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österreichischer Historiker und Politiker (NSDAP), MdR Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinrich Ritter von Srbik (ab 1919 eigentlich Heinrich Srbik[1]; * 10. November 1878 in Wien; † 16. Februar 1951 in Ehrwald, Tirol) war ein österreichischer Historiker.
Heinrich Ritter von Srbik wurde als Sohn eines Juristen geboren und war mütterlicherseits Enkel von Heinrich Wilhelm Grauert.[2] Er besuchte das Theresianum Wien, an dem ihn sein Lehrer Eugen Guglia für Geschichtswissenschaft begeisterte.[2] Er studierte seit 1897 Geschichte an der Universität Wien und belegte zwischen 1898 und 1901 Kurse am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, gemeinsam mit seinen Freunden und späteren Kollegen Wilhelm Bauer und Hans Hirsch.[2] Während seines Studiums wurde er 1898/99 Mitglied des Vereins Deutscher Hochschüler, der späteren Wiener akademischen Burschenschaft Gothia.[3][4] Im Sommersemester 1900 fungierte er als Sprecher dieser Verbindung. 1901 wurde er bei Oswald Redlich[2] zum Dr. phil. promoviert.[5]
1902 wurde er ständiger Mitarbeiter der Kommission für neuere Geschichte Österreichs, für welche er österreichisch-niederländische Staatsverträge edierte.[2] Von 1904 bis 1912 arbeitete er als Assistent und später unter Emil von Ottenthal als Bibliothekar am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. 1907 habilitierte er sich in Wien für das Fach Österreichische Geschichte und kurz darauf für Allgemeine Geschichte.[2] 1911 wurde er Beisitzer im Vorstand der Burschenschaftlichen Historischen Kommission.[2]
Die Universität Graz ernannte ihn 1912 zum außerordentlichen Professor für Allgemeine Geschichte, 1917 zum ordentlichen Professor für neuere Geschichte und Wirtschaftsgeschichte. In den Sommerferien leistete er als Reserveoffizier und Hauptmann der Landwehr im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1918 Dienst an der italienischen Front.[6] 1922 wechselte er auf den Wiener Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit. Zu seinen Studenten gehörten der Schriftsteller Heimito von Doderer, der spätere Bundeskanzler Josef Klaus sowie der Historiker Taras Borodajkewycz. Hellmuth Rössler habilitierte sich bei ihm.
Srbiks Arbeit über Klemens Wenzel Lothar von Metternich gilt noch immer als ein Standardwerk. Er prägte den Begriff „Metternichsches System“. Srbik sah Metternich als einen Konservativen aus vorrevolutionärer Zeit, der auf die Verteidigung des monarchisch-ständischen gegenüber dem revolutionär-egalitären Prinzip abzielte. Auch wenn er die „reine Monarchie“ propagierte und das konstitutionelle System ablehnte, war er nach Srbik doch auch Feind einer monarchischen Willkürherrschaft. Diese war für Metternich vielmehr an das Recht gebunden.[7] Vom 16. Oktober 1929 bis zum 30. September 1930 bekleidete der parteilose Srbik das Amt des österreichischen Unterrichtsministers im Kabinett von Johann Schober.
Er war Mitglied der antisemitischen Professorengruppe „Bärenhöhle“, deren geheimes Wirken es jüdischen und linken Wissenschaftlern schwer machte, an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, die damals sämtliche Geistes- und Naturwissenschaften umfasste, habilitiert oder berufen zu werden.[8]
Srbik stand für eine „gesamtdeutsche Geschichtsauffassung“. Zum deutschen Reichsgedanken existiert ein Schriftverkehr zwischen ihm und Arthur Seyß-Inquart. In einer Rede vom 27. April 1938 begrüßte er den „Anschluss Österreichs“ als die „Verwirklichung des tausendjährigen Traums der Deutschen“. Im von ihm mit herausgegebenen Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien des Jahrgangs 1939 feierte er die Vorjahresrede Adolf Hitlers im Wiener Rathaus anlässlich der Bekanntgabe der Ergebnisse der „Volksabstimmung“ zur Annexion Österreichs als „geschichtlichen, für immer denkwürdigen 9. April des Epochenjahres 1938“ und widmete die künftige Vereinstätigkeit dem „großdeutschen Reich“ und seinen politischen Zielen.[9]
Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich von 1938 bis 1945 trat Srbik am 1. Mai 1938 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 6.104.788).[10] Die Partei ehrte ihn durch die Zuteilung einer nicht hohen Mitgliedsnummer[11] als „Altparteigenossen“ und die Aufnahme in die Fraktion der NSDAP im Großdeutschen Reichstag.[12] Dem klassischen Bild eines kämpferischen Nationalsozialisten entsprach er jedoch nicht. Das Gauschulungsamt Wien notierte: „Keine aktive Mitarbeit in der Ortsgruppe“ und: „Er lehnt eine Bewertung rassischer Triebkräfte in der Geschichte ab.“[13] Im Zuge der Gleichschaltung der Studentenverbindungen 1938 wurde auch Srbiks Burschenschaft Gothia in eine Kameradschaft des NSDStB überführt. Er erklärte einige Zeit später seinen Austritt. Das Amt Rosenberg schätzte ihn am 11. September 1942 folgendermaßen ein: „Als Forscher und Charakter nicht zu beanstanden. Seine Geschichtsauffassung beruht jedoch zu sehr auf dem universellen Reichsgedanken“.[14]
Während der Jahre 1938 bis 1945 war Srbik Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.[15] Er versuchte der Akademie ihren wissenschaftlichen Freiraum zu erhalten und scheute keine Konflikte mit NS-Autoritäten. Als z. B. die NSDAP-Reichspressestelle die Bezeichnung „Archiv für österreichische Geschichte“ beanstandete, verteidigte Srbik diesen Namen erfolgreich. 1936 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[16] Von 1937 bis 1946 war er Mitglied des Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Er war von 1942 bis 1945 auch Präsident der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Im Jahr 1945 geriet Srbik nach dem Zweiten Weltkrieg wegen seiner Tätigkeit in der NS-Zeit an seinem Wohnort Ehrwald kurzzeitig in französische Haft[17] und verlor seinen Lehrstuhl. Im Jahr 1951 war Srbik als Kandidat des Verbandes der Unabhängigen für die Wahl zum Bundespräsidenten Österreichs im Gespräch. Srbik starb jedoch noch vor einer eventuellen Nominierung.[18]
Verheiratet war Srbik mit einer Tochter von Anton Nissl. Der Offizier und Glaziologe Robert von Srbik war sein Zwillingsbruder.
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