führte aus, er nehme seit fünf bis sechs Jahren angstlindernde Medikamente und dass er 2020 während der Coronapandemie über Suizid nachgedacht habe.[23][24] Im Jahr 2024 erklärte Linehan das Vereinigte Königreich wegen Anfeindungen und sozialer Isolierung aufgrund seiner Ansichten zu Transsexualität verlassen und nach Arizona in die USA ziehen zu wollen, was er im darauf folgenden Jahr auch tat.[25][26]
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Transfeindlicher Aktivismus
Zusammenfassung
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Auslöser der Äußerungen
Im Jahr 2008 sorgte die von Linehan geschriebene Folge „The Speech“ der Sitcom The IT Crowd für Kritik. In der Episode datet der Protagonist Douglas eine Transfrau und beendet die Beziehung zu ihr unmittelbar, nachdem diese ihm ihre Transsexualität offenbart hat. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender Channel 4 entfernte die entsprechende Episode 2020 aus seiner Mediathek, weil sie als transfeindlich kritisiert wurde. Linehan bezeichnete die Entscheidung als einen Angriff auf sein Recht auf Redefreiheit. Channel 4 habe die Folge letztlich aus religiösen Gründen entfernt, weil die Aussage „Transfrauen sind Frauen“ ein religiöses Dogma darstelle, das er nicht teile. Das Handeln des Senders sei eine Beleidigung von Frauen. Der Schauspieler Matt Berry, der in der Folge Douglas spielte, distanzierte sich von Linehans Ansichten.[27][28]
Positionen
Nach der Kontroverse folgte eine Vielzahl ähnlicher Stellungnahmen durch Linehan. So bezeichnete er eine Gruppe Frauen, die in London 2018 eine Pride Parade blockiert und ein Transparent mit der Aufschrift „transactivism erases lesbians“ gezeigt hatte, als „Helden“.[29]
Im Jahr 2019 äußerte Linehan, dass jeder, der an Geschlechtsinkongruenz leide, Hilfe und Unterstützung verdiene. Wenn Transpersonen endlich Akzeptanz fänden, sei dies wunderbar. Gleichzeitig lehne er bestimmte Aspekte des aktuellen Aktivismus ab. Er sei skeptisch gegenüber der „frühzeitigen Bestätigung“ von Transgender-Personen, der Selbstidentifikation als Transgender und den „Aktionen einiger Aktivisten, die diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen, davon abhalten, diese auch zu bekommen“.[30] Diese sollte allerdings nicht in unkritischer Bestätigung der Transidentität bestehen und sie zu Pubertätsblockern führen. Linehan äußerte sich darüber hinaus ablehnend zum Zugang von Transfrauen zu Frauengefängnissen und weiblichen Umkleideräumen. Den Vorwurf der Transphobie weist er zurück und gibt an transsexuelle Freunde zu haben.[30][31]
In einem Interview mit dem BBC-Format Newsnight verglich Linehan die Gabe von Pubertätsblockern wie Leuprorelin an Kinder mit Menschenexperimenten und Eugenik während des Nationalsozialismus.[32] Der Beauftragte für Post-Holocaust-Fragen der britischen Regierung, Eric Pickles, warf Linehan wegen der Aussagen eine Verharmlosung des Holocausts vor.[33]
Im Juni 2020 verteidigte Linehan die Autorin J. K. Rowling, der wegen ihrer Äußerungen ebenfalls Transfeindlichkeit vorgeworfen wurde. Er verlinkte hierzu einen Blog, der Beschimpfungen gegen Rowling sammelt und warf ihren Kritikern vor, entsprechende Belästigungen zu ignorieren, die Kritiker der „Gender-Ideologie“ zu befürchten hätten.[34]
Ab den Jahr 2021 äußerte Linehan in Interviews immer wieder, dass seine Äußerungen zu Transsexualität ihn sein Leben gekostet hätten. Diese hätten ihn Aufträge gekostet, ihn finanziell ruiniert und seine Ehe zerstört. Als Beispiel verwies er auf das Father Ted-Musical, von dem er finanziell abhängig gewesen sei und welches das Produktionsunternehmen wegen seiner Beteiligung eingestellt habe.[31][35][36]
Im Juli 2023 bezeichnete Linehan den schottischen Schauspieler David Tennant in Reaktion auf dessen T-Shirt mit der Aufschrift „Leave Trans Kids Alone You Absolute Freaks“ („Lasst Trans-Kinder in Ruhe, ihr kompletten Freaks“) als „abusive groomer“.[37]
Verhältnis zu J. K. Rowling
Im Juni 2020 verteidigte Linehan die Autorin J. K. Rowling, der wegen ihrer Äußerungen ebenfalls Transfeindlichkeit vorgeworfen wurde. Er verlinkte hierzu einen Blog, der Beschimpfungen gegen Rowling sammelt und warf ihren Gegnern vor, entsprechende Belästigungen zu ignorieren, die Kritiker der „Gender-Ideologie“ zu befürchten hätten.[34] Allerdings äußerte Linehan im Jahr 2025 Unverständnis darüber, dass Rowling sich nie zu ihm geäußert und ihn verteidigt habe.[38][39] Einige Zeit später ergriff Rowling öffentlich Partei für Linehan und kritisierte dessen Festnahme am Flughafen Heathrow wegen Äußerungen auf X als Ausweis von „Totalitarismus“ und bezeichnete sie als „erbärmlich“.[40][41][42]
Strafverfahren
Vorwurf von Straftaten gegen Sophia Brooks
Weil er die Transaktivistin Sophia Brooks zwischen dem 11. Oktober und 27. Oktober 2024 durch Beiträge in Sozialen Medien belästigt und am Rande der Veranstaltung Battle of Ideas in London am 19. Oktober ihr Handy beschädigt haben soll, wurde Linehan im April 2025 zunächst festgenommen und später vor dem Westminster Magistrates’ Court wegen Belästigung („Harassment“) und Sachbeschädigung angeklagt. Der an Brooks Handy entstandene Schaden wurde auf 369 Pfund beziffert. Bei einer Anhörung am 12. Mai 2025 wies Linehan die Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig.[25][43][44]
Beim ersten Verhandlungstag am 4. September 2025 gab Sophia Brooks zu, in einem Beitrag in den Sozialen Medien den Angriff auf einen Gegendemonstranten mit Suppe befürwortet und geschrieben zu haben, dass sie wünsche es wäre Säure statt Suppe gewesen. Linehan hatte Brooks deshalb als „zutiefst gestörten Soziopathen“ und in einem anderen Zusammenhang als „inländischen Terroristen“ bezeichnet. Letztere Bezeichnung basiert auf dem Vorwurf, dass Brooks 2024 die Sprengung einer Versammlung LGB Alliance unterstützt habe – wofür die Staatsanwaltschaft keine Anhaltspunkte sieht. Diese warf Linehan im Übrigen vor, dass er Brooks „Mistkerl“ („scumbag“), „Sadist“ und „homophob“ genannt habe. Er soll sie zudem des „Groomings“ bezichtigt haben.
Bezüglich der vorgeworfenen Sachbeschädigung an Brooks Handy gab Linehan an, dass diese ihn provokativ aus nächster Nähe vor seinem Gesicht gefilmt und wegen seiner Scheidung verspottet habe. Er habe deshalb unter Adrenalin gestanden und sei wütend gewesen. Linehan gab gleichzeitig zu, dass er Brooks das Handy „reflexhaft“ entrissen und dieses weggeworfen habe, was er bereits im nächsten Moment bereut habe. Es sei nicht sein Ziel gewesen das Gerät zu beschädigen.[26][45][46][44]
Kate Harris von der LGB Alliance sagte in ihrer Zeugenaussage vor Gericht, dass sie das Verhalten von Brooks vor Ort als provokativ und einschüchternd empfunden habe. Brooks habe Anwesende abfotografiert und ihr Handy somit als „Waffe“ verwendet. Die Verteidigung von Linehan erklärte, dass Brooks bei der Konferenz nur anwesend gewesen sei, um die Teilnehmer zu ärgern, zu provozieren und zu belästigen. Staatsanwältin Julia Faure Walker hielt dem entgegen, dass Brooks verhalten eventuell störend oder unangemessen gewesen sei, dies jedoch keine Straftat darstelle und Linehan insoweit auch nicht zur Verhinderung einer Straftat gehandelt habe. Sie hielt Linehan zudem eine „äußerst verstörende und beleidigende Wortwahl gegenüber einer jungen Transaktivistin“ vor.[47]
Am 25. November 2025 verurteilte die zuständige Richterin am Westminster Magistrates' Court Linehan wegen Sachbeschädigung des Handys von Brooks zu einer Geldstrafe von 500 Pfund sowie Schadensersatz in Höhe von 850 Pfund. Die Beschädigung des Handys sei aus Wut geschehen und nicht um eine Straftat zu verhindern. Vom Vorwurf der Belästigung sprach sie Linehan frei. Brooks Aussage vor Gericht sei nicht vollständig wahrheitsgemäß und diese nicht derart verängstigt gewesen wie sie angegeben habe. Linehan hingegen sei ein insgesamt glaubwürdiger Zeuge gewesen. Linehan kündigte an gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen zu wollen.[48][49]
Vorwurf der Hassrede wegen Beiträgen auf „X“
Am 2. September 2025 wurde Linehan am Flughafen Heathrow wegen Aufwiegelung zu Hass und Gewalt festgenommen. Grundlage sind drei Tweets aus dem April 2025, die Linehan verfasst haben soll. Demnach schrieb Linehan am 20. April 2025: „Befindet sich ein transsexueller Mann in einem Frauenbereich, begeht er eine gewalttätige, missbräuchliche Handlung. Machen Sie eine Szene, rufen Sie die Polizei und - wenn alles andere fehlschlägt - geben Sie ihm einen Schlag in die Eier.“ In einem anderen Tweet schrieb er in Bezug auf das Foto einer Transsexuellen-Demonstration: „Ein Foto, das man riechen kann“. Zu den Auflagen für seine Freilassung gehört nach Linehans Angaben, dass er keine Beiträge auf X verfassen darf.[50][51][52]
Am 20. Oktober 2025 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft wegen der Äußerungen keine Anklage gegen Linehan erheben wird. Die für den Bezirk Greater London zuständige Polizeibehörde Metropolitan Police Service erklärte zudem, Bedenken bezüglich der Festnahme von Linehan nachvollziehen zu können und gab eine Überarbeitung ihrer Richtlinien zur Verfolgung von Hassrede bekannt, um zu verhindern, dass Polizisten in einen Kulturkampf gezogen werden. Linehan selbst kündigte gegen die Festnahme rechtliche Schritte an.[53][54]
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Werk
Serienautor
- The Day Today (2 Folgen sowie zusätzliches Material, 1994)
- Paris (6 Folgen, 1994)
- The Fast Show (9 Folgen, 1994–1996)
- Father Ted (25 Folgen, 1995–1998) (auch Co-Autor und Co-Produzent)
- Brass Eye (6 Folgen sowie zusätzliches Material, 1997)
- Big Train (12 Folgen 1998) (auch Co-Autor)
- Black Books (6 Folgen, 2000) (auch Co-Autor und Direktor)
- The IT Crowd (25 Folgen, 2006–2013) (auch Regisseur und Urheber)
- Count Arthur Strong (20 Folgen, 2013–2017) (auch Regisseur und Urheber)
- The Walshes (3 Folgen, 2013) (auch Regisseur)
Serien-Regisseur
- Black Books (6 Folgen, 2000) (auch Co-Autor)
- Little Britain (eine Folge, 2003)
- The IT Crowd (25 Folgen, 2006–2013) (auch Urheber und Drehbuchautor)
- The Walshes (3 Folgen, 2013) (auch Drehbuchautor)
- Count Arthur Strong (20 Folgen, 2013–2017) (auch Urheber)
- Motherland (2016)
- Shrink (3 Episoden, 2017)
Film-Regisseur
- Hello Friend (Kurzfilm, auch Co-Autor 2003)
Filmautor
- Never Mind the Horrocks (Fernsehfilm, 1996)
- The Matchmaker (1997)
Buchautor
- Tough Crowd: How I Made and Lost a Career in Comedy (2023, Memoiren)
Weblinks
Commons: Graham Linehan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Graham Linehan bei IMDb
- „The I.T. Crowd“, Offizielle Channel 4 Seite
Einzelnachweise
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