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Hans Moritz von Brühl (Astronom)
deutscher Diplomat und Wissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Johann „Hans Moritz“ Graf von Brühl (* 20. Dezember 1736 in Wiederau; † 22. Januar 1809 in London) war ein deutscher (kursächsischer) Diplomat, Wissenschaftler und Schachspieler in London, wo er als John Maurice, Count of Bruhl bekannt wurde.

Kupferstich von Conrad Westermayr, 1799
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Leben
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Er stammt aus dem sächsisch-thüringischen Adelsgeschlecht Brühl und war der Sohn von Friedrich Wilhelm Graf von Brühl auf Martinskirchen, Wartenburg und Bedra, dem älteren Bruder des Premierministers Heinrich von Brühl.[1] Er und sein Vetter Hans Moritz von Brühl tragen den Namen Hans Moritz.[2]
Er studierte 1750 bis 1754 in Leipzig, wo er in den Schriftstellern Christian Gellert einen väterlichen Freund fand[3] und mit Johann Friedrich von Cronegk befreundet war.[4]
Im Jahre 1755 übernahm er im Alter von 19 Jahren in Paris diplomatische Aufgaben,
„… und unterstützte daselbst hauptsächlich seine Landsleute, die während des damahligen Krieges {Siebenjähriger Krieg} ihre Zuflucht zu ihm nahmen. Im Jahre 1759 ward er nach Warschau {bis 1763 war der Kurfürst von Sachsen auch König von Polen} berufen, wo er zum Kammerherrn und Landes-Hauptmann in Thüringen ernannt ward. … Im J. 1778 ernannte der Churfürst ihn zu seinem wirklichen geh. Rathe …“[5]
Im Herbst 1764 wurde er Gesandter in London.[6] 1767 heiratete er Alicia Maria Carpenter, Countess of Egremont, später Countess Brühl (1729–1794)[7] und 1796 Maria Chowne.[8][9] Aus der ersten Ehe entstanden zwei Kinder. Der einzige Sohn Georg Graf von Brühl (1768–1855), ebenfalls ein bekannter Schachspieler, blieb unverheiratet.[10] Ihre Tochter Henriette Gräfin von Brühl (1772–1853) heiratete Sir Hugh Scott.[11]
H. M. von Brühl war ein beliebter, in der Presse oft erwähnter Förderer von Kunst und Wissenschaft[12] – auch gesellschaftlich ein Freund der Aufklärung.[13]
Zur Gründung der Leipziger Ökonomischen Societät am 26. Mai 1764 wurde er eines der drei Ehrenmitglieder[14] – seine Berichte und Meinungen zur „Neuen Wissenschaft“, der „Staats-Wirthschaft“ (Volkswirtschaftslehre) waren gefragt.[15][16]
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Wissenschaftler
Im Jahre 1765 wurde Brühl Mitglied der Royal Society.[17] Ab 1785 war er Ehrenmitglied der Göttinger Akademie[18] und ab 1793 auch der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.[19] Die Académie impériale et royale de Bruxelles nahm ihn 1785 als Mitglied auf.[20] Gewürdigt wurden später vor allem seine Beiträge zur Entwicklung der Chronometrie für die genaue Bestimmung des Längengrads, seine astronomischen Kenntnisse und die internationale Vermittlung von Wissen und Personen.[21]
Besonders nachhaltig war:
- die Förderung von Franz Xaver von Zach, den er in England als Erzieher und Mitarbeiter anstellte und mit ihm die Thomas-Harriot-Manuskripte fand;[22]
- Sie kamen 1785 nach „Deutschland“[23] und Brühl empfahl seinem Schachfreund Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg den jungen Gelehrten für die Sternwarte Gotha[24]
- die Vermittlung von Chronometern für den Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden, die einen bedeutenden Ausgangspunkt für die heute berühmte Glashütter Uhrenproduktion setzte[25]
- die fruchtbare Korrespondenz mit „dem bekannten ländlichen Astronom“ Johann George Palitzsch.[26]
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Schachspieler
„Count de Bruhl“[27] war neben Philidor, Verdoni und George Atwood einer der berühmtesten Schachspieler seiner Zeit, von dem mehrere Partien überliefert sind.[28]
Veröffentlichungen
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- Comparaison de l’impôt de France avec celui d' Angleterre. London 1766[29]
- Recherches sur divers Objets de l’Économie Politique. Dresden 1781; deutsch: Untersuchungen über verschiedene Gegenstände der Staatswirthschaft. Beckmann, Gera 1783. (Digitalisat)
- Three Registers of a Pocket Chronometer. London 1785; deutsch: Drei Tagebücher über ein Taschen-Chronometer ... in: Für Aeltere Litteratur und Neuere Lectüre. Leipzig 1785, 3. Jg., 5. Heft, S. 82–108
- Latitudes and Longitudes of several Places ascertained. London 1786
- Nouveau Journal du Chronomètre. London 1790
- Vorwort in Bergasse: Betrachtungen über den thierischen Magnetismus. Dresden 1790
- Anhang A short Explanation of the most proper Methods of calculating a mean Daily Rate. zu T. Mudge junior: Reply to Dr. Maskelyne. 1792
- A Register of Mr. Mudge’s Timekeepers. London 1794
- On the Investigation of Astronomical Circles. London 1794; übersetzt mit Zusätzen von Franz Xaver von Zach in: Carl Friedrich Hindenburg: Archiv der reinen und angewandten Mathematik. 3. Heft, Leipzig 1795, S. 257–308
Beiträge von ihm in:
- Johann Elert Bode: Berliner Astronomisches Jahrbuch.
- Karl Christian Canzler, August Gottlieb Meißner (Hrsg.): Für Aeltere Litteratur und Neuere Lectüre. Leipzig 1783–1785.
Übersetzungen:
- Ecole de l' officier. Paris 1770, Übersetzung von Gottlob Friedrich von Brück: Vortheile eine Situation zum militärischen Gebrauch aufzunehmen und zu zeichnen, wie auch die nützlichsten Feldschanzen zu tractiren und zu bauen. Dresden 1767[30]
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Bildnisse
- Gemälde im Petworth House des britischen National Trust
- Porträtgemälde im Speisesaal von Schloss Gaußig in Sachsen
- Kupferstich von Conrad Westermayr mit Beschreibung. In: Franz Xaver von Zach (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden. Band 4. Weimar 1799, als Frontispiz vor S. 81
Literatur
- Herbert Dittrich: Erfinder und Visionäre: die Pioniere der Präzisionsuhren-Herstellung in Dresden und Glashütte. Dresden 2009, S. 107–119
- S. R. Ranganathan: Centenaries. In: Current Science, Dezember 1936, S. 329 (Indien, englisch).
- John Gorton: A general biographical dictionary. Band 1. London 1833, Bruhl (John Maurice, Count de)
- Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyklopadie der Wissenschaften und Kunste. 13. Teil, Leipzig 1824, S. 204 rechte Spalte
- Franz Xaver von Zach (Hrsg.): Allgemeine geographische Ephemeriden. Band 4, 2. Stück. Weimar, August 1799, S. 184–186
- The Chess Monthly: An American Chess Serial, Band 5, Januar 1861, Biographie Hans Moritz von Brühl, S.1 f.
- A. M. C.: Brühl, John Maurice. In: Leslie Stephen (Hrsg.): Dictionary of National Biography. Band 7: Brown – Burthogge. MacMillan & Co., Smith, Elder & Co., New York City / London 1886, S. 141 (englisch, Volltext [Wikisource]).
- Artikel. In: Nature, 19. Dezember 1936, 138, S. 1045.
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Weblinks
- Eintrag. lordbyron.cath.lib.vt.edu
- Geschichte der Sternwarte Leipzig mit Spenden von H. M. von Brühl
- „BRÜHL-H.M-GRAF-V“ im Projekt: ... Literaturzeitschriften des 18. und 19. Jh. ... der Uni Bielefeld
Fußnoten und Einzelnachweise
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